Warden schrieb:Über einzelne strittige Auslandseinsätze mal hinwegsehend: Da muss man wegen Mitgliedschaft im Club schon damit rechnen, ausserhalb deutscher Grenzen im Bündnisgebiet eingesetzt zu werden. Den Hindukusch müssen wir ferner auch so langsam mal abhaken. Das ist ein im weitesten Sinne abgeschlossenes Kapitel, auch wenn uns hier noch manche Aspekte tangieren werden - aber da wird kein Soldat, keine Soldatin, mehr hingeschickt werden. Auf wohl lange Zeit. Individuelle Spätfolgen (PTSD, Ortskräfte die immer noch ausharren/unklaren Status haben und Außenpolitik - Umgang mit den Taliban oder nicht-Umgang) mal aussen vor, aber niemand muss mehr damit rechnen, dahingeschickt zu werden.
"Deutschland am Hindukush verteidigen" ist halt zu einem geflügelten Wort geworden, auch wenn dort niemand mehr hingeschickt wird. Das ist doch keine Frage aus dem Geographie-Unterricht...
JEDER Einsatz der Bundeswehr ausserhalb der Landesgrenzen ist eine Abschreckung für potentiell Wehrpflichtige, selbst wenn die persönlich nie damit in Berührung kommen. Und selbst wer noch Fan der NATO ist, jedenfalls jeder Einsatz ausserhalb des NATO-Gebietes ist definitiv eine Abschreckung!
Das ist egal, ob Hindukush, Mali, Kosovo, Irak oder wo auch immer. Wie gesagt, nur anekdotisch, aber ich kannte eben einen zur Zeit des Kalten Krieges 150% überzeugten Soldaten, der angesichts des ersten Einsatzes der Bundeswehr im Rahmen des 2. Golfkrieges seine Einstellung zur Bundeswehr komplett wendete. Und ich weiss aus damaligen Zahlen, dass die Zahl der Kriegsdienstverweigerer damals von rund 70.000 po Jahr sprungartig auf 150.000 pro Jahr stieg.
Worum es mir geht:
Die Akzeptanz der Wehrpflicht in der Schweiz speist sich zu großen Teil aus dem Ideal der Neutralität. Ich glaube, wäre die Schweiz gezwungen, oder würde die Schweizer Regierung beschliessen, sich international mehr zu engagieren, würde die Schweizer Bevölkerung wahrscheinlich nicht anders reagieren, als es die deutsche Bevölkerung tut, und die Wehrpflicht würde wesentlich an Akzeptanz verlieren...