Ungeklärter Mordfall Frauke Liebs (2006 Paderborn)

@hallo-ho

Ja, das ist dann die Anscheinsgefahr, von der du sprichst. Aber man wird am Mittwochnachmittag auch über die nächtliche SMS geredet haben, und ich stelle mir jetzt einfach das Erscheinen von Frau Liebs auf der Dienststelle vor. Wir kennen auch Fälle, in denen das Verschwinden einer Person dramatisiert wird, damit gleich und umgehend etwas getan wird. Das kann man aus Sicht der Angehörigen verstehen, aber wenn sich dann im Nachhinein herausstellt, dass ein riesengroßer Krach in der Familie herrschte oder so, gleichzeitig ein Polizeihubschrauber eingesetzt wurde und die Presse über den Fall berichtet, kann das nachher für alle Beteiligten sehr unangenehm werden. Die Polizei berät dann mitunter die Angehörigen, dass sie umgehend dafür sorgt, alle virtuellen Artikel zu sperren, aber das Internet ist so schnell, dass das nur selten erfolgreich ist. Später wird dann ein potentieller Arbeitgeber einen Link finden und sehen, der Bewerberkandidat ist schon einmal abgehauen oder da war was, was uns nicht gefällt, und schon haben junge Menschen dann ein Stigma für ihr weiteres Leben. Daran erkennst du, wie problematisch auch Öffentlichkeitsfahndungen sein können.

Guten morgen, alle miteinander!

Lenrobs schrieb:Ich glaube, dass das schnelle Eingreifen der Polizei und die Sicherheit der Profiler, dass Frauke im Großraum Nieheim festgehalten wurde, zusammenhängen.
Nehmen wir mal einfach an, dass es früh noch einen weiteren Anruf aus Nieheim gab, den Frauke vielleicht freiwillig und heimlich absetzen konnte und in dem klar wurde, dass sie nicht freiwillig festgehalten wurde.

Dann hatte die Polizei einen Hinweis auf ein Kapitaldelikt, den Anruf hätte man aber mit Sicherheit geheim gehalten, denn man wusste ja nicht, wo genau Frauke sich aufhielt und wollte die Ermittlungen nicht gefährden.

Dann ließ sich die Polizei aber sehr schnell bezirzen, durch den ersten Anruf von Frauke, denn nach diesem geschah ja polizeitechnisch eben erst einmal nichts mehr.

@Kältezeit
Das weiss man nicht, denn, wie gesagt, man würde doch keine Informationen darüber nach aussen dringen lassen, um Frauke nicht zu gefährden.
Keine Ahnung, vielleicht liege ich auch total falsch, aber ich glaube, dass da im Hintergrund viel mehr passiert ist, als wir wissen...

@seidensticker6
Ich steck weder in den Eltern von Frauke noch von Jasmin. Bei diesen beiden Beispielen hat sich jedenfalls festgestellt, dass es keine " aufgebauschtePanikmache" seitens der Eltern war, sondern berechtigte Sorgen.

Ich kann nur für mich sprechen: Wenn ich mit jemanden Krach gehabt hätte und derjenige verschwindet, dann würde ich das der Polizei genauso kommunizieren: sowohl, dass es Krach gab als auch, dass es für die Person untypisch ist "abzuhauen". Eben aus den Gründen, die du genannt hast. Was dann die Polizei daraus macht (Fahndung/keine Fahnugn, öffentlich/nicht öffentlich), ist ihre Sache. Die muss dann aber auch die Verantwortung tragen, wenn sie eine Situation basierend auf meiner ausführlichen Info falsch eingeschätzt hat.
Davon abgesehen, dass ich hoffe, niemals so einen Gang zur Polizei machen zu müssen.

Lenrobs schrieb:Das weiss man nicht, denn, wie gesagt, man würde doch keine Informationen darüber nach aussen dringen lassen, um Frauke nicht zu gefährden.
Keine Ahnung, vielleicht liege ich auch total falsch, aber ich glaube, dass da im Hintergrund viel mehr passiert ist, als wir wissen...

Ich nicht. Denn:

- dann hätte man die Telefonate von Chris mit Frauke abhören / aufzeichnen können
- dann hätte man Kontrollen bzw. Streifen zu abendlicher Stunde durch das Industriegebiet fahren lassen können
- das Handy vlt. auch anderweitig orten können bzw. eben nicht erst nachträglich

usw. usf.

Da ist nix passiert, deshalb auch die schnelle Einschaltung des Privatdetektives.

@hallo-ho

hallo-ho schrieb: Die muss dann aber auch die Verantwortung tragen, wenn sie eine Situation basierend auf meiner ausführlichen Info falsch eingeschätzt hat.

Genau das ist aber für uns das Problem. Was sich am Ende als wahr herausstellt oder nicht, lässt sich ja in der ersten Situation nur schwer einschätzen. Es ist eine Rechtsgüterabwgägung, die viel mit den Persönlichkeitsrechten zu tun hat. Am Ende sind wir meist die Prügelknaben, weil wir dann etwas falsch gemacht haben. A bisserl einfach, findest du nicht?

@seidensticker6
Wir kennen uns nicht so gut. In sehr vielen meiner Posts verteidige ich die Polizei. Glaubs oder glaubs nicht.
In meinem Post oben habe ich ein konkretes, wenn auch fiktives Beispiel gegeben, dass auf mich persönlich bezogen war. Dass Verwandte so reagieren, wenn aus ihrer Sicht etwas schiefläuft, ist verständlich, ich glaube nicht, dass man dafür Psychologie studiert haben muss.
Ob etwas objektiv gesehen richtig ist oder nicht, steht nochmal auf einem ganz anderen Blatt.

Z.B. kann ich als mediziniser Laie der Meinung sein, dass ein Arzt bei mir etwas falsch behandelt hat. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: ich hab mit meiner laienhaften Vermutung Recht (aus meiner subjektiven Sicht habe ich sowieso recht ;)) oder ich irre mich, eben weil ich Laie bin und fünf Experten bestätigen unabhängig voneinander, dass alles korrekt war.
Verstehst du, was ich meine?

@seidensticker6
Da du ja vom Fach bist..

Welche Erklärung hast du dafür, dass die erste SMS aus Nieheim geortet wurde, man also einen einigermaßen großen Aufwand betrieb, obwohl dort für die Polizei noch nichts für ein Verbrechen sprechen konnte und Frauke immerhin volljährig war, dann aber erst einmal nichts mehr geschah nach den Anrufen, obwohl diese auf die Verwandten und Bekannten von Frauke eher beunruhigend wirkten?

Ich kann mir darauf irgendwie keinen Reim machen.

seidensticker6 schrieb:Genau das ist aber für uns das Problem. Was sich am Ende als wahr herausstellt oder nicht, lässt sich ja in der ersten Situation nur schwer einschätzen. Es ist eine Rechtsgüterabwgägung, die viel mit den Persönlichkeitsrechten zu tun hat. Am Ende sind wir meist die Prügelknaben, weil wir dann etwas falsch gemacht haben.

Dazu noch: dass man Dinge abwägen muss und dass es nicht immer eine Lösung nach Schema F gibt, dass hast du in jedem Beruf, der ein bisschen anspruchsvoller ist. Ich kenne das auch, damit kann man mich nicht beeindrucken.
Der große Unterschied ist: in spektakulären Fällen ist ja eine mehr oder weniger große Öffentlichkeit involviert, von der ca. 99% keine Ahnung von Polizeiarbeit hat und von der gleichzeitig ein Großteil von Boulevardmedien emotional aufgepeitscht ist. Diese Öffentlichkeit zerreißt sich dann das Maul darüber, was die doofe Polizei gemäß ihrer kompetenten und sachlichen Meinung wieder alles falsch gemacht hat. Da tut ihr mir echt ein bisschen leid.

@hallo-ho

Ich verstehe, was du meinst. Polizisten sind Menschen. Die machen genauso Fehler wie Ärzte. Ich habe ja gestern auch ein wenig Kritik geübt, denn mit den offiziell bekannten Fakten ist mir die schnelle Reaktion der Polizei sowie die Veröffentlichung noch am Donnerstag auch etwas merkwürdig.

@Kältezeit

Ich bin der festen Überzeugung, dass die Polizei noch am Mittwochabend mehrere stille SMS abgesendet hat, denn die reine Ortungsnachfrage beim Provider macht doch aus der Situation so keinen Sinn. Wir sind da in Bayern früher mit angefangen, so etwa Ende der Neunziger, und hatten und haben damit gute Erfolge. Die stille SMS wird aber nur erfolgreich platziert, wenn das Gerät eingeschaltet ist. Da die Polizei im Verlaufe des Mittwochs vermutlich auch erfahren haben wird, dass keine weiteren Gespräche oder Kurznachrichten vom Handy aus nach dem Zeitpunkt Nieheim erfolgt sind, wird sie das auch mit dem sonstigen beschriebenen Verhalten Fraukes als objektiven Faktor für die Anscheinsgefahr gewertet haben. Zugleich werden sie natürlich auch schon die Kontaktdaten Fraukes vom Dienstagabend gehabt haben. Es ist also dieser Faktor, der die Anscheinsgefahr für die Polizei begründet hat. Dass sich das Verhalten Fraukes, was die Handykommunikation angeht, von heute auf morgen radikal verändert hat.

@seidensticker6
Okay, danke.

Aber eins habe ich noch nicht verstanden. Wenn Anscheinsgefahr, wieso dann keine weiteren Ortungen / stillen SMSen die Woche über?

Mir geht es ja um die Frage, wieso erst einmal geortet wurde und dann nicht mehr. Reicht ein einfacher Anruf tatsächlich aus, auch wenn das Umfeld Fraukes, diesen nicht gerade als allzu beruhigend empfand und es einfach nicht ihrer Natur entsprach, mal eben so zu verschwinden und sich dann bei Telefonaten nur so kurz zu halten? Und Frauke auch ihre Handyaffinität plötzlich überwunden zu haben schien, da das Handy ja nun stets ausgeschaltet war.

Vlt. hast du die Frage schon beantwortet, aber das Koffein meines Kaffees neben mir wirkt noch nicht. :)

@Kältezeit

Woher willst du wissen, ob man es nicht am Donnerstag tagsüber weiter versucht hat? Ich gehe davon aus. Aber wenn das Handy nicht gleichzeitig eingeschaltet war, erst am Donnerstagabend wieder für kurze Zeit eingeschaltet wurde, dann ist die erfolgreiche Platzierungschance gleich null. Üblich ist doch, dass ein Handy tagsüber in einem eingeschalteten Betriebsmodus ist, oder? Punktuelle Ortungsanfragen generieren sich aus Standdaten, das heißt, sie ermitteln, von wo aus mit wem Kontakte aufgenommen wurden. Die stille SMS hat bei erfolgreicher Platzierung noch viel größere Möglichkeiten.

@all

Kann mir einer mal genauer erklären, was unter dem Begriff Mindener Schreibbüro gemeint ist?

Ich *glaube* das hat wieder was mit der Userin
beautiful zu tun ..
da war jemand,
der sich extrem wichtig gemacht hat und angebliche "Insider-Infos" hatte.

Aber 100% hab ich das nicht mehr aufm Schirm grad ..

@I_believe

Ich rede nicht davon, dass man JETZT Insiderinformationen herausgeben sollte. Es ging darum, dass man nach einigen Tagen bzw. Wochen merken sollte, dass man mit den Ermittlungen so nicht weiterkommt. Dann hätte man in Erwägung ziehen sollen, derartige Infos an die Öffentlichkeit weiterzuleiten.

Jepp ... Beautiful :

Mord an Frauke Liebs (Seite 497)

Und ich hab gesagt
das - wenn es solche Infos gegeben HÄTTE -
diese bestimmt irgendwann an die Öffentlichkeit gekommen wären.

Wenn die Polizei immernoch der Meinung ist
das sie den Leuten gewiße Sachen besser vorenthält
dann wird da was dran sein ...
oder es gibt einfach keine Sachen zum vorenthalten.

@I_believe

Ja, aber das Büro gibt es ja wirklich. Glaubst du, beautiful hätte das über einen so langen Zeitraum mit Beiträgen durchgezogen? Die Polizei hat ja bereits ab Oktober 2006 besonders intensiv alle Internet-Einträge überprüft. Beautiful vermutlich schon früher, wobei mir diese Nachricht wegen der Hausdurchsuchung etwas komisch vorkommt. Das ist ja noch ein ganzer Schritt weiter und rechtfertigt sich nur durch einen begründeten Verdacht.

Ich bin nicht sicher
aber ich glaube , sie hat dort gearbeitet.

Eventuell auch deswegen die Durchsuchung ?

Ich weiß es nicht .. :(

beautiful ist aua dem taxiblog, hatte dort paar einträge gemacht u.a. dass sie auf fraukes beerdigung war und wird mit dem mindener schreibbüro in verbindung gebracht.

gibt einige skurille einträge im internet, ein mann der einen bussgeldbescheid aufgehoben haben wollte, er könnte dann sagen, wer der täter ist oder dieser eintrag auf einer anwaltsseite wegen fraukes kreuz usw.