querdenkerSZ schrieb am 05.05.2025:Ich auch nicht!
Allmächtig und Allwissend?
Dann muss ich weiter ausholen:
Die Vorstellungen eines "oculus omnia videns" (Auge Gottes) und seiner Verbindung zum "oculus humanus" (inneres menschliches "Sehen") durch einen transzendenten Punkt gehen weit zurück auf Charles de Bouelles in seiner frühen Schrift "liber de sapiente". Martin Heidegger bezeichnete diesen Punkt als "Lichtung".
Natürlich ist jede persönliche Perspektive subjektiv, das wusste bereits Nikolaus von Kues. Mit seinen Glaubensbrüdern versuchte er, sich geistig zu verschränken, indem diese sich im Halbkreis um ein Bild sammelten und nicht etwa über das Bild, sondern über ihr Blicken darauf meditierten und so eine gemeinsame Sphäre des "Beobachters 2. Ordnung" im Sinne Heinz von Foersters geschaffen haben.
Wo Immanuel Kant den Empirismus mit dem Rationalismus versöhnen konnte, da war trotz allem für andere Philosophen noch viel Platz. Große Denkanstöße verübte Gotthard Günther mit der polykontextualen Logik, welche das "tertium non datur" der aristotelischen Logik kritisierte. Denn durch dieses kann in der Wissenschaft ein Denkgegenstand "nur" für WAHR oder FALSCH erklärt werden, etwas Drittes dazwischen ist ausgeschlossen. Während Gotthard Günther dies für die tote Objektwelt unbestritten akzeptierte, scheiterte seiner Meinung nach die aristotelische Logik in der Philosophie während des Idealismus an bereits Gedachtem. So bleibt die Hermeneutik bis heute fester Bestandteil der Wissenschaftstheorie für die Sozial- und Geisteswissenschaften.
Dass jeder Mensch unter der Ebene von Sprache und Symbolen eine tiefe Innerlichkeit trägt, darüber leitete Wittgenstein den Beweis her, dass sie "unaussprechlich" ist, dies merken wir alle, wenn wir abends einschlafen und in den Traum gleiten.
Nachdem George Spencer Brown eine Logik basierend auf nur einem einzigen Zeichen erfand, wurde der Assoziazions-ZWANG des menschlichen Verstandes auf jegliches Zeichen deutlich. So sagt Watzlawick : "Man kann nicht NICHT kommunizieren". Pierce sah seine holistische Semiotik als DIE Metawissenschaft vor allen an, und Niklas Luhmann schloss mit der Aussage ab: "Die Welt bleibt das ausgeschlossene Dritte aller Entscheidungen".
So werden DAUERHAFTE Vorstellungen jenseits der Objektwelt inform von Aberglauben zu geistigen "Amputationen" und Projektionen. Dass wir solche in unserer Stammesgeschichte über fremde Stämme immer wieder als Mächte "verhängt" haben, um über sie zu siegen, war - aus heutiger Sicht gesehen - wohl eine "identitätsbildende Maßnahme", die uns von der Vielgötterei über den Monotheismus zu Nietzsche führte, mit dem wir in die Lage kamen, uns die "Empfangsantenne für Gehorsam" endgültig heraus zu operieren. Womöglich ist das Internet mit seinen tausend Augen heute die nächste von uns geschaffene Macht, die wir zu bezwingen haben, so wie schon Homer von der Blendung des Zyklopen durch Odysseus berichtet.
Übrig bleibt uns im Innern unser seiendes Selbst, das wir mit Vernunft nicht verstehen, sondern nur SEIN können, weil jegliche Beobachtung es, gleich der Idee Heisenbergs unmittelbar verändern und verfälschen würde und das "Nichts" eben nicht in der Lage ist, irgend etwas zu spiegeln.
Jedes tiefere Wort über die Innerlichkeit ergraut nur zu einem ewig unvollständigen Abglanz, zu einer Farce des Subjektiven. Und doch hält uns nichts davon ab, die äußere Welt sowie uns selbst weiter zu erforschen.
Weiterführende Links:
https://systemoffen.hypotheses.org/files/2023/12/Julius-Guenther_Cusanus-Certeau-und-Lacan.pdfhttps://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/fachbereich_physik/didaktik_physik/publikationen/sternblick.pdfWikipedia: Das Land der Blindenhttps://m.youtube.com/playlist?list=PLesWvlJLMyy0AeMZKsjeMYJ4-M-Eq15D-