Was tut man bei Gewalt in der Ehe?

Also bei manchen spricht ja noch die pure Naivität heraus. Ja, es scheint so einfach, seine Sachen zu packen und zu gehen - oberflächlich betrachtet. Dann schauen wir uns aber auch mal die Realität an, wieviele Frauen können denn wirklich auf Unterstützung durch den Freundeskreis zählen, viele schauen doch weg und wollen mit Problemen nichts am Hut haben, da sie auch nicht wissen, zu welcher Partei sie denn halten sollen, jeder erzählt seine Sicht der Dinge und da kann ein normaler Mensch oftmals nur schwer durchschauen, was wirklich Sache ist. Und wenn man mal schaut, wieviele Frauen dann hinterher dastehen und alle Freunde haben sich abgewandt, alle halten zu dem schlagendem Ehemann, der sich und seine Geschichte eventuell viel besser verkaufen kann, als seine psychisch angeschlagene Ehefrau. Ja, die Geschichten, die unter deutschen Dächern spielen, sind manchmal schon schlimmer, als alles was im Fernsehen kommt und kaum einer kann es sich vorstellen, aber jeder kann kluge Worte schwingen und dann doch kläglich versagen, wenn es in seinem Umfeld passiert!

"Und wenn man mal schaut, wieviele Frauen dann hinterher dastehen und alle Freunde haben sich abgewandt, alle halten zu dem schlagendem Ehemann"

Was ist das denn fuer ein kaputtes soziales Umfeld?

Viele Frauen "adoptieren" den Freundeskreis ihres Mannes, oder kümmern sich zB hauptsächlich um die Kinder. Da fehlen dann Ansprechpersonen. Und selbst wenn diese da sind, sollte man die Scham der betroffenen Frauen nicht unterschätzen.
Da hier bereits ein betroffene gepostet hat, kann man dem auch einiges entnehmen.

@Thalassa

Thalassa schrieb:Wer einmal schlägt, schlägt wieder und immer wieder

Ausnahmen bestätigen IMMER die Regel, auch in diesem Fall :)

@Realistin
Ja das ist natuerlich das Problem der wachsenden Sozialen Isolation.
Sei aber verzichert das dies nur dadurch zum Problem wird das das Soziale Umfeld der Mannes genauso kaputt ist wie der Mann selbst.
Wenn einer meiner Freunde anfangen wuerde seine Freundin zu schlagen, (wenn ich ihnen das zutrauen wuerde waeren sie nicht meine Freunde aber nur mal gesetzt den Fall), wuerde ich sicher nicht aus falsch verstandener Kumpanei zu ihm halten...

Heute gibt es doch nur eins, sofort Anzeige erstatten, wegen Körperverletzung. Glücklicherweise ist es heute einfacher. Viele Frauen sind aber immer noch der irrtümlichen Meinung sie verlören dadurch ihr Gesicht. Früher hat es doch Männer auch nicht gestört, wenn Frauen für kleinste Vergehen in der Ehe an den Pranger gestellt wurden. Allerdings sehe ich die Gefahr, daß der Angezeigte versuchen könnte sich zu rächen und erneut zu körperlicher Gewalt greift. Da ist dann guter Rat teuer.
Schläge und jede Form körperlicher Gewalt, sowie seelische Gewalt, erfüllen den Tatbestand der Folter. Unter Folter verändern Menschen ihre gesamte Persönlichkeit und zeigen Anzeichen wie bei einer Gehirnwäsche. Jede Frau die sich aus dieser Situation befreit ganz ohne Hilfe, leistet Übermenschliches, da ein diesbzgl Gefolterter oft nicht mehr unterscheiden kann, wo denn nun die Freiheit eigentlich liegt.
ich halte es für gewagt die These aufzustellen, daß hier immer zwei dazu gehören, außer daß die Frau hier zur Abreaktion des Mannes von Nöten ist. Oft ist das aggressive Potential schon voher bekannt und wird verschwiegen, da mann die Frau nicht als ebenbürtig betrachtet. Die Frau hingegen gibt sich ja gerade aus Gefühlen des Vertrauens in diese Beziehung, die ohne dieses Vertrauen gar keine sein würde, und sieht dieses Vertrauen dann erschüttert, was wiederrrum ein Mißtrauen in die eigene Persönlichkeit nach sich zieht.

Interessanter Artikel zum Thema aus einer anderen Perspektive:

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,552331,00.html (Archiv-Version vom 25.07.2008)

Generell gibt es aber für Frauen genug Möglichkeiten Hilfe zu finden, ob es nun der Freundeskreis oder der Staat (oder sonstige private Organisationen) ist. Sprich es gibt immer eine Möglichkeit. Da sollte man sich im Zweifelsfall schon die Frage stellen, ob man das Risiko, die (in diesem Fall von unechten) Freunde zu verlieren nicht eingehen sollte.

Alles schön und gut - wer es nur theoretisch kennt! Du vergisst aber, daß in den meisten Fällen neben der physischen Gewalt auch die psychische angewendet wird.
Das ist ein Teufelskreis!

ja ein Teufelskreis...und ich verurteile sicher nicht Menschen die nicht die Kraft aufbringen sich zu lösen...doch nicht jeder lässt sich zum Opfer machen. Daher gilt es in solchen Situationen sich Hilfe zu holen...und wenn nun dies aus Angst und Scham nicht passiert...kann man hoffen das wenigstens nach langer Zeit der Absprung geschafft wird oder gar glücklicherweise von aussen eingegriffen wird.

JPhys
ich weiß ja nicht in welcher schönen Welt du lebst. Wenn du in die Streitigkeiten von zwei Menschen hineingezogen wirst, dann wirst du mal feststellen, wie schwer das sein kann, da noch richtig Stellung zu beziehen, deine Freundin erzählt dir vielleicht sie wird geschlagen - so, dann kommt er und erzählt dir mal, wieso er sich wehren mußte, weil sie ihm vielleicht ein Glas an den Kopf schlagen wollte - so jetzt stehst du da und weißt wirklich nicht mehr, wem du glauben kannst, denn beider Versionen hören sich so an, sie könnten beide möglich sein. Und glaubst du wirklich, daß deine Freundin dir erzählen würde, daß sie die Gewalttätigkeiten angefangen hat? Ich glaube, es ja nicht.
Was ich hier schreibe, ist jedenfalls so in etwa in meinem Freundeskreis passiert, nur anders herum, daß er mein Freund war, und sich beschwerte, weil sie ständig gewalttätig gegen ihn ist und zuviel säuft und auch noch so mit dem Kind Auto fährt. Da ich sie kannte (sie trank schon immer gerne), glaubte ich ihm, aber sie erzählte überall im Freundeskreis, daß er gewalttätig ist, da haben dann alle Freunde zu ihr gehalten, obwohl sie meiner Meinung nach noch nie eine ehrliche Person gewesen ist (ich hatte sie schon gut genug vor deren gemeinsamer Beziehung kennengelernt und meine Schlüsse gezogen)

@Mystique
Interessanter Freundeskreis den du da hast, muss man schon sagen.
In meinem Bekanntenkreis ist es schon unueblilch bei einem Streit laut zu werden.
Geschweige denn zur Gewalt zu greifen...
Und wer keine Alkohohl vertraegt trinkt auch keinen.

Meine Kenntnisse vom Elend dieser Welt sind zugegebenrweise eher theoretischer Natur.
Sollte man es einem Menschen nicht anmerken ob er wuetend ist oder Angst hat?

@Mystique
Ich haette auch ehrlich gesagt gar nicht die Intention Partei zu ergreifen sondern mehr die Frau den Mann oder wer auch immer in Gefahr ist zu beschuetzen. Wenn man das tut merkt man zwangsweise frueher oder spaeter ob nicht die Person die man beschuetzt die eigentlich Gefahrenquelle ist.

Von aussen Kraeftig auf die Seite draufhauen die man fuer die Schuldige haelt ist so oder so keine Loesung?

Die ganze Frage wer denn nun die Quelle der Gewalt ist hat wird erst dann wirklich wichtig wenn es um den Verbleib des Kindes geht.

Ganz nebenbei.
Die normalform von Gewalt in der Ehe ist Mann schlaegt Frau Frau kann sich nicht waehren.
Ob eine Frau wehrlos ist oder nicht sollte man eigentlich auch beurteilen koennen.

JPhys

JPhys schrieb:Die normalform von Gewalt in der Ehe ist Mann schlaegt Frau Frau kann sich nicht waehren.

Nicht unbedingt. Das ist eigentlich recht ausgeglichen - lediglich die Verletzungen sind bei Frauen in der Regel schwerer, da sie körperlich schwächer sind.

@Xedion65
Entschuldige, das ist schlichweg unrichtig. Körperliche Gewalt geht nicht nur, aber häufiger von Männern aus.
Wenn du eine Quelle angeben kannst, die das Gegenteil aufzeigt - bitte.

Realistin

Und welche Quellen hast du, um deine Behauptung zu stützen? Und von wieviel häufiger redest du? 10% 5%? 50%? Ist doch alles sehr schwammig. Gerade in Fachkreisen ist meines Wissens nach bekannt, dass Frau=Opfer, Mann=Täter so pauschal nicht korrekt ist.

Hier findest genug Studien zu dem Thema - die Zahlen schwanken naturgemäß.

http://www.csulb.edu/~mfiebert/assault.htm (Archiv-Version vom 23.06.2008)

Habe mir von einger Zeit mal die Mühe gemacht nach ein paar davon selbst zu lesen, natürlich niemals alle, das wäre zu viel des Guten ;)

Realistin

Realistin schrieb:Körperliche Gewalt geht nicht nur, aber häufiger von Männern aus.

Das ist im Übrigen so eine Sache. Da gibt es nämlich scheinbar einen Unterschied zwischen körperlicher Gewalt generell und Gewalt in der Partnerschaft.

@Xedion65
Ich rede vom Normalfall

http://www.arte.tv/de/geschichte-gesellschaft/archivs/
Wenn-Vaeter-sich-raechen/Gewalt-in-der-Ehe/813722,CmC=813710.html


"Im Vereinigten Königreich liegt dem British Crime Survey zufolge das Verhältnis etwa bei 60/40, d.h. 60 % der Gewaltakte wurden von Männern gegen Frauen begangen, 40 % von Frauen gegen Männer. Bis hierhin wirken die Zahlen mehr oder weniger symmetrisch. Sobald man aber darüber hinaus die Art der Gewaltakte und deren Konsequenzen betrachtet, gibt es keinen Vergleich. Bei Gewaltakten, die zu Verletzungen, Krankenhausaufenthalt oder zum Tod führen, liegt das Verhältnis der von Männern verübten Taten im Vergleich zu den von Frauen verübten höher als zehn oder sogar als 15 zu eins. "


Also dass eine Frau einem Mann eine Ohrfeige gibt ist ungfaehr gleich wahrscheinlich wie umgekehrt.
Dass sie ihn Krankenhausreif schlaegt eben nicht.

Ich weiss nicht ob du Arte jetzt als Quelle anerkennst, aber dies koennte den Unterschied erklaehren zwischen dem was du glaubst und dem was wir glauben

JPhys

Wie oben bereits erwähnt, es existiert natürlich ein Unterschied in Sachen Verletzungen, allein durch die höhere Körperkraft der Männer.
Das Klischee der friedlichen Frau ist in sofern jedoch nicht gegeben. Die Frage wer an einer Eskalation die Schuld trägt ist wesentlich schwieriger zu beantworten, wenn man im Hinterkopf behält, dass es oftmals von beiden zu gleichen Teilen ausgeht - egal wie es endet. Frau schlägt zu so hart sie kann, Mann schlägt zu so hart sie kann - Mann böse, Frau gut? Nun ja.. darauf will ich hinaus - in vielen Fällen ist das nicht mehr zu ermitteln, man sieht nur das Resultat.

Ob man dem Arte Link nun mehr Glauben schenken sollte als anderen..das wage ich mal zu bezweifeln. Letztendlich fragt man doch genau die Leute, die das aussagen, was man hören will. Genauso wie Studien und Statistiken oftmals genau das ausdrücken, was eine spezifische Lobby (und das gilt ja praktisch für alle Bereiche unserer Gesellschaft) wünscht.
Um auf deine Frage zurückzukommen. Natürlich erkenne ich den Bericht in Arte als Quelle an, jedoch auch nicht mehr als die 1xx anderen Studien, die zu diesem Thema bereits angefertigt wurden.

"Das Klischee der friedlichen Frau ist in sofern jedoch nicht gegeben"

Sagt ja auch keiner.
aber wenn ein Mann zuschlaegt zieht das eben mehr rein.

"Mann böse, Frau gut?"
Ich denke nicht in so kindischen Kategorien wie gut und boese.
Aber Frauen werden eben oefter schwer verletzt.
Es geht mir um eine Minimierung des auftretenden Leides...
Wenn eine Frau verletzt wird weil sie den Mann schlaegt und er schlaegt zurueck gibt es ja eine sehr einfache Strategie wie man das vermeiden kann nicht wahr.
Was Maenner angeht die von ihren Frauen geschlagen werden, wuerde ich einen Selbstverteidigungskurs empfehlen oder Trennnung. Im Grunde also genau das Gleiche wie einer Frau.
Nur das bei mnacher Frau aufgrund des Ungleichgewichtes in der reinen Muskelkraft ein Selbstverteidigungskurs zwar eine gute Idee aber oft nicht ausreichend ist.

Xedion65 schrieb:Um auf deine Frage zurückzukommen. Natürlich erkenne ich den Bericht in Arte als Quelle an, jedoch auch nicht mehr als die 1xx anderen Studien, die zu diesem Thema bereits angefertigt wurden.

Nochmal dazu. Ich halte das auch für eine gesunde Einstellung, denn wie in jedem Bereich gibt es auch in diesem Kontroversen. Daher würde ich mich niemals nur auf einen einzigen Artikel stützen.
Aber wie bereits erwähnt, über die "Schwere" will ich nichts aussagen. Nur dieses (unwahre) Klischee von wegen "Mann schlägt Frau" sei der Regelfall, davon sollte man Abstand nehmen. "Frau wird krankenhausreif geschlagen" - das mag ein Gebiet sein, wo sich die Geschlechter wirklich unterscheiden.

JPhys

Ich denke halt, dass bei geschlagenen Männern ähnliche Probleme auftreten wie bei Frauen. Sie trauen sich damit nicht nach "außen" (wohl noch stärker als dies bei Frauen der Fall ist), sie sind in irgendeiner Form abhängig, haben Kinder usw. Das macht es halt alles nicht so einfach. Also ich denke die reine Muskelkraft hat in solchen Fällen wenig damit zu tun (wenn man nicht grad ne russische Kugelstoßerin zuhause hat ;) )
Ich will dir da auch nicht widersprechen. Ist ja gut, wenn man solchen Frauen helfen kann.

JPhys schrieb:Wenn eine Frau verletzt wird weil sie den Mann schlaegt und er schlaegt zurueck gibt es ja eine sehr einfache Strategie wie man das vermeiden kann nicht wahr.

Stimmt. Und das ist etwas, das auch nicht unbedingt etwas mit Gewalt in der Ehe zu tun hat. Man macht keinem stärkeren die Sandburg kaputt, das lernt man schon im Kindergarten ;)
Soll auch garnicht so zynisch rüber kommen, wie es das vielleicht tut. In meinen Augen sollte man einem Mann aber auch nicht a priori vorwerfen, dass er stärker ist, wenn er sich wehrt. Gerade wenn es hinterher darum geht zu bestimmen, wer nun an was genau die Schuld trägt.