Lern erstmal Deutsch

Deutsch sollen erstmal diejenigen lernen, welche sich beim Kinobesuch von ihrer Begleitung (meist Begleiterin) Dialoge (und bisweilen sogar Handlung!) -mal mehr, mal weniger lautstark- während der Vorführung übersetzen (und ggf. erklären) lassen! Und wenn man sich dann -freundlich- Ruhe ausbittet, unter Umständen auch schon mal ein Messer (aus russischer Produktion ;)) zu sehen bekommt. Das ist richtig schlimm und hat mir schon vor Jahren (zumindest in Großstädten) den Besuch von Lichtspielhäusern verleidet. Ansonsten sehe ich mangelnde grammatikalische Ausdrucksweise im Internet eher unter der Rubrik "Unterhaltungswert" und amüsiere mich darüber... :D

Zwei Auszüge aus einem interessanten Gespräch mit dem Autor Enzensberger zum Thema "Rechtschreibreform / Rechtschreibung":
"Eine Clique von selbsternannten Experten will sich wichtig machen, zwei Großverlage schnappen nach dem Monopolgewinn, und die Politik übt sich wie gewöhnlich im Etikettenschwindel. Dabei geht es überhaupt nicht um die Sprache, sondern um die Rechtschreibung, die von jeher das Steckenpferd aller Besserwisser war."

"Wer ist überhaupt dieser Herr Konrad Duden? Irgendein Sesselfurzer! Ich halte mich lieber an Lessing, Lichtenberg, Kleist und Kafka."
("Der Spiegel", 14.10.1996; das ganze Interview: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9106197.html)

Dr. phil. Hans Magnus Enzensberger (geb. 11. 11. 1929, Kaufbeuren / Allgäu)
1955 Promotion mit Arbeit über Clemens Brentano.
Redaktor (Herausgeber): Süddeutscher Rundfunk.
Lektor: Suhrkamp-Verlag.
1957 Freier Schriftsteller.
1964/65 Gastdozent für Poetik: Universität Frankfurt

Ich schreibe in solchen Fällen dann einfach so, wie es mir am besten gefällt oder versuche es mir irgendwie herzuleiten(was natürlich dann auch falsch sein kann). Auf offizielle Regeln gebe ich sowieso wenig und so lange man es versteht ist es okay. Das meiste ist natürlich schon so aus Gewohnheit in einem, da man es in der Schule gelernt hat und dort die offiziellen Regeln unterrichtet werden und man wohl größere Probleme bekäme, wenn man komplett eigene Regeln hätte. Heißt aber nicht, dass ich deshalb jedes Wörtchen jetzt nachschlagen müsste.

@Thalassa

Stimmt! Das ist auch etwas, das ich nicht verstehe...

Warum schlägt jemand, der ansonsten einen ganz ordentlichen Text verfasst, ein Wort, das er nicht kennt, nicht einfach nach, anstatt lautmalerischen Murks zu produzieren? Ich meine, wenn er im Forum schreibt, ist er doch schon online. Wie schwer ist es, ein weiteres Fenster zu öffnen und die Schreibweise zu prüfen?

@Commonsense

Eben - das meine ich ja auch, ich nehme mir zumindest die Zeit dafür! Aber, auch ich bin vor Flüchtigkeitsfehlern nicht gefeit, und dafür haben wir ja außerdem noch die Editfunktion ;) .

@Luthan
Nochmal Enzensberger über die "Rechtschreibung": (weil es zu Deinem Beitrag so gut paßt ;))
"Wir schreiben sowieso, wie wir wollen." ("Frankfurter Allgemeine Zeitung", 30.1.2004)

:D :D :D

@Thalassa

Thalassa schrieb:Ich boykottiere die Rechtschreibreform ganz bewußt

Wie gesagt, in der Schweiz gibt es das schon einiges länger nicht mehr - wir sind da halt ein bisschen fortschrittlicher... :D

Ich finde, es kommt immer darauf an.. ob ein Ausländer schreibt und Fehler macht.. (absolut verständlich) oder ob es ein Deutscher ist, der weder Satzzeichen noch Groß- und Kleinschreibung beherrscht und einen Text zusammenstümmelt..

Natürlich macht man mal kleine Fehler..

Aber noch schlimmer finde ich Sätze in denen "tut" oder "tuhen" vorkommen ..
Dann "tu" ich meist nicht weiter lesen.. tutentut.. ;) tuutuu

@Bernard
@Luthan

Es kommt auch darauf an, in welcher Branche und an welcher Position man seine Brötchen verdient. In manchen Berufen werden solche Kleinigkeiten, wie alte oder neue Rechtschreibung sehr gewichtet. In den meisten ist hingegen nur wichtig, daß die Rechtschreibung nicht offensichtlich falsch ist, womit Fehler gemeint sind, die sowohl nach neuer, als auch nach alter Rechtschreibung nicht verzeihlich sind.

Ihr wisst schon:

Wer Ortokravieh nicht beheerscht ist dähmlich!!!

Man soll keinen wegen seiner Rechtschreibung beleidigen, aber es liest sich nun mal leichter, wenn mit Kommata und Groß/Kleinschreibung geschrieben wird. Es ist für mich eine Frage des Respektes den anderen Usern gegenüber, sie nicht mit endlossätzenohnepunktundkomma zu konfrontieren, obwohl ich weiß, dass es sich so viel bequemer schreibt.
Die Mühe ist es mir wert, wenn ich will, dass mein Beitrag gelesen wird.

Mails, in denen ich nicht mal mit Namen angeschrieben werde, alles klein geschrieben ist und auch die Signatur fehlt, kränken mich. Altmodisch?

allmotlEY schrieb:"Es ist für mich eine Frage des Respektes den anderen Usern gegenüber, sie nicht mit endlossätzenohnepunktundkomma zu konfrontieren, obwohl ich weiß, dass es sich so viel bequemer schreibt."

Wer es ursprünglich anders gelernt hat (so wie ich), tut sich allerdings sehr schwer damit, auf durchgängige "Kleinschreibung" ohne Punkt und Komma umzustellen. Insofern ist es für mich (und meine mal behaupten zu können, auch viele andere meiner Generation) überhaupt nicht "so viel bequemer" entsprechend "neuzeitlich" zu schreiben...

@Bernard

Das kann ich nur bestätigen. Ich muss mich immer darauf konzentrieren, wenn ich in Englisch schreibe...

Bernard schrieb:Insofern ist es für mich (und meine mal behaupten zu können, auch viele andere meiner Generation) überhaupt nicht "so viel bequemer" entsprechend "neuzeitlich" zu schreiben...

Ich bin auch nicht mehr jung, schätze grob, viel schenken wir uns nicht. Bei mir kam die Umstellung durch endloses Chatten mit jungen Menschen. Wenn man da mitkommen will, muss man sich dieser Form der Bequemlichkeit anpassen.

Durch die gezwungene Übung ging es relativ schnell und war nur anfangs schwer. Auch das Erkennen der Bedeutung der vielen Icons in Texten, die diesen manchmal bis zur Unkenntlichkeit verstümmeln, habe ich so gelernt.

Man sollte, wenn man längerfristig in Deutschland lebt, auch in der Lage sein, sich verständlich zu artikulieren und zu schreiben.

Es muss nicht jedes Wort richtig sein und jeder Satz grammatikalisch korrekt aufgebaut werden.

Problematisch wird es erst, wenn einfach nicht klar wird, was der Gegenüber mir sagen will oder wenn er seinerseits aufgrund fehlender, sprachlicher Fertigkeiten nicht kapiert, was ich ihm vermitteln möchte.

Es gibt in Deutschland verschiedene Dialekte, von daher sprechen auch die meisten Deutschen kein ,,Einheitsdeutsch".
Gerade bei der Schriftsprache ist aber schon die Möglichkeit von Einheitlichkeit gegeben.

Was ich allerdings immer gar nicht abkann, ist so ein nervendes Gemisch wie Turkdeutsch.
Dieses ganze Digga-Alda-Gequatsche geht mir immer unglaublich auf den Geist.

Dann bitte lieber wirklich `ne ausländische Sprache und dazu Gestik und Mimik, als Turkdeutsch :D

@Wolfshaag
@Plan_B
Gebe euch beiden Recht.
Ich empfinde es auch als sehr anstrengend, wenn weder auf die Rechtschreibung noch auf die Groß- und Kleinschreibung geachtet wird.
Leuten mit Migrationshintergrund, die aber schon von Geburt an hier in DE leben nehme ich eine schlechte Schriftsprache auch übel, da häufig noch der fehlende Satzbau hinzu kommt.
Ich verbessere denjenigen dann allerdings nicht, sondern lese erst gar nicht was er schreibt.
Kleine Fehler "übersehe" ich. Die können schließlich jedem passieren.

@Bernard
Es ist schon leichter alle Worte klein zuschreiben, auch wenn man es anders gelernt hat.

@Erlkönigin
Bei mir ist´s anders. Und ich habe es auch schon versucht. Ging nicht...

@Plan_B
So "endlos" chatte ich nicht mit "jungen Menschen". Das ist eher die "Krampfader-Generation". :D
Und die schreiben -meist- auch nach althergebrachter Art und Weise...

@Bernard
Chatte auch nicht ständig, dennoch: Es klappt schneller mit der Kleinschreibung.

Interessant, schon 4 Seiten und doch scheint es mir als wäre die Kernaussage aller Beiträge identisch. Bin mal gespannt wie lange dass noch so weitergeht.

Ich glaube, es wird heutzutage mitunter einfach zu wenig gelesen, was auch wieder auf einem Desinteresse an unserer Sprache basiert - meiner Meinung nach. Ansonsten würden sich so manche Worte wohl von ganz alleine in richtiger Schreibweise einprägen.