@Krokodil137Na ja - dein "Ganz meine Meinung" musst du aber ein klein wenig einschränken. Ich rede ja durchweg im Konjunktiv - philosophisch gesehen bewege ich mich im Bereich des Spekulativen.
Ich glaube deshalb auch nicht an Gott. Denn mit dem Glauben ist die Glaubens-Gewissheit verbunden. Und das ist eine innere Sicherheit, die bei vielen Menschen noch größer ist als bei allem, was sie sonst zu wissen glauben.
Ich schließe die Existenz Gottes nicht aus. Sie erscheint mir aus unterschiedlichsten Perspektiven betrachtet sogar durchaus wahrscheinlich.
Dabei ist "Gott" aber nur ein Wort - eine Bezeichnung - ein Name: Für das für uns Menschen prinzipiell Unfassbare.
Was ich mit Unfassbarkeit meine, das verstehen aber nur wenige. Prof. Thomas Metzinger (Mainz) vermittelt dazu sehr elegant und eloquent viel Basis-Wissen, das auch über YouTube zugänglich ist.
Ein ganz wesentlicher Begriff, der in den letzten Jahrzehnten hinsichtlich eines bestimmten Feldes der Forschung geprägt worden ist, heißt "Transparenz" (vs. Opazität): Transparenz (Duchsichtigkeit oder UN-SICHTBARKEIT) eben JENER Gehirn-Strukturen, die letzlich DAS hervorbringen, was wir als primär erleben:
Unser Bewusstsein.
Wir sehen von unserem eigenen Gehirn nichts.
Es ist für uns vollkommen transparent.
Allein das schon reicht aus um einsehen zu können, dass wir (ersetzen wir in einem Bild einmal das Nichts durch die Dunkelheit) gewissermaßen in einer unendlich weit ausgedehnten Dunkelheit unterwegs sind. NUR DORT, wo wir uns befinden, steht eine Straßenlaterne und spendet etwas Licht. Und was immer wir auch suchen:
Wir suchen es im Licht DIESER Laterne!
Verstanden diese Metapher?
Existiert etwas abgewandelt auch als Witz:
Einem Besoffenen ist auf dem Nachhauseweg auf der stockfinstren Landstraße das Gebiss rausgefallen. Er merkt es aber erst eine ganze Weile später, als er sich seinem Dorf nähert. Und er fängt natürlich unter der ersten Laterne an, nach seinem Gebiss zu suchen.
Warum?
Weil er eben NUR DORT was sieht....
Also: Ich würde es wirklich niemandem nehmen, wenn er fest davon überzeugt wäre, Gott habe ihn gesucht und gefunden.
Ein wenig Skeptizismus würde aber vielen Gläubigen gut zu Gesicht stehen.
Dein Glaube wird nicht dadurch wahr, dass DU dich in ihm sicher fühlst!
Es ist vielmehr so, dass unser Gehirn schon seit Jahrmillionen ein Prinzip eintwickelt hat, über das man sich unter dem Schlagwort "Heuristik" etwas tiefer belesen kann:
Sehr oft haben wir viel zu wenig Information um wirklich zu einem "vernünftigen" Ergebnis kommen zu können. Wir MÜSSEN sehr oft handeln lange bevor wir ein "durchgerechnetes" Ergebnis haben.
Wir KÖNNEN aber nicht handeln, solange wir gehemmt sind, in Angst, Furcht oder in Bedenken verharren. Solange wir blockiert sind und/oder gebremst.
Deshalb hat sich die Evolution einen genialen Kniff einfallen lassen:
Die LÖSUNG !
Schaue man sich dieses Wort gaaanz genau an!
Unsere Sprache ist manchmal genial!
Löung korreliert mit der Lösung von Bremsen, der Auf-Lösung von Problemen usw.
Und genau DAS ist es eigentlich:
Unser Gehirn LÖST (bis spätestens ganz kurz vor dem "aller-letzten Trick") die Bremsen und die DANN parat-liegende Handlungs-Strategie (die Auf-Lösung) ERSCHEINT uns als Lösung!
Die dabei empfundene Sicherheit, es sei die RICHTIGE Lösung, ist durchweg erheblich größer als bei irgendeinem Knobel-Kram, bei dem es um nicht viel geht. Wir empfinden in der Nähe des Todes die aller-größte Sicherheit. Deshalb sind viele Soldaten im Krieg in diesem Gefühl der absoluten Sicherheit (das sich steigern kann bis zur Euphorie) in den Tod gerannt.
Unsere Glaubens-Gewissheit hängt damit zusammen, dass es bei dem, woran wir glauben, für uns um viel geht. Es geht letztlich um unser Leben oder Überleben.
JEDE Form von gespürter oder empfundener Gewissheit ist aber "nur" ein Gefühl!
Das sollten wir nicht aus den Augen verlieren.
Und Gefühle haben nun mal etwas sehr "seltsames" an sich: Gefühle sind unmittelbar und bestätigen sich immer selbst. Die Logik unserer Gefühle sagt also:
WEIL ich mich sicher fühle, BIN ich sicher.
Soweit so gut: DAS ist aber falsch!
Im Leben liegt der Irrtum - der Irrtum gehört zum Leben.
Wir können uns jederzeit irren.
So wie all die-jenigen Soldaten sich irrten, die im Gefühl der größten Sicherheit ihr Leben ließen.
Ein GEFÜHL von Sicherheit (oder Gewissheit) ist jedenfalls kein Beweis für die Richtigkeit dessen, um das man sich sicher fühlt!