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Pflegenotstand in Deutschland

146 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Pflege, Fachkräftemangel, Gesundheitspolitik ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Pflegenotstand in Deutschland

11.07.2023 um 18:50
Zitat von OptimistOptimist schrieb:und wie könnte dieses Problem lösbar sein? Oder etwa gar nicht und irgendwann gibts wirklich nur noch Elend im Pflegesektor?
Können wir nicht - dass insgesamt immer weniger arbeitende Menschen immer mehr nicht-Arbeitende versorgen müssen ist an sich schon ein Problem, damit die dabei auch noch pro versorgtem Kopf billiger werden müsste die Produktivität exponentiell wachsen. Das geht z.B. durch Automatisierung usw. in z.B. der industriellen Produktion, aber eben nicht in Bereichen in denen man dem einzelnen Betreuten auch aus menschlichen Gründen eine gewisse Zeit widmen will. Man kann die Alten ja nicht in Zehnergruppen vor die Fliesenwand stellen und mit dem Schlauch abspritzen, ein gewisser zwischenmenschlicher, humaner Umgang ist Teil der Mindestversorgung.

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Pflegenotstand in Deutschland

11.07.2023 um 18:57
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Können wir nicht
oje, wir gehen Zeiten entgegen. Da kann man sich nur wünschen, dass man vorher stirbt ehe man pflegebedürftig wird.
Und die es jetzt schon sind tun mir sehr leid.

Hier muss ich aus Interesse noch mal nachfragen:
Zitat von paxitopaxito schrieb:Um einen multimorbiden Patienten korrekt zu waschen, so dass es für ihn einen therapeutischen Nutzen hat, brauchst du ein Fachwissen auf dem Niveau eines Quasi-Arztes
Zitat von paxitopaxito schrieb:Darum läuft gerade dort soviel schief, darum gibt es so viele Dekubiti, Kontrakturen, Harnwegsinfekte
was kann man beim Waschen alles falsch machen? Das würden ja z.B. auch Angehörige die zu Hause pflegen, dann falsch machen können?

Dass daraus Harnwegsinfekte entstehen können, leuchtet mir ein. Aber wie können durch inkorrektes Waschen z.B. Kontrakturen und Dekubiti entstehen ?


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Pflegenotstand in Deutschland

12.07.2023 um 19:37
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Die Kostenfrage wird aber nicht dadurch gelöst dass ich de-facto-Ärzte als Pfleger einsetze, die einen siginifikanten Anteil ihrer Kenntnisse selten bis nie brauchen
Gemessen am BIP gibt Deutschland nicht viel sondern allenfalls mittelmäßig Geld für Pflege aus @bgeoweh
Den größten Teil der pflegerischen Arbeit erledigen hierzulande immer noch Angehörige und das nicht selten aus finanziellen Gründen. Das da ein Standard der in den meisten vergleichbaren Ländern längst Standard ist - die Akademisierung der Pflege - nicht finanzierbar sein soll ist doch ein Witz. Die Frage ist ganz schlicht was wir uns leisten wollen.
Heute finanzieren wir eben die Folgekosten inadäquater Pflege - Immobilität, Infektionen, schlecht heilende Wunden, Dehydration, Vereinsamung usw. Wirklich günstiger ist das nicht, denn an genau der Stelle bezahlen wir deutlich mehr als andere.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:was kann man beim Waschen alles falsch machen?
Viel. Ich gebe dir mal einen Link für ein Krankheitsbild: https://pqsg.de/seiten/openpqsg/hintergrund-standard-gw-hemi.htm#:~:text=Die%20Ganzwaschung%20ist%20ein%20Kernelement,eine%20häufige%20Folge%20einer%20Apoplexie.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Das würden ja z.B. auch Angehörige die zu Hause pflegen, dann falsch machen können?
Ja, sicher. Selbst wirklich liebevolle Pflege kann wenn sie nicht fachgerecht durchgeführt wird die Menschen in erbärmliche Zustände versetzen. Das ist nicht selten. Je komplexer der Krankheitsfall, desto weniger können ungelernte Angehörige das übernehmen und leisten.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Dass daraus Harnwegsinfekte entstehen können, leuchtet mir ein.
Keimverschleppung, jupp ist einfach.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Aber wie können durch inkorrektes Waschen z.B. Kontrakturen und Dekubiti entstehen ?
Kontrakturen entstehen wenn Gelenke nicht durchgeweht werden - die einzige Möglichkeit das kontinuierlich jeden Tag zu machen ist während der Körperpflege.
Dekubiti können durch Scherkräfte entstehen, das klappt super wenn man nicht weiß wie man Menschen bewegt. Und natürlich sorgen Feuchtigkeit oder falsche Kosmetika für Hautschäden wodurch Dekubiti deutlich schneller entstehen. Das ist nur beispielhaft, es kommt immer auf das individuelle Krankheitsbild des Patienten an.


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Pflegenotstand in Deutschland

14.07.2023 um 16:16
@paxito
danke, das ist sehr interessant (ich kam jetzt erst zum Durchackern).
Wir beachten den Wunsch des Bewohners nach Waschung durch eine gleichgeschlechtliche Pflegekraft.
das ist doch wegen des Pflegenotstandes sicher gar nicht immer umsetzbar, oder?
Die korrekte Waschung von Bewohnern wird regelmäßig per Pflegevisite überprüft.
und das wird doch sicher auch nicht in den Heimen wo zu wenig Personal ist, gemacht?

Überhaupt klingt das alles so gut in diesem Artikel, möchte aber ehrlich gesagt nicht wissen wie es in der Praxis aussieht.
bei Frauen Lippenstift, Parfüm
also das schon alleine, das habe ich in noch keinem Heim gesehen ;)
Der Zeitpunkt und der Ablauf der Ganzwaschung richten sich nach den Bedürfnissen und Wünschen des Bewohners.
kann jemand auch selbst bestimmen, dass er z.B. nur 1 Mal in der Woche gewaschen werden will? (oder gibts vielleicht sogar auch Leute, die das gar nicht mehr wollen)? Und wird sich dann - aus verständlichen Gründen - über solch einen Wunsch hinweggesetzt?


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Pflegenotstand in Deutschland

14.07.2023 um 18:31
Zitat von OptimistOptimist schrieb:das ist doch wegen des Pflegenotstandes sicher gar nicht immer umsetzbar, oder?
Nein.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:und das wird doch sicher auch nicht in den Heimen wo zu wenig Personal ist, gemacht?
Richtig.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Überhaupt klingt das alles so gut in diesem Artikel, möchte aber ehrlich gesagt nicht wissen wie es in der Praxis aussieht.
Nicht so wie es sollte, darum hat das entsprechende Konsequenzen - die einen Haufen Geld kosten. Wir bezahlen lieber die dadurch entstehenden Kosten und jammern darüber das kein Geld da ist.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:kann jemand auch selbst bestimmen, dass er z.B. nur 1 Mal in der Woche gewaschen werden will? (oder gibts vielleicht sogar auch Leute, die das gar nicht mehr wollen)? Und wird sich dann - aus verständlichen Gründen - über solch einen Wunsch hinweggesetzt?
Grundsätzlich gibt es ein Recht auf Verwahrlosung und Unfug. Solange kein trifftiger - medizinischer - Grund vorliegt würde ich persönlich das respektieren, hab ich auch schon.


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Pflegenotstand in Deutschland

15.07.2023 um 06:11
Ich bin ehrlich, ich kann das Wort ,,Pflegenotstand" nicht mehr hören noch lesen!

Für jeden Mist ist Geld da, für die Kranken, Pflegebedürftigen offensichtlich nicht. Dabei könnte der personelle Mangel - will ja offensichtlich kaum noch jemand beruflich machen - schlagartig vom Tisch sein, käme das Pflegeleistungsgeld (nicht Pflegegeld!!) endlich in voller Höhe bei den Familienmitgliedern an, die ihre Angehörigen zu Hause selber 24/7 pflegen, denn sie müssen sich auch selber versorgen können!

Dieses krasse Vorurteil, dass Familienangehörige nicht die nötigen Qualifikationen haben, wie man mit Schwerkranken umzugehen hat, was zu beachten ist usw. kann man getrost stecken lassen! NIE hat sich jemand gefragt, wie Betroffene jeden Tag Höchstleistung vollbringen müssen OHNE je dafür die ihnen zustehende Anerkennung zu erhalten, das wird schlichtweg stillgeschwiegen und (ethisch) erwartet?! Ist doch FAMILIE !!!!

Ne, dafür sendet man pro Tag gefühlte 30-40 Minuten eine ,,geschulte" Pflegekraft, die nichts Anderes macht als der Angehörige - man beachte, dass innerhalb dieser Zeit noch Vorkehrungen wie Wasser holen, Tippen des Beginns und Endes der Arbeit ins Handy usw. - einberechnet werden!

Ich begrüße es demzufolge sehr, wenn eine digitale Möglichkeit erschaffen wird, die genau die Zeit abfragt, die lt. Vertrag direkt am Patienten abgeleistet wird.

Nein! Es ist gut, dass es das geschulte Pflegepersonal gibt, keine Frage, aber ich kann's nicht mehr hören! Denkt auch an die Familienangehörigen, die nach eurem Weggang nach getaner Arbeit da bleiben (müssen - ja, aus Liebe und Verantwortung!).


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Pflegenotstand in Deutschland

15.07.2023 um 16:56
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Dieses krasse Vorurteil, dass Familienangehörige nicht die nötigen Qualifikationen haben, wie man mit Schwerkranken umzugehen hat, was zu beachten ist usw. kann man getrost stecken lassen!
Das ist aber schlichtweg Realität und nicht Vorurteil. Klar gibt es Angehörige die sich das notwendige Wissen und Fertigkeiten für die Versorgung ihres Verwandten aneignen und das dann auch großartig umsetzen können.
Das ist aber eine Seltenheit. In der Regel habe ich Patienten aus der Häuslichkeit bekommen, da standen mir die Haare zu Berge. Dehydriert, unterernährt, kontrakt, mit diversen Dekubiti usw. usf. - einfach kaputt „gepflegt“.
Allerdings geb ich dir in einer Hinsicht Recht, die Angehörigen werden immer mehr diejenigen sein, die die Konsequenzen aus dem maroden Pflegesystem tragen müssen. Egal ob die das können und wollen oder nicht.


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Pflegenotstand in Deutschland

16.07.2023 um 01:20
Zitat von paxitopaxito schrieb am 11.07.2023:Damit Pfleger selbstständig Behandlungsentscheidungen treffen dürfen, müssen sie aber entsprechend qualifiziert sein. Das wird ohne Studium nix.
Ich bin seit über 20 Jahren Krankenschwester und sage oft genug den Ärzten was sie zutun haben und werde auch oft genug von ihnen nach meiner Einschätzung gefragt...
Ein Studium ist theoretisch und kannst du dir in die Haare schmieren wenn du keine Erfahrung hast und die Menschen die du behandelt nicht kennst. Da hilft dur auch ganz oft dein Lehrbuch so gar nicht. Und mit Verlaub, meine theoretische Ausbildung war nicht ohne. Von Anatomie und Mikrobiologie bis hin über alle Bereiche der Medizin: von Psychiatrie über Gynäkologie bis Chirurgie, Krankheitslehre UND Pflege, dazwischen noch praktische Einsätze in allen möglichen Bereichen. Am Ende das Staatsexamen.

Einfach nur widerlich und herabwürdigend wie du über ausgebildete Pflegekräfte denkst.

Da gibt es AiPler, oder frische fertige Ärzte vor denen man sich als Patient eher fürchten muss. Kannst du mir getrost glauben!


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Pflegenotstand in Deutschland

16.07.2023 um 01:43
Zitat von CourageonionCourageonion schrieb:Ich bin seit über 20 Jahren Krankenschwester und sage oft genug den Ärzten was sie zutun haben und werde auch oft genug von ihnen nach meiner Einschätzung gefragt..
Da gibt es AiPler, oder frische fertige Ärzte vor denen man sich als Patient eher fürchten muss. Kannst du mir getrost glauben!
das glaube ich (aufgrund eigener Erfahrungen und auch was ich von Freunden und Verwandten manchmal so mitbekam).

Das Traurige ist halt nur, selbst wenn Krankenschwestern viel praktische Erfahrungen und Wissen haben, sie dürfen nicht mal groß Auskunft geben, müssen immer auf die Ärzte verweisen.
Übrigens durch eine Verwandte habe ich auch bezüglich Apotheker gesehen, dass die in diversen Fällen das eine oder andere Mal bessere Beratung als manche Ärzte geben.

Gibt natürlich auch sehr kompetente Ärzte und andererseits Krankenschwestern/Pflegepersonal die nicht so viel Ahnung haben. Kommt sicherlich immer auf das individuelle Interesse bei den jeweiligen Menschen im Studium an.


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Pflegenotstand in Deutschland

16.07.2023 um 02:16
Zitat von CourageonionCourageonion schrieb:Ich bin seit über 20 Jahren Krankenschwester und sage oft genug den Ärzten was sie zutun haben und werde auch oft genug von ihnen nach meiner Einschätzung gefragt...
Dann habe ich etwas später die Ausbildung gemacht.
Zitat von CourageonionCourageonion schrieb:Ein Studium ist theoretisch
Das hängt vom Studium ab. Im Grunde kannst du da genauso viele praktische Stunden unterbringen wie in der schulischen Ausbildung.
Zitat von CourageonionCourageonion schrieb:und kannst du dir in die Haare schmieren wenn du keine Erfahrung hast und die Menschen die du behandelt nicht kennst.
Erfahrung ist in jedem Beruf nützlich.
Zitat von CourageonionCourageonion schrieb:Und mit Verlaub, meine theoretische Ausbildung war nicht ohne. Von Anatomie und Mikrobiologie bis hin über alle Bereiche der Medizin: von Psychiatrie über Gynäkologie bis Chirurgie, Krankheitslehre UND Pflege, dazwischen noch praktische Einsätze in allen möglichen Bereichen.
Jup, hatte ich auch.
Zitat von CourageonionCourageonion schrieb:Am Ende das Staatsexamen.
Das gibt es nicht in der Krankenpflegeausbildung, auch wenn man von Examen und examinierten Pflegern spricht.
Zitat von CourageonionCourageonion schrieb:Einfach nur widerlich und herabwürdigend wie du über ausgebildete Pflegekräfte denkst.
Das ich mir für Pflegekräfte in Deutschland als Standard den akademischen Abschluss (Bachelor/Master) wünsche ist doch keine Herabwürdigung von Pflegekräften. Im Gegenteil. Die Heraus- und Anforderungen an den Beruf, vor allem wenn die Pflegekräfte nicht nur inoffiziell oder im Namen eines Arztes Entscheidungen treffen sollen, sind so hoch das ein Studium einfach adäquat wäre. Das gibt es auch bereits (nur eben nicht als beruflicher Standard) und in anderen Ländern ist das auch völlig üblich.
Ich weiß nicht wieso du dich angegriffen fühlst, wenn ich hier für eine Aufwertung des Berufes schreibe und erkläre warum schon rein formal ein Studium besser wäre.


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Pflegenotstand in Deutschland

16.07.2023 um 06:01
Zitat von paxitopaxito schrieb:Das ich mir für Pflegekräfte in Deutschland als Standard den akademischen Abschluss (Bachelor/Master) wünsche ist doch keine Herabwürdigung von Pflegekräften
Ganz ehrlich, ich frage mich, warum ich überhaupt davon ausgegangen bin, dass exzellent ausgebildetes Pflegepersonal eigenständige Entscheidungen wie Sedierungen unliebsamer Hilfebedürftiger treffen DÜRFEN?

Schon gelesen, hier auf Allmystery!

Ist ja nett, wenn sie mit ihrer Quali hausieren gehen und Familienangehörigen in der heimischen Selbstversorgung Vernachlässigung bis hin zum Cubitus vorwerfen.
Was hat Theorie für einen Stellenwert, wenn die Arbeit nicht mit ,,Herzblut" geleistet wird? Kein Mensch ist vollkommen und eben auch nicht jede noch so hochqualifizierte Pflegekraft!

Und eine noch so gute Bezahlung einer Pflegekraft schützt unschuldig unliebsame/schwierige Hilfebedürftige eben auch nicht vor Vernachlässigung wie einer ,,selbstständig entschiedenen" Sedierung auf Grund ,,Pflegenotstands"!


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Pflegenotstand in Deutschland

16.07.2023 um 08:24
@Do-X
Ich sehe jetzt eigentlich keinen Bezug zu dem was du von mir zitiert hast?
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Ganz ehrlich, ich frage mich, warum ich überhaupt davon ausgegangen bin, dass exzellent ausgebildetes Pflegepersonal eigenständige Entscheidungen wie Sedierungen unliebsamer Hilfebedürftiger treffen DÜRFEN?
Schon gelesen, hier auf Allmystery!
Das geht nur, wenn eine entsprechende Bedarfsverordnung vorliegt.
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Ist ja nett, wenn sie mit ihrer Quali hausieren gehen
Meinst du jetzt mich? Wo hausiere ich mit meiner Quali?
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Familienangehörigen in der heimischen Selbstversorgung Vernachlässigung bis hin zum Cubitus vorwerfen.
Hab ich eben immer wieder erlebt. Soll ich das an der Stelle verschweigen?
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Was hat Theorie für einen Stellenwert, wenn die Arbeit nicht mit ,,Herzblut" geleistet wird?
Einen ziemlich großen, wie in jedem anderen Job. Würdest du dein Auto, deine Steuererklärung oder die Schulische Ausbildung deiner Kinder Menschen ohne Qualifikation aber viel Herzblut überlassen? Nein? Warum sollte man das dann ausgerechnet bei Pflegebedürftigen?
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Kein Mensch ist vollkommen und eben auch nicht jede noch so hochqualifizierte Pflegekraft!
Hat auch niemand behauptet. Zumindest ich nicht.
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Und eine noch so gute Bezahlung einer Pflegekraft schützt unschuldig unliebsame/schwierige Hilfebedürftige eben auch nicht vor Vernachlässigung wie einer ,,selbstständig entschiedenen" Sedierung auf Grund ,,Pflegenotstands"!
Gerade der Umgang mit „schwierigen“ Pflegebedürftigen (d.h. in der Regel psychiatrisch auffällig) erfordert ein extrem hohes Maß an Qualifikation. Da wird oft auch aus Hilflosigkeit agiert.


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Pflegenotstand in Deutschland

16.07.2023 um 08:29
@paxito

Keine Sorge, absolut kein Personenbezug in diesem Thread und auch nicht auf dich.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Gerade der Umgang mit „schwierigen“ Pflegebedürftigen (d.h. in der Regel psychiatrisch auffällig) erfordert ein extrem hohes Maß an Qualifikation. Da wird oft auch aus Hilflosigkeit agiert.
Und trotzdem kann ich die Sedierungen nicht nachvollziehen und auch nicht gutheißen. Es sind nachwievor in meinen Augen ,,hilflose Menschen".


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Pflegenotstand in Deutschland

16.07.2023 um 08:37
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Und trotzdem kann ich die Sedierungen nicht nachvollziehen und auch nicht gutheißen.
Gutheißen kann ich es auch nicht, nachvollziehen aber schon. Einfaches (reales) Beispiel: Alter Mann, hochgradig dement, bettlägerig, versucht alle 10 Minuten aufzustehen und stürzt dann.
Was willste machen? Früher hätte man den fixiert, heute stellt man ihn ruhig. Am Besten wäre eine engmaschige 1zu1 Betreuung um den Bewegungsdrang sinnvoll einzusetzen, aber das ist angesichts der Personaldecke eben utopisch. Damit wäre man als Angehöriger aber genauso überfordert wie der Pfleger.
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Es sind nachwievor in meinen Augen ,,hilflose Menschen".
Jup. Und natürlich wird und wurde da Schindluder getrieben. Aber glaub mal nicht, das Angehörige nur weil es Angehörige sind da per se besser wären. Auch in Sachen Ruhigstellung findest du dort Gruselgeschichten, genau wie bei Pflegekräften, aus genau den gleichen Gründen.


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Pflegenotstand in Deutschland

16.07.2023 um 08:47
Zitat von paxitopaxito schrieb:Damit wäre man als Angehöriger aber genauso überfordert wie der Pfleger.
Gut, dass du das sagst! Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie viele Menschen privat damit zu tun haben? Ich glaube kaum, dass sie ihre Angehörigen vor Überforderung stilllegen. Das könnte denen das Genick brechen.
Erinnere dich an den Oberlin-Haus Fall. In jenem Thread ging es um Personalmangel, Überforderung und den Rest weißt du auch.
Mir geht es hier einzig darum, dass das Thema ,,Pflegenotstand" in mir ganz alleine Angst vor's Alter und die Frage: ,,Würdest du nach heutigem Wissen es vorziehen, dich zu Hause oder in einem Pflegeheim in die Hände von ,,hochqualifiziertem Pflegepersonal begeben?" auslöst und für mich ganz schwierig zu beantworten ist.


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Pflegenotstand in Deutschland

16.07.2023 um 08:56
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Gut, dass du das sagst! Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie viele Menschen privat damit zu tun haben?
Vieeeele und es werden noch viel mehr. Es kommen bis 2030 etwa eine Million zusätzliche Pflegefälle auf uns zu, ohne das unsere Versorgungskapazitäten nennenswerten steigen könnten.
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Ich glaube kaum, dass sie ihre Angehörigen vor Überforderung stilllegen.
Doch das gibt es. Leider.
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Mir geht es hier einzig darum, dass das Thema ,,Pflegenotstand" in mir ganz alleine Angst vor's Alter und die Frage: ,,Würdest du nach heutigem Wissen es vorziehen, dich zu Hause oder in einem Pflegeheim in die Hände von ,,hochqualifiziertem Pflegepersonal begeben?" auslöst und für mich ganz schwierig zu beantworten ist.
Ich weiß nicht wie alt du bist, aber eventuell wirst du diese Entscheidung überhaupt nicht treffen müssen. Einfach weil es bei weitem nicht genug stationäre Pflegeplätze geben wird, auch nicht für die Fälle wo es dringend notwendig wäre.
Im Gegenteil viele Heime sind eifrig dabei schlicht keine schweren Fälle mehr aufzunehmen und stattdessen lieber „einfache“ vorziehen. Wenn du also nicht über sehr viel Geld verfügst, solltest besser nicht darauf hoffen einen Platz in der stationären Pflege zu bekommen und auch nicht auf ambulante Pflegedienste hoffen (auch da wird der Bedarf absehbar die Kapazitäten übersteigen). Und das sind eben direkte Konsequenzen aus dem jahrelangen Pflegenotstand.


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16.07.2023 um 09:04
Zitat von paxitopaxito schrieb:Und das sind eben direkte Konsequenzen aus dem jahrelangen Pflegenotstand.
Dein Fazit ist auch meins. Deshalb wünschte ich, dass mehr für Familien von seiten der Gesundheitspolitik käme - auch in finanzieller Hinsicht so, dass man als Angehöriger, der selber Familie zu versorgen hat, nicht zwischen Arbeit und Pflege genötigt wird. Wie diese Menschen am Rudern sind, fragt sich nicht einmal ein Herr Lauterbach, die haben nämlich gar keine Freizeit mehr!! Sie sind AUCH auf jeden Fall an ihrer Grenze angelangt und müssen trotzdem funktionieren.
Das muss man sich mal reinziehen, da kannste 2 Jahre einen Angehörigen pflegen, kriegst sone Art Pflegekredit von der Pflegekasse als Ausgleich zum Gehalt von der Pflegekasse und darfst das nach der Pflegezeit wieder mit deinem Gehalt abstottern?! Kann man verstehen, MUSS man nicht verstehen.


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16.07.2023 um 09:17
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Dein Fazit ist auch meins. Deshalb wünschte ich, dass mehr für Familien von seiten der Gesundheitspolitik käme - auch in finanzieller Hinsicht so, dass man als Angehöriger, der selber Familie zu versorgen hat, nicht zwischen Arbeit und Pflege genötigt wird.
Wovon soll das bezahlt werden? Ich hab nachts 34 Bewohner allein betreut. Wenn das von 34 Angehörigen übernommen wird (dafür müssen die 24/7 pflegen, realistisch ist eher das doppelte) und die auch nur einen nennenswerten Anteil von meinem Gehalt bekommen sollen kostet das fix das 10 fache. Gleichzeitig brechen von all diesen Personen die Steuern und Sozialabgaben weg. Nicht eingerechnet sind die Folgekosten inadäquater Pflege, denn hier werden (auch) Angehörige einspringen müssen die das weder wollen noch können, das wird teuer.
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Wie diese Menschen am Rudern sind, fragt sich nicht einmal ein Herr Lauterbach, die haben nämlich gar keine Freizeit mehr!! Sie sind AUCH auf jeden Fall an ihrer Grenze angelangt und müssen trotzdem funktionieren.
Fairerweise sei dazu gesagt, dass es da mittlerweile eine Menge Leistungen gibt, die es früher nicht gab. Mehr ist aber nicht drin, nicht gewollt und ob das was es jetzt gibt in Zukunft noch möglich ist, ist zumindest fraglich.
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Kann man verstehen, MUSS man nicht verstehen.
Angesichts der Zahlen? Doch absolut verständlich.


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Pflegenotstand in Deutschland

16.07.2023 um 09:30
Zitat von paxitopaxito schrieb:Wovon soll das bezahlt werden
Tja, das ist eine unfaire Argumentation, mit der ich auch so meine Schwierigkeiten habe, denn letzten Ende verlässt sich die Pflegekasse auf die uneigennützige Hilfe von Familienangehörigen!

Was ist denn das Problem, wenn sich Geschwister untereinander Pflegetage organisieren (natürlich nur, wo das möglich und ,,gewollt" ist)? Raus aus dem Beruf, rein in die Pflege - voll bezahlt!! Da fallen keine Steuern weg, wenn diese Menschen normal durch die Pflegekasse bezahlt werden. Ich sähe da durchaus Potenzial zur Entlastung der Pflegekräfte. Das ist doch schon heute so und war schon immer so, dass die nichtstationären Pflegekräfte ohne die Hilfe der Angehörigen doch auch mies dran wären. Ich kapier das gar nicht, dass ein Mensch, der nicht zur Pflegekraft ausgebildet ist, aber bei Weitem haargenau dasselbe am Angehörigen leistet, minderwertiger betrachtet, wenn überhaupt ,,beachtet" wird! Die Pflegeleistung wird höher abgegolten als das Pflegegeld, das ist in meinen Augen umverschämt und eine Herabwürdigung der täglichen Leistung der Angehörigen an ihren Hilflosen.
Bedenke mal, eine Pflegekraft hat nach getaner Arbeit Feierabend, der Angehörige nicht mal ein stinknormales Wochenende. Bitte mehr Wertschätzung!!


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Pflegenotstand in Deutschland

16.07.2023 um 09:46
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Tja, das ist eine unfaire Argumentation, mit der ich auch so meine Schweirigkeiten habe, denn letzten Ende verlässt sich die Pflegekasse auf die uneigennützige Hile von Familienangehörigen.
Absolut, wir haben in Deutschland bereits heute schätzungsweise 4,5 Millionen pflegende Angehörige und es werden nochmal deutlich mehr. Rechnen wir mit 5 Millionen von denen jeder einen Satz von durchschnittlich 1500 Euro pro Monat bekommt - dann biste bei knapp einem Olaf Wumms pro Jahr, 90 Milliarden.
Da ist aber noch kein Pflegebett, kein Rollstuhl, kein Stützstrumpf oder Medikament bezahlt.
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Da fallen keine Steuern weg, wenn diese Menschen normal durch die Pflegekasse bezahlt werden. Ich sähe da durchaus Potenzial zur Entlastung der Pflegekräfte. Das ist doch schon heute so und war schon immer so, dass die nichtstationären Pflegekräfte ohne die Hilfe der Angehörigen doch auch mies dran wären.
Ich verstehe deinen Wunsch nach finanzieller Entlastung, sehr gut sogar. Ein Gehaltsausgleich auf Kosten der Pflegekassen für pflegende Angehörige ist aber völlig utopisch, unabhängig davon ob du oder ich das wünschenswert finden. Ich fände auch ein bedingungsloses Grundeinkommen wünschenswert, ist genauso wenig finanzierbar.
Wenn man sowas will, muss man auch dazu sagen wo das Geld herkommen soll, wo dafür gespart oder was besteuert werden soll. Wir reden hier von zusätzlichen Kosten die fast doppelt so hoch sind wie die Gesamteinnahmen der Pflegekassen - um das darüber zu finanzieren müsstest du die Sätze der Pflegeversicherung also verdreifachen.
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Ich kapier das gar nicht, dass ein Mensch, der nicht zur Pflegekraft ausgebildet ist, aber bei Weitem haargenau dasselbe am Angehörigen leistet, minderwertiger betrachtet, wenn überhaupt ,,beachtet" wird!
Das war schon immer so im Bereich der „Care“ Tätigkeiten. Erziehung, Pflege, Hausarbeit? Nix wert, dafür gibt es kein oder kaum Geld.
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Die Pflegeleistung wird höher abgegolten als das Pflegegeld, das ist in meinen Augen umverschämt und eine Herabwürdigung der täglichen Leistung der Angehörigen an ihren Hilflosen.
Dir ist aber bewusst, dass das nicht so an die Pflegekräfte gezahlt wird? Davon müssen auch noch Verwaltung, Pflegedienst, Chefetage und Pflegekammer leben können.
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Bedenke mal, eine Pflegekraft hat nach getaner Arbeit Feierabend, der Angehörige nicht mal ein stinknormales Wochenende. Bitte mehr Wertschätzung!!
Naja, möchtest du auch gern Applaus vom Balkon haben oder wertschätzende Worte von Kanzlern und Ministern? Weil Geld wird es für pflegende Angehörige sowenig geben wie für Pflegekräfte.


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