Wie ticken Selbstmordattentäter?

:: Harvard-Professorin Louise Richardson im Interview

"Es ist wichtiger klug zu sein als stark"

Was verbindet RAF und Al-Kaida, ETA und Islamischen Dschihad, kurdische PKK und tamilische LTTE? Die Harvard-Professorin Louise Richardson - aufgewachsen im irischen IRA-Milieu - hat ihr Leben damit zugebracht herauszufinden, was Terroristen antreibt. Nach Jahrzehnten der Forschung und geheimen Seminaren, an denen sowohl Terroristen als auch Wissenschaftler teilnahmen, hat die Wahlamerikanerin den Terror auf einen Nenner gebracht. Ihre Schlussfolgerung: Terroristen sind weder verrückt, noch psychopathisch und Religion spielt eine wesentlich kleinere Rolle, als angenommen. Sie wollen vor allem Ruhm, Rache für erlittenes oder gefühltes Unrecht und - als potenziell Unterlegene - eine starke Reaktion ihrer mächtigen Gegner. Ihr Buch "Was Terroristen wollen" - auf Deutsch erschienen im Campus-Verlag - ist in den USA seit Monaten ein Bestseller.

Terrorismus-Forscherin Louise Richardson (Foto: Campus-Verlag)
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Terrorismus-Forscherin Louise Richardson (Foto: Campus-Verlag)

T-Online: Prof. Richardson, sie sagen, der Westen könne den Krieg gegen den Terrorismus unmöglich gewinnen. Heißt das, wir werden ihn verlieren?

Richardson: Ja, ich denke wir verlieren den Krieg gegen den Terrorismus. Es war von Anfang an ein Fehler diesen Krieg überhaupt zu erklären. Terrorismus ist ein Taktik. Es hat keinen Sinn, einer Taktik den Krieg zu erklären. Aber, der Grund warum wir ihn verlieren liegt vor allem darin, dass wir das tun, was unsere Gegner von uns erwarten. Wenn die Menschen "Krieg" hören, erwarten sie den Einsatz von Militär. Die Geschichte anderer Länder zeigt, dass das Militär gegen den Terror eine stumpfe Waffe darstellt - vor allem wenn sie die einzige ist.

T-Online: Immer öfter erleben wir in Europa junge, gebildete Moslems die scheinbar nichts Besseres zu tun haben, als sich in die Luft zu sprengen und möglichst viele von uns mitzunehmen. Sie bestreiten, dass es sich dabei um Verrückte handelt…

Richardson: Ja, das bestreite ich. Sie haben ein Ziel, das sie zu erreichen versuchen, sie opfern sich selbst. Grundsätzlich unterscheiden sich ihre Motive nicht so sehr von denen, die alle Soldaten über Jahrhunderte hinweg angetrieben haben.


Mord als Weg zum Ruhm: 09/11-Bomber Ahmad al-Ghamdi in seinem Video-Testament, gesendet auf Al-Dschasira (Foto: dpa)
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Mord als Weg zum Ruhm: 09/11-Bomber Ahmad al-Ghamdi in seinem Video-Testament, gesendet auf Al-Dschasira (Foto: dpa)
T-Online: Was genau ist das Motiv? Die Aussicht auf 72 Jungfrauen im Paradies?

Richardson: Ganz und gar nicht. Wenn es so wäre, warum gäbe es dann Attentäterinnen? Dass man ihnen einredet, sie würden die attraktivste aller Jungfrauen werden, kann es ja wohl kaum sein. Die 72 Jungfrauen erklären auch nicht, warum weltliche Gruppen im Nahen Osten oder auf Sri Lanka Selbstmordanschläge begehen. Sie tun es weil sie Rache an uns üben und weil sie Superstars sein wollen. Und weil sie uns dazu bringen wollen, darauf zu reagieren.

T-Online: Sie sagen, die Bush-Regierung habe nach 09/11 so ziemlich alles falsch gemacht. Was waren ihre schlimmsten Fehler?

Richardson: Der schlimmste Fehler bestand darin, den Krieg gegen den Terror auszurufen. Der zweite war, unsere Feindschaft zu Saddam Hussein und unsere Feindschaft zu Osama bin Laden in einen Topf zu werfen.

T-Online: Was hätte sie stattdessen tun müssen?

Richardson: Wir hätten niemals den Irak-Krieg führen dürfen. Wir hätten so viel Druck wie überhaupt nur möglich auf die Taliban ausüben sollen, bin Laden auszuliefern - nicht an Amerika, sondern an ein internationales Gericht, mit islamischen Juristen. Wir hätten es auch nie als Angriff allein auf Amerika darstellen dürfen, sondern als einen Angriff auf die ganze Menschheit. Schließlich starben an 09/11 Menschen aus über 60 Ländern. Wenn das fehlgeschlagen wäre, dann wäre es legitim gewesen, Afghanistan anzugreifen. Dann hätten wir aber auch nicht aufhören dürfen, bevor bin Laden gefangen gewesen wäre.

T-Online: Sie haben den Terrorismus in all seinen Erscheinungsformen erforscht. Nehmen wir mal den Irak: Noch bevor es in Europa neun Uhr morgens ist, sind dort an jedem Tag schon Dutzende Menschen bei Anschlägen gestorben. Jeder scheint jeden zu bekämpfen. Was geht dort vor sich?

Richardson: Das geht über den Terrorismus weit hinaus. Da gibt es einen nationalen Befreiungskrieg und einen Bürgerkrieg. Terrorismus ist nur noch ein Teil von dem, was dort passiert. In dem wir Irak zum Kriegsschauplatz an der Antiterrorfront erklärt haben, haben wir eine sich selbst erfüllende Prophezeiung geschaffen. Jetzt erleben wir einen Machtkampf der verschiedenen Gruppen.

T-Online: Ist der Islam prädestiniert für Terror und Selbstmordattentate? Ist es die Intoleranz der Religion selbst, die Rückständigkeit der Kultur oder was sonst?

Richardson: Es ist ein großer Fehler, den Islam dafür verantwortlich zu machen. Es hat christliche Terroristen gegeben, wie die IRA oder die ETA, Hindu-Terroristen wie die Thugs oder zeitgenössische Gruppen, atheistische Terroristen, wie die RAF oder auch jüdische wie die Zeloten in der Antike oder die Stern-Gruppe oder säkulare Gruppen wie die tamilische LTTE oder die kurdische PKK. Es ist also ein klarer Fehler zu denken, dass es eine direkte Verbindung zwischen Islam und Terrorismus gibt, obwohl wir heute islamische Terroristen haben. Man darf nicht vergessen, dass einer von fünf Menschen auf diesem Planeten Moslem ist und die Zahl der Terroristen nur einen ganz ganz kleinen Prozentsatz darstellt.

Drei der Madrid-Attentäter erklären sich per Video der Nachwelt (Foto: dpa)
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Drei der Madrid-Attentäter erklären sich per Video der Nachwelt (Foto: dpa)

T-Online: Kann der Westen irgendetwas daran ändern?

Richardson: Ja, wir sollten eine Menge tun: Wir sollten eine politische Strategie entwickeln, um sicherzugehen, dass die große Mehrheit der Muslime nicht mit der Handvoll Terroristen sympathisiert. Wir müssen sichergehen, dass unsere Handlungen besser zu den Motiven passen, die wir in Anspruch nehmen, als zu denen, die man uns zuschreibt.

T-Online: Angesichts des Terrorismus verschärfen wir unsere Gesetze, bauen Bürgerrechte ab, zweifeln an der Toleranz und fangen an, alle Moslems zu verdächtigen. Der Terrorismus von Al-Kaida verändert uns offenbar. Sind sie so stark oder sind wir so schwach?

Richardson: Nein, sie sind in Wahrheit sehr schwach. Aber es ist so viel wichtiger, dass wir klug sind, als dass wir stark sind. Demokratische Länder haben den Terror noch nie durch Stärke besiegt. Nicht die Russen in Tschetschenien, nicht die Israelis in Palästina, noch nicht einmal die Briten in Nordirland. Es war eine politische Strategie, die am Ende den Erfolg gebracht hat. Sie sind schwach und wir sind stark, das sollten wir nie vergessen. Deshalb können wir es uns auch leisten, eine politische Strategie anzuwenden, statt uns nur auf das Militär zu verlassen. Das treibt ihnen nur mehr Rekruten zu.

T-Online: Welche Art von Strategie könnte das sein?

Richardson: Das Ziel muss sein, die Extremisten von der Gemeinschaft zu trennen, in der sie operieren. Wie müssen andere – sowohl Moslems, als auch die Internationale Gemeinschaft dazu bringen, mit uns zu kämpfen. Vor allem anderen aber müssen wir die Natur des Feindes verstehen, mit dem wir es zu tun haben. In dieser Hinsicht gibt es keinen Ersatz für gute nachrichtendienstliche Arbeit. Da müssen wir uns noch viel mehr anstrengen, als wir es bisher getan haben. Wir sollten Agenten in jeder extremistischen Zelle haben, die wir identifizieren können. Und das ist nur der Anfang…..

T-Online: Und wir in Europa? Was blüht uns hier? Mehr Selbstmordanschläge?

Richardson: Ja, es wird mehr Anschläge oder zumindest versuchte Anschläge geben. Ich glaube aber, dass es wichtig ist, das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren: Denken Sie an die Zahl derer, die von "gewöhnlichen" Mördern umgebracht oder von betrunkenen Autofahrern totgefahren werden - deswegen geben wir ja auch nicht unsere bürgerlichen Freiheiten auf oder verbieten Alkohol oder schreiben obligatorische Atemtests vor jeder Autofahrt vor. Dennoch sterben wesentlich mehr Menschen durch betrunkene Autofahrer, als durch Terroristen. Ein gewisses Maß an terroristischer Gewalt ist der Preis dafür, in einer freien Gesellschaft zu leben. Wir können nur verhindern, dass sie wirklich große Anschläge ausführen, denn das wiederum erfordert eine hochkomplizierte Organisation und intensive Planungen. Wenn wir gute Geheimdienste haben - und deren beste Quellen sind eben die muslimischen Gemeinschaften in jedem Land - dann können sie einen so hochentwickelten Anschlag wie 09/11 niemals mehr durchführen.

T-Online: Sie fordern Standhaftigkeit und Klugheit angesichts der Bedrohung. Wie kann man diese Botschaft der großen Masse der Menschen näher bringen?

Richardson: Dazu braucht es kreative, demokratische Führer. Menschen, die auch mal eine riskante Ansicht äußern, im Vertrauen auf die Vernunft der Bevölkerung. Wir haben bisher diesen Konflikt falsch dargestellt. Jetzt sollten wir das korrigieren: Dies ist kein Krieg; wir sind die Stärkeren; wir können die Bedrohung eingrenzen; wir sind in der Vergangenheit schon mit viel schlimmeren Bedrohungen fertig geworden. Wir brauchen gute Führer - und Medien, die bereit sind, auf die Intelligenz der Öffentlichkeit zu bauen.

(Quelle: T-online

erinnert mich ein bissl an "fight club" ^^

LOL

Netter Vergleich!

terrorismus = terror is muss ^^

naja terrorismuss ist doch eine reaktion undjeder kann da mitmachen^^

Dummheit gemixt mit Fanatismus.

Otto Schily über Selbstmordattentäter:
"Wenn ihr den Tod so liebt, könnt ihr ihn haben "

sehr gut

Hmm Wie ticken Selbstmordattentäter... nich richtig!

@cohiba
Du hast Recht, das ist krank.

Das aber auch, oder?

"Im Irak ist zum Beginn des Fastenbrechens viel Blut geflossen. Die US-Armee hat am Freitag nach eigenen Angaben bei einem Luftangriff in der Region des Thathar-Sees, rund hundert Kilometer nordwestlich von Bagdad, 15 Frauen und Kinder getötet."

Quelle: rp-online.de

Ich weiss nicht was schlimmer ist, wenn Menschen sinnlos sterben durch einen Selbstmordattentäter, der eine Bombe am Körper zündet oder durch einen Soldaten, der eine Bombe abwirft.

die ticken net ganz richtig.....

Hier gehts um Selbstmordattentäter!

Der Bomber Pilot hat sich aber sicher nicht als Schokoladenverkäufer verkleidet.

Das ist Perversität im höchstem Grade.

>>Ich weiss nicht was schlimmer ist, wenn Menschen sinnlos sterben durch einen Selbstmordattentäter, der eine Bombe am Körper zündet oder durch einen Soldaten, der eine Bombe abwirft.


Ich glaub mal kaum, dass die US Armee mit dem Vorsatz Unschuldige zu töten Bombenangriffe fliegt... ganz im Gegensatz zu unseren irakischen Freunden, die sich ja gerne mal auf belebten Marktplätzen in die Luft jagen.

Wie hieß des noch bei Dieter Nuhr?
Die Familie jubelt, die Familie lacht - der Mustafa hat sich und 20 Unschuldige umgebracht

Im Ergebnis sind Menschen gestorben. Ob nun durch einen als Schokoladenverkäufer verkleideten Selbstmordattentäter oder durch einen Soldaten.
Du tust ja so, als ob es weniger pervers ist, durch einen Soldaten getötet zu werden, der seine Bombe asu sicherer höhe abwirft. Das entbehrt jeglicher Logik.

"Wenn ihr den Tod so liebt, könnt ihr ihn haben "

Genau.

@bir_dost

ER tut nicht nur so, er hat Recht.
Du musst das rational betrachten: der Attentäter hat das Ziel Unschuldige zu töten, nicht der Soldat, das passiert "aus Versehen". Im Krieg passiert sowas nun mal, klingt schlimm, ist aber so.

"Ich glaub mal kaum, dass die US Armee mit dem Vorsatz Unschuldige zu töten Bombenangriffe fliegt"

Sie nehmen das aber billigend in Kauf

bir_dost schrieb:Das entbehrt jeglicher Logik.

Wo Krieg ist, ist mit Bomben zu rechnen.

Habe ich bei einem Schokoladenverkäufer mit einer Bombe zu rechnen.

Wohl nicht.

Also hör mit Deiner Logik auf.

>>Sie nehmen das aber billigend in Kauf


Was sollen sie denn sonst tun?
Die Anwohner vorher freundlich warnen, dass man mal wieder auf Terroristenjagd geht?

@SiCMaGGoT
Wer ist unschuldig und wer nicht?
Wer entscheidet das?
Für uns sind die Opfer, die durch Attentäter sterben, unschuldig. Sind sie es für den Attentäter auch?
Wen hält der Terrorist für unschuldig?

Und nu?

Wer jemanden den Kalten Schulter Blick ermöglicht bekommt den Starren Medusa blick zurück!!!

Ich beführte Worte nicht die Selbstmordattentäter, im gegenteil, ich ekel mich davor. Aber wenn man realistisch die Sache betrachtet, konnte man das schon vor erahnen was zurück kommt.

Gewalt verleitet Gewaltet.

Wenn ein normal sterblicher mit jemanden ärger hat und er sich wehren muss, dann kommt es zu 80% zu handgreiflichen taten. Das ist nach gewiesen.

Was aber sollen unsere hohen gebildeten Politiker uns damit sagen oder den Menschen zu verstehen geben.

Gar nichts, den wenn die schon alles wissen, was sollen wir uns dann noch Kopf darüber machen, die machen doch die Politik ,die manu pilieren uns doch mit ihren vorbildlichen Manövern.

Kein Mensch kommt auf die Gedanken wieso das alles eskaliert ist und mit welchem Grund. Man hört NUR, die schwarzen Bomber haben wieder alles in schund und schade gebombt.

Aber wie sollte man sich den Währen wenn man vorher die Lektüren auf die Nase gedrückt bekommt und keine Chance mehr hat zu handeln. Mann sperrt alle Türen zu kooperieren mit diesen Leuten.

Ich denke diese Leute Verteidigen sich nur mit altmodischen Gewalt aktionen, weil es ihnen nichts anderes geblieben ist und an Modernen Waffen fehlt. Sorry wenn ich das so sagen darf, aber ich bin halt offen und Realistisch. Halte mich zu niemanden fest.

Ich denke, man macht sich, mit diesen Leuten sich Lustig, weil wegen, das Sie sich Steinzeit mäßig verteidigen. Es ist ein süßes Futter für die Medien der Welt, sich mal ein Blickwinkel der auseinander Setzungen zu machen.

Jetzt hört man das das falsch gewesen wäre den Krieg zu erklären. Ich beiß mich weg.

Niemand hat die scheiße Verloren, wissen die nicht mehr verloren hat? Denke die wissen es: Die Zivilisten die unnötig in mit in den Krieg geraten sind. Wer kann die wieder zurück holen, wer bezahlt Ihnen ein neues Leben?

Leider ist das die falsche Realität was die sich denken und da bin nicht der einzige der so denkt.

Verflucht seien die Waffen auf der ganzen Welt und die die es befürworten.

Mehdi

@cohiba
Wie Du sagst, wo Krieg ist, muss man mit Bomben rechnen.