Vespafahrer schrieb:in einem Krieg, der uns nichts angeht.
Wenn man strategisch und (geo-)politisch nur bis zur Nase denkt, dann mag das natürlich so sein. Also wenn das ein ehrlich geglaubtes Argument von dir ist, also etwas was du wirklich glaubst und nicht etwa ein vorgeschobenes Argument das möglicherweise (ich unterstelle es nicht direkt, ich bedenke nur eine alternative Möglichkeit, also mit welcher Motivation etwas vorgetragen werden könnte).
Das äußert sich in Teilen bei der Frage von dir:
Vespafahrer schrieb:Warum sollte Putin Deutschland angreifen
Dass das allein auf Deutschland begrenzt wird zeigt mir persönlich, dass du da nicht weit genug denkst. Die Frage nach unserer eigenen territorialen Integrität stellt sich in den meisten Szenarien kaum.
Sie stellt sich aber beim Bündnisgebiet. Die NATO ist kein Schönwetter-Club wo (faule/naive) Deutsche nur den Finger rühren wenn vielleicht mal selbst deren Land (Bundesgebiet) bedroht wäre...wobei sich manche auch gern direkt einem hypothetischen russischen Aggressor unterwerfen oder anschließen würden...
Wir sind offenkundig in einem Militärbündnis wo man füreinander einsteht und wo gewisse Verpflichtungen greifen. Und hier wäre eine Bedrohung von Bündnisgebiet als Szenario relevanter als dass Bundesgebiet akut bedroht wäre. So gesehen geht uns also auch im BV-Fall sehr wohl an, was da passiert(e). Weil z.B. das Baltikum bei einem anderen Verlauf (oder auch ggf. noch künftig) Ziel russischer Aggression mit aktiven Maßnahmen geworden wäre oder noch werden könnte.
Die Kalkulation hierzu ist nicht nur vom eigenen Urteilsvermögen oder einem Erwägungssprektrum relevant sondern gerade wie kremlsche Akteure das einschätzen und ob sie glauben, es lohne sich da der "backlash" nicht stark genug sei und am Ende die Rechnung für den Kreml positiv wäre, wenn auch nicht ohne Risiko. Weil z.B. in einer ungeeinten oder schwachen NATO man doch keinen größeren Konflikt für ein paar Teile im Baltikum riskieren würde, als Beispiel.
Vespafahrer schrieb:Hinter dem Krieg stecken Interessen von anderen Staaten, z.B. der USA. Und von Firmen- so wie bei jedem Krieg.
Interessant, dass der offenkundigste Aggressor nicht genannt wird: Russland. Sind ja keine Panzer und Truppen von "United States of America" oder "Rheinmetall" oder "Lockheed Martin" über die ukrainische Grenze gestürmt - sondern russische (ob 2014 ff. oder 2022 ff.)
Es mag für manche natürlich bequemer sein den Buhmann krampfhaft gen Westen oder sonst wohin schieben zu wollen, letztendlich agierte Russland aber imperialistisch und revanchistisch und anti-liberal. Wenn man bei der Ukraine den Kopf in den Sand steckt (im Sinne der politischen Implikationen), wird man ihn ggf. auch bei weiteren kremlschen Sticheleien woanders in den Sand stecken.
Vespafahrer schrieb:Ganz einfach: Putin fühlte sich bedroht durch die Nato. Vergleiche mal die Anzahl der Nato-Staaten von 1991 und jetzt.
Das ist jetzt also ein Grund, Länder die freier Bündniswahl unterliegen mit Krieg und Bombenterror zu überziehen? Das hat die Logik von "Meine Partnerin/Frau liebt mich nicht mehr und begehrt, sich von mir loszulösen/anderen zuzuwenden. Da kann ich sie dann prügeln."
In gewisser Weise passt die Analogie sogar sehr gut - ein Faktor der Eifersucht und Wut ist hier sicherlich im russischen Kalkül vorhanden gewesen.