Zukunftsvision: Kein EU-Beitritt der Türkei

Zahlenspielereien bringen doch niemanden weiter.
Wenn ich Lomax richtig verstanden habe, sollte die Türkei nicht den weg in die EU suchen.
Ich glaub es zwar kaum, aber ich bin auch Lomax' Meinung, dass die EU die Türkei nicht aufnehmen sollte.
@Lomax
Da gibts ja bei uns beiden tatsächlich eine Übereinstimmung. :D
Wer sollte in der Türkei bei der nächsten Wahl an die Macht kommen, um unser gemeinsames Ziel zu unterstützen?

@emanon

Du hast was falsch verstanden. Es ging nicht darum, ob die EU die Türkei aufnehmen sollte oder nicht, sondern dass die Türkei der EU nicht beitreten sollte, weil sie es nicht nötig hat, wenn man sich die Zukunftsprognosen ansieht.

Ich bin eh der Meinung, dass die Türkei eigentlich gar nicht in die EU will, denn weshalb sonst sollten die Verhandlungen so lange dauern.

Alle ehemaligen Ost-Block-Beitrittsländer haben die Beitrittskapitel schnell nacheinander abgearbeitet. Sogar Kroatien brauchte, wenn ich mich nicht irre, nur um die 4 Jahre dafür. Diese Länder haben einfach den Bückling gemacht und alles akzeptiert, was Brüssel und Deutschland wollte.

So einfach wird es mit der Türkei nicht gehen.

@Lomax
Mich interessiert eigentlich nur was unterm Strich herauskommt und das hiesse bei uns beiden, das die EU ohne die Türkei leben darf/muss.
Insofern streiten wir doch beide fürs gleiche Ergebnis. (Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde. ;) )
Ob Erdogan statt dessen den Schulterschluss mit Mammut A. sucht oder Bückling vor den Emiraten macht ist mir eigentlich gleich.

@emanon

Mehrere Weg können halt zu dem gleichen Ziel führen ;)

@emanon

Ich streite für nichts, ich versuche nur nüchtern zu betrachten. Für dich mag der Weg unteressant sein, für mich hingegen ist es schon wichtig die Sache zu differenzieren.

Dein Weg erinnert mich an die Volksabstimmung in Hessen, bei der man Unterschriften gegen die doppelte Staatsbürgerschaft sammelte und etliche Proleten unterschrieben, obwohl sie gar nicht wussten wofür oder wogegen sie da unterschrieben, hauptsache es ging gegen Türken.

Ich finde es schon wichtig erstmal festzustellen, ob es einen Vorteil für die EU und die Türkei bringen würde, wenn man a) in einer Union wäre oder b) getrennte Wege gehen würde.

Dabei kommt für mich das Ergebnis raus, dass es der EU keine allzugroße Probleme bereiten würde mit der Türkei gemeinsam zu gehen, für die Türkei sich aber klare Nachteile auf lange Sicht ergeben würden.

@Lomax

Derzeit sehe ich die Türkei eher als zu große finanzielle Belastung an. Man denke da nur an die Agrarsubventionen...die alleine würden es schon finanziell unmöglich machen. Da muss sich die Türkei im Agrarsektor erstmal komplett umstellen und reformieren

@Valentini

Naja, wenn man Bugarien, Rumänien aufnehmen konnte, Verhandlungen mit Kroatien und Island führt, Bewerbungen von Serbien, Makedonien, Bosnien, Albanien und keine Ahnung wer noch, anstehen, sollten diese Länder zusammen weit mehr kosten.

Aber wie gesagt, der weitere Weg wird für die Türkei alleinstehend mit mehreren Optionen, die man auch gleichzeitig nutzen könnte, besser sein als im ungelenken Konstruktum EU seinen Vasallenplatz zu suchen.

Ich finde die Analyse von @DahamImIslam sehr treffend. Muss ihn eh loben. Der kennt sich weit besser in der Türkei aus als unser einer, war wahrscheinlich auch etliche Male mehr als ich in der Türkei.

Ich kann das, was er im Bezug zur allgemeinen Bewertung der Türkei in den Nachbarstaaten analysiert, durch meine irakisch-kurdische Nachbarin, die erst letzten Monat aus dem Nordirak wieder nach Deutschland kam, bestätigen.

@Lomax

Die von dir genannten Länder sind zusammen nicht so teuer wie die Agrarsubvention für die Türkei wäre. Ich habe dies mal in einer Expertise der deutschen Bank gelesen.

Ich jedenfalls sehe die Türkei gerne als Partner aber nicht als Ehefrau an. Das was ihr seinerzeit versprochen wurde, ist längst erfüllt worden denn damals war die EU nur ein zollfreies Wirtschaftskonstrukt und darin hat man die Türkei ja integriert

Mich stört es überhaupt nicht, dass man die Türkei nicht in der EU will. Die haben es irgendwie bisher geschafft, auch durch die europäischen Hilfen.

Ob man Erdogan mag oder nicht sei dahingestellt, aber die Türkei hat seine Regentschaft schon vorwärts gebracht.

Die Politik bezüglich der Nachbarstaaten geht auf Entspannung. Bis zu seiner Regentschaft waren alle Nachbarn feinde. Mittlerweile such man einen Weg der Entspannung, auch mit dem Iran, denn seine Nachbarn kann man sich eben nicht aussuchen. Gerade der deutschen Politik müsste sein Weg gefallen (abgesehen von Israel). Man ist doch in der EU für ein friedvolles Umgehen mit seinen Nachbarstaaten.

Innerpolitisch hat er für eine "Politik des Öffnens" gesorgt, indem man gewisse Probleme bezüglich der Minderheitenfrage angesprochen hat und versucht dadurch die allgemeine Bevölkerung für ein Verständnis in diesen Bereichen zu sensibilisieren.

Hallo erstmal, bin neu hier im Forum, weil ich viele Themen hier interessant gefunden habe...
Hoffe das man hier sachlich diskutieren kann, ohne das man einem ständig irgendwelche Vorurteile aus den Medien an den Kopf geschmissen bekommt :)

So zum Thema...

Ich als Türke, möchte gar nicht das die Türkei Mitglied der EU wird. Vieles an der EU stört mich. Meiner Meinung nach schadet die Mitgliedschaft an erster Stelle der Unabhängigkeit eines Staates. Zweitens ist die Türkei auch ohne die EU im wirtschaftlichen Aufschwung. Die EU würde der Türkei nicht wirklich etwas bringen, ganz im Gegenteil...
Laut Umfragen ist mehr als die Hälfte der Befragten Bürger in der Türkei gegen einen Beitritt.

Ja, die Türkei ist ein Teil Europas. Nicht nur Istanbul, sondern das ganze Land. Die Lebensweise der Menschen und die staatlichen Eigenschaften sind mit Europa vereinbar und nicht mit dem Nahen Osten oder Asien...

Es gibt sehr sehr vieles über die Türkei und die türkische Geschichte, was die Leute hier in Deutschland oder Europa gar nicht wissen bzw. nicht wissen wollen. Daher haben die Menschen ein völlig falsches Bild von dem Land. Viele müssen an Frauen mit Kopftüchern, Ungleichberechtigung und an ein unmodernes, nicht westliches Land denken wenn man von der Türkei spricht.

Es ist auch eine pure Realität, dass die Türkei nicht fair behandelt wird in diesem Prozess. Betrachtet man Länder wie Bulgarien oder Rumänien, die der Türkei eigentlich in allem weit hinten hängen, sollte man sich schon einige Gedanken machen.

Wie gesagt, im Moment ist die Türkei die 6. Wirtschaftsmacht innerhalb der EU und unter den Top 15 weltweit. Dagegen sind Länder wie Schweden, Schweiz, Polen etc. die weder im wirtschaftlichen nocht im politischen Sinne ein Rolle auf der Welt spielen nicht so bedeutsam wie die Türkei.

Hier noch ein kleines Filmchen..

Investment Support & Promotion Agency of Turkey

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LG

@kemalist87
Ich finde auch die EU/Türkei sollte sich nicht diesen Klotz Türkei/EU nicht ans Bein hängen.
Sehr schön, dass sich hier auch Türken zu Wort melden, die die Türkei nicht auf Teufel komm heraus in der EU sehen wollen.

@kemalist87

kemalist87 schrieb:Ich als Türke, möchte gar nicht das die Türkei Mitglied der EU wird. Vieles an der EU stört mich. Meiner Meinung nach schadet die Mitgliedschaft an erster Stelle der Unabhängigkeit eines Staates. Zweitens ist die Türkei auch ohne die EU im wirtschaftlichen Aufschwung. Die EU würde der Türkei nicht wirklich etwas bringen, ganz im Gegenteil...
Laut Umfragen ist mehr als die Hälfte der Befragten Bürger in der Türkei gegen einen Beitritt.

Ich als Deutscher möchte auch nicht, dass die Türkei Mitglied in der EU wird. Vieles an der Türkei stört mich.
Dass die EU der Türkei wirtschaftlich nichts nützen würde ist falsch, denn schon heute profiziert die Türkei von der Öffnung zum Westen hin denn nur dadurch haben sich Unternehmen aus dem Westen dort angesiedelt.
Und die Umfrageergbnisse in Deutschland sehen meist auch so aus, dass ca. 70-80 Prozent die Türkei nciht als Vollmitglied haben wollen aber durchaus eine vernünftige Partnerschaft befürworten.

kemalist87 schrieb:Ja, die Türkei ist ein Teil Europas. Nicht nur Istanbul, sondern das ganze Land.

Konstantinopel ist durchaus auf dem europäischen Kontinent aber der überwiegende Teil (97%) halt nicht und kulturell ist man mehr auseinander als miteinander.

kemalist87 schrieb:Wie gesagt, im Moment ist die Türkei die 6. Wirtschaftsmacht innerhalb der EU und unter den Top 15 weltweit. Dagegen sind Länder wie Schweden, Schweiz, Polen etc. die weder im wirtschaftlichen nocht im politischen Sinne ein Rolle auf der Welt spielen nicht so bedeutsam wie die Türkei.

Die Türkei steht mit einem BIP von 615.329$ auf Platz 17 mit72 Mill. Einw. = 8546$ je Einw.
Schweden mit einem BIP von 405.440$ auf Platz 22 mit 9 Mill. Einw.= 45948$ je Einw.
Schweiz mit einem BIP von 494.622$ auf Platz 19 mit 7,8 Mill. Einw. = 63413$ je Einw.

Also wirtschaftlich ist die Türkei im Gesamtmaß zwar relativ gut aber die Produktivität ist unter aller Sau

@kemalist87

kemalist87 schrieb:Daher haben die Menschen ein völlig falsches Bild von dem Land

Da hast Du teilweise Recht, musste ich auch feststellen, als ich mal in Anatolien Urlaub machte.

kemalist87 schrieb:Laut Umfragen ist mehr als die Hälfte der Befragten Bürger in der Türkei gegen einen Beitritt.

Bei Umfragen stellen immer nur eine kleine Gruppe Menschen repräsentativ den Rest der Bevölkerung dar, aus den Ergebnissen wird dann hochgerechnet. Für mich fehlen dann leider immer die Informationen dazu, WER denn nun befragt wurde......wenn ich im Ruhrpott 2000 Leute zu XY befrage und dann hochrechne, fällt das Ergebnis definitiv anders aus, als wenn ich in Unterfranken auf dem Land 200 Leute befragt hätte und dann hochrechnen würde.

kemalist87 schrieb:Die Lebensweise der Menschen und die staatlichen Eigenschaften sind mit Europa vereinbar

Und grad das bezweifle ich mit Recht, denn die Türkei ist immer noch ein Land, in dem die Religion eine viel zu große Rolle spielt und das Zusammenleben mit den Menschen im Westen beeinträchtigt!

Alleine schon das du von "Konstantinopel" redest zeigt mir auf was du hinaus willst. Lasse mich gar nicht erst drauf ein ;)

CurtisNewton schrieb:in Unterfranken auf dem Land 200 Leute

dort sollten es natürlich auch 2000 sein, sorry

CurtisNewton schrieb:Und grad das bezweifle ich mit Recht, denn die Türkei ist immer noch ein Land, in dem die Religion eine viel zu große Rolle spielt und das Zusammenleben mit den Menschen im Westen beeinträchtigt!

In der Türkei ist der Laizismus in der Verfassung verankert, was in vielen europäischen Ländern nicht der Fall ist. Durch die derzeitige AKP-Regierung wird es so dargestellt, als wenn der Fundamentalismus in der Türkei ausgebrochen wäre. Dem ist aber nicht so. Wenn die Mehrheit der türkischen Bevölkerung so sehr eine Gottesstaat a la Iran haben wollten, wäre dies schon längst geschehen. Doch die Mehrheit der Nation hält sich an die Prinzipien und Revolutionen Atatürks, der ein weltlich orientiertes Land mit eine gebildeten, offenen und modernen Nation haben wollte.

Es gibt Menschen die mehr oder weniger religiös sind. Zu behaupten das die Türkei als Land zu religiös sei bzw. die Religion in dem Land eine große Rolle spiele, ist weit hergeholt und falsch.
Dir sollte auch bewusst sein, dass die Türkei das einzige Land mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung ist, die den Islam richtig versteht und die Religion mit der Demokratie und ihrem Lebensstil vereinbaren können. Wenn du dir andere "muslimische" Länder anschaust, wirst du schnell den Unterschied merken.

@kemalist87

Das ist aber jetzt schwach...ok, dann rede ich von Istanbul

@kemalist87

kemalist87 schrieb:Wenn du dir andere "muslimische" Länder anschaust, wirst du schnell den Unterschied merken.

Ich streite in keinster Weise ab, dass die Türkei (wenn man es mal so formulieren darf) das Land ist, welches den gemäßigtesten Islam praktiziert.

Dennoch sehe ich da manchen Bedarf an Änderungen, um den Brückenschlag in dieser Beziehung hinzubekommen.

Laizistisch schön und gut, dennoch wird oft anders verfahren als es dieser Begriff vermuten liesse.

@kemalist87

In der Türkei, und ich habe es hier bereits öfters erklärt, gibt es keinen wirklichen Laizismus, sondern eine türkische Sonderform davon. Laizismus bedeutet die strikte Trennung von Staat und Religion und das ist in der Türkei nicht gegeben. Die Türkei hat eine Religionsbehörde und somit ist ein Laizismus unmöglich. In der Türkei herrscht ein staatlich reglemtierter Islam

CurtisNewton schrieb:Da hast Du teilweise Recht, musste ich auch feststellen, als ich mal in Anatolien Urlaub machte.

Dürfe ich erfahren wo in Anatolien (welche Stadt) du ''Urlaub'' gemacht hast?
@CurtisNewton