Rechtsextremismus - Ernst der Lage so hoch wie nie

MokaEfti schrieb:Ich finde das grotesk, gerade wenn man sich die rechten Kontinuitäten ansieht.

Zum Verständnis: ich beziehe mich auf die Angehörigen der Wehrmacht (und Co) die in neue Verwendungen kamen. Das ist logischerweise etwas, das der Faktor Zeit auflöst. Welche signifikante Relevanz haben diese Leute heute noch, ca. ein 3/4 Jahrhundert später?

Ich meine hier den Bruch. Das solche Leute sicherlich hier und da gewirkt und beeinflusst haben ist klar. Da gibt es Dokus und Berichte drüber. Organisation Gehlen als Beispiel wo man dann die alten Kumpanen ins Boot geholt hat und eine Zeit lang wirken könnte. Aber nun? Wo ist das noch messbar relevant nach dieser Zeitspanne? Man müsste unterstellen, jede neue "Generation" in den Institutionen müsste vom jeweiligen ex-NS-Personal indoktriniert worden sein um eine bruchlose Clique zu erstellen - während Gesetze und neue Mentalitäten in Institutionen gänzlich aussen vor gelassen werden müssten. Dafür sehe ich bisher keine eindeutigen Indikatoren.

Die ganzen Radikalen oder Extremisten kommen von woanders, will ich vereinfacht ausdrücken. Zu sagen, es gab in der jungen Republik an vielen Stellen ex-Nazis mag ein historisches nice-to-know bzw Fakt sein aber welche tatsächliche Relevanz hat das mit Bezug zu heutigen Extremisten dort, ein halbes bis dreiviertel Jahrhundert später?

Darum ging es mir eigentlich, und darauf bezog ich auch die 100 Jahre - nicht auf Extremismus an sich der uns sicherlich noch Jahrzehnte plagen wird.

Hoffe ich konnte das genauer darlegen.

Warden schrieb:Die ganzen Radikalen oder Extremisten kommen von woanders, will ich vereinfacht ausdrücken. Zu sagen, es gab in der jungen Republik an vielen Stellen ex-Nazis mag ein historisches nice-to-know bzw Fakt sein aber welche tatsächliche Relevanz hat das mit Bezug zu heutigen Extremisten dort, ein halbes bis dreiviertel Jahrhundert später?

Auch hier wieder: das ist in weiten Teilen linke Szenefolklore, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Direkt nach der Staatsgründung Ende der 40er hat die DDR angefangen, die echte (teils auch nur die angebliche) Nazi-Vergangenheit von Personen der frühen BRD propagandistisch zu thematisieren, das wirkte dann später auch in die Erzählkultur der Studentenbewegung hinein, und heute wird es nachgeplappert obwohl es 30 oder mehr Jahre veraltet ist.

6.PzGren391 schrieb:Nein, aber da er quasi daran schuld ist dass mein Vater Soldat war und ich es geworden bin ist das durchaus passend. Da du selber nie Soldat warst erwarte ich nicht dass du das verstehst.

Mein Opa war Fallschirmspringer - und seine prahlerischen Geschichten aus dem zweiten Weltkrieg fand ich zum kotzen. Ich hätte mir nie ein Bild in Wehrmachtsuniform aufgehängt. Nie. Und ich war Soldat. Und ich verstehe Dich auch nicht, scheint also nichts mit dem Soldatenstatus zu tun zu haben.

cejar schrieb:und seine prahlerischen Geschichten aus dem zweiten Weltkrieg fand ich zum kotzen. Ich hätte mir nie ein Bild in Wehrmachtsuniform aufgehängt. Nie.

Dass du dir kein Bild von deinem Opa aufgehangen hast liegt aber wohl eher daran dass du seine Einstellung ( ich zitiere )

zum kotzen

fandest.
Das kannst du ja gar nicht mit @6.PzGren391 und seinem Großvater vergleichen.

Warum sollte man nicht stolz auf seinen Opa sein wenn er als Sani Soldat geholfen hat?
Übrigens durfte ich meinen Opa nie kennen lernen da er im Krieg gefallen ist.
Er war auch ein Sani soweit ich das weiß

@Cherokeerose

Ich kenne natürlich eure Opas nicht - aber was in den Erzählungen meines Opas deutlich wurde, ist dieser Übermensch-Gedanke, der in der Wehrmacht vorherrschte. Meiner Meinung nach ist es naiv zu denken, das es Millionen Soldaten gab, die dem Führer bedingungslos folgten, nur der eigene Opa war natürlich ganz anders und eher Opfer als Täter. Und da ist es eigentlich auch egal, welche Rolle man in der Amree einnahm, egal ob Sanitäter, Fahrer, Frontsau oder Fallschirmspringer - alle waren Teil der Maschinerie. Oder glaubst Du tatsächlich, das Sanitäter der Wehrmacht irgendwie eine Art hippokratischen Eid verfolgten und nur Verwundeten helfen wollten?

cejar schrieb:glaubst Du tatsächlich, das Sanitäter der Wehrmacht irgendwie eine Art hippokratischen Eid verfolgten und nur Verwundeten helfen wollten?

Auch wenn du mich dann vielleicht als naiv oder was auch immer bezeichnen würdest lautet meine Antwort :Ja.
Ich denke dass Sanis in erster Linie einfach nur den Verwundeten helfen wollten egal was der Patient getan hat oder ob er rassistisch ist .

@Cherokeerose

OK - Du wiurdest Sani weil man Dich aufgrund Deines Skill-Sets dort einteilte, nicht weil Du es Dir aussuchen konntest.

Cherokeerose schrieb:Ich denke dass Sanis in erster Linie einfach nur den Verwundeten helfen wollten egal was der Patient getan hat oder ob er rassistisch ist .

Es gibt nicht den Sani. Manche waren wohl tatsächlich so. Andere hatten einfach Glück oder Vitamin B um so nicht in eine kämpfende Einheit zu müssen. Andere wurden dafür ausgewählt weil Einfach der Bedarf da war.
Das gleiche gilt für jeden Bereich.
Du wurdest gemustert, unter anderem wurde gefragt ob du eine Ausbildung oder Erfahrung auf gewissen Gebieten hast. Dann je nach Tauglichkeit, Fähigkeiten und Bedarf eingeteilt. Ging in der BW zu Zeiten Wehrpflicht genauso.
Ohne Vitamin B wars ein Lotteriespiel wo du eingesetzt wurdest.

Scheinbar war es aber auch anders möglich :

6.PzGren391 schrieb:Ich habe es irgendwann schon mal geschrieben. Als er einberufen wurde, hat er sich ganz bewusst zum Sanitätsdienst gemeldet. Er wollte helfen und nicht töten wenn er um den scheiss schon nicht herum kam.

Hierauf bezogen sich meine Aussagen.

@cachalot


Ganz genau - selbst in den Neunzigern als ich Soldat war, durfte ich lediglich Wünsche für die Truppengattung abgeben - sprich Heer, Luftwaffe oder Marine - und selbst da musste man Glück haben, das einem dieser Wunsch auch erfüllt wurde. Ich wollte beispielsweise zur Marine und kam zur Luftwaffe (im Nachhinein zum Glück). Aber in welcher Funktion man eingesetzt wurde hatte man keinerlei Mitspracherecht. Wobei das natürlich als Wehrdienstleistender war, als Zeitsoldat hat man Dich natürlich gem. Deines Skillsets direkt eingestellt. Ich hatte einen Freund der Koch gelernt hatte und sofort eine als Unteroffizier in der Küche eingestellt wurde.

Cherokeerose schrieb:Scheinbar war es aber auch anders möglich :Belphegor84 schrieb:Ich habe es irgendwann schon mal geschrieben. Als er einberufen wurde, hat er sich ganz bewusst zum Sanitätsdienst gemeldet. Er wollte helfen und nicht töten wenn er um den scheiss schon nicht herum kam.Hierauf bezogen sich meine Aussagen.

Entweder sein Opa war vorher schon irgendwie in dem Bereich tätig, dann kann es durchaus sein oder er hat es sich mit dieser Begründung im Nachhinein selber schön geredet. Wie gesagt, man hat keinerlei Mitspracherecht als Wehrdienstleistender. Und sollte er Zeit- oder Berufssoldat gewesen sein, wäre die Aussage das er das tat um an den anderen Scheiss herumzukommen widersprüchlich.

@Cherokeerose
Für Sani, Instandhaltung, Verwaltung, Versorgung haben sich, schätze ich mal, 80% der Wehrpflichtigen interessiert und als Wunsch angegeben.
Die galten als Sahnehäubchen. Nach der Grundausbildung ne ruhige Kugel schieben. So der gängige. Spruch. Ich wollte den LKW Führerschein machen und in eine Versorgungseinheit.
War nix. Hatte aber auch Glück und musste nur Funken und nen Transportpanzer kutschieren.
Wahl? Ne. Glück.

@cachalot
@cejar

Das hat jetzt was genau mit Rechtsextremismus zu tun? Ohne Euch mit dieser Frage persönlich nahe treten zu wollen? Aber ich finde das gleitet jetzt ab.

@tudirnix
Da hast du Recht. OT

@tudirnix

Ich empfinde es nicht als OT - weil ich denke, das die meisten Opas die aus dem Krieg heimgekommen sind, sich als "Opfer" dargestellt haben und natürlich nie die Ideologie des Nationalsozialismus vertreten haben, und viele der Enkel bis heute glauben, das alle Nazis warfen ausser Opa. Und ich denke man sollte ruhig erwähnen, das mit größter Wahrscheinlichkeit auch Opa ein Nazi war, egal was er 20, 30, 40 Jahre später erzählte. Und genau darum geht es hier, diese Märchen Opas als Märchen zu entlarven.

@cejar
Es ging da eher um die Diskussion warum heute jemand Sani wird.

cejar schrieb:Und ich denke man sollte ruhig erwähnen, das mit größter Wahrscheinlichkeit auch Opa ein Nazi war, egal was er 20, 30, 40 Jahre später erzählte.

Da lehnst du dich weit aus dem Fenster. Ich könnte nicht sagen wie viele tatsächlich überzeugte Nazis waren und wie viele Mitläufer. Was es natürlich nur ein klein wenig besser macht.
Nichts ist einfacher zu Manipulieren als eine große Gruppe Menschen.

@cachalot

Auch ein mitlaufender Nazi ist ein Nazi - zumindest in meinen Augen.

cejar schrieb:Auch ein mitlaufender Nazi ist ein Nazi - zumindest in meinen Augen.

Eben

Und über die Wehrmacht weiß man heute alles, was es über diese zu wissen gibt. Da gibt es nichts schönzureden, nichts zu bagatellisieren und auch nichts in naivität zu biegen.

Die Wehrmacht und der Holocaust auf freiem Feld
Die SS war schlimm, die Wehrmacht sauber? Die Legende von der unschuldigen Wehrmacht war eine der Lebenslügen Deutschlands. 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist es damit vorbei, sagt der Historiker Hannes Heer.

https://www.dw.com/de/die-wehrmacht-und-der-holocaust-auf-freiem-feld/a-53354087

Und nach dem Krieg war wie dahergezaubert nie einer dabei und nie und nimmer hatte jemand etwas gewusst. Diese legende wurde dann an Kinder und Kindskinder weitergetragen-

„Niemand ist ein Nazi. Niemand ist je einer gewesen“
Als die US-Truppen 1945 nach Deutschland einrückten, wunderten sie sich über die Wut, mit der überall auf „die Nazis“ geschimpft wurde. Niemand wäre in der Partei gewesen, und den ganzen Krieg hätte jemand anderes geführt.

https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article207013275/Deutschland-1945-Die-Nazis-eine-fremde-Rasse-von-Eskimos.html

tudirnix schrieb:Und nach dem Krieg war wie dahergezaubert nie einer dabei und nie und nimmer hatte jemand etwas gewusst. Diese legende wurde dann an Kinder und Kindskinder weitergetragen-

Das ist heute auch nicht anders. Das Schönreden.
Frag mal rum. Biofleisch. Nur aus Weidehaltung. Nur vom Feld nebenan. Kaufen verbal viele. Real nur wenige.
Flüchtlinge. Gaaaanz schlimm in den Ländern. Müssen wir was tun. Gaaaaaanz sicher.
Aber nicht neben mir.

Und ich sag eines. Wenn ein deutscher Trump auftritt wird er so wie in Amiland den Zulauf haben. Ist hier etwas schwieriger, gesetzlich, Wahlfinanzierung etc, aber es würde auch funktionieren. Und auch dann, wenn es in dir Hosen geht, dann waren es wieder nur die anderen.
Menschlich halt.