@FerneZukunft FerneZukunft schrieb:Natürlich wird man zornig, wenn man sieht, ein anderer kann ganz gemütlich vor sich hinarbeiten, wenn es einmal nicht geht macht er einen Tag blau,…. Der macht das nicht absichtlich. Der fühlt sich an dem Tag wo er nichts leisten kann schlechter, als Du nach einem 12 – 14 Std. Arbeitstag.
Ich bin nicht zornig auf den Mann, echt nicht. Wie er sich an einem schlechten Tag fuehlt im Vergleich zu einem stressigen 12 Stundentag bei mir, wage ich nicht zu vergleichen.
Es geht mir nur darum zu erklären, dass nicht jede Arbeit die gleichen Ansprüche erfordert und die Verantwortungen auch bei weitem nicht gleich sind. Von daher finde ich es gerecht, wenn jemand in einer Behindertenwerkstatt nicht das Lohnniveau hat, wie jemand, der in einem Job auf dem freien Arbeitsmarkt arbeitet, weil die Rahmenbedingungen anders sind. Weil vielleicht die Arbeit auch nicht so sehr in reellem Umsatz sich niederschlägt. Weil viele hoch-kommerzielle Jobs sind nun mal an schnelle, gezielte Kommunikation, Flexibilität und starker Service-orientiertheit gebunden.
Natürlich sind die Verdienste mit 600 € pro Monat nicht so, dass man sich grenzenlosem Konsum und Luxusartikeln hingeben könnte. Oder Fernreisen unternehmen könnte. Oder jeden Abend sich Sushi bestellt. Aber es ist eine Aufwandsentschädigung, die immerhin ~25 euro pro Tag entspricht und die ich nicht als "Taschengeld" einstufen würde. Die psychologische Komponente, nämlich etwas zu machen anstatt zuhause, oder in einer Klink zu hocken, ist sicher hier der größere Verdienst.
Ich arbeite im Rahmen einer Stiftung auch mit einer psychisch instabilen Frau zusammen. Kein Zuckerschlecken. Wochenlang kommt nichts von ihr, ihre eigens gesetzten Deadlines verstreichen mehrfach, Ausreden über Ausreden, und dann plötzlich will sie von mir alles, sofort, am besten heute Abend und am besten kostenlos. Weil, meine Arbeit honoriert sie quasi gar nicht und denkt, das was ich mache, sollte sowieso nichts kosten.
Die Gründerin unserer Stiftung findet, dass wir als Kunststiftung auch psychisch kranke Menschen auffangen können. Ja, schon - prinzipiell gerne - aber die Probleme mit Menschen, die ihre ur-eigenen Rhythmen und Ansprüche haben sind vielschichtig und die Organisation der Arbeitsgruppe leidet darunter.
Auf der anderen Seite schaffen es auch viele psychisch Kranke in den allgemeinen Arbeitsmarkt, siehe obiges Beispiel.