Parcours schrieb am 29.07.2025:die Straße ist nass, also hat es letzte Nacht geregnet
Das Wissen um die
Beobachtung 2. Ordnung hatte weitreichende Konsequenzen in der
Erkenntnis über Erkenntnis :
- Es gibt keine objektive Wahrnehmung
aufgrund ihrer Beschränkung auf (Spezies-)spezifische Sinnesorgane und spezifische Messmethoden
- Es gibt keine objektive Beobachtung,
weil jeder Beobachtung ein Blickwinkel oder eine Perspektive innewohnt
- Es gibt keine objektive Beschreibung,
denn jede Beschreibung zeichnet auch ein Bild desjenigen, der sie angefertigt hat
- Es gibt keine objektive Erkenntnis,
weil wir alle neuen Wahrnehmungen durch unsere bereits gemachte Gesamterfahrung und unsere Erwartungen selektieren und filtern
- Es gibt keine objektive Selbsterkenntnis,
weil das klassische objektive Begriffsvermögen für die Erfassung des fließenden Denkprozesses ungeeignet ist und dabei an der Selbstreflektion scheitert.
Dass der Beobachter teil des Systems ist, und nicht objektiv beobachten kann, ist schon lange keine Frage mehr, auch physikalisch nicht. Heinz von Foerster hat das immer gerne mit der Metapher des blinden Flecks im Auge demonstriert.

Tanz mit der Welt Part 0 Heinz von Foerster
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Insofern ist auch der Satz: "die Straße ist nass, also hat es letzte Nacht geregnet" nicht so objektiv, wie behauptet:
1. Der Satz ist deutsch. Der Autor muss also dieser Sprache mächtig sein
2. Nach dem Doppelpunkt geht es klein weiter, was für die Rechtschreibung unüblich ist. Sollte dies eine Angewohnheit des Autors sein, könnte man ihn daran womöglich in anonymen Posts identifizieren
3. Der Satz wurde kontextuell mit der Metapher gleichgesetzt, es gäbe im Supermarkt echte Sonderangebote; genausogut könnten alle Preise außer der betrachtete Artikel gehoben worden sein. So ist der Autor womöglich sehr konsumgläubig und lässt sich von Werbung manipulieren, um ernsthaft dem Glauben zu verfallen, der Kapitalismus als solches sei ein adäquat funktionierendes, vertrauenswürdiges energetisches Wirtschaftssystem.
Doch
selbst die Physik, in der
Energie wirklich verwendet und nicht verschwendet wird, ist nicht sicher beweisbar. Du kannst auch die Schwerkraft nicht "beweisen", denn im Gegensatz zur Mathematik gibt es in der Physik grundsätzlich keine absoluten Beweise für Naturgesetze oder Kräfte, sondern immer nur eine zunehmende Evidenz durch die Beobachtung ihrer Wirkungen im Experiment.
Jetzt wirst Du natürlich den Kopf schütteln. Aber mit welcher Tiefe hast Du Dir eigentlich Rechenschaft über Deine Wahrnehmung abgelegt, um daraus "Wahrheit" zu konstruieren? Paul Watzlawick hat dazu einen interessanten Beitrag über "nicht-kontingente Belohnungsexperimente", welche genauer untersucht haben, unter welchen Bedingungen Menschen die komplexesten Vorstellungen von Ordnung "erfinden" :

Wenn die Lösung das Problem ist
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Dies ist der klassische Konstruktivismus, den wir heute als gegeben sehen und der seinerzeit intentiv im Zusammenhang mit der
Heisenberg'schen Unschärferelation und der
Kopenhagener Deutung diskutiert wurde und wird. So weiß die klassische Physik um das Higgs-Feld, wie Joseph Gaßner anschaulich erklärt:

Vom Higgsfeld zum Bewusstsein • Materie besteht nicht aus Materie | Josef M. Gaßner
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und einige Physiker trauen sich auch, darin ein Potenzial für Bewusstsein zu sehen, das wir noch nicht erschlossen haben. Dr. Ulrich Warnke stellt den "leeren" Quantenraum zwischen den Elementarteilchen als Möglichkeitsraum dar, der emotional zugänglich sein könnte:

Wie das Bewusstsein „Wirklichkeit schaltet" | Dr. Ulrich Warnke im Gespräch
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Kurt Bräuer hat an der Uni Tübingen in seiner Arbeit "
Ganzheitliche Physik" ähnliche Thesen formuliert.
Nichtsdestotrotz können diese Theorien, wenn sie leichtfertig betrachtet werden, immer wieder ins
magische Denken ziehen. So erzählte mir beispielsweise vor einiger Zeit jemand, er habe in der Nacht von einer intensiven gewalttätigen Auseinandersetzung geträumt. Morgens wachte er tatsächlich mit einem großen roten Streifen auf dem Unterarm auf, wie von einem Messer verursacht. Seiner Meinung nach beweise dies, dass der Traum wirklich echt war. Auf die Idee, dass sein Trauminhalt in der Nacht z.B. durch ein geplatztes Gefäss verursacht wurde, kam er gar nicht. Aus der Erfahrung solchen Aberglaubens ist für mich sowohl der Wunsch nach objektiver Wahrheit, der die Geborgenheit im
Sein garantiert, als auch das unzweifelhafte, einzigartige und für jeden anderen
verborgene Bewusstsein des eigenen Daseins über diese einzigartige Stelle im Sein absolut nachvollziehbar !