@martenot @pattimay Ich bin mal schnell etwas tiefer in das Dokument eingestiegen.
Es ist zu viel, um alles hier zu zitieren.
Ihr solltet auf jeden Fall das Kapitel
6.2. Komplementäre Therapieverfahren (Archiv-Version vom 09.12.2020)
lesen. Da ist differenziert beschrieben, wie die EbM mit dem Komplementär-Thema umgeht. Ein Bestandteil davon ist die Frage, wie man damit umgeht, dass man weiß, dass Patienten sich an Alternativ-Heiler wenden. Es gibt bei alledem aber auch klare Empfehlungen, wie z. B.:
Alternativtherapien anstatt einer evidenzgesicherten Therapie sollen abgelehnt werden
Die Beurteilung naturheilkundlicher und komplementärmedizinischer Verfahren soll nach Kriterien einer evidenzbasierten
Medizin erfolgen
Patienten sollen über die Anwendung komplementärer Heilmethoden befragt werden. Der behandelnde Arzt soll mit
ihnen über ihre Gründe für die Anwendung komplementärmedizinischer Verfahren sprechen.
Aufgrund des hohen Anteils an Patienten, die komplementärmedizinische Therapien anwenden, sollten Ärzte sich über
diese Verfahren informieren.
Der Text geht dann so in etwa alles durch, was einschlägig zum Thema Colitis ulcerosa vorliegt, inklusive Yoga. Mit im Topf ist Curcumin. Dazu heißt es dann:
STATEMENT 6.2.9
Für die Therapie mit Curcumin komplementär zu einem
Aminosalizylat liegen Studien mit positiven Ergebnissen in
der Remissionsinduktion sowie in der Remissionserhaltung
vor. Curcumin steht in Deutschland nicht als Arzneimittel zur
Verfügung.
Evidenzgrad 2, Empfehlungsgrad 0, mehrheitliche Zustimmung
Wie Evidenzgrad und Empfehlungsgrad einzuordnen sind, dazu mehr
hier (Archiv-Version vom 15.01.2021).
Evidenzklasse 2 mit Empfehlung 0 ist im Ergebnis so in etwa unteres Drittel.
Es wäre interessant zu erfahren, wie ein Mediziner so etwas liest.
Wenn ein Arzt von einem Patienten danach gefragt wird, ob er Curcuma nehmen soll, zählt es für den Arzt möglicherweise zu den Komplementär-Maßnahmen, bei denen er sagt: Nehmen Sie es, wenn Sie meinen - aber nicht zu viel.
So lang es nicht als Medikament vorliegt, lassen sich ja wahrscheinlich gar keine Aussagen über die Güte des Produktes, den Gehalt an reinem Wirkstoff und mögliche Kontaminationen treffen. ICh schätze, ein Arzt könnte es allein schon von daher nicht ausdrücklich empfehlen, weil niemand weiß, was eigentlich in den Produkten drin ist, die so auf den Markt kommen. ("Honig" ist z. B. ja auch in weiten Teilen gepanschtes Zeug, das hauptsächlich aus China kommt und mit einem Foto vom deutschen "Blütenwald" auf dem Glas in den Verkauf geht. Auch Zimt ist je nach Provenienz mehr oder weniger giftig).