Habt ihr was gegen Homosexualität?

Hinzu kommt ja auch noch, dass Gott die Liebe erschuf bzw. nach dem Glauben vieler christlicher Konfessionen sogar Liebe ist.
Wie könnte also Liebe zwischen zwei Menschen Sünde sein? Die Liebe ist ja nicht weniger echt oder hingebungsvoll, nur weil es sich um Menschen gleichen Geschlechts handelt.
Die "Logik" habe ich nie verstanden.

RachelCreed schrieb:Die "Logik" habe ich nie verstanden.

Soweit ich mich erinnere lautete die Erzählung ungefähr so:
Gott hat den Menschen mit der Fähigkeit zu heterosexueller Liebe erschaffen, die eigentlich in erster Linie der Fortpflanzung dient. Dies trifft auch auf Homosexuelle zu. Wenn sie trotzdem anfangen, das gleiche Geschlecht zu lieben, dann machen sie das "entgegen der göttlichen Ordnung", und zwar aus reinem Übermut, Dekadenz oder Langeweile. Eigentlich bräuchten sie sich einfach nur auf die wahre göttliche Liebe besinnen, dann wäre alles in Ordnung, aber sie wollen nicht. Und deswegen sind sie "Gott ein Gräuel".

martenot schrieb:Gott hat den Menschen mit der Fähigkeit zu heterosexueller Liebe erschaffen, die eigentlich in erster Linie der Fortpflanzung dient. Dies trifft auch auf Homosexuelle zu. Wenn sie trotzdem anfangen, das gleiche Geschlecht zu lieben, dann machen sie das "entgegen der göttlichen Ordnung", und zwar aus reinem Übermut, Dekadenz oder Langeweile.

Sein mir bitte nicht böse aber ich habe selten solch einen Dummfug gehört.
Wie müsste dieser Text für Leute anderen Glaubens dann lauten?

Gucky.

Gucky87 schrieb:Sein mir bitte nicht böse aber ich habe selten solch einen Dummfug gehört.

Wieso sollte ich dir böse sein? Der Text soll nur das wiedergeben, was ich meiner Erinnerung nach in solchen Fällen immer mal wieder von Seiten einiger Strenggläubiger gehört oder gelesen habe, wenn es darum ging, die Ablehnung gegen Homosexualität zu begründen. Da kommt auch manchmal der "freie Wille" ins Spiel, den Gott angeblich den Menschen gegeben hat. Nach dem Motto " auch die Homosexuellen können sich frei entscheiden, wen sie lieben und mit wem sie Sex haben wollen". Und wenn sie sich falsch (= gegen Gottes Willen) entscheiden, dann sind sie schlecht/sündig.

martenot schrieb:Und wenn sie sich falsch (= gegen Gottes Willen) entscheiden, dann sind sie schlecht/sündig.

Mir ist ja nichts so egal wie der Wille einer unbekannten Macht. Wenn er das wirklich will, dann soll er mich halt zwingen. Macht er aber nicht. Pech für ihn, Fehler in der Programmierung werden gnadenlos ausgenutzt.
Ich will eh lieber in die Hölle. Ist schön warm. :)

Luminita schrieb:Fehler in der Programmierung werden gnadenlos ausgenutzt.

Bug Cheating 😎

martenot schrieb:und zwar aus reinem Übermut, Dekadenz oder Langeweile.

Weil sie sich von Gott abgewendet haben. Wenden sie sich wieder ihm zu, werden sie keusch oder hetero.

Bishamon schrieb am 18.01.2022:Wer will da schon nein sagen, wenn Homosexualität zu Transvestitismus und Pädophilie führt ...

Querdenker, scnr.

Ist schon starker Tobak, da gibt es ja noch etliche so dämliche Vergleiche. Worthless. Aber ja, wenn man schwul ist, stimmt naturlich mit einem was nicht, also muß der natürlich auch noch pädophil sein und sicher auch Satanist.

martenot schrieb:Gott hat den Menschen mit der Fähigkeit zu heterosexueller Liebe erschaffen, die eigentlich in erster Linie der Fortpflanzung dient. Dies trifft auch auf Homosexuelle zu. Wenn sie trotzdem anfangen, das gleiche Geschlecht zu lieben, dann machen sie das "entgegen der göttlichen Ordnung", und zwar aus reinem Übermut, Dekadenz oder Langeweile. Eigentlich bräuchten sie sich einfach nur auf die wahre göttliche Liebe besinnen, dann wäre alles in Ordnung, aber sie wollen nicht. Und deswegen sind sie "Gott ein Gräuel".

Also, dass ist unter meinen Augen der größte Unfug den ich je gelesen habe.
Es bleibt da auch noch der eigene, freie Wille.
Nach dem entscheidet ein Mensch ebenso, wen er liebt.
Und, jemand der homosexuell ist, den kannst du nicht dazu bewegen eine Frau zu lieben.

Ich finde.
Liebe, ist Liebe.
Ganz egal, wer nun wen liebt.

Nachtrag:

Welcher Gott hat das Recht, die Liebe zweier Menschen zu verurteilen?
Ob es nur hetero, lesbisch, bi, queer, tranvesit, schwul und noch vieles mehr ist.

Die gilt übrigens auch für Menschen, die dies verurteilen.

Soulfire schrieb:Welcher Gott hat das Recht, die Liebe zweier Menschen zu verurteilen?

Keiner, es sind ja aber auch nur die Menschen, die dies tun.

Bone02943 schrieb:Keiner, es sind ja aber auch nur die Menschen, die dies tun.

Leider.
Und da frage ich michh warum?
Was ist denn daran so schlimm??
Oder gar anstössig?

Soulfire schrieb:Also, dass ist unter meinen Augen der größte Unfug den ich je gelesen habe.

Zum Glück scheinen solche Ansichten inzwischen in Westeuropa auf dem Rückzug zu sein, aber ich erinnere mich noch an alle möglichen Argumentationsmuster, die ich selbst vor 15 oder 20 Jahren mitbekommen hatte. Oft steckte einfach Unverständnis bzw. fehlende Empathie dahinter. Als ich jünger war, hat man mir auch oft empfohlen, es doch einfach mal mit einer Frau zu probieren. oder es hieß, ich wäre selbst schuld, wenn ich es nicht mit einer Frau probiert hätte, denn dann könnte ich nicht wissen, wie richtig das auch für mich wäre.

Soulfire schrieb:Und da frage ich michh warum?
Was ist denn daran so schlimm??
Oder gar anstössig?

Das ist die große Frage.

Vielleicht brauchte es einfach einen Sündenbock und so manch andere, konnten sich damit verdammt gut verstecken. Es ist ja nicht schwer sich homophob zu äußern.
Ich muss dazu gestehen, dass ich mich zum Teil auch ein wenig homophob verhalten habe, als ich noch in der Schulzeit war und es niemand wissen sollte.
Wenn ich heute so Rap-Lieder höre in denen homophobe Stellen vorkommen, dann denke ich anders darüber frage mich warum ich sowas früher überhaupt abgefeiert habe.
Im inneren wusste ich ja, dass auch ich damit beledigt werde.
Naja, damals war ich auch noch jung und dumm.

Ich bin damals zwar nicht homophob gewesen, aber feig. Das heißt, wenn jemand gehässige Schwulenwitze gemacht hatte, hatte ich mich nicht getraut, etwas dagegen zu sagen, sondern ich habe sogar noch halbherzig mitgelacht, um nicht aufzufallen.

martenot schrieb:Ich bin damals zwar nicht homophob gewesen, aber feig. Das heißt, wenn jemand gehässige Schwulenwitze gemacht hatte, hatte ich mich nicht getraut, etwas dagegen zu sagen, sondern ich habe sogar noch halbherzig mitgelacht, um nicht aufzufallen.

Ja, ich wünsche mir manchmal damals mehr Mut gehabt zu haben. Oder einfach später geboren zu sein. Wobei ich nicht beurteilen kann, ob das jetzt so viel einfacher wäre sich zu outen.

Aber ich war halt auch kein Außenseiter, im Gegenteil, ich war eigenlich bei fast allen beliebt. Und ich denke es wäre nicht so der große Akt gewesen, wie ich es befürchtet habe.
Aber wie es dann weitergegangen wäre, ist halt auch nur Spekulation. Im schlimmsten Fall wäre ich zum Außenseiter geworden, der sich hätte nicht mal mehr in der glechen Umkleide zum Sport hätte umziehen können.

Bone02943 schrieb:Aber wie es dann weitergegangen wäre, ist halt auch nur Spekulation.

Ich hab damals eine riesige Angst davor gehabt, verlacht und verstoßen zu werden, von den Freunden, dem sozialen Umfeld, der Familie. Deswegen habe ich mich viele Jahre lang nicht getraut, es zu erzählen.

Auch ich selbst hatte übrigens ziemlich verzerrte Vorstellungen von Homosexuellen, bevor ich welche kennengelernt hatte. Ich weiß noch, als ich mich damals wochenlang nicht in eine schwule Selbsthilfegruppe getraut hatte, weil ich dachte, dass da drin womöglich schlimme Dinge passieren, und ich könnte da mit hineingezogen werden.

Als ich nach mehreren erfolglosen Anläufen endlich genug Mut gesammelt hatte, um zu einem der Treffen tatsächlich hinzugehen, war ich ziemlich verblüfft (und erleichtert), dass die Männer einfach nur dasaßen und über das Thema des Abends redeten. Vor lauter Aufregung und Befangenheit hatte ich damals kaum ein Wort rausgebracht und saß stumm wie ein Mauerblümchen in der Ecke.

@martenot

Ich finde diese Selbstfindung im Nachhinein auch recht spannend.
Als ich gemerkt habe, dass mir gleichaltrige Jungs mehr gefallen als Mädchen(was so am ende der Grundschule war), da war mir schon bewusst, dass ich sowas niemandem erzählen darf/kann.
Ich habe bis dahin, zumindest bewusst, noch nie etwas von Homosexualität gehört. Aber irgendwie, warscheinlich weil mir eine komplett heterosexuelle Welt vorgelebt wurde, dachte ich es wäre nicht richtig und das es niemand wissen darf.

Als ich dann zum ersten mal Homosexuelle im TV wahrgenommen habe da dachte ich mir dann auch so, nein das bist du nicht.
Weil es halt anfangs nur sog. Klischee-Homos gab. Ich habe mich dann echt gefragt ob die mich verarschen wollen, weil in meiner Welt Homosexuelle eben so waren wie ich, einfach Leute die überhaupt nicht aufgefallen wären.
Weswegen ich es auch damals immer peinlich fand, wenn so meiner Meinung nach, viel zu übertriebene Charaktäre im Fernsehen zu sehen waren.
Mich dann zu outen da dachte ich, alle würden glauben ich wäre auch so. Mit nasaler Stimme, abgebrochenen Handgelenken und mehr weibisch als ein Kerl.
Heute denke ich da natürlich differenzierter drüber, weil alle so ihren Platz haben sollen, auch die die als Klischee herhalten mussten. Aber damals, als es die für mich einzigen sichtbaren Homosexuellen waren, da war mir dies im TV echt peinlich.

martenot schrieb:Als ich nach mehreren erfolglosen Anläufen endlich genug Mut gesammelt hatte, um zu einem der Treffen tatsächlich hinzugehen, war ich ziemlich verblüfft (und erleichtert), dass die Männer einfach nur dasaßen und über das Thema des Abends redeten. Vor lauter Aufregung und Befangenheit hatte ich damals kaum ein Wort rausgebracht und saß stumm wie ein Mauerblümchen in der Ecke.

Mir hat diesbezüglich dann das Internet sehr geholfen. Vorallem ein Forum mit Chat, es hieß SchwuleJungs. Das war so mein Sprungbrett in eine ganz andere, aber eben dennoch völlig normale, Welt. Da habe ich mich dann zum ersten mal wirklich mit anderen austauschen können, die oftmals das selbe durchmachten wie ich und ich habe mitbekommen, dass die doch auch alle ganz normale Menschen sind.
Erst damit konnte ich mir wirklich auch in meinen eigenen Gedanken offen sagen, "Ich bin Schwul".
Vorher wollte ich es selbst einfach nicht wahrhaben, obwohl ich es eigentlich besser wusste.
Und dann hat es zum Glück auch nicht lange gedauert, bis ich mich mal mit anderen getroffen habe, in Gaybars war und ich mich dann auch meinem Umfeld geoutet habe. Was war das für eine Befreiung. Mir sind gefühlt Tonnen an Last von den Schultern gefallen. :D

Bone02943 schrieb:Mir hat diesbezüglich dann das Internet sehr geholfen.

Da bin ich deutlich älter als du. Zur Zeit meines allmählichen Coming Outs steckte das Internet noch in den Kinderschuhen, bzw. existierte noch nicht. Damals waren Selbsthilfe- und Coming-Out-Gruppen die einzige Möglichkeit, abgesehen von Cruisingareas oder ranzig-dunklen Kneipen in den Großstädten.

@martenot

Ich weiß gar nicht, wie oder ob ich da überhaupt den Mut aufgebracht hätte hinzugehen.
Vielleicht hätte ich da erstmal Tage vorher rumgelungert und geschaut wer da so ein und aus geht.
Da bin ich echt dankbar, dass ich erst 1986 geboren wurde.

Im Internet war das ja dann erstmal alles recht anonym.

Bone02943 schrieb:Vielleicht hätte ich da erstmal Tage vorher rumgelungert und geschaut wer da so ein und aus geht.

Genauso war es bei mir gewesen. Ich hatte damals immer wieder neue Anläufe unternommen, war um den Treffpunkt herumgeschlichen, hatte geguckt und mich dann doch nicht nicht getraut.....

Ich erinnere mich noch sehr gut an den Tag, an dem ich all meinen Mut zusammen genommen hatte, und reinspaziert bin. Hinterher war ich tagelang völlig durcheinander vor Begieisterung über meinen Mut und das Gefühl, dass sich mein Leben endlich zum Besseren ändern könnte.