Vespafahrer schrieb:Er hat das Papstamt revolutioniert
Nein, hat er nicht. Sicherlich hat er verschiedene Dinge angestoßen, ua förderte er Frauen in höheren Positionen. Während seines Pontifikat ist der Anteil von Frauen, die im Vatikan in Führungspositionen sitzen, deutlich gestiegen. Auch in anderen Bereichen wurde er tätig. Aber von revolutionieren kann man definitiv nicht sprechen.
MissMary schrieb:Das ist schade, aber für ihn vielleicht auch eine Erlösung, da er wirklich sehr schlecht aussah - man sah ihm deutlich an, dass es ihm nicht gut ging und er rang ja furchtbar um Atem
Ich war erstaunt, dass er die Lungenentzündung überstanden hat. Ich hatte nicht geglaubt, dass er das Krankenhaus nochmals lebend verlässt.
MissMary schrieb:, das war sogar, wenn man bedenkt, welche konservativen Gruppen es in der Kirche gibt, für seine Position sehr beachtlich.
Es war aber auch widersprüchlich. Einerseits diese Aussage ("Wenn eine Person homosexuell ist und Gott sucht und guten Willens ist, wer bin ich, über ihn zu richten?"), andererseits verurteilte er Homosexualität als Sünde usw.
MissMary schrieb:Benedikt hatte das "Hardlinerimage" und war mehr intellektuell und nicht so gut im Kontakt mit Personen
Sicherlich ist es von Vorteil, wenn ein Papst extrovertiert ist, auf Menschen zugehen kann, den Kontakt mit den Menschen liebt, wie es bei JPII oder auch Franziskus der Fall war. Benedikt war eher in sich gekehrt und sah bei Kontakt mit Kindern oftmals komplett hilflos aus. Ich bin mir sicher, er hasste es im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen, anstatt sich zurückziehen zu können, um zu schreiben.
Aber er hatte nicht nur das Image des Hardliners, er war ein Hardliner. Über 20 Jahre Präfekt der Glaubenskongregation - und das nicht ohne Grund.
Allerdings glaube ich auch, dass Franziskus von Ratzinger teilweise ausgebremst wurde. Ein amtierender Papst, der die meiste Zeit einen emeritierten Papst zur Seite hat, das stelle ich mir nicht einfach vor.
Berryl schrieb:Dass er als, im Grunde, Sterbender noch den Ostersegen gab hat mich tatsächlich beeindruckt.
Das hatte auch nichts mit einem Text vor jubelnden Gläubigen runterrattern zutun sondern von, finde ich, echter Leidensfähigkeit und Willen für seine Überzeugungen.
Ich glaub dass dies der menschlichste und ungestellteste Auftritt von ihm war.
Sofern ich das überhaupt beurteilen kann.
Das sehe ich auch so. Dass er das noch geschafft hat, diesen Willen noch gezeigt hat, weil er wusste, dass es Millionen von Menschen extrem wichtig ist, den österlichen Segen zu erhalten, dafür zolle ich ihm Respekt, das hat mich mehr beeindruckt als alles andere aus seinem Pontifikat.
Erinnerte mich ein bisschen an die Queen, die 2 Tage vor ihrem Tod noch Liz Truss zur Einführung als neue Premierministerin traf.
Vespafahrer schrieb:Die Welt hat einen wunderbaren Menschen verloren und ich empfinde große Trauer. Wem geht es noch so ?
Ich mochte Franziskus. Er war für mich ein sehr politischer Papst, weit über die amtsüblichen Mahnungen zum Frieden und Floskeln hinaus. Ein Papst, der sogar öffentlich klagte, dass in Rom Reformen durchzuführen wie die ägyptische Sphinx mit einer Zahnbürste zu putzen sei, womit er sicherlich Recht hatte. Er versuchte es im Kleinen, ungeachtet der Tatsache, dass er sich damit Feinde in der Kurie schuf. Er brachte Dinge auf den Weg.
Gleichzeitig blieb er ein konservativer Vertreter der katholischen Sexualmoral, die wirklich großen Reformen gab es auch bei ihm nicht. Vielleicht wird es sie nie geben.
Aniara schrieb:Der nächste Papst wird wieder ein "Hardliner
Da wäre ich nicht so sicher. Ich tippe auf Pizzaballa (Der Name ist es alleine schon wert
:D ) Er bot sich der Hamas an, im Austausch gegen die Geiseln.