Leitkultur…oder west-östlicher Divan?

Doors schrieb:Bitte jetzt nicht mit "Gesetze einhalten", "Wählen gehen", "Steuern zahlen" "ehrenamtlich engagieren", "alle gleich behandeln und bezahlen" kommen - dergleichen halte ich für universell und selbstverständlich und nicht nur für "typisch deutsche Leitkultur".

Also "Wählen gehen", "ehrenamtlich engagieren" und "alle gleich behandeln und bezahlen" ist bestimmt nicht überall universell und auch bei uns gibt es noch Optimierungspotenzial.

@stanmarsh

Für MICH zählt das zu gesellschaftlichen Werten, an die sich jeder hierzulande zu halten hat.
Dann muss ich mich wohl mal ans Ausbürgern machen.

@Doors
Ist wohl auch das wirkliche Problem, bis auf das Händeschütteln ist doch wirklich alles Mindestmaß einer zivilisierten Gesellschaft- mehr möchte einfach niemand, nur diesen Minimalkonsens an den sich einige nicht halten wollen.

@Doors

Du hast ja mit Geflüchteten immer mal wieder zu tun wie man liest. Frag die doch mal, was sie hier gut finden, was aber nicht sofort für sie selbstverständlich war.

Hier habe ich so eine Sammlung von Aussagen gefunden:
http://www.deutschlandfunk.de/fluechtlinge-in-deutschland-bewunderung-und-kulturschock.724.de.html?dram:article_id=341296


Die kann man ja mal sammeln und überlegen, was man davon auch gut findet und gerne beibehalten möchte.

@neugierchen

Es gibt nicht wenige Menschen, denen würde ich nicht mal im Alptraum die Hand schütteln. Die würde ich nicht mal mit der Kneifzange anfassen wollen.

Natürlich gibt es individuelle Sensibilitäten, z.B. wollte eine von mir betreute Iranerin unbedingt eine Frauenärztin. Das stellte sich aber erst heraus, als der Herr Doktor sie bat, die Hose runterzulassen. Da haben wir uns dann eine Medizinerin gesucht. Aber diese Hemmung habe ich auch schon von hier aufgewachsenen Frauen gehört.

Anderes Beispiel: Ein Mann aus Afghanistan hatte offenbar Probleme damit, meiner Frau die Hand zu geben. Er verneigte sich vor ihr. Es gibt bei manchen Menschen offenbar die Tradition, dass Mann keine Frau eines anderen Mannes anfasst. Beim nächsten Besuch packte meine Frau seine Hand und schüttelte den schmächtigen Kerl durch: "Moin! So geht das hier bei uns!"

Andererseits haben wir gelernt, dass man in islamischen Ländern die Schuhe an der Tür auszieht. Ein schöner Brauch, der die Bude sauber hält. Da habe ich meine Kinder islamisiert.

Die Begegnung mit fremden Kulturen geht manchmal nicht ohne Lern- oder gar Schockeffekte ab - ob nun fremde Männer schockiert sind, wenn zwei Frauen miteinander verheiratet sind (und sich auch noch küssen) oder wenn eben diese Frauen sich von einer Somalierin ihre verstümmelten Genitalien zeigen lassen.

@stanmarsh

Ich werde mal eine nicht repräsentative Umfrage starten.

Bislang wurden mir allerdings gesprächsweise schon genannt:

Sicherheit

Freiheit

Gleichberechtigung

Bildung

Gesundheitssystem

Verkehrsmittel

Umwelt/Trinkwasser

Negativ fiel einigen auf, dass die Dörfer verwaist sind und sich die Leute lieber vor den Fernseher setzen, als Kontakte zu pflegen. Ach ja - und das Deutsche offenbar mehr und lieber Hunde als Kinder haben.

Doors schrieb:Negativ fiel einigen auf, dass die Dörfer verwaist sind und sich die Leute lieber vor den Fernseher setzen, als Kontakte zu pflegen. Ach ja - und das Deutsche offenbar mehr und lieber Hunde als Kinder haben.

Das sehe ich in unserer Gesellschaft auch als Problem. Millionen hocken alleine zu Hause rum (und tippen Zeug in ein Mysteryforum ;) ), statt sich mit anderen zu treffen.
Gemeinschaft bedeutet entweder so Schunkel-Schützenverein oder Jesus-Latschen-Teetrinker ganz überspitzt.

Die überzogene Tierliebe finde ich auch seltsam. Insbesondere wenn das Haustier mit Futter und Kram gehätschelt wird, darunter aber eigentlich leidet.
Außerdem sind Tiere zum essen da, ausnahmslos ;)


Da können wir noch einiges von anderen lernen oder wieder erlernen.

neugierchen schrieb:Hmmmm, das ist eine schwierige Frage. Möchtest Du es zur Pflicht machen das man Homosexualität gut finden muss?

aha, nein ich bin nicht jener der von Pflichttoleranz faselt.

stanmarsh schrieb:Gemeinschaft bedeutet entweder so Schunkel-Schützenverein

Ich bin sowohl vom Pass her als auch von der Herkunft deutsch. Und diese Vereinsmeierei kotzt micht an, damit kann ich gar nix, aber überhaupt nichts anfangen. Zumal ich mich nicht des Eindrucks erwehren kann, dass es letztlich nur darum geht, nach dem Sport/der Musikprobe/was auch immer einen Vorwand zum gemeinschaftlichen Saufen zu haben.

Doors schrieb:Andererseits haben wir gelernt, dass man in islamischen Ländern die Schuhe an der Tür auszieht. Ein schöner Brauch, der die Bude sauber hält. Da habe ich meine Kinder islamisiert.

Das kenn ich von genügend deutschen Haushalten, die nicht den geringsten islamischen Einfluss haben. Außerdem sollen die Japaner auch so verfahren - vlt. hast du deine Lieben ja auch japanisiert, ohne es zu wissen? ;) Haben deine Kinder plötzlich überdimensional große Augen bekommen und laufen in kurzen Kleidchen rum?
Ich persönlich mute es meinen Gästen nicht zu, in Socken zu frieren oder diese ekligen Gästelatschen anzuziehen. Meine Gäste dürfen die Schuhe anbehalten, ich putz mein Heim so oder so. Ab und zu.

Und Ehrenamt... Ehrenamt ist supi für Hausfrauen, die zu Hause bleiben, weil der Mann genug verdient und sie es nicht nötig haben, arbeiten zu gehen, aber anderseits gelangweilt sind, den ganzen Tag zu Hause zu sein und sich nur aufs Mami- und Hausfrausein zu beschränken. Für solche Frauen ist es super, wenn sie mal "rauskommen" und irgendwas machen, ohne Geld, das brauchen sie ja nicht.

So, wie (un)deutsch bin ich jetzt?! :D

Abahatschi schrieb:Im Sinne einer Verbesserung können sich die Werte schon ändern bzw. bewußter werden und gelebt werden, zB. die weitere Verbesserung der Gerechtigkeit zwischen Mann und Frau, gesetzlich ist das schon durchgezogen, aber als Wert dauert es noch ein bisschen.

Jepp. Die Grundlage besteht.. hier und da werden per Gesetzesänderung oder Neuinterpretation Nachjustierungen vorgenommen.
Sicherlich ist der Mensch ansich in der Bringschuld, diese Werte zu verinnerlichen und auch zu leben.
Klar.... das kann dauern. Vlt. benötigt diese Verinnerlichung auch Generationen. Das wissen wir nicht.

neugierchen schrieb:Wir ak­zep­tie­ren un­ter­schied­li­che Le­bens­for­men und wer dies ab­lehnt, stellt sich au­ßer­halb eines gro­ßen Kon­sen­ses.

Der Satz hört sich doch einfach an wie geistiges Onanieren über die Selbstidentifikation.
Einem Realitätscheck hälts freilich nicht stand. Weil ganz viele Leute die Lebensweisen anderer nicht akzeptieren und dies dann auch lautstark als Meinungsäusserung kund tun.Wenn man nur ein paar Sekunden investiert fallen einem zig Beispiele ein.

Und ich halte es auch für einen ganz normalen Ablauf in einer Demokratie welcher zur Meinubgsbildung dazu gehört.

hallo-ho schrieb:Und Ehrenamt... Ehrenamt ist supi für Hausfrauen, die zu Hause bleiben, weil der Mann genug verdient und sie es nicht nötig haben, arbeiten zu gehen, aber anderseits gelangweilt sind, den ganzen Tag zu Hause zu sein und sich nur aufs Mami- und Hausfrausein zu beschränken. Für solche Frauen ist es super, wenn sie mal "rauskommen" und irgendwas machen, ohne Geld, das brauchen sie ja nicht.

Stell dir D ohne Ehrenamtliche vor. Das bedeutet. Keine Sportvereine und wesentlich weniger soziale Aktivitäten wie z.B. Ferienbetreuung die Kinder und Jugendliche betreuen und fördern. Freiwillige Feuerwehr? Lieber Steuern hoch und Berufsfeuerwehr. Schaff das FSJ ab. Ist auch nur Taschengeld. Wer braucht schon soziales Miteinander.

Man man man.
Schalt mal die Hormone aus, setz den Denkapparat stattdessen mal ein.

Ach ja, die Masse der Ehrenamtlichen sind entweder selber noch Jugendliche oder nebenher Berufstätig. Liegt einfach schon daran dass es die nicht Berufstätige Hausfrau, der ja den ganzen Tag langweilig ist, immer seltener gibt

@wichtelprinz
Aber Deine Meinung ist die allein Richtige. Du hast das Wahrheitsserum gefunden?

Meinungsbildung ist zum Glück frei, und trotzdem hat man die Meinungen der anderen zu respektieren. Man darf sie argumentativ angreifen, aber niemals pauschal verteufeln. Sonst ist man selbst der Verblendete, nicht die Mehrheit der anderen.

Du bist immer in einer Position das Du Personen angreifst die eine andere Lebensweise haben, forderst aber stetig das sie doch Deine Meinung akzeptieren sollen. Versuch Dich einfach mal in Personen reinzuversetzen die hart arbeiten, viele Steuern zahlen und dann sehen das mit ihren Steuergeldern genau auch die Leute finanziert werden die ihre Nachbarin überfallen und wegen 20 Euro schlagen .....

Die knapp über dem Mindestlohn arbeiten und sich alles zusammensparen müssen damit das Kind am Tagesausflug in der Schule teilnehmen kann.

Nochmal, die persönliche Freiheit, Kleidung, Glaube, kulturelle Einflüsse steht jedem frei der hier her kommt. Aber unsere Grundwerte stehen nicht zur Disposition. Das ist auch Kultur .... nur weil Theater auch Kultur ist heißt es nicht das alle ins Theater gehen müssen. Zu meinen persönlichen Lieblingsliedern gehört was aus dem Repertoire von Rammstein, Böhse Onkelz, Wagner, Pink Floyd, Supertramp ..... komisch, nicht festzulegen, was. Und meine Nachbarn hören diese Musik nicht von mir mit ... ich mache es auf Grundstückslautstärke, nicht weil ich es leise schöner finde sondern weil das zu einem geordneten Miteinander gehört aufeinander Rücksicht zu nehmen.

neugierchen schrieb:Aber Deine Meinung ist die allein Richtige. Du hast das Wahrheitsserum gefunden?

Nö, ich check nur ab ob gesagtes sich mit der Realität deckt. Und, leider nein.

neugierchen schrieb:Sonst ist man selbst der Verblendete, nicht die Mehrheit der anderen.

Soso dann akzeptieren wir zB die Lebensform Faschismus.

neugierchen schrieb:Versuch Dich einfach mal in Personen reinzuversetzen die hart arbeiten, viele Steuern zahlen und dann sehen das mit ihren Steuergeldern genau auch die Leute finanziert werden die ihre Nachbarin überfallen und wegen 20 Euro schlagen .....

Du magst es vielleicht nicht akzeptieren aber ich bin einer davon der Arbeitet und Steuern bezahlt. Ich muss mich da nicht hinein versetzen. 

neugierchen schrieb:Nochmal, die persönliche Freiheit, Kleidung, Glaube, kulturelle Einflüsse steht jedem frei der hier her kommt.

Das ist gelinde gesagt einfach Quatsch. Gerade beim philosophischen Begriff Lebensformen der die Gesammtheit einer Gemeinschaft  umfasst. Und nein auch in Deutschland wird die Gesammtheit einer gemeinschaftlichen Lebensform eben nicht akzeptiert sondern mit bestehendem Recht abgeglichen. Ein Beispiel dafür wäre das Schächtverbot.

@wichtelprinz

N: Wir ak­zep­tie­ren un­ter­schied­li­che Le­bens­for­men und wer dies ab­lehnt, stellt sich au­ßer­halb eines gro­ßen Kon­sen­ses.

-->W:
...Einem Realitätscheck hälts freilich nicht stand. Weil ganz viele Leute die Lebensweisen anderer nicht akzeptieren und dies dann auch lautstark als Meinungsäusserung kund tun.Wenn man nur ein paar Sekunden investiert fallen einem zig Beispiele ein.

Auch wenn sich nicht alle danach richten, gehört es trotzdem zu unserem Wertekonsens/kanon oder gehört das jetzt nicht mehr dazu?

Dies gilt im Gegensatz zu manch anderen Ländern eben NICHT dazu, dass alle GLEICH aktzeptiert werden sollten.
Und in solch einem Land kann es auch sein, dass sich viele NICHT nach dem allgemeinen Konsens richten und trotzdem alle als GLEICH akzeptieren...

Darin besteht der Unterschied und nicht, inwiefern sich jemand danach richtet.

neugierchen schrieb:Nochmal, die persönliche Freiheit, Kleidung, Glaube, kulturelle Einflüsse steht jedem frei der hier her kommt. Aber unsere Grundwerte stehen nicht zur Disposition. Das ist auch Kultur .... nur weil Theater auch

ganz meine Meinung.

TunFaire schrieb:Schalt mal die Hormone aus, setz den Denkapparat stattdessen mal ein

Das hat nichts mit Hormonen zu tun. Wer will, dass ich für ihn arbeite, der bezahlt mich. Oder lässt es.
Und was ich von Vereinsmeierei halte (ja, sorry, dein Dorffußballverein geht mir am Arsch vorbei, auch wenn das deine Vorstellungskraft übersteigt), habe ich ja auch dargelegt.

@Optimist
Nein, nicht mal der Gesetzgeber in Deutschland akzetptiert die volle Lebensform von Gemeinschaften und das ist auch richtig so.

@wichtelprinz
Nachtrag dazu:

neugierchen schrieb:Nochmal, die persönliche Freiheit, Kleidung, Glaube, kulturelle Einflüsse steht jedem frei der hier her kommt. Aber unsere Grundwerte stehen nicht zur Disposition. Das ist auch Kultur .... nur weil Theater auch

Optimist schrieb:ganz meine Meinung.

Meine Zustimmung bezog sich auch hier wieder nur darauf, wie es sein sollte und NICHT wie der IST-Zustand ist.

Wieso beziehst du dich beim Wertekanon immer darauf was ist?
Das eine hat doch mit dem anderen gar nicht viel zu tun.

Nein, nicht mal der Gesetzgeber in Deutschland akzeltptiert die volle Lebensform von Gemeinschaften und das ist auch richtig so.

das hat damit auch nichts zu tun.
Der Wertekanon besteht darin, dass ALLE gleich zu akzeptieren sind, solange sie sich ans GG halten.
Und wenn dies jemand nicht tut, ist damit der Wertekanon doch nicht hinfällig. DAS meinte ich damit, dass es nicht nach dem IST-Zustand geht.

wichtelprinz schrieb:Soso dann akzeptieren wir zB die Lebensform Faschismus.

Vor allem müssen wir eine Politik anbieten die dem Faschismus das Wasser abgräbt. Und ja ich bin der Meinung das wir uns mit der AfD inhaltlich auseinander setzen müssen. Sie nicht einfach pauschal verurteilen sondern Punkt für Punkt darlegen warum diese Meinung nicht die beste Alternative ist.

wichtelprinz schrieb:Du magst es vielleicht nicht akzeptieren aber ich bin einer davon der Arbeitet und Steuern bezahlt. Ich muss mich da nicht hinein versetzen.

Natürlich akzeptiere ich es und habe es auch nie in Abrede gestellt. Mich würde in dem Zusammenhang interessieren ob es Die egal ist das wir bekannte Salafisten mit ALG 2 noch weiter unterstützen ....

wichtelprinz schrieb: Gesammtheit einer gemeinschaftlichen Lebensform eben nicht akzeptiert sondern mit bestehendem Recht abgeglichen. Ein Beispiel dafür wäre das Schächtverbot.

Für mich ist das Recht höher einzustufen. Für mich ist die Beschneidung jüdischer Knaben auch eine Sorgerechtsverletzung, obwohl es nicht strafrechtlich verboten ist. Kämpfe doch für das schächten, quälen der Tiere .....

Optimist schrieb:Der Wertekanon besteht darin, dass ALLE gleich zu akzeptieren sind, solange sie sich ans GG halten.

Das war nicht die Aussage die hier diskutisrt wird. Entweder beteiligst Du Dich an der Diskussion um jenen konkreten Punkt des Pamphlets oder aber lässt es bleiben. Ich werde mit Dir keine Methadiskussion über was anfangen das nicht zur Debatte stand.