bla_bla schrieb:Aber allein die Tatsache, dass die Bundeswehr nicht ausschliesslich für Landesverteidigung zum Einsatz kommt, ist für viele Grund genug, nichts damit zu tun haben zu wollen. Wie oben geschrieben, der erste Auslandseinsatz in der Geschichte der Bundeswehr verdoppelte auf einen Schlag die Zahl der Kriegsdienstverweigerer!
Das kann durchaus so gewesen sein und auch für manche heute noch sein - denklogisch müssten die aber alle für einen "NATO exit" sein.
Ansonsten ist es nicht zu rechtfertigen in einem Militärbündnis zu sein aber nicht zur Bündnisverteidigung beitragen zu wollen, während man aber den erweiterten Schutzschirm genießt. "Wasch mich aber mach mich nicht nass."
Über einzelne strittige Auslandseinsätze mal hinwegsehend: Da muss man wegen Mitgliedschaft im Club schon damit rechnen, ausserhalb deutscher Grenzen im Bündnisgebiet eingesetzt zu werden. Den Hindukusch müssen wir ferner auch so langsam mal abhaken. Das ist ein im weitesten Sinne abgeschlossenes Kapitel, auch wenn uns hier noch manche Aspekte tangieren werden - aber da wird kein Soldat, keine Soldatin, mehr hingeschickt werden. Auf wohl lange Zeit. Individuelle Spätfolgen (PTSD, Ortskräfte die immer noch ausharren/unklaren Status haben und Außenpolitik - Umgang mit den Taliban oder nicht-Umgang) mal aussen vor, aber niemand muss mehr damit rechnen, dahingeschickt zu werden.
Fedaykin schrieb:Die Bevölkerung ist auch noch nicht Mental. Auf die Realität eingestellt.... alles noch am Anfang
Paar Jahrzehnte noch, auch wenn die ableitbaren wahrscheinlichen Bedrohungen zeitlich viel näher sind. Aber hey, man kann sich nicht ewig in Naivität oder Ignoranz suhlen oder sich gewissen sich veränderten Realitäten verweigern. So zynisch das klingt (und ich hoffe es kommt nicht so weit), aber mal fiktiv gesponnen: Wenn in 5-8 Jahren ein Konlikt eskalieren würde und wir auch als Gesellschaft direkt betroffen wären, ein BV-Fall vorherrscht und die Leute die abhauen würden abgehauen sind und der Rest sich dann mental und anderweitig organisiert und einstellt: Spätestens dann käme ein rapider Mindsetwechsel. Auch wenn wir hier etwas anders ticken, ich denke man kann das im weitesten Sinne mit der Ukraine vergleichen. Mindestens partiell.
Als Disclaimer: Mir geht es nicht um individuelle Kritik oder ein Ablehnen, sondern am Ende um eine relative Mehrheit, die gewisse Notwendigkeiten erkennt oder nicht erkennt bzw. mitträgt. Da sehe ich partiell noch etwas Mangel. Einzelperson die dagegen ist: Ok. Diverse Einzelpersonen: Ok. Zu viele Einzelpersonen/Masse: Gesellschaftliches Problem und daraus resultierend potentielle nachteilige Erpressbarkeit. Wer sich nicht adäquat wehren kann wird im worst-case zum Spielball anderer die Gewalt als (für jene) legitimes Mittel anwenden.
Krieg ist grausam. Man muss nicht selbst unter Feuer gestanden haben um das zu erahnen oder abzuleiten. Das Kalkül sollte aber sein, dass man so sehr resilient ist und abschreckt, dass man gar nicht erst in die Lage kommt, kämpfen zu müssen. Alles andere ist höheres Risiko bzw. Glücksspiel. Wir Europäer müssen da zumindest wieder wehrfähiger werden und aus meiner Sicht auch eigene Kapazitäten aufbauen, uns von den Amerikanern im Sinne der Fähigkeiten "de-couplen", entbinden, eigenständiger werden. Ohne, dass ich das Bündnis aufgekündigt sehen will. Aber gut, das ist ein etwas anderes Thema und eine Riesenbaustelle die locker ein Jahrzehnt oder mehr in Anspruch nehmen wird.