Politik
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

13.791 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Griechenland, 2015, Grexit ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

12.06.2015 um 16:14
Also ich versteh den Trotz.
Das heißt, Sie konnten bisher keines Ihrer Vorhaben umsetzen?

Wir haben ein Gesetz erlassen, um die schlimmsten humanitären Folgen der Krise abzufedern, und kürzlich eine Rückzahlungsmöglichkeit für Steuerschuldner geschaffen. Wir haben etwa sechs Millionen Fälle von ausstehenden Steuerschulden, mehr als die Hälfte liegen bei unter 3000 Euro. Das sind Leute, die einfach nicht zahlen können. Das hat schlimme Folgen, weil diese Menschen keine Kredite kriegen, sie haben keine Chance, wieder auf die Füße zu kommen. Nun können sie in Raten zahlen. Dafür wurden wir heftig kritisiert.

Doch nur deshalb, weil das Gesetz keine Deckelung nach oben hat, diese sehr großzügigen Amnestieregelungen gelten also auch für schwerreiche Steuerkriminelle.

Das ist ein Notfall. In einem normalen Land müssten wir so etwas nicht einführen, da würden wir Steuersünder einfach gerichtlich verfolgen. Aber wir sind kein normales Land. Wir haben eine kaum funktionierende Justiz. Die großen Steuersünder, wenn wir die vor Gericht zerren, dann dauert es bis zum Prozess bis 2023. Bis dahin nehmen wir keinen Penny ein. Wir haben ja nicht mehr wirkliche Steuerbüros, weil die Löhne dort so brutal gekürzt wurden, dass die Leute sich andere Jobs gesucht haben. Ich habe mich als Finanzminister erkundigt: Wie viele Steuerprüfer habe ich zur Verfügung? Wissen Sie, was die Antwort war? Einhundert für ganz Griechenland. Einhundert.

Auch die Lagarde-Liste wird gerne als Beispiel genannt. Bisher wurden von tausenden Namen nur 49 Fälle geprüft.

Wir haben das Personal nicht. Außerdem kämpfen wir noch mit den Banken, dass sie uns Einblick in die Bankkonten ermöglichen. Bei der Lagarde-Liste ist es allerdings so: Dadurch, dass die vorherige Regierung jahrelang nichts getan hat, sind viele dieser Fälle jetzt veraltet. Wir haben neue Listen und wir arbeiten sehr hart an einem automatischen Überprüfungssystem, das mithilfe eines Algorithmus alle Kontobewegungen überprüft. Wir machen große Fortschritte und wir erwarten gute Ergebnisse bis September.

Sie haben gefordert, Angela Merkel solle eine „Rede der Hoffnung“ in Griechenland halten. Das klingt ziemlich naiv.

Wieso denn? Das ist, was ein Hegemon tun muss. In den 40er Jahren verstanden die USA den Unterschied zwischen Hegemonismus und Autoritarismus. Sie halfen Deutschland und damit ganz Europa. Heute ist das Deutschlands Aufgabe.

Aber die Deutschen sehen sich nicht in dieser Rolle.

Ich sehe es als meinen Job an, Deutschlands Führung zu sagen: Ihr müsst führen. Ich werde oft als antideutsch oder skeptisch gegenüber Deutschland dargestellt. Aber das ist falsch. Ich will Führung von Deutschland.

Sie reden von Führung, die Deutschen verstehen aber: Varoufakis will unser Geld.

Da sage ich: Die Deutschen haben bereits zu viel Geld gegeben. Aber es ist verloren. Es ist in einem schwarzen Loch verschwunden, denn es ist niemals wirklich nach Griechenland geflossen, sondern es ist direkt an die Banken gegangen. Die Bankenrettung wurde als Griechenlandrettung verkauft. Das hat die Deutschen gegen die Griechen und die Griechen gegen die Deutschen aufgebracht. Nun droht, dass Europa in die Hand der Anti- Europäer fallen könnte. Wer kann uns da herausführen? Griechenland kann es nicht. Aber Deutschland kann es. Dafür muss es eine rationale Lösung anstreben, und die kann nicht sein, dass es von Griechenland verlangt, mehr von der Medizin zu schlucken, die Teil des Problems und nicht der Lösung ist.
http://www.tagesspiegel.de/politik/yanis-varoufakis-im-interview-ich-will-fuehrung-von-deutschland/11887860-3.html?utm_content=buffer68dcf&utm_medium=social&utm_source=facebook.com&utm_campaign=buffer

Anzeige
melden

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

12.06.2015 um 18:14
Zitat von dunkelbuntdunkelbunt schrieb:Planwirtschaft heißt deshalb Planwirtschaft, weil sie bestimmte Pläne in der Wirtschaft umsetzt. Das gibt es überall in der privaten Wirtschaft.
Es gibt Marktstudien, die generieren Zahlen über Abastzmöglichkeiten, danach wird das Kapital bemessen, was eingesetzt werden muss, und dann wird die Rendite entsprechend versucht.
Habe ich doch extra geschrieben das Unternehmenplanung nix mit Staatlicher Planwirtschaft zu tun hat.
Zitat von dunkelbuntdunkelbunt schrieb:Der ganze Kosten-Nutzen-Faktor, wenn du den ganzen Überblick hast.
Der Unternehmer arbeitet genauso wirtschaftlich oder unwirtschaftlich wie die Kommune, die genau die gleichen ökonomischen Faktoren überblicken muss.
Eben nicht, Kommunen arbeiten anders, noch sind sie Transparent. Bis vor Kurzem haben die Kommunen nicht mal die normale Buchführung betrieben sondern Kammeralistische Buchhaltung.
Zitat von dunkelbuntdunkelbunt schrieb:Bei Kommunen ist es halt meist so, dass sie ein bestimmtes Budget verteilen müssen, was in dem Sinn keinen Markt bedient.
Nein, weil Kommunen eben nicht wirklich an einem Markt teilnehmen.
Zitat von dunkelbuntdunkelbunt schrieb: Trotzdem müssen sie sich auch beim Wähler verantworten, als quasi beim Kunden, von daher müssen sie natürlich auch ökonomisch und nach bestimmten Vorgaben und Gesichtspunkten arbeiten. Sie erarbeiten also auch einen bestimmten Mehrwert
Sie können aber nicht Marktwirtschaftlich bereinigt werden noch durch etwas anderes Ersetz werden.

Sie haben ja quasi Monopolstellung. Und Kommunen sind viels nur nicht Transparten. Oder such mal die Bilanz und G u. V deiner Kommune raus.

.


melden

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

12.06.2015 um 18:17
Zitat von dunkelbuntdunkelbunt schrieb:Der Punkt ist, dass eine Volkswirtschaftliche Planung einer betrieblichen Planung in den Grundmustern durchaus entspricht, nur, dass die Volkswirtschaft hier halt auch wieder zu unübersichtlich werden kann. Aber die Mechanismen dahinter sind an sich die gleichen. Geht immer um das Optimieren von Kosten-Nutzen-Faktoren, nur dafür braucht es eben übersichtliche Daten, die in einer großen Volkswirtschaft so nicht mal wirklich erfassbar sind, und sich mit der Zeit gravierende Fehler einschleichen können.
Nein, zwischen Volkswirtschaft und Betriebwirtschaft gibt es schon unterschiede. Deswegen sind das sogar 2 Fachbereiche auch wenn sie sich überschneiden.

Es gibt auch nicht Wirklich eine Volkswirtschaftliche Gesamtplanung.


1x zitiertmelden

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

12.06.2015 um 18:23
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Nein, zwischen Volkswirtschaft und Betriebwirtschaft gibt es schon unterschiede.
In den Grundlagen und den Mikroökonomischen Mechanismen gibt es keinen Unterschied. Und die Gemeinsamkeit zu Kommunen werde ich dir nicht auch noch erklären, ist eh OT.
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Es gibt auch nicht Wirklich eine Volkswirtschaftliche Gesamtplanung.
Hat auch keiner behauptet.


Und der Rest ist wieder irgendwas aus dem Zusammenhang gerissen, aber nicht wirklich von Belang, also belasse ich es jetzt dabei.


1x zitiertmelden

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

12.06.2015 um 18:30
Zitat von dunkelbuntdunkelbunt schrieb:In den Grundlagen und den Mikroökonomischen Mechanismen gibt es keinen Unterschied. Und die Gemeinsamkeit zu Kommunen werde ich dir nicht auch noch erklären, ist eh OT
Aha, na dann erklär mal. Welche Microökonomischen Mechanismen sind denn die Gleichen wie in der Volkwirtschaft? Das wir Märkte haben? Angebot Nachfrage?

Es gibt schon nen Grund warum Macroökonomie getrennt behandelt wird.

Und ich erkläre dir nicht den Unterschied zwischen einer Behörde und einem Unternehmen. Zwischen Beamten und Angestellten. Zwischen Wirtschaftlich überleben und Steuergeld verbraten.
Der Punkt ist, dass eine Volkswirtschaftliche Planung einer betrieblichen Planung in den Grundmustern durchaus entspricht, nur, dass die Volkswirtschaft hier halt auch wieder zu unübersichtlich werden kann.t
Na das da oben klang so als würde es eine Volkswirtschatliche Planung geben.

http://www.rechnungswesen-verstehen.de/bwl-vwl/unterschied-bwl-vwl.php (Archiv-Version vom 11.07.2015)

mal auf die SChnelle wo der Unterschied ist.
Zitat von dunkelbuntdunkelbunt schrieb:Und der Rest ist wieder irgendwas aus dem Zusammenhang gerissen, aber nicht wirklich von Belang, also belasse ich es jetzt dabei.
So kann man es auch Machen. Ich sag nur geh mal zu einem Amt und dann erzähl mir das wird geführt wie ein Unternehmen.


2x zitiertmelden

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

12.06.2015 um 18:33
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Aha, na dann erklär mal. Welche Microökonomischen Mechanismen sind denn die Gleichen wie in der Volkwirtschaft? Das wir Märkte haben? Angebot Nachfrage?
Was verstehst du nicht an OT?

Aber mal zum Bilden:
Wikipedia: Mikroökonomie
ist ein Teilgebiet der Volkswirtschaftslehre. Wobei Mikroökonomik in der Literatur überwiegend synonym verwendet wird. Manche Autoren unterscheiden zwischen der Mikroökonomik als der Wissenschaft und der Mikroökonomie als deren Untersuchungsgegenstand.[1]
Ihr Gegenstand ist das wirtschaftliche Verhalten einzelner Wirtschaftssubjekte (Haushalte und Unternehmen). Sie analysiert die Entscheidungsprobleme und Koordinationsvorgänge, die aufgrund der Arbeitsteiligkeit des Produktionsprozesses notwendig werden, und die Allokation von knappen Ressourcen und Gütern durch den Marktmechanismus.
usw..


melden

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

12.06.2015 um 18:35
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Na das da oben klang so als würde es eine Volkswirtschatliche Planung geben.
Gibt es ja auch, aber keine gesamtvolkswirtschafltiche.


melden
Bauli ehemaliges Mitglied

Link kopieren
Lesezeichen setzen

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

13.06.2015 um 00:14
Was würde sich in Griechenland in den nächsten Jahrzehnten ändern? Nichts - , nur das Volumen der Bürgschaften würde nach bisherigen Erfahrungen steigen.


Denn es ist bei der Streikkultur nicht absehbar, das sich dort ein zartes Konzernpflänzchen entfalten könnte.


1x zitiertmelden

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

13.06.2015 um 07:48
@Bauli
Hier steht, dass es nicht sie waren, die blockierten. Es gäbe Vorschläge, die mehrfach schroff abgelehnt wurden...
In ihren ersten hundert Tagen hat die Syriza-Regierung alle anstehenden Zahlungen geleistet. Ohne ein Agreement mit den institutionellen Gläubigern vom Währungsfonds (IWF) bis zur Europäischen Zentralbank (EZB) wäre das umsonst gewesen. Es schien zuletzt Annäherungen zu geben, weil Athen zentrale Anliegen wie einen Schuldenschnitt oder ein -moratorium aufgab und etliche detaillierte Vorschläge unterbreitet hat, die mehrfach schroff abgelehnt wurden. Die Institutionen beharren auf der bisherigen Austeritätspolitik ohne Wenn und Aber, als wäre dieses Dogma am 25. Januar nicht klar abgewählt worden. Sie begreifen nicht, dass es dafür in Griechenland keinen Partner mehr gibt, und müssen nun zur Kenntnis nehmen, dass die ohnehin geschwächte griechische Ökonomie erneut einer Rezession verfällt.
hier weiter:
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/wer-zuerst-zuckt?utm_content=buffer3a9ab&utm_medium=social&utm_source=facebook.com&utm_campaign=buffer


melden
Bauli ehemaliges Mitglied

Link kopieren
Lesezeichen setzen

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

13.06.2015 um 07:52
@dunkelbunt

Da würde ich auch ohne instutionelles Agreement verlangen. Das versteht sich von selbst. Denn sie sind ja eine Zahlungsverpflichtung eingegangen.

Trotzdem hatte ich auf etwas anderes hingewiesen.


1x zitiertmelden

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

13.06.2015 um 09:24
Es wird ja immer wieder gesagt, die Löhne Griechenlands seien noch immer zu hoch.

Das stimmt in Bezug auf griechenlands Wettbewerbsfähigkeit sind sie zu hoch bzw. noch tiefere Löhne würde den Export begünstigen..aber der Lohn ist nur ein Teil, es würde nichts helfen wenn Mitarbeiterlöhne eine Firma realtiv wenig kostet, aber die Firma schlecht geführt ist. Wir hätten auch dafür sorgen können, dass Firmen dringend benötigte Kredite preiswert erhalten, jedoch sind die Milliarden an die Banken geflossen, die Kredite nicht oder nur zu ordentlichen Zinsen an Firmen geben.

Noch was zu den Löhnen.
Dem Durchnitsgriechen geht es schlecht trotz einem Lohn der ggf. höher ist als in der Türkei. Warum ist das so?

Lohnsenkungen hatten bislang kaum Einfluss auf die Preise. Der Verbraucherpreisindex weist noch bis Ende 2012 einen ansteigenden Trend auf und begann erst Anfang 2013 ganz leicht zu sinken, währendem die Löhne drastisch sanken.
140324 Griechenland 01

Also irgendwelche anderen Umstände sind Schuld, dass die Konsumpreise nicht sinken. Wenn da wer eine Antwort hat warum dem so ist, das würde mich interessieren. Fordern von weiteren Seknungen bei mittel und Tief Löhnen sind deswegen kaum machbar und sehr heikel, ansonsten verarmt die Bevölkerung noch vollends.


2x zitiertmelden

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

13.06.2015 um 09:58
Zitat von BauliBauli schrieb:Trotzdem hatte ich auf etwas anderes hingewiesen.
Was genau meinst du? Das mit der Streitkultur, weshalb sich kein Konzernpflänzchen entwickeln solle, oder das:
Zitat von BauliBauli schrieb:Was würde sich in Griechenland in den nächsten Jahrzehnten ändern? Nichts - , nur das Volumen der Bürgschaften würde nach bisherigen Erfahrungen steigen.

Warum soll sich da nichts ändern, wenn man mitten in Reformen steckt?


melden

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

13.06.2015 um 10:01
Zitat von maydaymayday schrieb:Also irgendwelche anderen Umstände sind Schuld, dass die Konsumpreise nicht sinken.
Gibt vllt auch andere Gründe, aber ich könnte mir vorstellen, dass es an der schwachen Binnennachfrage liegt. Produkte von Europäischen Märkten zu beziehen ist sicher teuerer, als wenn man sie selbst im Land produzieren würde.


2x zitiertmelden

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

13.06.2015 um 12:10
Zitat von dunkelbuntdunkelbunt schrieb:Gibt vllt auch andere Gründe, aber ich könnte mir vorstellen, dass es an der schwachen Binnennachfrage liegt.
Warum sollte eine schwache Binnennachfrage Preissenkungen verhindern?


melden

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

13.06.2015 um 12:20
@janc
Wenn auf dem heimischen Markt keine entsprechenden Waren vorhanden sind, ist man gezwungen teuer zu Importieren, und kann es dann natürlich auch nicht billig weiter verkaufen.
Angebot und Nachfrage machen den Preis und regeln natürlich auch z.T. die Verfügbarkeit auf dem Markt, und wenn das Angebot auf dem Binnenmarkt fehlt, weil die Nachfrage über den Import gedeckt wurde, kann ein Binnenmarkt so schnell die Nachfrage nicht bedienen, also bleibt nur weiter die teuere Importware.


melden
melden

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

13.06.2015 um 14:27
@Bauli
Übrigens, hier mal was zu der von dir beanstandeten Streitkultur:
Es wäre einiges geholfen, wenn die öffentliche Debatte den Sprachregelungen und Interessen der mit Athen streitenden „Institutionen“ nicht ganz so unkritisch folgte. Dann würde vielleicht auch klar, warum dieser Konflikt so nervtötend lange dauert, dass wohl jeder dem Stoßseufzer von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zustimmt: „Die Kuh muss vom Eis, aber sie rutscht immer wieder aus.“

Wer noch den Nerv hat zuzuhören, bekommt als deutscher Mediennutzer in etwa diesen Eindruck: Die Kuh, das sind die Griechen. Gefüttert mit „unserem“ Geld, sind störrisch aus der europäischen Herde ausgebrochen und in einer viel zu scharfen Linkskurve aufs Glatteis gestolpert, nur um zu verlangen, „wir“ sollten sie jetzt wieder retten, und zwar nach ihren eigenen Bedingungen. Das nervt natürlich gewaltig, und deshalb war es logisch, dass der nette Martin Schulz von der SPD, seines Zeichens Präsident des Europäischen Parlaments, erst vor ein paar Tagen wieder verlauten ließ, „die Griechen“ gingen ihm „gewaltig auf die Nerven“.

Weisungen aus dem neoliberalen Lehrbuch
Verschwiegen wird bei dieser Legende allerdings einiges. Zum Beispiel die Frage, wohin die Euroherde gerade marschierte, als die neue Athener Linksregierung beschloss, nicht mehr einfach mitzulaufen. Wer sich das fragt, kann eine ganz andere als die gängige Geschichte erzählen, die der Wahrheit wesentlich näher kommt:

Seit der Krise von 2008 folgt Euroland unter deutscher Hegemonie den Richtungsanweisungen aus dem neoliberalen Lehrbuch. Die Milliarden, die angeblich „den Griechen“ gegeben wurden, flossen überwiegend in die Stabilisierung des Bankensystems, man kann zugespitzt auch sagen: Sie gingen auf ein paar Umwegen an die Leute, die eigentlich wertlose Staatsanleihen besaßen, ob Griechen oder nicht.

Als Notmaßnahme mag das sogar unausweichlich gewesen sein, denn ein Zusammenbruch des bestehenden Finanzsystems hätte keineswegs nur die Reichen getroffen. Als nächster Schritt aber dachten Europas Vormächte keineswegs daran, das Eurosystem aus den Fängen der Finanzmärkte zu lösen und einen wirtschaftlich haltbaren Neuaufbau zu beginnen.

In Griechenland hätte das nicht nur bedeutet, eine funktionierende Steuerverwaltung aufzubauen und die notorische Verschonung der Reichsten zu beenden. Es hätte auch bedeutet, in einem Akt der Solidarität – und im eigenen Interesse auch Deutschlands! – ein Aufbauprogramm zu finanzieren, das dem Land auf die eigenen Füße geholfen hätte. Unter diesen Bedingungen, nur unter diesen, wäre sehr wohl auch zu diskutieren gewesen, was etwa an einem offenbar unüberschaubaren System der Frühverrentung zu ändern wäre
empfehle auch den ganzen Artikel, geht noch ins Deteil
http://www.fr-online.de/leitartikel/griechenland-gut-genervt--tsipras,29607566,30938532.html


melden

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

13.06.2015 um 16:29
Zitat von dunkelbuntdunkelbunt schrieb:Gibt vllt auch andere Gründe, aber ich könnte mir vorstellen, dass es an der schwachen Binnennachfrage liegt. Produkte von Europäischen Märkten zu beziehen ist sicher teuerer, als wenn man sie selbst im Land produzieren würde.
Das habe ich mir auch gedacht. Griechenland importiert selbst das was bei ihnen ausreichend wächst z.B. Oliven, eigens produziertes ist noch teurer als importwaare.

Der beste Weg wäre den Binenmarkt zu stärken und sinken die Lebensunterhaltkosten/Nahrungsmittel... drastisch, geht es auch mit weniger Lohn und für die Bauern lohn es sich wieder die Äcker zu bstellen. Da müsste man unterstützen/ansetzen, mit Programmen teils direkt Subventionieren, bei einigen unverzichtbaren Importwaaren wie Medikamenten unter die Arme greifen.

Die griechische Bevölkerung kommt wohl nicht drum rum weitere Rosskuren über sich ergehen zu lassen, denn sie müssen günstiger werden. Aber tiefere Löhne sollten so abgefedert werden, dass keiner hungert oder in der Wohnung friert, weil die Rechnungen nicht bezahlt werden können. Wenn sie sich dann viel weniger Luxusgüter aus dem Ausland wie neue Flachbildschirme kaufen können, da habe ich wenig Mitleid.

Die Binnenwirtschaft stärken scheint aber nicht der Plan einiger Politiker in Brüssel zu sein. Griechenland braucht keine Luxusautos und bestimmt auch keine neuen Ubotte und Leopard Panzer aus Deutschland.


melden

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

14.06.2015 um 21:18
Griechenland-Krise: Juncker bricht Vermittlungsversuch ab

Die Gespräche zwischen Athen und seinen Gläubigern sind vorerst gescheitert, der jüngste Vermittlungsversuch ging ohne Erfolg zu Ende. Es bleibt nur noch wenig Zeit, um das Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro zu verhindern.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/griechenland-verhandlungen-mit-eu-kommission-erfolglos-beendet-a-1038761.html


melden
Bauli ehemaliges Mitglied

Link kopieren
Lesezeichen setzen

Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?

14.06.2015 um 23:29
@Aldaris

So wie sich das in den Tagesthemen anhörte, war die Griechendelegation (incl. Tsipras) nicht an einer Einigung interessiert, sind zu spät zum Termin in Brüssel gekommen. Waren zum Teil noch am Frühstücken, noch nicht wach, während Juncker zum vereinbarten Termin schon gewartet hat, haben die Verbesserungsliste nicht mitgebracht und waren nicht bereit an Militärausgaben zu sparen, obwohl Juncker ihnen die Rentenzahlungen zugestanden hatte.

Wir kennen es nicht anders.

Kurzum die Griechen lassen es wohl auf eine Erpressung oder einen Grexit zulaufen. Es scheint sie auch nicht zu interessieren, das EU-Bürger ihr hart verdientes Geld verlieren.

Anderenfalls heisst das wohl, das die Reichen in Griechenland weiter ihr Geld ins Ausland bringen und wir für die bisherigen Versäumnisse aufkommen müssen. Das heisst im Umkehrschluß, wir sponsern die Reichen und die anmaßende griechische Regierung.

Ich wäre für einen Grexit. Denn es ist wohl kostengünstiger dem Volk Care-Pakete zukommen zu lassen, als weiterhin die Banken zu unterstützen.


Anzeige

melden