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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

308 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Krieg, Erlebnisse, Verwandte ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 16:40
@Thalassa

Es gab beispielsweise die Zeugen Jehovas, die KZ-Haft, Folter und Tod dem Kriegseinsatz vorzogen.
Es gab natürlich auch Deserteure, die sich in den besetzten Ländern dem Widerstand anschlossen.
Es gab Soldaten, die Befehle, die ihnen gegen das Gewissen gingen, verweigerten. In den meisten Fällen für sie folgenlos. Dies ist beispielsweise bei Hamburger Polizisten, die zum Judenmord an die Ostfront abkommandiert wurden, dokumentarisch belegt. Oft haben sich auch Frontsoldaten beispielsweise nicht an den "Kommissarbefehl" oder die Order "Es werden keine Gefangenen gemacht" (bei Fallschirmjägern nicht unüblich!) gehalten. Sogar Vorgesetzte haben unmenschliche Befehle nicht verlesen oder ihre Durchführung kontrolliert. Von meinem Vater weiss ich, dass er den Soldaten der von ihm geführten Gruppe verboten hat, sich freiwillig zu Massnahmen gegen die Zivilbevölkerung zu melden - obwohl dabei Sonderrationen und "Beute" winkten.
Ebenso ist bekannt, dass sich Soldaten in Einheiten weigerten, auf desertierte und gefangen genommene Kameraden zu schiessen. Wieder andere haben das mit Begeisterung getan.

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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 16:46
Gilbertinseln/Tarawa
Datum 19.11.1943


Hallo Tagebuch hallo Magie( Kosename meiner Oma)


Habe heute das BAR von Gonzo geerbt er liegt mit einem Blinddarmdurchbruch im Lazarett.
Nach dem Abendessen haben und die Offizier endlich eingeweiht es geht nach Tarawa wir gehen in einem Abschnitt an Land der RED 3 oder war es 2 warte ich frage mal okay es ist doch RED. 3. Werde mein BAR nachher noch mal Reinigen und ein schissen habe es seit der Grundausbildung nicht mehr in der Hand gehabt aber so was verlernt man nicht. Aber jetzt versteh ich auch was das ganze mit dem Funkposten sollte den wir vor ein paar Tagen mit dem u-Boot besucht haben ich habe heute Mittag die Insel wiedergesehen wo er war unsere halbe Flotte hat sich da vorbei gedrückt. Der neue der für Gonzo gekommen ist ist jung sehr jung verdammt ich bin 31 auch noch nicht Alt oder Magie? Und da sagt der Bursche doch zu mir Opa aus den Weg ich hab es eilig. Räffti (Vermute Spitzname) sah sich dann 10 Sekunden später mich von dem Burschen zu Trennen. Lt.Rain hat es gesehen aber nichts gesagt sondern nur den Kopf geschüttelt und ist weiter gegangen ich mag den Lt. lässt uns Unteroffizier machen und behandelt die Mannschaften wie Menschen er hört auch mal zu wenn mal wieder ein Spezieller-Brief von zu Hause gekommen ist.Wer mir aber jetzt doch sehr auf die nerven geht ist Quinnt der meint das wir Morgen ziemlich in die Schisse greifen würden außerdem fängt er wider mit diesem Totenquatsch an. Ich frage mich was das soll das bringt doch nix und macht denn neuen nur Angst und nervt die alten so wie mich. Moment mal habe ich mich gerade ALT gesagt jetzt fange ich auch schon so an. Ich weiß nicht wann ich wieder was schreiben kann mach ich aber so schnell wie möglich.


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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 16:47
@Doors

Ich weiß - aber nicht jeder hat diesen Mut aufbringen können.


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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 16:48
@Doors

Ja sicher. Ich kann das auch durchaus nachvollziehen.


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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 17:00
@Doors

Das fatale ist aber im gleichen Augenblick, daß "Deserteure" noch Jahrzehnte danach von vielen ehemaligen Kameraden verfolgt und bedroht wurden. Solche Fälle kenne ich persönlich!
Ich weiß jetzt nictmal, ob Fahnenflüchtige von damals überhaupt schon offiziell rehabilitiert wurden, denn im Grunde sind ja die Todesurteile noch nicht offiziell aufgehoben ... da bin ich mir jetzt aber auch nicht ganz sicher.
Fahnenflucht wurde ja mit dem Tode bestraft ... es soll ja massenhaft standrechtliche Hinrichtungen gegeben haben, wenn so einer erwischt oder verraten wurde.


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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 17:04
@Thalassa

http://www.deserteur-denkmal.de/deserteur-denkmal_hintergrund_einleitung.html


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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 17:08
@Doors

Im Mai 1998 beschloss der Deutsche Bundestag ein Gesetz zur Rehabilitierung der Deserteue und eine symbolische Entschädigung der Überlebenden und ihrer Angehörigen.

Danke fürs googlen ;) - es ist eigentlich unfaßbar ! Vor allem, daß darüber 6 Jahre ergebnislos debattiert wurde, oder?


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Doors ehemaliges Mitglied

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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 17:11
@Thalassa


Tja, wie lange hat es gedauert, bis man sich zur Entschädigung von Zwangsarbeitern durchrang?

Noch etwas "Nachhilfe" für meine Brüder & Schwestern "im Osten":

02.04.2007
Nachruf auf Hans Filbinger
Ministerpräsident, Marinerichter, Mitläufer

Von Reinhard Mohr

In den 40er Jahren wirkte er an Todesurteilen mit, in den 60er Jahren war er ein beliebter Landesvater: Hans Filbinger wurde zum Symbol für die Uneinsichtigkeit all jener, die einem verbrecherischen Regime gedient hatten, darin aber nur ihre Pflichterfüllung sehen wollten.

De mortuis nil nisi bene. Die alte römische Weisheit, über Tote nur Gutes zu sagen, stellt nicht nur in diesem Fall eine gewisse Herausforderung dar. Das Erste, was vielen bei der Nachricht vom Tode des früheren CDU-Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Dr. jur. Hans Filbinger, durch den Kopf gegangen sein mag: Also hat er bis eben noch gelebt. Das hätte man gar nicht gedacht.

Man hatte ihn schon vergessen, lange nichts von dem 93 Jahre alt gewordenen Politiker gehört, obwohl er Ehrenvorsitzender der baden-württembergischen Christdemokraten war, bis 1997 als Präsident, danach als Ehrenpräsident des rechtsnationalen Studienzentrums auf Schloss Weikersheim fungierte und noch vor wenigen Monaten, Ende 2006, am Landesparteitag seiner Partei teilgenommen hat – wie stets in den vergangenen Jahrzehnten.

Natürlich hat jeder Westdeutsche und Altbundesrepublikaner, der heute in den mittleren Jahren ist, das Wort vom "Marinerichter" parat: Nach zwölf Jahren im Amt des Ministerpräsidenten musste Filbinger zurücktreten, als durch einen Artikel von Rolf Hochhuth in der "Zeit" öffentlich und unabweisbar geworden war, dass er im Januar 1945 als Marinestabsrichter der Nazi-Wehrmacht – in diesem Fall als Sitzungsvertreter der Anklage – am Todesurteil für einen deutschen Soldaten, den 22-jährigen Matrosen Walter Gröger, wegen "Fahnenflucht" mitgewirkt hatte.

Im Laufe der öffentlichen Auseinandersetzung, in der auch Enthüllungen des SPIEGEL eine maßgebliche Rolle spielten – bis zum Schluss sprach Filbinger von "gelenktem Rufmord" und "Rufmord-Kampagne" – gab der Attackierte schließlich zu, noch an zwei weiteren Todesurteilen im Januar und April 1945 beteiligt gewesen zu sein – wenige Tage vor der Kapitulation des "Dritten Reiches".

Populärer Landesvater, korrekter Seitenscheitel

Filbinger war ein äußerst populärer Landesvater gewesen, dessen säuselnde Stimme zum schwäbischen Trollinger passte wie seine rechtskonservative Weltanschauung zum stets korrekten Seitenscheitel.

Noch 2003 schrieb sein Nach-Nachfolger Erwin Teufel über ihn, er habe "wie kein anderer gegen die Umsturzpläne der 68er-Bewegung angekämpft. Und zwar mit Erfolg."

Mit der legendären Parole "Freiheit oder Sozialismus", die auch der heute eher links gesonnene Ex-Generalsekretär Heiner Geißler gern als Waffe gegen die "Sozis" einsetzte, gewann er bei der Landtagswahl 1976 sensationelle 56,7 Prozent.

Doch während der passionierte Bergsteiger, Bezwinger von Mont Blanc und Matterhorn, für Häuslebauer und Spätzleesser ein kongenialer Repräsentant war, der absolute Mehrheiten hinter sich versammelte, wurde er für die in den siebziger Jahren erstarkende deutsche Linke zum Inbegriff des Reaktionärs, zum ideologischen Feindbild, dem das Nazi-Etikett dann auch noch mit amtlicher Berechtigung angeheftet werden konnte.

Dies umso mehr, da Filbinger, darin vielen Spitzenpolitikern bis heute gleich, die einen Fehler, gar ein schweres Vergehen partout nicht zugeben wollen, einen fatalen, inzwischen notorischen Satz sagte:

"Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein"

Was als Verteidigung, gar Entschuldigung gedacht war, trug ihm Attribute wie "furchtbarer Jurist" (Rolf Hochhuth) und "Blutrichter" mit einem "pathologisch guten Gewissen" (Erhard Eppler) ein.

So wurde er zum Symbol für die Uneinsichtigkeit all jener, die einem verbrecherischen Regime gedient hatten, darin aber nur ihre berufliche und vaterländische Pflichterfüllung sehen wollten.

1995 kam es zu einer heftigen Kontroverse zwischen Filbinger und dem SPIEGEL über den Einfluss der DDR-Staatssicherheit auf den Marinerichter-Skandal – mittels einer angeblichen Lancierung von Akten. Auslöser war das Buch zweier früherer Stasi-Offiziere, die über eine "Irreführungskampagne" der DDR in Sachen Filbinger berichteten.

Die CDU hatte mit Filbinger längst Frieden geschlossen, obwohl sie ihn damals selbst fallen gelassen hat.

"Verstrickung" in die Nazi-Tyrannei

Dennoch blieb Filbinger für den Rest seines Lebens im Schatten dieser Affäre, die nicht zuletzt die Angelegenheit seiner Generation ist, die er in seiner Autobiographie "Die geschmähte Generation" nannte: jene ambivalente schuldlose, schuldhafte "Verstrickung" in die Nazi-Tyrannei, die bis in die sehr späten Bekenntnisse eines deutschen Literaturnobelpreisträgers hineinreicht.

Nach allem, was inzwischen von Historikern erforscht wurde, war Hans Filbinger kein fanatischer Nazi. Er hat, wie hier und da bezeugt wird, sogar versucht zu helfen und zu mildern.

Aber er war ein Mitläufer, dem wie Millionen Deutschen, der Mut zum Nein, zum Nicht-Mitmachen, gar zum Widerstand, fehlte. Filbinger war von 1933 bis 1936 Mitglied des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes, 1934 bis 1937 Mitglied der SA, 1937 trat er in die NSDAP ein.

Filbinger verfolgte seine Karriere und promovierte 1937 zum Doktor der Jurisprudenz. Thema seiner Dissertation: "Die Schranken der Mehrheitsherrschaft im Aktien- und Konzernrecht".

1940 legte er die große juristische Staatsprüfung ab, und kam dann zur Marine – später abkommandiert als Offizier der Kriegsgerichtsbarkeit.

Zu diesem Zeitpunkt war der etwa gleichaltrige Sebastian Haffner, selbst ein junger aufstrebender Jurist, vor Hitlers Terror schon längst nach London geflohen und verfasste sein nachgelassenes Werk "Geschichte eines Deutschen", bevor er seine "Anmerkungen zu Hitler" begann – die Analyse einer europäischen Katastrophe.

Das Leben von Hans Filbinger blieb bis zu seinem Tod ein Teil des deutschen Dramas.


(SPIEGEL)


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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 17:15
@Doors

Noch besser: Die Witwe von Roland Freisler bezog ein Leben lang eine Witwenrente, für ihren verstorbenen Mann, als wäre er ein Gerichtspräsident in der BRD gewesen ... ich denke mal, daß die inzwischen verstorben ist .


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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 17:18
Wer es nachlesen möchte, nicht nur die Witwe von Freisler wurde entschädigt ...

Wikipedia: Marion Freisler


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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 17:28
Hab ich oben ganz vergessen:

Bereits 1955 war bekannt, dass die Witwen von Reinhard Heydrich, Himmler, Göring, Freisler und eine Goebbels-Schwester standesgemäße Pensionen bekamen.


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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 17:37
@Thalassa

Die Kleinen hängt man, die Grossen lässt man laufen.


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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 17:39
Deserteur...ein Wort das von Fanatikern auch gerne verwendet wurde.
Die Soldaten die '44 nach Amerika in Gefangeschaft kamen, wurden von den älteren Insassen, aus den Afrikafeldzügen auch nicht seltend als Deserteure und Verräter betrachtet. Weil man sie auf dem Rückzug gefangen genommen hatte...
Als diese '43 in Afrika gefangen genommen wurden, da ging es ja noch "vorran".
Die Männer die aber Frankreich nicht verteidigen konnten, galten aber bei denen als Feiglinge und Verräter.
Über manche soll regelrecht Gericht gehalten worden sein.
Da wurde mehr als einer unter der Dusche aufgeknüpft, hatte mal ein Veteran in einer Doku gesagt.
Schade, das ich das meinen Großvater nicht mehr fragen konnte, ob man ihm auch solche Schwierigkeiten gemacht hatte.


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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 17:42
@Doors

Natürlich, das ist überall so ... wie gesagt, mein Vater kam vom KZ aus an die Ostfront, als er dann später als DDR-Bürger Entschädigung beantragte, weil man ihm im KZ den Schädel eingeschlagen und die Zähne ausgeschlagen hatte, wurde dies (ich weiß jetzt nicht, VVN oder VdN ) abgelehnt, weil ihm wohl ein paar Tage Haft fehlten ...


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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 17:44
@Trapper


Ähnliche Verbrechen sind aus POW-Camps in England dokumentiert. Dort plante man sogar zum Zeitpunkt der Ardennen-Offensive im Dezember 1944 einen allgemeinen Aufstand der Gefangenen, um britische und amerikanische Truppen zu binden. Fand aber nicht statt.


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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 18:00
hallo, habe erst bis seite 2 gelesen, aber ich hole es noch nach. finde sehr interessant, was ihr so berichtet. mein vater redet sehr viel von dieser zeit. deshalb könnte ich hier romane schreiben, aber ich versuch mal, mich relativ kurz zu fassen.^^

aaaalso:

ich habe einen sehr alten papa (den besten der welt^^), er wurde 1926 geboren (in hamburg), ist heute also bereits 83 jahre alt. hat sich also ziemlich spät vermehrt. :D

mit 18 oder 19 kam er an die westfront und geriet während der ardennen-offensive in amerikanische kriegsgefangenschaft.

er wurde in ein lager bei chalons-sur-marne in frankreich gebracht. es hieß mailey-camp oder so ähnlich; weiß nicht, wie man das schreibt.
das war ein hungerlager. die gefangenen bekamen dort sehr wenig zu essen. morgens und abends gab es eine dose mit wassersuppe und aufgeweichten keksen drin und ein kleines stückchen weißbrot. manchmal gab es auch ein stückchen käse dazu. nachts mußten sie bei minus 20 grad auf der nackten erde schlafen.

sie haben nachts mit den füßen getrampelt, so kalt war es. oder sie haben alle ganz dicht aneinandergedrängt gestanden, um sich gegenseitig ein bißchen zu wärmen. tagsüber mußte mein papa steine klopfen und schleppen, für den straßenbau. er hatte keinen mantel und keine handschuhe, keine mütze und keinen schal, nur eine dünne armeejacke, die überhaupt nicht wärmte.

danach kam er in ein lager in oder bei cherbourg. bei dem marsch im laufschritt vom hafen in das lager wurden die POWs von den französischen wachmannschaften mit gewehrkolben auf den kopf und in die rippen geschlagen. meinen vater haben sie mit dem gewehrkolben auf den kopf gehauen.

das lager in cherbourg war wohl etwas besser, denn es gab dort etwas mehr zu essen.
die behandlung durch die amerikaner war dort auch besser.

die gefangenen sollten dann eigentlich nach amerika verfrachtet werden, bis zum hafen sind sie gekommen, dann wurde alles abgeblasen und zurück ins lager marschiert. mein vater sagt immer, er war schwer enttäuscht, er hatte sich schon so auf amerika gefreut und schon die wolkenkratzer vor sich gesehen.^^
er war ja erst 18 oder 19 jahre alt. später wollte er dann auch nach amerika auswandern, aber dann lernte er meine mutter kennen und blieb hier. :D

wie auch immer, ein paar tage später ging es ins dritte lager nach bolbec an der kanalküste, wiederum ein hungerlager. dort wurden die POWs auch häufig schikaniert.
z.b. wurden sie gezwungen, stundenlang auf einem abgesägten baumstamm zu stehen. das geschah z.b., wenn sie nicht schnell genug mit der schubkarre liefen.

von da aus ging's irgendwann in ein lager nach rouen in der normandie, verpflegungskisten schleppen. da gab es ein riesiges verpflegungslager.
dort blieb mein vater ca. sieben monate. von da aus ging die reise schließlich immer weiter, von gefangenenlager zu gefangenenlager. erst zurück nach bolbec, dann folgten lager in le havre, compiègne und zuletzt ein englisches lager in duisburg.

und dann durfte er endlich nach hause.

bis er tatsächlich zuhause ankam ist noch eine ziemlich lange story, aber auf jeden fall stand er irgendwann endlich vor dem haus seiner eltern, von dem er gar nicht wußte, ob es überhaupt noch stand. die luftangriffe hatten ja hamburg völlig zerstört und post gab in den gefangenenlagern nicht, oder sie kam nicht an. meine oma und mein opa wußten auch lange zeit gar nicht, ob mein vater überhaupt noch lebt. morgens um vier klingelte er dann an ihrer tür. die freude war natürlich grenzenlos.

und dann hat mein vater erst mal ganz lange auf der chaiselongue geschlafen, weil er so müde war.

das war nur ein kleiner teil der geschichte meines vaters. die von meiner mutter ist wieder eine ganz andere.


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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 19:35
@galgenkind

Natürlich sind solche Geschichten traurig - vor allem, wen sie die eigene Familie betreffen...aber, der Gerechtigkeit halber muß man nunmal auch sehen, wie die Deutschen mit Kriegsgefangenen umgegangen sind - sofern sie überhaupt welche gemacht haben...und man das Glück (oder Pech? ) hatte, nicht gleich standrechtlich erschossen zu werden und in irgendeinem anonymen Massengrab verscharrt wurde.
Mein Vater (Jahrgang 1907) hat auch überlebt, er war später Berichterstatter beim Nürnberger Prozeß und hat da manchmal kein Wort deutsch gesprochen, sondern nur französisch bzw englisch - weil er sich für die Greueltaten seiner deutschen Landsleute nur schämen konnte.


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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 19:53
Seit diesem Jahr weiß ich endlich, was aus meinem Großvater geworden ist. Schraubte im Krieg Kfz zusammen (fahrende Rep Werkstatt), wurde im Sommer 1944 bei der HG Mitte gefangengenommen und kam später in ein ukrainisches Bergwerk wo er sich zu Tode schufften durfte. Er starb dort an Entkräftung durch Hunger. In der Sterbeurkunde wurde beschrieben, dass ihm ein Stück Ohr fehlte...

Beim Volksbund nachgefragt, was dort geschehen sei, kam als Antwort, dass es in der Ukraine deshalb wenig zu essen gab, weil Stalin immer an seiner verbrecherischen Ukrainepolitik mit künstlich herbeigeführten Hungerkatastrophen festgehalten hat.


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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 22:12
@tingplatz

Abgesehen jetzt mal von Stalin - weißt du, wie die Deutschen gerade in der Ukraine gehaust haben?


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Kriegserlebnisse von Verwandten im 2ten Weltkrieg

11.06.2010 um 22:12
@tingplatz

Abgesehen jetzt mal von Stalin - weißt du, wie die Deutschen gerade in der Ukraine gehaust haben?


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