Mädchen wird aus Unterricht gerissen und abgeschoben

emz schrieb:oder willst du weiterhin ganz global mal so gegen die Gesetze im Allgemeinen schimpfen?

Ich schrieb dazu heute morgen (auf Seite 1):

Realo schrieb:Ich finde es sollte eine bestimmte Menge (sagen wir 1000 oder 2000 pro Jahr) für Härtefälle wie diesem in Form einer "Gnadeneinbürgerung" reserviert sein. Wer hier geboren ist und bestens integriert ist und kein Wort der Sprache des Landes versteht, in das er abgeschoben werden soll, gehört hierhin und nicht in das "fremde Land".

Realo schrieb:Gehts noch?

Rede ich mit dir?

Nein, aber ich rede mit dir und das ist kein Stil, was du hier bringst.

Gut, das wäre geklärt, dann.

@emz

Es ist meiner Meinung nach dumm, dass nach Ausschöpfung aller Rechtsmittel, und nach knapp zwei Jahrzehnten, eine gut integrierte und wirtschaftlich unabhängige Familie, abgeschoben wird. Hier sollte es eine Art "Verjährungsfrist" im Zusammenspiel mit einer Berücksichtigung des Standes der Integration geben. Ein 14 jähriges Kind, welches in Deutschland geboren wurde, in ein Land abzuschieben, welches das Kind noch nie gesehen hat, das ist meiner Meinung nach inhuman und sollte verboten werden.

venerdi schrieb:Dieser Fall zeigt wie lange sich jemand in der BRD aufhalten kann wenn er alle Rechtsmittel ausschöpft.
Und dann wird sich gewundert das mache Leute nicht zeitnah abgeschoben werden.

Da sprichst du mir sowas von aus der Seele.
Ich muss zugeben, dass mich diese Zeitdauer sehr überrascht hat.

Realo schrieb:Ich finde es sollte eine bestimmte Menge (sagen wir 1000 oder 2000 pro Jahr) für Härtefälle wie diesem in Form einer "Gnadeneinbürgerung" reserviert sein. Wer hier geboren ist und bestens integriert ist und kein Wort der Sprache des Landes versteht, in das er abgeschoben werden soll, gehört hierhin und nicht in das "fremde Land".

Du weißt aber schon, dass das Mädel gerade mal 14 Jahre alt ist. Da würde ich eher sagen, dass so ein Kind vielleicht mehr zu den Eltern als zum Geburtsland gehört.
Oder hätte ihr Bruder sie adoptieren sollen, damit sie hierbleiben kann?

SouthBalkan schrieb:Ein 14 jähriges Kind, welches in Deutschland geboren wurde, in ein Land abzuschieben, welches das Kind noch nie gesehen hat, das ist meiner Meinung nach inhuman und sollte verboten werden.

Ein Kind hier allein leben zu lassen ebenfalls

@Realo

Deinen Vorschlag der "Gnadeneinbürgerung" finde ich gut, ich würde jedoch lieber einen anderen Begriff dafür verwenden, weil ich denke dass die Gesellschaft hier von solchen Menschen (wie zum Beispiel die nepalesische Familie) profitiert. Es ist eher eine win-win Situation, der Begriff "Gnade" suggeriert meiner Meinung nach, dass es hierbei nur auf der einen Seite einen Gewinner gibt, und nicht auf beiden Seiten.

emz schrieb:Da würde ich eher sagen, dass so ein Kind vielleicht mehr zu den Eltern als zum Geburtsland gehört.

Ja, und die Eltern gehören nach 2 Jahrtausenden (seit 1998) bzw. knapp 20 Jahren, wo sie sich hier eine Existenz aufgebaut haben, hierher und nicht in den Himalaja. Eine Gesellschaft lebt nicht von Gesetzen allein, sondern mehr noch von Geld und Empathie (Mitgefühl), man kann es auch Ethik oder Moral nennen. Und was hier passiert, ist genau das Gegenteil davon - de jure zwar unanfechtbar - aber wie unerhört, wenn es um Menschliches geht !

Und da ich in diesem Thread der bisher einzige Linke bin, die meisten (also mehr Leute aus der Mitte) das aber genauso unerhört finden, selbst meine erbittertsten Streitgegner, liege ich damit wohl nicht so ganz falsch.

SouthBalkan schrieb: Es ist eher eine win-win Situation, der Begriff "Gnade" suggeriert meiner Meinung nach, dass es hierbei nur auf der einen Seite einen Gewinner gibt, und nicht auf beiden Seiten.

Ja, da hast du recht. Ich hatte nur nach einem Hilfsbegriff gesucht im Gegensatz zu "rein und ausschließlich rechtlich".

@SouthBalkan

es gibt bereits die Möglichkeit diese Fälle bei der Härtefallkommission der jeweiligen Länder vorzubringen und welche dann bei einer positiven Entscheidung zu einem Aufenthalt führt.
Der Fall wurde soweit bekannt dort abgelehnt, was ich eigentlich bei der guten Integration und den positiven Aussichten nicht recht verstehe.
Auf alle Fälle nicht gerade eine Vorzeigeentscheidung...

Realo schrieb:Und da ich in diesem Thread der bisher einzige Linke bin, die meisten (also mehr Leute aus der Mitte) das aber genauso unerhört finden, selbst meine erbittertsten Streitgegner, liege ich damit wohl nicht so ganz falsch.

Seit wann funktioniert die Gesetzgebung nach Mehrheitsbeschlüssen?
Im übrigen, kennst du das mit den Millionen von Fliegen, die nicht irren können :troll: ?

Wollen wir nicht einfach mal abwarten, warum die Eltern abgeschoben wurden? Im Fall des Nürnberger Afghanen haben wir schon eine Überraschung erlebt.

emz schrieb:Im Fall des Nürnberger Afghanen haben wir schon eine Überraschung erlebt.

ja, wie oben schon geschrieben. Er hat den Ausweis plötzlich wieder "gefunden" (also was Illegales), um zu beweisen, dass er den Asylantrag schon VOR dem 21. Lebensjahr gestellt hatte, und da er mehr als 4 Jahre hier lebt und als integriert gilt, demnach Anspruch auf Bleiberecht hat. Was ist daran so unerhört? Dann muss er bleiben und kriegt für die Täuschung mit dem Ausweis eine Geldstrafe. Wenn er einen guten Anwalt hat, wirds genau so laufen.

Wieso tun die das. 
Dachte in Deutschland geborene darf man nicht abschieben. 
Lehrlinge auch nicht?

@Realo
Im Nürnberger Fall dachte ich jetzt doch eher an die Ankündigung, dass er Deutsche würde töten wollen :D
Nicht dass wir uns da missverstehen.

emz schrieb:Im Nürnberger Fall dachte ich jetzt doch eher an die Ankündigung, dass er Deutsche würde töten wollen :D

Ja, das geht natürlich nicht. Aber wer wollte nicht schon mal gern seinen Mathelehrer umbringen, weil er eine 5 gekriegt hat.

@Realo
Die Verharmlosung zweier Straftaten kann ich nicht mit meinen besten Wünschen an meinem Lehrer vergleichen.
Das ist kein Witz:
https://dejure.org/gesetze/StGB/126.html

@emz

emz schrieb:Im Nürnberger Fall dachte ich jetzt doch eher an die Ankündigung, dass er Deutsche würde töten wollen

es geht hier aber nicht um den Fall in Nürnberg und vor allem nicht darum, dass er in einer für ihn existenziellen Ausnahmesituation irgendwelche Aussagen gemacht hat.
Du verbindest beide Fälle mit welcher Absicht?

@canales

Ich wollte damit auf die gestrigen Mitleidsbekundungen hinweisen, die heute, wo wir etwas mehr vom Hintergrund erfahren haben, wieder zurückgenommen wurden.

Ebenso sollten wir abwarten, was die Gründe waren, dass das Asylverfahren nach einem Marsch durch die Instanzen abschlägig beschieden wurde. Vielleicht ändert sich dann bei manchem die Meinung, wir werden sehen.

Gilt das Gesetz nicht mehr?
Oder nur für Flüchtlinge? 
Mit §25a AufenthG wurde eine Bleiberechtsregelung für gut integrierte Jugendliche und Heranwachsende geschaffen, die nach vierjährigem Schulbesuch ein Bleiberecht erhalten können. Da viele junge Flüchtlinge erst mit 16 oder 17 Jahren in Deutschland ankommen, können viele diesen vierjährigen Schulbesuch nicht nachweisen. Manche werden verspätet eingeschult oder für sie entfällt die Schulpflicht. Da sie ihren Antrag vor Erreichen des 21. Lebensjahrs stellen müssen, erklärt sich vermutlich damit, warum trotz fast 13.000 Geduldeter unter 21 Jahre relativ wenige von der Regelung profitieren.
17.02.17: Stichtagsunabhängiges Bleiberecht nach § 25a/b AufenthG für langjährig Geduldete weitgehend unwirksam
http://www.fluechtlingsrat-berlin.de/bleiberecht.php#720
Echt des is irgendwie nicht eindeutig. 

Na jedenfalls der Bruder darf hier weiter studieren. 
Die Schwester meldete sich schon aus Nepal bei ihren Mitschülern. 
Die kämpfen für sie.

@emz

emz schrieb:Ebenso sollten wir abwarten, was die Gründe waren, dass das Asylverfahren nach einem Marsch durch die Instanzen abschlägig beschieden wurde.

Na, das dürfte auf alle Fälle nicht in Richtung gefährliche Islamisten gehen...
Was wir bislang wissen ist es schlicht die anscheinend fehlende politische Verfolgung oder Gefährdung in Nepal, also fehlende Gründe für den § 16a bzw. die GFK.
Allerdings wurde die Härtefallregelung bei integrierten und nicht am Tropf der Grundsicherung hängenden Flüchtlingen nicht ohne Hintergründe eingeführt.
Eigentlich hätte das hier greifen können...oder sogar müssen.

@Phhu

Da stelle ich doch nochmal den Text des von dir erwähnten § ein ...

Blei­be­recht für gut inte­grierte Jugend­li­che
Die Bestim­mun­gen im § 25a Auf­enthG wur­den abge­än­dert, so dass gedul­dete Jugend­li­che bereits nach 4 (statt bis­her 6) Jah­ren Schul­be­such oder bei einem aner­kann­ten Schul– oder Berufs­ab­schluß eine Auf­ent­halts­er­laub­nis erhal­ten kön­nen, wenn der Antrag vor dem 21. Geburts­tag gestellt wird.

... und es wird klar, warum der nicht zur Anwendung kommen konnte. Weil nämlich keiner den hierfür notwendigen Antrag gestellt hatte.
Das Mädchen wusste anscheinend nicht, dass ihm die Abschiebung droht. Ansonsten hätte es sich womöglich ans Jugendamt wenden können.