Harmonie versus Ego

@ melsmel

"auf Loriot schlten" sehr geil! :)

Du hast einen guten Punkt
angesprochen und zwar, daß Ehrlichkeit nicht nur gefragt ist, wenn man seine Abneigung
zeigen will, sondern vor allem endlich auch mal, um ehrliche und offene Begeisterung für
irgendwas zu zeigen - das vermisse ich tatsächlich bei der ganzen vorgeschützten
Authentizität.

Wie wärs mit:

1:"Hallo"
2:"Hallo, scheiß Regenwetter heute, es gießt ja seidWochen wie aus Eimern, was treibst Du denn so?"

oder

1: Guten Tag!
2:Guten Tag, oder darf ich lieber Ihnen und mir zu Ehren NAMASTEerwiedern?

oder

1: Hallo!:)
2: Hallo!;)

(Das wars)

DieMöglichkeiten sind unendlich...das ist ja das interessante...

@corn

Die meisten hier zu Lande sind eh ein bischen verklemmt. Oder haben keinenSinn für Situationskomik. Das ist schade.

Bei uns hat es sich irgendwie durchgesetzt, "Penis" als Begrüßung zu sagen. Hohl, istaber so.

Zum Abschied dann das weibliche Pendant?

@matermind

Wers braucht?

Es geht auch noch besser...
Also ich war da mitnem Kumpel mal in Köln unterwegs vor Jahren an dem Tag als sich dieser Sänger umgebrachthatte, dessen Name mir entfallen ist, weil ich die Musik nicht höre. Vielleicht hilft mireiner auf die Sprünge.
Auf jeden Fall parkte mich mein Kumpel in einem Eingangsbereicheiner Kostümfete in einem Studentenwohnheim und wollte jemanden suchen.

Die hatteda ein Bügelbrett improvisiert als Kassentheke und ich konnte beobachten, wie sich allemit "HOSSA" begrüßten.
Das war sehr makaber.
Aber als dann der Typ, als Mumieverkleidet von unten bis Oberkannte Schädel in deckigen Mullbinden eingewickelt und denpaar verkohlten Haaren, die da oben wie Drähte drapiert waren reinkam, und Hossaerwiederte, konnte ich nicht mehr:D
Das war so surreal! Ich liebe das.
Der hattenur noch so Minisehschlitze an den Augen, ich weiß nicht wie der was essen oder trinkenwollte:)
Gröööööööööööööhl!

Seitdem haben wir dann auch des öfteren "HOSSA" alsBegrüßung benutzt...

Das war der gute Rex Gildo! (Hossa in peace)

Ich liebe so Momente auch - wenn derganze Wahnsinn wieder liebenswert wird!

also ich fand die antwort vom captain schon geil :D

Als mittel der Diplomatie taugt Smalltalk nichts, wer will schon unehrliche Diplomatie?

Small Talk ist doch nicht automatisch verlogen. Wie der Name schon sagt, es geht halt zurAbwechslung mal nicht um die großen Weltbewegenden Themen.

Im alltäglichenMiteinander ergiebt sich auch nur verhältnismäßig selten der richtige Rahmen, um sich mitgroßen Themen auch sinnvoll auseinanderzusetzen zu können.

Und in derZwischenzeit aus Angst vor möglicher Oberflächlichkeit sämtliche normale menschicheKonstakte einzustellen oder zickig darauf zu reagieren, ist jawohl total albern.

Ich glaube ich habe schon im Eingangsbeitrag geschrieben, dass sich diese Denkansätzenicht auf vertraute Personen beziehen.

Viel mehr sind flüchtige Bekanntschaftengemeint, dessen Leben einen selbst null berührt. Personen denen man nur ungern begegnet,weil man weiß, dass man wieder eines dieser mechanisierten Gespräche führen muss miteinem klaren Ablauf. Begrüßungsphase, Fragenüberbrückung, Abschluss.

In vielerleiSituationen ist diese Dialoghaltung notwendig, auch wenn nicht zwingend gewollt. Inberuflicher Hinsicht ist das wieder ein anderes Thema, denn hier herrscht oft eine klareHierarchie, die ein entsprechendes Verhalten mit sich birgt.

Nur um das Ganze malein bisschen eingegrenzt zu haben.

Wenn mir wirklich nichts an einem Gespräch mit dieser Person X gelegen ist, aus welchenGründen auch immer, dann führe ich erst gar keins. Das wäre dann ehrlich!

Dennegal ob ichs nun grob , prollig verpacke oder in Süssholz tunke, die v.g.Eingangsbeispiele bleiben Heuchelei.

Also es liegt doch wohl zu einem großen Teil auch an einem selbst, wie ein (wenn auchnoch so kurzes) Gespräch verläuft. Wenn ein Gespräch einen öden Verlauf nimmt, ist manz.T. auch einfach selbst daran schuld

Man wird doch nicht automatisch in diepassive Rolle eines Fragenbeantworters gezwungen. Man muss auch kein Gespräch über sichergehen lassen, ohne daß sich ein schneller Ausweg finden ließe, bei dem der Gegenübersein Gesicht waren kann - was mit Respekt und Fairness zu tun hat.

Ich habe z.B.zwei Nachbarn, die über 60 sind und die regelmäßig den Klassiker "Wie is? Jut! Und Sonst?Muss!" auf der Straße aufführen. Aber wenn sie auf mich treffen gibt es immerinteressante, sehr lustige und eben auch etwas schräge Konversation, was die altenHerrschaften trotz anfänglicher unterschwelliger Irritation doch sehr schätzen!

Esist doch schön, wenn man beim Müllrausbringen einen kurzen Schwank von einer früheren Indien-Reise erzählt bekommt oder auch einfach nur erfährt, daß es dieses oder jenesProblemchen gibt, bei dem man dann vielleicht sogar gegenseitig helfenkann.

Unterschätzt nie den Informationsgehalt von Small Talk!!!

@corn

Danke! Rex Gildo, genau.

@all

Kommunikation ist so wichtig.Deshalb ist Sprache und wortschatz auch wichtig, um sich authentisch mitteilen zukönnen.
Wenn ich keinen Lust habe, mit jemandem zu kommunizieren, kann man das zeigenoder man kann es sagen.
Beim letzteren wird man meist in ein Gespräch verwickelt, wasman eh nicht führen wollte, weils für einen selbst ja Zeitverschwendung ist.
Das kannhier wohl jeder nachvollziehen.
Aber eine Begrüßungsfloskel ist ja nicht derBeinbruch, obwohl manchmal aufgesetzte Höflichkeit.

Am schlimmsten finde ich dasewige Gehäuchele.
Da kann ein gut plaziertes Wort doch gutsitzen.^^

@univerzal

Beruflich ist lustig.
Da verlange ich meistensprofessionelle und freundliche Kommunikation.
Wenns "salopp" wird und freundlichbleibt und es passt umso besser, umso menschlicher.
Als Kunde auch mal ein liebes Worthinter die Fleischtheke oder Kassentheke ist auch für das Personal Balsam undErfolgserlebnis bei dem Scheißjob.

Naja, ich bin jetzt einfach mal so Eigen, und schieb den Input den man durch belangloseGespräche kassiert auf die lange Bank, denn erfahrungsgemäß kann man den oft nur ingenauso zwecklosen Situationen und ähnlich Dialogen gebrauchen. Natürlirch bestätigenAusnahmen die Regel.

Und melsi, im Job ist Smalltalk wie beschrieben etwas ganzSpezielles. Oft rettet es die Laune, manchmal sogar mehr. Manchmal schafft es Brücken,ebenso sprengt es aber auch Diese. Je nachdem, hier würde ich nicht klassifizieren.

>In beruflicher Hinsicht ist das wieder ein anderes Thema, denn hier herrscht oft eineklare Hierarchie, die ein entsprechendes Verhalten mit sich birgt.
<

Nein,das ist kein anderes Thema, wenn du dich dann im Beruf anders - freundlich undumgänglich - verhältst, bleibst du dir selbst dann nicht treu, und bist deshalb genausooberflächlich wie die anderen.

>Denn egal ob ichs nun grob , prollig verpacke oder in Süssholz tunke, die v.g.Eingangsbeispiele bleiben Heuchelei. <

Vor allem ,weil man denFreundlichkeitsgrad je nach Nase reguliert.
Und das ist dann genausooberflächlich.

Ich lese hier ständig von Zeitverschwendung, Belanglosigkeit, usw. und da Frage ich michdoch ganz schnell, wie Ihr die durch Einsparung von Small Talk "gewonnene" Zeittatsächlich verbringt.

Sind Eure Gedanken und Aktivitäten denn wirklich sogehaltvoll und überlegen, daß Euch solche kleinen Begegnungen sofort nerven oder garanwidern?

Die Welt ist voll von Leuten, die sich alle für die einzig Sehendenunter den Blinden halten und auf alles und jeden herablassend reagieren. So funktioniertdas aber nicht, denn der einzige Sehende bin ich hier!

Im Ernst, viel schlimmerals Small Talk finde ich den Umang mit Leuten, die im Alltag ihre albernen "Prinzipien"zu verfolgen meinen, aber einfach nur einen Stock im Arsch haben oder die Zähne nichtauseinander bekommen. Im Stillen denken diese Leute dann immer, daß sie es sichausgesucht hätten, keinen Small Talk zu führen, den meisten fehlt daführ aber aucheinfach schlicht die soziale Kompetenz!

Und mit einer ganz besonderen Mischung ausVerärgerung und Amüsement betrachte ich übrigens die Leute, die bereits in jungen Jahreneinen beachtlichen Grad an Überheblichkeit an den Tag legen, dabei aber keinemdressierten Affen das Wasser reichen können - aber es funktioniert für sie, da sieeinfach unter Ihresgleichen bleiben und sich so bequem gegenseitig bestätigenkönnen.

Aber den meisten wird ihr Ego auch automatisch zurecht gerückt, wenn die"Schulhofzeiten" dann vorbei sind - manchen leider nicht...

Wie immer im Leben kommt es drauf an, in welcher Situation Denken und Handeln voneinanderabweichen.
Sag ich meinem Chef zur Begrüssung: "Good morning, John, you fuckin'asshole" etc., dann wird er die längste Zeit mein Chef gewesen sein.
Also bin ichschon freundlich zu ihm, kassiere ich doch 70.000 Mäuse dafür - also, nicht fürsfreundlich sein allein.
Schon bin ich käuflich, weil ich keinen Bock auf dieWohnanschrift: "Dritter Schlafsack von links unter der Lombardsbrücke, Hamburg"habe.
Flirte ich eine Frau an, mag ich zwar schon in Gedanken einen Schritt weiter imSchritt sein, sage trotzdem aber nicht zur Begrüssung: "Willze fickn?"

Nein, ichdenke nicht, dass es um pure Harmoniesucht geht - meist um den strategischen odertaktischen Einsatz der grauen Pampe im Kopf, ans Ziel zu kommen.
Natürlich kann ichjedem Menschen, der mir begegnet, anbrüllen: "Aus dem Weg Du Arschloch!" und dem nochdurch Kontakt mit der Baseball-Keule Nachdruck verleihen, wenn's meinem Ego hilft.
Aber bitte hinterher nicht rumjammern, dass einen keiner mehr grüsst, ausser demSchliesser.

Ich denke es geht auch um Konditionierungen, um Etikette um Normen die vorgegeben sindoder aufgezwungen werden.
Privat wie beruflich.

Was schon allein hier in demThread teilweise zu lesen ist, spricht Bände.
Okay, ist ja hier einePrivatveranstaltung.
Aber wenn man mal genau hinsieht, wie die Höflichkeit dem Egoweicht, dann ist das nur eine Bestätigung dessen, wie Kommunikation genau nichtwünschenswert ist, wenn man auf aufrichtige Kommunikation wert legt.

Natürlichkönnen Phrasen oder Ausdrucksweisen aufrichtig gemeint sein, aber der bewußte Umgang mitdiesem ist leider oft abhanden.
Ich finde, daran sollte man mal arbeiten, wenn man mitBegriffen wie EGO umgeht.

Vieles ist hier inh dem Thread und bei allmy allgemeindoch trotz Verarsche die kalkulierte Ausgeburt der Frechheit manches Egos;)

Daraufhat doch, wenn jeder mal ehrlich zu sich selber ist, keiner Bock drauf.
Wenn doch,dann stimmt aber etwas ganz Gravierendes nicht!

;)