Wehrpflicht soll wieder eingeführt werden

juvenilea schrieb:Aber, ... und da stimmst Du mir hoffentlich zu, die Realität sieht nunmal anders aus (Siehe Verteilung Elternzeit) und da sollten wir es nunmal nicht den Frauen in der Praxis schwerer machen.

Ich weiß nicht mal warum du da so auf die Elternzeit abhebst. Dir ist klar, dass es sich dabei um eine Subvention handelt um Eltern die Möglichkeit zu geben ihre Stunden zu reduzieren oder ganz zu Hause zu bleiben? Mit Kündigungsschutz und pipapo? Abhängig vom Lohn?
Das ist ne Entgeltersatzleistung, nur für Eltern. Da wird die Erziehungszeit bereits finanziell ausgeglichen.
Und daraus das die in Anspruch genommen wird, machst du ein "die Frauen habens schwerer". Hmkay.

juvenilea schrieb:Ist ja auch in Ordnung, aber hat nicht auch der olle Karl Marx geschrieben, dass die Theorie sich in der Praxis bestätigen muss?
Irgendwann wird das vielleicht funktionieren, aber im Moment, in der Praxis Deutschland 2025 bürden wir meiner Meinung nach dem einen Geschlecht nur zuviel auf.

Dann schau nochmal genau nach, was junge Männer die heute 12 - 16 sind so zu erwarten haben und fragt dich nochmal ob man ausgerechnet denen das aufbürden sollte.
Im Grunde bin ich da ganz bei dir, das sollte man tunlichst lassen. Wehrpflicht für keinen heißt die Antwort.

martenot schrieb:Ich fand es schon früher ungerecht, dass man als Mann zum Wehrdienst eingezogen wurde, aber Frauen mussten sich damit nicht auseinandersetzen.

Das fänden sogar meine Töchter ungerecht, auch wenn sie nicht dagegen protestieren würden.

juvenilea schrieb:Das weiß ich doch...
Jedoch muss die Politik ein Stück weit darauf Rücksicht nehmen, wenn sage und schreibe 80% aller Frauen sich das so wünschen.

Ich vermute, dass genauso viele Männer sich wünschen, keine Dienstpflicht zu haben. Rücksicht nehmen? Es sind halt individuelle Entscheidungen, wie man in einer Partnerschaft die Betreuung aufteilt.

juvenilea schrieb:Nein tu ich nicht, nochmal die Statistik: Etwa um 30 herum.

Es geht darum, dass die Grenze für deine Aussage willkürlich ist. Für die Lebensarbeitszeit hört man ja nicht bei 30 auf.

juvenilea schrieb:Im Idealfall ja und nun kommen wir zur Praxis:
Es ist leider nicht so, ein Gap von sage und schreibe 75% besteht.

Trotzdem ist es eine individuelle Entscheidung zwischen mündigen Partner. In vielen Fällen ist es auch anders aufgeteilt. Wieso diese Leute bestrafen über fixe gesetzliche Regeln?

juvenilea schrieb:.. also als Frauenprivileg sehe ich das nicht, ich wäre auch beispielsweise gerne, aber ich war halt einfach der Besserverdiener....
Ein Kind zu haben ist doch generell kein Nachteil :). Soll es ja auch nicht werden.

Du sagst es. Ganz ehrlich...wenn es finanziell machbar gewesen wäre, hätte ich gerne ein paar Monate länger in Elternzeit verbracht. Wenn du das aufrechnest klingt das immer so negativ. Ist es aber nicht. Es ist ja auch nicht so, dass nach der Elternzeit plötzlich die Arbeit weg ist. Deine Rechnung bildet das alles nicht ab.

Der Punkt ist: Die Wehrpflicht hat damit eigentlich überhaupt nichts zu tun. Das eine ist qua Geschlecht fixiert im Grundgesetzt. Das andere eine individuelle Entscheidung eines Paares. Und da es genug Frauen gibt, die Kinder haben und damit so "durchrutschen", ist das einfach aus der Zeit gefallen.

Wenn alles freiwillig wäre, hätte ich kein Problem damit. Da gäbe es auch genug Mittel und Wege das zu fördern.

juvenilea schrieb:Wenn wir Elternzeit und Kinderwunsch berücksichtigen, dann hat die Frau mit Wehrpflicht gegenüber dem Mann ein Jahr weniger sich beruflich zu entfalten.

Da Frauen statistisch 3,6 Jahre länger leben, könnte man sie verpflichten drei Jahre länger zu arbeiten. Dann könnten sie Wehrdienst machen, Kinder bekommen und hätten eine ähnliche Lebensarbeitszeit sowie Rentenbezugszeit wie die Männer. Völlige Gleichbehandlung.

@JosephConrad
Oha, dir ist schon klar, was du mit solchen Kommentaren lostrittst oder? Geh lieber in Deckung solange du noch kannst ;)

alhambra schrieb:Oha, dir ist schon klar, was du mit solchen Kommentaren lostrittst oder? Geh lieber in Deckung solange du noch kannst ;)

Undank ist der Welt Lohn :-)

juvenilea schrieb:Zeit Gymnasium ist gleich G8 oder G9, je nachdem... + Grundschule + Studium., alles durchschnittliche Zahlen aus den Statistiken.

Mit was als denn sonst kann man Rechnen, als denn mit Durchschnittszahlen, wenn es um ganze Bevölkerungen geht? <= Ist übrigens eine Frage.

Gymnasium bedeutet nicht automatisch Studium.

juvenilea schrieb:Wenn wir Elternzeit und Kinderwunsch berücksichtigen, dann hat die Frau mit Wehrpflicht gegenüber dem Mann ein Jahr weniger sich beruflich zu entfalten.

Es ist einfach nicht fair.

Ich weiß nicht wie sehr Du in der Praxis bist. Bei uns zum Beispiel kommen die Mütter nach einem Jahr ganz normal wieder in Ihre alte Position zurück, mit dem selben Gehalt. ok, da fehlt dann eventuell einmal der 2% Provisionsausgleich in dem Jahr, das ist die einzige Konsequenz. Die Frauen finden die Elternzeit so geil, das bei uns immer mehr Männer ein paar Monate Elternzeit nehmen.

Ich habe in meiner ganzen beruflichen Laufbahn noch nie, wirklich noch nie gehört - oh scheisse, das eine Jahr Elternzeit hat mich arg zurück geworfen.

Die Bundeswehr war so nett, mich nach dem zweiten Semester aus dem Studium zu ziehen. Ich habe vor dem Studium angerufen um nachzufragen ob ich denn bald mal gezogen werde, weil ich gerne studieren würde, man konnte mir keine Auskunft geben. Das eine Jahr hat mich schon hart zurückgeworfen. Nicht wegen einem Jahr weniger beruflichen Entfaltung, sondern weil alle meine Kommilitonen mit dem Vordiplom fertig waren, als ich zum dritten Semester wiederkam, dh ich musste an sich meine komplette Unistruktur mit Lerngruppen usw neu aufbauen.

Und vor allem, ich weiß gar nicht was das ja das Problem ist mit dem 1 Jahr weniger "beruflichen Entfaltung". Dann arbeitet man halt am Ende des Tages ein Jahr weniger. Die dicken Rentenpunkte gibt es eh erst am Ende des Arbeitsweges, nicht in den ersten Jahren.

Bin mir generell nicht sicher, ob es zur aktuellen Stimmung im Land passt, möglichst viele junge Männer an der Waffe auszubilden.

Man kann nicht gleichzeitig jeden positiven Bezug zu Volk und Nation unter Generalverdacht stellen und von den Leuten erwarten, dass sie mit ihrem Leben für nationale Interessen einstehen.

Man muss vielmehr damit rechnen, dass sich sehr viele potenzielle Rekruten mangels Alternative tribalistischen Interessen gewidmet haben, also im Zweifel eher für ihre Partei/Religion als für den Staat kämpfen werden.

Aiolod schrieb:Man kann nicht gleichzeitig jeden positiven Bezug zu Volk und Nation unter Generalverdacht stellen und von den Leuten erwarten, dass sie mit ihrem Leben für nationale Interessen einstehen.

Das wird immer so salopp geäußert (auch wenn es im Vergleich zur deutschen Historie und wegen 'transgenerationalem Trauma' abstrakt schon mehr Substanz hat als in anderen Nachbarländern) aber ich finde das hält sich auch immer so persistent wie diese Radwege in Peru oder sonstige Geschichten.

Es gibt durchaus genug positive Bezüge auch zur Gesellschaft, als Kitt oder Grundlage der abstrakteren Nation. Das ist dann aber nicht immer (gerade oder eher für deutsche Verhältnisse) ein wildes Fahnenschwenken mit zusätzlich exzessivem Deutschlandflaggen-Stickergebrauch und "JAAA DEUTSCHLAND ÜBER ALLES"-Rufen (überzogen-plakativ ausgedrückt).

Oftmals habe ich den Eindruck, dass manche auch diese immer wiederkehrenden positiven Bezüge nicht bemerken. Gerade zur Nation. Es erfüllt durchaus auch positiv (geäußerte) Bezüge zur Nation wenn man auf technisch-wirtschaftliche oder soziale Errungenschaften verweist, ob eher historisch oder in der Neuzeit. Oder kulturelle Güter, Brauchtum, etc. - auch wenn keine Deutschlandflagge dranhängt. Oder eine Rechtsordnung/Verfassung, die ja Teil des Ganzen ist.

Wenn man das mal alles bedenkt, dann wird auch so eine Formulierung weniger schwammig-abstrakt:

Aiolod schrieb:[...] dass sie mit ihrem Leben für nationale Interessen einstehen.

Diese "nationalen Interessen" sind dann oftmals nicht abstrakt-fremd sondern eigene Interessen. Wenn (d)ein Land angegriffen wird, dann auch deine Mitmenschen, Rechtsordnung und Lebensstil. All die Dinge drohen im worst-case (wenn die anderen gewinnen und besetzen) aller Voraussicht nach zu kippen oder nachteilig gestaltet zu werden. Für viele kann es auch - so sie sich nicht auch damit arrangieren oder kollaborieren - Verlust der Heimat bedeuten weil sie sich nicht mit so etwas dauerhaft arrangieren wollen oder können.

Viele Menschen werden an irgendwas davon (Mitmenschen, Rechtsordnung und Lebensstil) positive Dinge ableiten können. Und dann soweit, dass sie es wertig zur Wahrung betrachten. Ich finde das ist oftmals noch konkreter als nur Partei/Religion in den Vordergrund zu stellen.

https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/militaer-verteidigung/id_100890096/robert-habeck-reservistenverband-will-ex-minister-fuer-bundeswehr-ausbilden.html


Na das ist doch was, finde ich gut.
Mal sehen , Zeit hat er ja

Aiolod schrieb:Man kann nicht gleichzeitig jeden positiven Bezug zu Volk und Nation unter Generalverdacht stellen und von den Leuten erwarten, dass sie mit ihrem Leben für nationale Interessen einstehen.

Natürlich nicht, ausser man lebt in der Einbildung.

Fedaykin schrieb:Na das ist doch was, finde ich gut.
Mal sehen , Zeit hat er ja

Jetzt hab sogar ich mal Mitleid mit ihm.
Der Reservistenverband ist schon nervig, die belagern mich auch seit nem Jahr.
Mal sehen wie sich unser verhinderter Gottkanzler entscheidet. ;)

@jorkis
@paxito
@martenot

Nun ja .... wie ich sehe drehen wir uns da doch etwas im Kreis, ich kann euch nicht überzeugen ihr könnt mich nicht überzeugen. Ich denke da sind wir uns zumindest einig.
Würde ich ausführlich antworten, so wären es meinerseits dieselben Argumente, was höchstwahrscheinlich wieder dieselben Gegenargumente aufbringen würde.

Ist auch halb so wild, wie bereits geschrieben, es ist bereits entschieden (schon vor langer Zeit), Frauen dienen erstmal nicht über die Wehrpflicht, man würde es auch vorerst nicht durchbekommen, gibt auch tatsächlich, anders als beispielsweise in Israel, keinen Grund dafür, wir haben momentan keinen Mangel an jungen Männern, um die Brigaden aufzufüllen.

juvenilea schrieb:Ist auch halb so wild, wie bereits geschrieben, es ist bereits entschieden (schon vor langer Zeit), Frauen dienen erstmal nicht über die Wehrpflicht,

Richtig. Die Diskussion hier wird daran nichts ändern. Das macht es halt nicht weniger ungerecht...

jorkis schrieb:Die Diskussion hier wird daran nichts ändern.

Nicht falsch verstehen: Diskutieren kann man immer.
Vielleicht ist die Sachlage ja auch in 20 Jahren wieder anders... wer weiß das schon, im Moment aber nicht, Querfeld über fast alle Parteien hinweg.

@cejar
@JosephConrad

Sorry Freunde, hatte euch beide vergessen, das hier geschriebene galt auch für euch.

juvenilea schrieb:Vielleicht ist die Sachlage ja auch in 20 Jahren wieder anders... wer weiß das schon, im Moment aber nicht, Querfeld über fast alle Parteien hinweg.

Wie gesagt. Es spielt ja keine Rolle, wie die Argumente gelagert sind. Für mich (und die meisten hier, wie du sehen konntest) ist die Sachlage heute schon "anders genug", um das angedachte Modell so nicht unterstützen zu können bzw. als ungerecht zu empfinden. Man wird daran aber politisch nichts ändern, weil es der Weg des geringsten Widerstandes ist.

@juvenilea

Und Du hast in einem Punkt recht - wenn ich es richtig interpretiere. Letztlich ist es auch völlig wurscht. Wenn ich eingezogen werde, dann werde ich eingezogen. Ob Frauen auch eingezogen werden oder nicht hat mit meiner persönlichen Situation dann gar nichts zu tun.

Wir machen wieder den typischen move "aber die anderen". Wenn es mir schlecht ergeht soll es anderen auch schlecht ergehen, was natürlich komplett dumm ist. Anstatt uns zu freuen, das nicht jeder leiden muss, wünschen wir uns das jeder so leidet wie wir selbst.

@cejar

Ich kann diese Sichtweise verstehen und glaube, das ist nur menschlich. Das Gefühl, dass man selbst Einschränkungen erfährt, ist einfacher zu ertragen, wenn es alle gleichermaßen trifft (oder zumindest die Begründung gut ist, falls nicht).

Ansonsten könnte man ja z.B. Beiträge zur GKV nur für alle Frauen erhöhen. Oder die Rentenbeiträge nur für alle Bayern. Oder Politikersöhne von der Wehrpflicht ausnehmen. Klingt alles nicht besonders fair. Wenn aber die Botschaft lautet, dass alle dazu beitragen, klingt es gleich anders.

jorkis schrieb:Ich kann diese Sichtweise verstehen und glaube, das ist nur menschlich. Das Gefühl, dass man selbst Einschränkungen erfährt, ist einfacher zu ertragen, wenn es alle gleichermaßen trifft (oder zumindest die Begründung gut ist, falls nicht).

Ansonsten könnte man ja z.B. Beiträge zur GKV nur für alle Frauen erhöhen. Oder die Rentenbeiträge nur für alle Bayern. Oder Politikersöhne von der Wehrpflicht ausnehmen. Klingt alles nicht besonders fair. Wenn aber die Botschaft lautet, dass alle dazu beitragen, klingt es gleich anders.

Nachdem ich nachgedacht habe, kann ich es nicht mit meinem Selbstverständnis verstehen. Ich sehe es irgendwie extrem selbst bezogen, wenn ich mein Unglück nur dann akzeptieren kann, wenn es anderen auch scheiße geht :)

cejar schrieb:Nachdem ich nachgedacht habe, kann ich es nicht mit meinem Selbstverständnis verstehen. Ich sehe es irgendwie extrem selbst bezogen, wenn ich mein Unglück nur dann akzeptieren kann, wenn es anderen auch scheiße geht :)

Findest du? Also angenommen die Wehrpflicht gilt und es herrscht Krieg. Und die Bundesregierung stellt sich hin und sagt "wir bekommen auch so schon genug Leute an die Front. Deshalb werden Söhne von Politikern und Prominenten pauschal nicht eingezogen".

Würdest du da genauso argumentieren? :)
Es geht ja nicht darum sein Unglück zu akzeptieren, sondern um das Verständnis, dass alle "gleich" sind und entsprechend für alle die selben Regeln gelten sollten.

juvenilea schrieb:Vielleicht ist die Sachlage ja auch in 20 Jahren wieder anders... wer weiß das schon, im Moment aber nicht, Querfeld über fast alle Parteien hinweg.

Bist Du 20 Jahren zu spät dran? Heute wird anders gedacht.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) schließt langfristig eine Wehrpflicht auch für Frauen nicht aus. Wenn das auf Freiwilligkeit beruhende neue Wehrdienstmodell nicht ausreiche, »dann wird es einen Mechanismus geben müssen, auch zur Wehrpflicht zurückzukehren«, sagte Merz am Freitag dem französischen Sender TF1. Dies sei nicht einfach. So erlaube es etwa die Verfassung nicht, Frauen zum Wehrdienst heranzuziehen. »Das müssten wir dann eigentlich tun«, betonte der Bundeskanzler.

Quelle: https://www.spiegel.de/politik/bundeswehr-friedrich-merz-schliesst-wehrpflicht-auch-fuer-frauen-nicht-aus-a-cc9617b3-af96-4b47-ae1c-9653d706c46e