Postmortem Fotografie

Das sehe ich ein wenig anders.
Wenn Du seine Augen anschaust,dann erkennst Du auch,das auch Er trauert.Damals gehörte das Posen einfach dazu.Es war teuer zu photographieren und sicherlich wurde der Vater vom Photographen geleitet,so wie es auch heute noch üblich ist.
Denke nicht,das der Vater selbstdarstellerwünsche verwirklicht

Vorhin wurden die Boesewichte aus den Western erwaehnt ... hier haetten wir die Daltons:



Jedoch muss ich hier einraeumen, dass dieses Bild wohl entstand, um zu beweisen, dass sie wirklich gefasst/tot sind.

Ich finde das Bild auch nicht besonders liebevoll, er sitzt iwie distanziert.
Er hat nicht einmal ein Hand zärtlich aufgelegt.

Ich meine das Bild mit dem Baby.

Das Thema ist ja ansich nichts Neues. Ich habe mich vor ein oder zwei Jahren schon einmal damit befasst. Damals stiess ich auf ein Foto, wo eine Familie zusammen mit dem Verstorbenen (Gruppenfoto, mehrere Personen) posierte. Der Mann sass auf einem Stuhl und blickte starr geradeaus. Leider kann ich das Foto nicht mehr finden. Sollte es jemandem begegnen, bitte Link an mich oder hier posten. Danke.

@oldbluelight

oldbluelight schrieb:Das sehe ich ein wenig anders.
Wenn Du seine Augen anschaust,dann erkennst Du auch,das auch Er trauert.Damals gehörte das Posen einfach dazu.Es war teuer zu photographieren und sicherlich wurde der Vater vom Photographen geleitet,so wie es auch heute noch üblich ist.
Denke nicht,das der Vater selbstdarstellerwünsche verwirklicht

Warscheinlich hast du recht,aber ich könnte das trotzdem nicht.
Natürlich wollte er noch ein Foto mit seinem Kind aber ich persönlich glaube,dass ich das nicht übers Herz gebracht hätte mich mit meinem toten Kind ablichten zu lassen...

@Mystery95

Heute hast Du andere Möglichkeiten.Du bekommst schon ein Bild vom Baby,direkt nach der Geburt.
Du kannst es mit der Webcam,camcorder oder mit dem Handy filmen.
Damals,vor 120 Jahren gab es all das nicht.Und es war auch sehr teuer,sich ablichten zu lassen.
Und bei den Kindern die starben konnte man auch keine Gemälde machen,aus verständlichen Gründen.Wenn man also etwas von dauer von seinem Kind haben wollte,dann blieb den leuten,die es sich leisten konnten kaum alternativen.
Von dem Posing usw mal ganz abgesehen.

@Cathryn
@Keysibuna
@Mystery95

Bin ich so Gefühlskalt oder denke ich einfach nur so hart. Ich weiß es nicht. Ich sehe solche Aufnahmen als ein "Must have" an .. so Gefühlskalt das auch klingen mag. Aber wenn ich an die Zeit damals denke, weiß ich wie man mit Kindern umgegangen ist ... das war wirklich kein Zuckerschlecken ...

Ich finde diesen Vater, verglichen mit dem vorherigen, sehr viel trauernder:

ja auf jeden Fall.
Wär ich an seiner Stelle wohl auch...

Ich finde es schön wie er Händchen hält.

Es wirkt auf jedenfall emotionaler,aber ich möchte dem anderen Vater seine Trauer nicht absprechen.

Keysibuna schrieb:Ich finde es schön wie er Händchen hält.

Hab ich auch grad gedacht... und mir is auch vorher schon aufgefallen... wie er trauert... also anders, wie die anderen auf manchen Bildern..

Cathryn schrieb:Schlimm, wenn man bedenkt, was seine Familie durchmachen musste und verstaendlich, dass sie ein Andenken an ihren Jungen behalten wollten.

Wer hat den Jungen denn so hingelegt?

@aeneas

EIn "Must have" war es sicherlich. Dennoch wuerde ich nicht behaupten, dass diese Kinder eine schlechte Kindheit hatten/gehabt haetten. Die Muetter waren Hausfrau und Mutter, die Kinder lebten im Haushalt mit Hauslehrer usw. - das sind keine ARMEN Familien, die diese Bilder haben machen lassen. Das sind die Herren ueber Plantagen und Reedereien gewesen, Leute aus Politik oder Handel. Man darf nicht vergessen, woher sie stammten. Auch wenn sie auf einer Farm lebten - solange es Sklaven gab, wurden die Kinder nicht zur Arbeit heran gezogen. Das wird immer gern mit Europa verwechselt, mit der Leibeigenschaft und dem Kirchenzehnt und der damit verbundenen Zwangsarmut.

Dennoch war es ein "Must Have" - naemlich fuer die Erinnerung.

Vergiss bitte nicht: die meisten dieser Kinder waren die erste auf amerikanischem Boden geborene Generation, die jenigen, die dieses Land gross machen sollten - man rechnete damals nur nicht mit den Krankheiten, die damals fuer den europaeischen Koerper toedlich waren. Es fehlten die passenden Abwehrkraefte und die Kindersterblichkeit war hoch. Nicht umsonst bekam man damals bis zu 20 Kinder (meist aber mit 2 Frauen, die erste starb meist nach dem 9. oder 10. am Kindbettfieber) - das Land musste bevoelkert werden und jedes tote Kind bedeutete, dass die Zukunft ein Stueck ferner rueckte.

@lateral

Ich war nicht dabei, aber ich nehme an, der zu spaet gerufene Arzt hat die Familie aus dem Haus geworfen. Ich kann mich auch nur an den Quelltexten orientieren.

@Cathryn

Die ganze Sache hat einen bitteren Nachgeschmack ... auch wenn es für uns Geschichtlich interessant sein mag, spiegelt es dennoch einen gewissen Status wieder !!!
Eben diesen Status hast du ausführlich beschrieben ... es oblag eben solchen Familien dieses Ereignis fest zu halten ... aber es sollte nie das fest halten wie es wirklich war. DAS darf man nie vergessen ...

Darüber haben sich die Menschen damals sicherlich keine Gedanken gemacht.Vorrangig war die Trauerarbeit.Das war damals so,das ist heute so.Die Gepflogenheiten sind die einzigen die sich ändern.

Ich kann mir nicht helfen, diese alten Bilder üben eine gewisse Faszination aus. Aber ebenso lösen sie beim Betrachten Unbehagen bei mir aus. Leben und Tod, festgehalten auf einem Foto. Es ist unheimlich. :S

@oldbluelight

Das ist das was zu beweisen wäre. Ein Statussymbol lässt sich als solches nicht erklären. Entweder man hat das Geld dafür oder nicht !!

Also wenn ich mir die Bilder der Toten anschaue, die ihre Augen offen haben...echt beängstigend, wie sie einen aus ihren leeren, kalten Augen anstarren...