Russland das Buhland... aber warum?

RayWonders schrieb:angesichts solcher Zahlen kann ich nicht verstehen wie man das russische Militär schlecht machen kann und davon ausgeht man könnte sämtliche 20% in den nächsten wenigen Wochen zurückerobern..

Waren das nicht mal mehr, als die Russen noch vor Kiew und Charkiw standen? Die Frage sollte doch eher lauten, wieviel haben die Russen in den zwei Monaten erobert, seit sie sie sich von Kiew zurückgezogen haben. Hat da jemand brauchbare Zahlen?

RayWonders schrieb:Aber ich hab schon von Anfang an die Meinung gehabt Russland gehts es ausschließlich um die östlichen Gebiete. der Anmarsch auf Kiev sollte nur für Druck und Verwirrung sorgen. und wenn man sich das anschaut dann liegt deren Erfolg in den östlichen Gebieten bei ca 100% im Moment. sogar eine Verbindung der Krim zu dem Osten ist hergestellt..

Wenn dem so war, dann war es eine militärisch komplette Fehlplanung, da der Überraschungseffekt verschwendet wurde, im Norden ordentlich Material verloren ging und dies nur dafür das die Initiative verschwendet wurden. Hätten sie am Anfang nur im Osten gestartet, dann wären sie wohl schon deutlich weiter.

taren schrieb:Wenn dem so war, dann war es eine militärisch komplette Fehlplanung

sehe ich nicht so. man hatte Verhandlungen gestartet. und so wie ich das sehe hatte Russland gehofft mit dem Druck auf die Ukraine und Kiev erreichen zu können dass man in den Verhandlungen die östlichen Gebiete übergeben bekommt..

Fehlplanung am Ende schon weil es nicht so eingetreten ist, ja klar. Aber ich denke das war Russlands Ziel, Druck aufzubauen und die Ukraine zur Teil-Aufgabe zu bewegen in den Verhandlungen..

RayWonders schrieb:angesichts solcher Zahlen kann ich nicht verstehen wie man das russische Militär schlecht machen kann und davon ausgeht man könnte sämtliche 20% in den nächsten wenigen Wochen zurückerobern..

Du darfst dabei nicht vernachlässigen, zu welchem Preis diese Geländegewinne gemacht wurden. Weit über 30.000 eigene Tote, große Teile der einsatzbereiten Waffen verloren, durch Sanktionen gebeutelt, Ansehen verloren.

Diese 20% überhaupt auch nur zu halten, traue ich den Russen nicht zu.
Vor dem Krieg galt die russische Armee ja sogar als eine der stärksten, nun hat sich jedoch gezeigt, dass wir es hier lediglich mit einem Papiertiger zu tun haben, welcher kaum brauchbare Eisen im Feuer hat. Sinnlose Zerstörung und Gräueltaten spiegeln diese Unzulänglichkeiten nochmals wieder.

Zz-Jones schrieb:Diese 20% überhaupt auch nur zu halten, traue ich den Russen nicht zu.

Hm. Das ist eine Sichtweise. Aber was ist mit der Krim, die haben sie auch besetzt und bis jetzt gehalten und das sogar ganz ohne militärische Gegenwehr..

RayWonders schrieb:Hm. Das ist eine Sichtweise. Aber was ist mit der Krim, die haben sie auch besetzt und bis jetzt gehalten und das sogar ganz ohne militärische Gegenwehr..

Die wurde auch nicht angegriffen. Um des lieben Friedens Willen.

2014 wurde die Ukraine kalt erwischt, und die Armee war in einem miserablen Zustand. Seitdem hat sich die Ukraine konsequent auf weitere russische Aggressionen vorbereitet. Mit Erfolg, wie man sieht. In Zukunft werden sie auch über moderne Waffen verfügen.

RayWonders schrieb:angesichts solcher Zahlen kann ich nicht verstehen wie man das russische Militär schlecht machen kann und davon ausgeht man könnte sämtliche 20% in den nächsten wenigen Wochen zurückerobern..

Zu den 20% zählen auch die Krim (26.844km²) und die „Volksrepubliken“ Donezk (8.902km²) und Lugansk (8.377km²), was knapp 8% der Landfläche der Ukraine ist.
Macht also knapp 12% „neu erobert“ - allerdings ist der Fortschritt Russlands die letzten 2 Monate, nett formuliert, bescheiden.
Angesichts der Erfolge der ersten Tage sind die aktuellen Erfolge noch schlechter zu bewerten, weil sie nur noch mit Masse und blindem Anstürmen (wie war das noch mal mit der Flußüberquerung? Wie viele Versuche hat Russland gebraucht, bis man das Vorhaben abgeblasen hat?) vorwärts kommen. An den anderen Frontabschnitten kann Russland die Front aktuell noch halten oder ist, wie in Kherson und Kharkiv auf dem Rückzug. Russland wirft aktuell scheinbar ALLES was sie noch haben in der Volksrepublik Luhansk in den Kampf. (Die „alten“ T-62 sind wohl in den aktuell besetzten Gebieten der Oblast Kherson aufgetaucht, um wichtiges Material für den Kampf um Sjewjerodonezk frei zu machen.) Und scheinbar ist der Vormarsch der glorreichen russischen Armee dort gestoppt worden:

Gaidai betonte jedoch, dass ukrainische Einheiten weiterhin ihre Stellungen in der Stadt hielten. Zudem seien in der Region die russischen Soldaten an mehreren Stellen zurückgedrängt worden, sagte Gaidai. Hätten die russischen Soldaten zuvor "etwa 70 Prozent" der Stadt kontrolliert, "so sind sie jetzt um 20 Prozent zurückgedrängt worden", sagte Serhij Gaidai am Freitagabend. Er beschrieb ein brutales Hin und Her.

Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/sjewjerodonezk-kaempfe-ukraine-krieg-russland-100.html

RayWonders schrieb:Aber ich hab schon von Anfang an die Meinung gehabt Russland gehts es ausschließlich um die östlichen Gebiete. der Anmarsch auf Kiev sollte nur für Druck und Verwirrung sorgen.

Und dazu verschleißt man sein bestes Material und prügelt die eigene Truppenmoral mit einem Rückzug ins bodenlose? Wenn Russland Verwirrung gestiftet hat, dann hauptsächlich in den eigenen Reihen.
Klar, die Ukraine war da etwas überfordert- das war ein 3-Fronten-Krieg!

Fichtenmoped schrieb:Klar, die Ukraine war da etwas überfordert- das war ein 3-Fronten-Krieg!

und deswegen war es strategisch ja von Russland clever. weil hätten sie ausschließlich die östlichen Gebiete besetzt, dann hätte die Ukraine sämtliches Militär in den Osten geschickt. das konnten sie aber nun nicht tun da diese Kolonne auf Kiev vorgerückt ist?

EDIT: und das irgendwelche Verluste Putin jucken würden das glaub ich schon lange nicht mehr.. Kanonenfutter? who cares?

RayWonders schrieb:und deswegen war es strategisch ja von Russland clever. weil hätten sie ausschließlich die östlichen Gebiete besetzt, dann hätte die Ukraine sämtliches Militär in den Osten geschickt.

Das hätte die Ukraine nicht. Aus dem gleichen Grund, warum die Ukraine es jetzt auch nicht tun kann.

@Quiron

glaubst du nicht, man hätte mehr Militär in den Osten geschickt, wenn man keinerlei Truppenbewegungen Russlands von Belarus aus in die Ukraine beobachtet hätte?

RayWonders schrieb:glaubst du nicht, man hätte mehr Militär in den Osten geschickt, wenn man keinerlei Truppenbewegungen Russlands von Belarus aus in die Ukraine beobachtet hätte?

Ich denke, Russland hätte immer noch ein paar Einheiten übrig für ein paar Truppenbewegungen im Westen. Auch jetzt kann die Ukraine ihre gesamte Nordgrenze, sei es zu Russland, sei es zu Weißrussland, nicht ungeschützt lassen. Insbesondere natürlich den Raum um Kiew nicht.

RayWonders schrieb:und deswegen war es strategisch ja von Russland clever.

Nicht wirklich. Das war strategisches und taktisches Stümpertum. Ich denke nur an den 60km-Konvoi.

Russland konnte in diesem Krieg nur Erfolge erringen, weil sie mit schierer Masse statt Klasse rein sind. Da war nichts „clever“ - da sind Anfängerfehler gemacht worden, die selbst ein Gefreiter vermieden hätte.
Russland ist am Anfang nicht mit genug Masse in Kiew rein um die Operation „Makeshift Garden“ zu unterstützen. Damit war die Einnahme von Kiew durch die Fallschirmjäger nicht zu schaffen - da waren die Brücken zu weit weg.

Fichtenmoped schrieb:Russland konnte in diesem Krieg nur Erfolge erringen, weil sie mit schierer Masse statt Klasse rein sind. Da war nichts „clever“ - da sind Anfängerfehler gemacht worden, die selbst ein Gefreiter vermieden hätte.

Dazu kommt noch das brechen der zivilen Bevölkerung durch Kriegsverbrechen und Bombenangriffe auf Wohnhäuser.

RayWonders schrieb:und deswegen war es strategisch ja von Russland clever. weil hätten sie ausschließlich die östlichen Gebiete besetzt, dann hätte die Ukraine sämtliches Militär in den Osten geschickt

Tschuldigung abet das ist Blödsinn. Ziel der "Operation" war es in Kiew einzumarschieren und die Regierung zu töten oder gefangen zu nehmen um sie dann später hinzurichten. Putin hat sein Ziel klar formuliert. "Die Existenz der Ukraine stellt eine Gefahr da und muss zerstört werden". Die gesamte Ukraine sollte eingenommen werden. Da werden Zivilisten deportiert, Eltern von den Kindern getrennt und in Konzentrationslager gebracht. Das macht man nicht, wenn man nur ein paar km² Land annektieren will!

Fedaykin schrieb:Das passt vorne und hinten nicht

Russische Propaganda war schon immer auf Menschen ausgerichtet, die nicht viel nachdenken. Sie bietet Übermachtsfantasien für Minderwertigkeitskomplexe und revanchistische Sehnsucht für das Gefühl vom Westen betrogen worden zu sein. Gerne auch Menschen, die sich dazu überreden lassen an der Front als Kanonenfutter zu enden. Die, die etwas mehr nachdenken können, kaufen sie ein.

leakim schrieb:Putin hat sein Ziel klar formuliert. "Die Existenz der Ukraine stellt eine Gefahr da und muss zerstört werden".

Und weil dieses Ziel nicht mit 200.000 Soldaten zu erreichen ist und schon gar keine „Sonderoperation“, ist jedes Gerede von „Clevere Strategie“ und so weiter eigentlich nur eins: das Schönreden eines totalen Versagens auf mehreren Ebenen: militärisch, strategisch, taktisch und auch geheimdienstlich.

Bei einer cleveren Strategie redet nicht alle welt hundert Tage später darüber, wie dumm man sich anstellt und verliert den respekt vor dem russischen Militär.
Bei einer cleveren Strategie verliert man auch keine zehntausenden Soldaten in einem Krieg, den man selbst vom Zaun bricht.

leakim schrieb:Putin hat sein Ziel klar formuliert. "Die Existenz der Ukraine stellt eine Gefahr da und muss zerstört werden"

seltsam - oft wird hier im Thread erklärt man glaubt nichts was Putin äußert, aber diese Äußerung glaubt man ihm oder wie?

ich bin immer noch der Meinung Putin hat große Töne gespuckt und mehr verlangt am Anfang um dann letztendlich das zu erreichen was er eigentlich wollte nämlich die östlichen Gebiete.. ist das nicht eigentlich sogar typisches Vorgehen wenn um Dinge verhandelt wird, man steigt groß ein um dann etwas weniger zu bekommen als das was man am Anfang fordert?

RayWonders schrieb:seltsam - oft wird hier im Thread erklärt man glaubt nichts was Putin äußert, aber diese Äußerung glaubt man ihm oder wie?

Aber er hat es wörtlich so formuliert. Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Wo man bei Vertretern des kremls aufpassen muss, sind Äußerungen bzgl Erfolgen bzw Begründungen wie die angeblichen Biowaffen Labore.

Was versuchst du eigentlich mit dem relativieren usw zu erreichen?
Putins drei Tage Spezialoperation ist grandios gescheitert und der Bär, den man lange Zeit fürchtete, war am Ende nicht mehr als ein alter zahnloser Hund im Pelzmantel.

Ja, kann man so sehen.

Aber die andere Möglichkeit , mit dem erfolglosen Sturm auf Kiew, den längerem Aussagen, dass die Ukraine zu Russland gehört, ist auch stimmig.

Siehe dazu Rus bzw Kiewer Rus