Akademisierungswahn - Gehen Deutschland die Arbeiter aus?
01.09.2016 um 14:37Anzeige
Durchfall schrieb:Nein. Aber das heißt, dass Unis nicht nur zur Ausbildung da sind.Mir ging es nicht um einzelne Studiengänge, sondern um die allgemeine Tendenz die Studienpläne und das Angebot deutlicher an "Beschäftigungsfähigkeit" auf Kosten von Hintergrundwissen und bildungstechnischer Skills auszurichten.
Obrien schrieb:aber vielleicht ist mangelnde Förderung nicht der alleinige Grund warum aus bildungsfernen Schichten weniger Kinder ihr Abitur machen?Aber einer der Hauptgründe...ist ja auch Ergebnis der Pisa-Studie.
Obrien schrieb:Ein anderer Punkt ist doch der, wenn die Mehrzahl der Leute Abitur macht, entwertet das automatisch diejenigen, die das nicht haben.Das hat es immer getan...in früheren Zeiten sogar noch stärker, deswegen ist eine Angleichung ja notwendig.
Obrien schrieb:Nein, das Ergebnis der PISA Studie ist, das Kinder aus bildungsfernen Schichten weniger häufig ihr Abitur machen. Die Schlussfolgerung ist eine rein politische, keine wissenschaftliche.Und die wissenschaftliche Schlussfolgerung wäre dann dass Kinder aus bildungsfernen Familien dümmer sind? Worauf willst Du eigentlich hinaus?
Obrien schrieb: Was nötig ist, ist eine neue Aufwertung berufliche Abschlüsse.Wenn Du dies erreichen außer über das Einkommen, und das Einkommen läuft halt über die Wirtschaft.
Obrien schrieb:Nein, das hat es nicht. Im Gegenteil, Berufsausbildung war Standard, -klar galt ein Studium als überlegen-, aber mit einer Ausbildung war man immerhin Durchschnitt und mit Fortbildungen sogar darüber hinaus. Mit einer Ausbildung konnte man Karriere machen. Heute beginnt der Ausbildung das Stigma anzuhaften, nur für den Rest dazusein, der nichtmal ein Notabitur fertig bringt. Was nötig ist, ist eine neue Aufwertung berufliche Abschlüsse.Man kann immer noch mit einer Ausbildung Karriere machen...mit Zusatzausbildung sogar anschließend studieren. Ich weiß nicht wo Du diese Stigmatas vernimmst, ich seh die weniger.
Obrien schrieb:Und ich lese nicht gerne bestenfalls zweizeilige, in denen Zitate aus dem Zusammenhang gerissen werden. Ich lese lieber fundierte und elaborierte Beiträge, die auch was zu bieten haben, selbst wenn sie meiner Meinung nicht entsprechen.Naja bisweilen sagen Zweizeiler mehr aus als halbseitige Einlassungen.
Obrien schrieb:Die Zahlen sind 12 Jahre alt und gehen auch an meiner Argumentation vorbei. Es geht um den Trend hin zum Studium und von der Ausbildung weg. Deine Übersicht umfasst auch jene die sich vor 50-60 Jahren für einen Bildungsweg entscheiden mussten.Dennoch zeigt es im Verhältnis zu vergleichbaren europäischen Ländern eine Tendenz und vergleichen sollten wir uns ja mit Ländern die ähnliche Strukturen aufweisen.
Obrien schrieb:Allerdings glaube ich nicht, das alle Menschen gleich an Fähigkeiten geboren sind. Das hat mit dümmer erstmal nichts zu tun, es gibt auch sowas wie praktische oder emotionale Intelligenz.Und gerade deshalb ist eine Förderung notwendig, wenn wir die Zahl derer betrachten, die weder Schul - noch eine Ausbildung machen, ebenfalls für jene, deren Intelligenz durch das Elternhaus oder besser die soziale Situation unterdrückt wird.
Obrien schrieb:Das ist auch ein Problem aber früher gab es mehr Jobs für solche Leute, ungelernte Arbeiter und auch davon konnte man halbwegs leben. Der derzeitige Ansatz sieht so aus, solche Leute begleitet von zahlreichen Maßnahmen doch irgendwie in Ausbildung zu bringen. Aber ich kann einen Handwerksmeister verstehen, der niemanden ausbilden kann, der nicht in der Lage ist m² in cm² umzurechnen, denn ein bisschen Abstraktion muss auch ein Lehrling vollbringen können.Also ich sehe jetzt nicht, dass die Zahl der Jobs für ungelernte oder angelernte gravierend abgenommen hätte, allerdings ist die Entlohnung zurückgegangen, sodass diese Stellen mittlerweile überwiegend von Migranten ausgeübt wird.
Wenn ich so lese, welche Grammatik und Orthografie manche (angeblichen oder tatsächlichen) Studierten an den Tag legen ("in mein Haus bin ich der Chef"), möchte ich fast auf Letzteres tippen. Irgendwann wird der Turm von Pisa schon umfallen, trotz aller Stabilisierungsmaßnahmen.Das ist nicht nur bei Grammatik und Orthografie so, einigen Studenten fehlen auch elementare Mathematikkenntnisse, die sie für das Studium bräuchten. Ich habe vor einigen Jahren ein Tutorium in "Anorganischer Chemie für Geowissenschaftler" gehalten und war entsetzt, dass einige der Studenten noch nicht einmal Potenz- und Logarithmus-Rechenregeln beherrscht haben. Und das obwohl das gerade in Anorganischer Chemie so ziemlich das wichtigste aus der Schulmathematik ist!
Genau. Man kann ja Mal besuchen als 16 jähriger Realschüler mit 1er Abschluss eine Ausbildung im Bereich Banken oder Versicherung zu bekommen. Die nehmen doch fast nur Abiturienten. Mal abgesehen davon das man mit 1er Abschluss von der Realschule sowieso ans Gymnasium wechselt....Hmm, also ich würde mit einem guten Realschulabschluss eher auf die FOS wechseln, dort bekommt man das Abitur in derselben Zeit, wie wenn man direkt auf das Gymnasium wechselt (zumindest in Bayern).
Africanus schrieb:und war entsetzt, dass einige der Studenten noch nicht einmal Potenz- und Logarithmus-Rechenregeln beherrscht haben.Tja, hat wohl mit den immer besser werdenden Taschenrechnern zu tun...da reicht es ein paar Knöpfchen zu drücken, das Verständnis für die Vorgänge bleibt dann eben bisweilen auf der Strecke.
Durchfall schrieb:Da musst du dir nur die Jobaussichten anschauen.Solche Sachen wie Mikrobiologie, Biochemie oder Genetik brauchen die Leute also nicht?
Biologie z.B. . Wer braucht solche Leute? kaum jemand
Obrien schrieb:Zum einen lässt sich aus dieser Übersicht keine Tendenz ableiten, dazu müsste man einen längeren Zeitraum beobachten damit sich die Entwicklung nachvollziehen lässt und weiterhin sagte ich ja bereits, das diese Übersicht die komplette Erwerbsbevölkerung zeigt, aber meine Aussage auf die derzeitigen Schulabgänger abzielt.Für die aktuelle Situation mag das zutreffen...dies liegt aber auch daran, dass wir seit geraumer Zeit ein demographisches und desweiteren auch soziale Probleme haben, quasi in Kombination. Zudem sind die Anspruchshaltungen in den Mittel- und Oberschichten gestiegen.
Obrien schrieb:Ein Hauptgrund ist und das sage ich die ganze Zeit, das viele mit dem Stoff überfordert sind,insbesondere angehende Ingieure und Naturwissenschaftler. Besonders gering ist die Abbrecherquote in Medizin. Medizin hat mit die höchsten Zulassungshürden.Tja, die Aufnahme eines Studiums dient halt neben dem Status auch der Selbstverwirklichung.
Obrien schrieb:In Deutschland wird niemand vom Studieren abgehalten, der es kann. Es gibt Bafög, Studienkredite, Nebenjobs etc. ausserdem ist das Studium in den meisten Bundesländern kostenlos.Es ging mir um die Förderung der Schulausbildung im Zusammenhang mit den Leistungen bei einer Ausbildung. Es soll Jugendliche geben, die nicht einmal die Berufsschule schaffen.
Obrien schrieb:Doch, genau dadurch.Was ich bezweifle...das Gegenteil wird eintreten, die Unterschiede werden zunehmen.