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Pflegenotstand in Deutschland

146 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Pflege, Fachkräftemangel, Gesundheitspolitik ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Pflegenotstand in Deutschland

25.09.2021 um 23:58
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:Was ja eigentlich auch schon nicht richtig sein kann - auch für die Patienten nicht.
Das ist der einzige Punkt, an dem ich dir zustimme.
Auf den Rest möchte ich erstmal nicht weiter eingehen.
Ich befürchte der Thread entwickelt sich dann ein bisschen vom eigentlichen Anliegen des TE weg.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Grundsätzlich muss der Beruf der Pflege aufgewertet und die Arbeitsbedingungen verbessert werden, die Vorschläge dafür liegen auch schon lange auf dem Tisch, hier nur ein paar Beispiele:
Eine -deutlich- höhere Bezahlung, damit der Beruf für junge Menschen attraktiver wird
Sehe ich auch als unbedingt wichtig.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Feste Tarifbindung
Konsequente Aufklärung und Ahndung von Verstößen gegen Arbeitsgesetze
Ein Ende der unsäglichen Privatisierungen im Gesundheitsbereich, die die Problem in der Pflege nur verschärft, nicht gelöst haben; womöglich eine Rückabwicklung von Privatisierungen. Es darf keine Profite auf dem Rücken von Pflegern und zu Pflegenden geben
Same here


Die Akademisierung sehe ich etwas kritischer.
Insgesamt gibt es in der Pflege auch Bereiche, die auch gut ohne akademischen Grad abgearbeitet werden können. Und nicht alle, die in der Pflege tätig sind, wollen oder können ein Studium bewältigen.
Sicher gibt es Bereiche, wo das hilfreich oder gar notwendig ist.
Die kannst du vermutlich benennen, ich kann das nicht.
Ich kenne "Pflege" nur als Studiejob in der ambulanten Pflege. Dort ist vieles was zu erledigen ist, mit einer Facharbeiter:innen Ausbildung zu bewältigen. In Krankenhäusern und Hospizen sieht das vermutlich anders aus.
Ich glaube nicht, dass eine vollständige Akademisierung nötig ist, aber ich glaube auch nicht, dass sie den derzeitigen Personalmangel lösen könnte.

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Pflegenotstand in Deutschland

26.09.2021 um 00:27
Zitat von tomkyletomkyle schrieb:2020/ 21 stehen und standen wieder viele Krankenhäuser vorm Aus, muss man nicht am Finanzierungssystem nicht etwas ändern?
ich glaube, dass es für den Patienten sehr von Vorteil ist in einem KRankenhaus zB operiert zu werden, wo der Chirurg auf Grund der Größe des Hauses eine OP schon 300mal gemacht hat, statt 2 mal im Jahr.

Will sagen, die Schließung kleinerer , nicht weiter spezialisierter Krankenhäuser zu Gunsten von größeren, mit entsprechend qualifizierter und erfahrenen Ärzte- und Pflegerschaft ist eher ein Segen als ein Fluch.

meine Erfahrung:
geh mal mit nem komplizierten Bruch oder einer seltenen Erkrankung in ein kleinstädisches Wald-Wiesen-Krankenhaus -- danke für die vielen Fehldiagnosen und jahre versäumter Lebensqualität!

Noch nicht mal die Reduzierung der Bettenanzahl muss zwangsläufig schlecht sein.
Bei einem Blinddarm oder Star-OP lagen MEnschen früher ne Woche in der Klinik

dank moderner OP Methoden sind die Eingriffe minimalinvasiv, schonender und benötigen weniger Zeit zum Heilen. Daher ist die Verweildauer wesentl kürzer.
man muss das mMn schon bisschen differenzierter sehen.

Dass es einen Mangel an qulaifiziertem Personal gibt, darüber besteht hingegen kein Dissens.

@grätchen Aufopferung gehört auch bei euch nicht zur Stellenbeschreibung! und daher muss das keiner mit derart hohem persönlichen Einsatz ausgleichen, was Krankenhausleitungen (nicht immer die Politik) verzapfen.


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Pflegenotstand in Deutschland

26.09.2021 um 16:28
@Seidenraupe
Ist es aber zumutbar, so wie zb bei uns in der Region 30 Km fahren zu müssen?

Eckernförde -Kiel 30 Km, Uniklinikum/ Städtisches Krankenhaus.

Rendsburg - Eckernförde ca 30 Km, Rendsburg - Kiel ca 30 Km.

Man müsste von Eckernförde aus für einen akuten Bruch oder für eine dringende Operation mindestens 30 Km fahren.

Hubschrauberflüge sind wahrscheinlich auch nicht gerade billig.

Ich bin jetzt Anfang 40, in den 1990er Jahren wurden ychon Krankenhäuser und die allgemeine Anzahl der Betten reduziert. Nun sind wir bundesweit bei ca 1.900 Krankenhäuser. Wie weit runter wollen wir noch? Auf 900 Krankenhäuser?
Müssen wir nicht woanders etwas Ändern?

Bis um das Jahr 2000 hatte man noch 13 Bundeswehr-Krankenhäuser, heute, sinds nur noch um die 6...

Wir sparen uns doch bis zum Grund zurück, ro sind wir in 10 Jahren? Und, wird wieder gespart.
Wenn ich nach Dänemark schaue, geht's auch anders.

Wir haben in Deutschland mit die höchsten Struerbelastungen, wieso Krankenhäuser die Systeme, sehen wir von der pandemischen Lage ab.

Haben die Zivis, der Bundeswehr nicht gerade auch eine personelle Entlastung gebracht?


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Pflegenotstand in Deutschland

26.09.2021 um 17:40
Zitat von tomkyletomkyle schrieb:Ich bin jetzt Anfang 40, in den 1990er Jahren wurden ychon Krankenhäuser und die allgemeine Anzahl der Betten reduziert. Nun sind wir bundesweit bei ca 1.900 Krankenhäuser. Wie weit runter wollen wir noch? Auf 900 Krankenhäuser?
Müssen wir nicht woanders etwas Ändern?
Die Anzahl der Krankenhäuser kann sogar sehr vorteilhaft sein. Siehe Beispiel Dänemark
Warum weniger Krankenhäuser gut für die Gesundheit sind
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/daenemark-weniger-krankenhaeuser-sind-gut-fuer-die-gesundheit-16589065.html


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Pflegenotstand in Deutschland

26.09.2021 um 18:59
@Seegurke

Es kommt darauf an. Bei einer pandemischen Lage, wären mehr Betten von Vorteil.
Wie weit will man noch runtergehen, 900 wäre die maximale Anzahl. Dabei wirds nicht bleiben.
Die Krankenkassenbeiträge werden weiter steigen. Die Kosten werden steigen. Dann heisst es wieder: Wir müssen Krankenhäuser schliessen. Wann und wie schliessen wir diese Spirale?
Ich habe nichts gegen Kommerzialisierung, die Frage ist nur, wie weit wir es ausufern lassen möchten.

Zählen nur noch die Kosten? Dann, können wir alle Krankenhäuser schliessen und wir fliegen nach China.
Könnte billig sein.

Wollen, wir das?
Wie weit gehen wir?

Sollte nicht wieder mehr der Mensch im Vordergrund sein?

Und noch mal zu den Zivis der Bundeswehr. Weiss jemand da Zahlen, wie viele bis zur Deaktivierung als Zivis arbeiteten? Zb von 2005-2010..
Waren das meist nur handlanger Arbeiten?


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Pflegenotstand in Deutschland

26.09.2021 um 19:10
Zitat von tomkyletomkyle schrieb:Und noch mal zu den Zivis der Bundeswehr. Weiss jemand da Zahlen, wie viele bis zur Deaktivierung als Zivis arbeiteten? Zb von 2005-2010..
Waren das meist nur handlanger Arbeiten?
Ich dachte Du bist 40, dann solltest Du alt genug sein um zu wissen: ja, es waren nur billige Handlanger.
Abgesehen davon war und wäre der Zivildienst im aller besten Falle auch nur ne Zwischenlösung.
Und zu deiner Frage, zwischen 2005-10 gabs jährlich etwa 80-90000 Zivis, aber von denen gingen ja nun auch nicht alle in Pflege/Alterseinrichtungen.


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Pflegenotstand in Deutschland

26.09.2021 um 19:16
@cyberbeep
Ich hab mich nie mit dem Zivildienst beschäftigt und ich musste auch nie "Dienen", 3 Brüder Regelung.
Somit hatte mich das Thema nie interessiert, da war meine Ausbildung wichtiger.

Auch wenn es nur eine Zwischenlösung wäre, könnte das vielleicht etwas Entlastung bringen.


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Pflegenotstand in Deutschland

26.09.2021 um 19:20
Zitat von tomkyletomkyle schrieb:Auch wenn es nur eine Zwischenlösung wäre, könnte das vielleicht etwas Entlastung bringen.
Ich glaube das würde der Politik eher ne Entschuldigung geben das Problem nochmal 20 Jahre vor sich her zu schieben.
Aber vielleicht bin ich auch nur zynisch.


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Pflegenotstand in Deutschland

26.09.2021 um 19:38
@cyberbeep
Da Stimme ich zu.

Ich fand die Deaktivierung der Wehrpflicht als billige Lösung, sprich den einfachsten Weg gewählt, sich des Problems zu stellen.
Das, fällt der CDU, am heutigen Abend auf die Füsse.
Ich will nicht alles schlecht Diskutierrn, was Frau Merkel gemacht hat, aber sie hat viel bockmist gebaut.
Und nicht immer im Interesse des Bürgers, dem Hauptfinanzierer.
Und da kommen wir wieder zum Punkt.
Man zahlt horrende Beiträge und dann wird immer wieder die Zahl der Krankenhäuser reduziert. Irgendetwas stimmt da nicht.
Im Pflegedienst war nie ausreichend Personal, wir schliessen aber fröhlich Krankenhäuser mit gut ausgebildetem Personal. Obwohl De vor der Pandemie 1 gutes Jahr nach dem anderen hatte.
Wie sagte ein Arbeitskollege: Finde den Fehler.

Würde es besser werden, wenn jeder Bundesbürger sich den Arm bricht, das ganze als Arbeitsunfall deklariert?


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Pflegenotstand in Deutschland

27.09.2021 um 02:03
wir hatten uns gerade über KRankenhausbetten unterhalten, hier ein recht aktueller Bericht
Fast zwei von fünf Betten stehen leer“

Nordrhein-Westfalen verfolgt gerade genau diesen Weg – und will seine Krankenhausplanung entsprechend radikal umstellen, weg von den Fachabteilungen und von der starren Plangröße Bett hin zu stärkerer Orientierung am tatsächlichen Versorgungsgeschehen. Klingt im Ergebnis nach Straffung und Standortzusammenlegung.
Mein Fachgebiet hat den nordrhein-westfälischen Gesundheitsminister dahingehend ja auch recht intensiv beraten. Wir haben derzeit vielerorts eine unzureichende Qualität bei zugleich eklatanter Überversorgung, was die Zahl der Häuser betrifft: Im Durchschnitt sind nur 64 Prozent der Betten bei den kleinen Krankenhäusern belegt, fast zwei von fünf Betten stehen an einem durchschnittlichen Tag leer.

Könnte das auch ganz banal daran liegen, dass es vielerorts Mehrbettzimmer gibt, man aber immer nur ein Bett pro Zimmer belegen kann in Zeiten der Pandemie?
Nein, es sind vielmehr die Patienten, die nicht mehr kommen. Bewusst nicht mehr kommen wollen, muss man sagen. Das berichten mir auch Hausärzte. Sie sagen mir, Herr Busse, früher, wenn ich zu den Patienten gefahren bin im Notdienst, dann stand der Koffer schon gepackt da, weil die Patienten davon ausgingen, dass sie ins Krankenhaus gehen würden. Heute stehen keine Koffer mehr da.

Vielleicht haben ja auch einfach die Hausärzte ein wenig dazu gelernt, was eine gute Patientenbetreuung betrifft?
Sicherlich auch. Oder es ist ihnen zusammen mit den Patienten klar geworden. Früher waren viele Patienten gewiss, dass die Krankenhausbehandlung möglicherweise nichts nützt, aber auch nichts schadet. Davon ist die Bevölkerung abgerückt. Heute weiß sie: Krankenhäuser sind auch gefährliche Orte.

Wir sehen, dass die Fallzahlen bis Mai 2021 deutlich gefallen sind – gegenüber 2019 um 20 Prozent. Und zwar genau bei den Indikationen, bei denen die Patienten zusammen mit ihren Hausärzten entscheiden, dass sie ins Krankenhaus gehen, etwa Diabetes oder Bluthochdruck. Und nicht bei den Indikationen, bei denen die Krankenhäuser die Operationen absagen. Und auch bei den typischen Herzinfarkten werden gleich viele wie vorher stationär behandelt.
Patienten tun alles, um Krankenhäuser zu vermeiden?
Ja, vor allem die kleinen Häuser, und nicht nur die Patienten meiden sie. Auch das Personal möchte dort immer seltener arbeiten. In der Politik heißt es oft, dies liege daran, dass die kleinen Krankenhäuser auf dem Land seien. Aber das ist nicht der Hauptgrund. Mediziner wollen deswegen nicht in einem kleinen Krankenhaus arbeiten, weil sie dort niemals Facharzt werden. Denn wenn ein Krankenhaus keinen Linksherzkatheter hat, tja, dann werden Sie dort nie Internist. Beim Pflegepersonal ist es genauso.
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/gesundheitsoekonom-reinhard-busse-im-interview-krankenhaeuser-sind-in-deutschland-ueberfluessig/27636330.html
im Grunde geht es genau um das, was ich ansprach:
lieber kleine, unspezialisierte Krankenhäuser schließen und echte Behandlungszentren aufbauen mit hochqualifizierten Ärzten und hervorragender Ausstattung.
Das ist zudem sicherer für Patienten

und auch Pflegepersonal würde es gar nicht zu wenig geben -- wenn die Krankenhäuser besser arbeiten würden
Das Pflegepersonal wünscht sich vor allem mehr Kolleginnen und Kollegen, so dass die immense Arbeitsbelastung sinkt. Deswegen streiken die übrigens auch.
Wir haben in Deutschland mehr Pflegepersonal als in jedem anderen EU-Land außer Finnland.

Die Pflegerinnen und Pfleger sollen sich nicht so anstellen?
Das nicht ... pro belegtem Bett haben wir weniger Pflegepersonal als in anderen Ländern. Die Frage ist also: Warum ist das Zahlenverhältnis trotz genügend Personal am Bett so schlecht? Ganz klar: Weil wir immer noch zu viele Patienten im Krankenhaus haben. Und nicht, weil wir zu wenig Pflegepersonal hätten. Wir behandeln in Deutschland 50 Prozent mehr stationäre Fälle pro Einwohner als im Schnitt unserer Nachbarländer. Im Vergleich zu Dänemark sind es sogar fast 100 Prozent mehr.

Wir müssen folglich die Anreize wegnehmen für unnötige stationäre Behandlungen. Und das bedeutet, dass wir die Krankenhäuser nicht länger – wie bisher – pro gefülltes Bett bezahlen, sondern nach ihrer Leistung. Von den derzeit etwa 1450 Akut-Krankenhäusern werden dann möglicherweise nur 600 echte Krankenhäuser übrig bleiben, die anderen können dann so etwas werden wie integriert-ambulant-stationäre Zentren, gern auch mit längeren Öffnungszeiten und Kurzzeitbetten.
Quelle: s.o.


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Pflegenotstand in Deutschland

14.10.2021 um 22:43
Ich bleibt spannend, wie die Politik das Problem in den Griff bekommen will ausreichend Pflegefachpersonal in die Pflege zu bekommen und diese auch dort zu behalten.
Es gehe unter anderem um eine angemessene Bezahlung, die Umsetzung vernünftiger Personalschlüssel, angemessene Arbeitsbedingungen und Mitspracherechte im Gesundheitssystem, sagte Vogler. Ein Hauptproblem in der Pflege ist weiterhin der Personalmangel. Nach Angaben des Pflegerats fehlen in Kliniken und Pflegeeinrichtungen aktuell mehr als 200.000 Pflegerinnen und Pfleger.

Rund 1,7 Millionen Menschen sind laut Bundesagentur für Arbeit in der Kranken- und Altenpflege sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Auf Pflege angewiesen sind in Deutschland mehr als vier Millionen Menschen. Wegen der alternden Gesellschaft wird erwartet, dass die Zahl weiter steigt.

Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, fordert ein Monatsgehalt von 4.000 Euro brutto für Pflegende in allen Bereichen. „Neue Studien konnten belegen, dass die Pflege in puncto Belastung und Verantwortung mit etwa 4.000 Euro für eine Vollzeitstelle angemessen honoriert wäre“, sagte Vogler der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Wir haben heute eine Spanne, je nachdem wo Pflegende arbeiten, zwischen 2.100 und 3.700 Euro.“ Die wenigsten erreichten derzeit 4.000 Euro.

Die nächste Bundesregierung müsste „endlich mal grundsätzlich beantworten“, wie Pflege künftig finanziert werden soll, fügte Vogler vor Beginn des Deutschen Pflegetages am Mittwoch in Berlin hinzu. Die Mittel aus dem deutschen Sozialversicherungssystem reichten im Augenblick nicht aus, um die Pflege besser zu finanzieren. Deshalb müsse über Steuerzuschüsse nachgedacht werden.
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/mehr-als-200-000-stellen-unbesetzt-pflegeratspraesidentin-fordert-4-000-euro-brutto-fuer-pflegekraefte/27701146.html


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Pflegenotstand in Deutschland

20.10.2021 um 17:24
Ich habe den Thread durch Zufall entdeckt, da ich eigentlich einen Neuen eröffnen wollte um auf die Arbeitssituation in der Pflege eingehen zu können, aber ich finde das passt hier recht gut.

Ich arbeite nun schon seit mehr als sechs Jahren in der stationären Pflege, im sozialen Dienst, d.h. ich bin Betreuungskraft und mache Angebote wie Gymnastik, Basteln, Kochen, Einzelbetreuung für Bewohner die im Bett sind, Sterbebegleitung, Quizrunden, Bingonachmittage usw... auch Angehörige Gespräche gehören dazu etc.

Ich arbeite im Tonus 8 Tage arbeiten, 1 Tag frei, 7 Tage arbeiten 2 Tage frei..., Mal spät, mal Früh, immer im Wechsel. Mein Arbeitsvertrag ist auf Teilzeit, wobei man die Klausel mit unterschrieben hat, das es mal werden kann, gut ich hab in den 6 Jahren IMMER mehr gearbeitet. Nie genau meine 87 Stunden im Monat. ( Kommt ja auch immer darauf an, wie die Belegung der Station ist usw) aber was mir persönlich in den letzten Monaten an Stunden Mehr gedrückt wurde, ist echt nicht mehr schön. Ich liebe meinen Beruf, aber er macht mir immer weniger Spaß , wenn ich sehe wie jetzt im Nov. ich gerade mal ein einziges WE frei habe... (von fünfen) und insgesamt vier Tage frei für den ganzen November. Es ist leider rechtlich alles in Ordnung.

Aber so macht mir das persönlich einfach keinen Spaß, es geht ja auch viel an Arbeitsmoral/kraft kaputt, wenn man sich nach dem siebten Tag nur noch auf die Arbeit schleppt...gerade wenn man auch andauernd Wechselschichten hat.

Privat hat sich bei mir auch etwas verändert und ich überlege echt, zu kündigen.

Aber so kann man echt Menschen verkraulen, dabei ist der Job soooo toll, so viel Herz, so viel tolle Sachen die man erlebt, wenn zb ein Bewohner der eine fortgeschrittene Demenz hat, plötzlich vertrauen in dir bekommen hat und dich anstrahlt oder nur von dir versorgen lässt, plötzlich anfängt zu singen oder einfach nur lacht...


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Pflegenotstand in Deutschland

21.10.2021 um 10:18
Zitat von Dini1909Dini1909 schrieb:so kann man echt Menschen verkraulen, dabei ist der Job soooo toll, so viel Herz
Das Versagen Deutschlands an der Gesundheits- und Sozialfront ist echt beschämend. Es leidet der soziale Frieden und die Menschlichkeit.


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Pflegenotstand in Deutschland

21.10.2021 um 10:45
Zitat von FarbtupferFarbtupfer schrieb:Es leidet der soziale Frieden und die Menschlichkeit.
Es leidet alles. Vorallem auch das Privatleben, wie oft musste ich zurückstecken weil ich arbeiten musste...


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Pflegenotstand in Deutschland

21.10.2021 um 11:42
Zitat von Dini1909Dini1909 schrieb:Ich liebe meinen Beruf, aber er macht mir immer weniger Spaß , wenn ich sehe wie jetzt im Nov. ich gerade mal ein einziges WE frei habe... (von fünfen) und insgesamt vier Tage frei für den ganzen November. Es ist leider rechtlich alles in Ordnung.
Das klingt wirklich krass.
Mal kurz zur Klärung, meintest du Oktober?
November hat nur 4 WE.
Für Oktober hätten Menschen mit 5 Tage Woche 10 freie Tage, das ist wirklich hart, wenn du in der Zeit nur 4 freie Tage hast.
Bist du sicher, dass alles rechtens ist?
Du hastdann ja auch ziemlich viele Überstunden, werden die bezahltt?
Habt ihr einen Betriebsrat oder eine MAV?
Du kannst auch als Arbeitnehmerin klare Grenzen setzen und mal "nein" sagen bei Überstunden. Und du könntest in einem Personalgespräch klar sagen, dass du bestimmte Bedingungen brauchst, sonst gehst du. Wenn du dich sowieso mit dem Gedanken von Kündigung trägst, lohnt es vielleicht, vorher nochmal hart zu verhandeln, wenn du da eigentlich gerne arbeitest.

Ich kann total gut verstehen, dass du es so nicht mehr willst.
Da muss sich wirklich was ändern.


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Pflegenotstand in Deutschland

21.10.2021 um 11:53
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Mal kurz zur Klärung, meintest du Oktober?
November hat nur 4 WE.
Oh ja stimmt, ne dann nur vier WE... sorry.
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Du hastdann ja auch ziemlich viele Überstunden, werden die bezahltt?
Die Überstunden werden dann im Folgemonat vergütet, aber nicht Steuerfrei...da fließt eben einiges an den Staat.
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Habt ihr einen Betriebsrat oder eine MAV?
Ja, aber nur einen allgemeinen, nicht direkt bei uns im Betrieb.
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Du kannst auch als Arbeitnehmerin klare Grenzen setzen und mal "nein" sagen bei Überstunden. Und du könntest in einem Personalgespräch klar sagen, dass du bestimmte Bedingungen brauchst, sonst gehst du. Wenn du dich sowieso mit dem Gedanken von Kündigung trägst, lohnt es vielleicht, vorher nochmal hart zu verhandeln, wenn du da eigentlich gerne arbeitest.
Vielleicht sollte ich meine Chefin nochmal daran erinnern das ich ein Schwerbehindertenausweis habe , 80Gdb und mir die vielen Stunden einfach zu viel sind ;)

Ja mein Freund ich wollen zusammenziehen, er ist zur Zeit im Ausland, danach wenn er zurück ist, wollen wir zusammen ziehen, deshalb schwirrt mir der Gedanke der Kündigung im Kopf herum.


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Pflegenotstand in Deutschland

21.10.2021 um 18:00
Zitat von Dini1909Dini1909 schrieb:Die Überstunden werden dann im Folgemonat vergütet, aber nicht Steuerfrei...da fließt eben einiges an den Staat.
Wenn du regelmäßig Überstunden machst, hast du Anspruch darauf, das dein Vertrag entsprechend angepasst wird. Ist in so einem Fall sicher sinnvoller, als beständig Überstunden ausgezahlt zu bekommen. Genauso hast du natürlich ein Anrecht darauf, wieder in Teilzeit zurück zu kehren - wenn sich die Lage mal entspannen sollte. Ich rechne ab 2040 damit ;)


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Pflegenotstand in Deutschland

13.11.2021 um 09:22
Mal hierher gezogen, weil passender:
Zitat von AgathaChristoAgathaChristo schrieb:Ob durch ungeeignete Pfleger überhaupt noch eine gute Pflege gewährleistet sein kann, möchte ich bezweifeln. Als Angehöriger eines Pflegebedürftigen würde mich schon die Todesursache interessieren. An Corona oder an einer anderen Krankheit gestorben müsste mm auch exakt nachgewiesen werden, was ja nicht unbedingt durch ungeeignete Pfleger gewährleistet werden kann.
Die Todesursache wird vom Arzt bestimmt, nicht vom Pflegepersonal. Und der Glaube man könnte das immer exakt nachweisen, sorry, das ist naiv. Gerade bei multimorbiden, hochbetagten Pflegebedürftigen gibt es nicht die eine Todesursache. Nicht mal pflegerische Fehler wirst du da nachweisen können (außer wirklich gravierendes).
Zitat von AgathaChristoAgathaChristo schrieb:Man bekommt das Grauen vor Altersheimen/Pflegeheimen. Hilflos ausgeliefert und die Hoffnung, Pflegern zu begegnen, die aus ideellen Gründen diesen Beruf ergriffen haben.
Sollte man auch bekommen. Mir graut noch mehr, vor dem was passiert wenn Angehörige gegen ihren Willen in die Pflege gezwungen werden.
Zitat von AgathaChristoAgathaChristo schrieb:Kann mich an einen Spruch eines Politikers erinnern, ist schon länger her, aber mir im Gedächtnis geblieben.
So sinngemäß. Kranken-Altenpfleger sollte ein ideeller Berufszweig bleiben und nicht durch Überbezahlung den ideellen Wert der Pflege in Frage stellen. Paradox oder?
Ganz simpel: Bullshit. Komisch das er den dämlichen Satz nicht auf seinen eigenen Beruf angewendet hat und sich selbst das Gehalt kürzte. Genau so eine Idiotie hat uns dorthin gebracht, wo wir heute stehen. Der Pflegejob braucht durch die steigende Lebenserwartung, durch die daraus resultierenden komplexen Krankheitsbilder ein Höchstmaß an Kompetenz und Fachlichkeit. Das erhält man nur mit entsprechender Bezahlung. Stattdessen jagt man Leute ohne Ausbildung auf Menschen die zeitgleich psychische, neurologische und schwere somatische Schäden haben. Dabei würden wir nicht mal unseren Toaster einer ungelernten Kraft anvertrauen, unsere schwerkranken Angehörigen aber schon? Widerwärtig.


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Pflegenotstand in Deutschland

13.11.2021 um 22:00
@paxito
Hast du so schlechte Erfahrungen mit Pflegehelfern gemacht?


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Pflegenotstand in Deutschland

14.11.2021 um 08:20
@Frühnebel
Keine schlechteren als mit Fachkräften. Es geht mir dabei nicht darum, Nichtfachkräfte zu bashen. Natürlich gibt es da sehr engagierte, großartige Pflegehelfer. Aber notwendig kommen die bei der Versorgung von immer morbideren Patienten mit immer komplexeren Krankheitsbildern an ihre Grenzen, natürlich kannst du ohne oder mit nur rudimentärer Ausbildung nicht das Gleiche leisten.
Es herrscht eben immer noch das Bild, Pflege bedeute irgendwie den Leuten essen zu geben, sie zu waschen und für die Intimpflege zu sorgen (und das kann ja irgendwie jeder). Sicher ist das ein relevanter Teil, aber es ist eben ein Unterschied ob du jemanden der halbseitig gelähmt ist, unter Aphasie und Demenz leidet, depressiv ist und Kontrakturen hat wäschst, Nahrung anreichst usw. oder ob derjenige nicht so schwer krank ist. Es werden Fehler (und damit Leid und Kosten) produziert aus mangelnder Fachlichkeit und dafür kann man Helfern nicht mal einen Vorwurf machen. Die pflegebedürftigen Patienten werden aber immer älter, immer morbider, immer kränker. Dem muss man Rechnung tragen. Pflege heute ist was völlig anderes als Pflege vor 30, 40 Jahren.
Die Krönung war die Einführung der Betreuungskräfte, hier sollte für demente Menschen eine Betreuung geschaffen werden, auch zur Entlastung der Pflegekräfte. Obwohl es dafür durchaus adäquate Ausbildungen gibt (HEPs, Ergotherapeuten usw.) wurde stattdessen eine 3 monatige (!) Umschulung geschaffen, das soll reichen. Auch damit man Betreuungskräfte möglichst billig bekommt, denn natürlich ist gut ausgebildetes Personal teuer. Lass dir das auf der Zunge zergehen, der Gesetzgeber meint, zur Betreuung von hochgradig dementen Personen, mit einhergehender Verwirrung und psychischen Störungen, oft kombiniert mit schweren somatischen Krankheiten, reicht ein 3 Monatskurs. Das traue ich mir als GuK mit mehr als 10 Jahren Berufserfahrung nicht in jedem Fall zu, solche Menschen adäquat anzusprechen, zu erreichen und zu aktivieren ist alles andere als einfach.
Wundert es da, das diese Betreuungskräfte oft als schlechtere Helfer eingesetzt werden und statt Betreuung und Alltagsbegleitung einfach das Essen anreichen usw. übernehmen? Mich nicht.


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