Was würde euch vom Glauben abbringen?

Was muss geschehen, damit sich Gläubige, also ihr, sich von ihrem Glauben abwenden?

Ich möchte zum schönen Wort "Erkenntnis" greifen.

Ein Glaube jeder Art kann dem Einzelnen Struktur geben. Ich meine es war Volker Pispers, der sagte: "Wenn man weis. wer der Böse ist, dann hat der Tag Struktur." und Recht hat er.
Neben religiösen Ritualen gibt es ja noch vielerlei Möglichkeiten mit wenigen Worten eine krasse, aber klare Aussage über die Sicht auf die Welt zu geben. Mancher versorgt sich moralischen Vorstellungen. Ein anderer will nur das Gefühl haben im großen weiten Universum nicht ganz auf sich allein gestellt zu sein. Andere kanalisieren Ängste oder Wünsche und so kann ein philosophisch angehauchter Gedanke dazu führen, dass dem Existieren eine absolute Sinnfreiheit zu Grunde legt, woran mancher zerbricht aber wodurch mancher auch seinen Horizont erweitert.

Prinzipiell bringt ein Glaube eine gewisse Struktur ins Denken und Sein. Auch wenn mancher dadurch kontrollierbar wird, kann andererseits ein anderer auch Kontrolle über das eigene Leben bekommen.
Ebenso vielfältig ist dann das Eingangs erwähnte Wort zu interpretieren. Glaube kann sich dadurch wandeln, dass die ursprünglichen Motive des Glaubens zwischenzeitlich unnütz geworden sind oder durch andere Glaubensformen abgelöst werden.

Für mich persönlich heißt es konkret, dass ich einen Glaubensgrundsatz genau dann aufgebe, wenn ich merke, dass ich auch ohne ihn über den Tag komme und ohne ihn für mich ganz allein keine Verschlechterung feststelle.

Das Thema Unterscheidet sich wenig von anderen "glaubt ihr oder glaubt ihr nicht"- Themen.

Wenn es einen Gott gibt, warum sollte dieser erlauben das (in seinem Namen) die Menschheit sich zerfleischt? Warum sollte Gott zulassen, dass die Menschheit in völliger Ungleichheit lebt?

Einen Glauben zu haben wäre schön. Denn dann bekommt man Antworten auf all die Fragen, auf die es (noch) keine Antworten gibt. Auch hätte man die "Gewissheit", dass es nach dem Tod doch noch eine Existenz gibt. Ein Glaube ist schon etwas sehr bequemes...

@Negev
Daran anknüpfend will zumindest ich aber auch etwas davon abkommen, dass Glaube ständig mit der Annahme einer Gottesexistenz gleichgesetzt wird.
'Bequem' ist ein gutes Schlagwort und so denke ich direkt an die Philosophie mancher, dass beispielsweise jeder Mensch von Grund auf Böse ist aber auch von dem konträren Glauben mancher an das Gute im Menschen.
Vielleicht ist das etwas weiter weg vom ursprünglich thematisierten Glaubensbegriff, aber mir fallen neben den genannten, noch weitere Dinge ein, an die mancher manchmal einfach gern glauben möchte und wie diese Art von Glaube doch irgendeine gewisse Struktur ins Denken bringt.
Davon kann dann natürlich aber auch wieder abkommen, je nachdem wie das Leben eben so spielt.

@Negev

Negev schrieb: dass die Menschheit in völliger Ungleichheit lebt?

Das Problem ist immer der selbe ?
Sicherlich können wir Gott für vieles verantwortlich machen (warum lässt Gott das alles zu) aber in wirklichkeit eine Welt ohne Leid, Armut, schmerz, ungerechtigkeit können wir uns nicht mal vorstellen, ist das nicht irgendwie komisch ?

Threadkiller2 schrieb:aber in wirklichkeit eine Welt ohne Leid, Armut, schmerz, ungerechtigkeit können wir uns nicht mal vorstellen, ist das nicht irgendwie komisch ?

Das hast du aus Matrix... :D

@Negev

zu glauben sei bequem, denkst du?

Weit gefehlt, wirklich lebendiger Glaube bedeutet nämlich genauer hin zu schaun und eben nicht einfach nur blind an einem Heilsversprechen festzuhalten, von dem uns Andere erzählen!

Er bedeutet genauer hin zu schaun und zu hinterfragen, lebendiger Glaube stellt einen mehr als einmal auf den Prüfstand und es gibt durchaus Erfahrungen, Ereignisse und Fakten, die einen Hier und Da zweifeln lassen, bequem ist das bestimmt nicht, wenn man sich dadurch auch mit den eigenen Abgründen auseinandersetzt!

@DieSache
Ich bin mir ziemlich sicher, dass es harte Arbeit ist, sich nicht vom Glauben abbringen zu lassen und damit alles andere als Bequem.
Bei so vielen Dingen, die gegen einen Glauben sprechen wäre das auch merkwürdig, wenn dem nicht so wäre.

Aber es ist halt in so fern Bequem, weil man am Ende immer eine Art Heilversprechen hat, zu dem man sich hingezogen fühlt, auf das man sich nach den Anstrengungen ausruhen kann.

@rgnf

solange diese Hoffnung dazu führt, dass man ein humanes Leben führt bei dem man seine Mitmenschen achtet, schade dass Religion und damit letzten Endes der Glaube der Menschen oft so pervertiert missbraucht wird, wie es derzeit wieder der Fall ist!

@DieSache
Hab hier noch keinen getroffen der sich letztlich nicht hinter seinen Glauben (oder einem Konstrukt davon) versteckt hätte. Am Ende, wenn die Wissenschaft oder der eigene Horizont keine Antworten liefern kann, steht immer ein Gott.

Man kann sich so manches zusammenreimen. Aber dieses Konstrukt fordert immer noch "glauben" und zurecht heißt das "nichts wissen"...

DieSache schrieb:solange diese Hoffnung dazu führt, dass man ein humanes Leben führt bei dem man seine Mitmenschen achtet

Was die letzten 2000 Jahre grandios gelungen ist...

@Negev

Negev schrieb:Was die letzten 2000 Jahre grandios gelungen ist...

Hört sich so an, als wäre der Mensch erst ab DEM Zeitpunkt auch wirklich Mensch und alles was vor diesem Zeitpunkt liegt, ein Halbaffe, der durch die Savanne streift.

@Micha007
Hab meine Aussage nur auf das Christentum bezogen. Natürlich gilt die Aussage für alle Religionen. @DieSache erhob, soweit ich es verstanden hab, den Anspruch darauf das der (richtige) Glaube den Mensch besser macht. Das ist in der Vergangenheit nicht gelungen und wird auch in der Zukunft nicht gelingen.

Atheisten sind keine besseren/schlechteren Menschen als Gläubige.

Nichts und nochnichtmal das.

@Negev

ich sprach nie von DEM richtigen, den gibt es nämlich so im Grunde nicht, egal welche Konfession man hat, in all den religiösen Schriften sind auch Moral, Ethik und der menschlich anständige Lebenswandel zu finden, sicherlich darf man dabei nie vergessen wann welche entstand und welche sozialen Ungerechtigkeiten die Gründer mit zum Umdenken inspiriert haben und welche Gesellschaftsformen damals und in der jeweiligen Kultur zu finden war. Leider sind wir bis heute noch römisch, imperial geprägt (war ja auch die erste Weltmacht mit globalem Einfluss, wenn man schaut wie groß das Reich einst war!). Ein Anteil der römischen Kultur war aber eben Krieg und schon damals gings im Namen eines Gottes aufs Schlachtfeld, diese kämpferische Natur ist im Menschen tief verwurzelt bis heute...

Mir geht es darum, dass man wenn man an an einen Gott wie den der Abrahamiten glauben will, dass man dann auch aufrichtig in seiner Haltung sich so verhält wie es einem die 10 Gebote zu Grunde legen, dass sich nicht jeder daran hält ok. Aber der, der bewusst dagegen verstößt, der pervertiert die Botschaft, die die Propheten übermittelten!

DieSache schrieb:ich sprach nie von DEM richtigen, den gibt es nämlich so im Grunde nicht, egal welche Konfession man hat,

DieSache schrieb:Mir geht es darum, dass man wenn man an an einen Gott wie den der Abrahamiten glauben will, dass man dann auch aufrichtig in seiner Haltung sich so verhält wie es einem die 10 Gebote zu Grunde legen,

Das widerspricht sich doch... unter der Anname das es nicht den richtigen Glauben gibt, könnte auch der Satanismus als Glaube richtig sein. Gleichzeitig nimmst du die 10 Gebote als Ideal an.

Richtige Erziehung kann meiner Meinung nach mehr bewirken als irgendwelche Regeln. Ein "guter" Mensch merkt, wenn etwas Falsch ist.

@Negev

und woraus stammen humanistische Werte?

Du unterstellst mir ich würde doch von DEM einzig richtigen Glauben ausgehen, weil ich die 10 Gebote explizit erwähne?

Also ein Mensch wird nicht von alleine zur konstruktiv, positiven Lebenseinstellung kommen und Regeln, oder einen Werte-Rahmen benötigt man immer, wenn man miteinander zusammen lebt!

Die 10 Gebote stellen für mich eben so was wie Verhaltensgrundregeln dar, eine der ältesten Richtlinien zum führen eines bewusst anständigen Lebens unter der Ordnung, niemand anderem zu Schaden und momentane Konflikte, wer ist da involviert?

Richtig, noch immer werden Christen, Juden und Moslems gegeneinander aufgebracht, etwas das nicht sein dürfte, wenn man sich tatsächlich auf eine der abrahamitischen Religionen, denen gerade diese 10 Gebote zu Grunde liegen beruft!

@DieSache

DieSache schrieb:Die 10 Gebote stellen für mich eben so was wie Verhaltensgrundregeln dar,

Und das können Eltern - die keiner religiösen Einrichtung angehören - nicht?

@Micha007

wo lest ihr immer nur solche Aussagen raus?

Auch Eltern die keine religiöse Überzeugung haben können notwendige Werte vermitteln, aber ich wollte mit dem was ich schrieb eben auf die Ambivalenz hinweisen bei denen, die sich auf Gott berufen, aber scheinbar nicht verinnerlicht haben was deren religiöse Lehren vermitteln wollen!

@DieSache

Auch Eltern die keine religöse Überzeugung haben können notwendige Werte vermitteln,

Na wozu dann die "10 Gebote"?
Wobei die ersten drei Gebote für nicht religiöse Eltern eh irrelevant sind.

Im übrigen gehören noch weitaus mehr Gebote dazu, um ein "anständiger Mensch" zu werden, als nur diese sieben.

@Micha007

zu glauben, woran auch immer, oder nicht, sollte jedem selbst überlassen sein. Wer denkt Positives aus einem solchen für sich zu ziehen, dann soll er/sie für einen selbst wichtig erscheinende Schlüsse ziehen und sich nach deren Lebens-Spielregeln halten!

Ob und in wie weit man spirituell interessiert ist und man was mit religiösen Lehren anfangen kann ist jedem seine freie Entscheidung. Wenn man ohne spirituelle Lebensführung auskommt, auch ok, gibt genug humanistische Philosophen die sogar manchmal verständlicher daher kommen, als spirituell religiöse Lehren!

Fakt ist wir Alle sind daran beteiligt, wie sich der/die Einzelne entwickelt. Sozialiation spielt sich nicht nur im kleinsten sozialen Verbund (der Familie) ab, sondern Werte werden auch durch die Gesellschaft und den Zeitgeist geprägt!

Die 10 Gebote, nun klar gehört noch mehr dazu um wirklich gut/anständig zu sein im Leben, aber sie sind eben Bestand des Bundes zu Abrahams Gott und wer sie richtig liest und versteht der merkt, es sollten Regeln sein an die man sich in seiner Lebensführung halten sollte, wenn man den Bund ernst nimmt...

Und nur Mal so am Rande, ich mache den Wert eines Mitmenschen nicht davon abhängig, ob er glaubt, oder nicht!

Mein Mann ist auch nicht besonders gläubig und verabscheut Religionen (könnt euch denken wie da teils diskutiert wird ;) )

Ich will und kann keinem vorschreiben wie er/sie leben soll, weder ist meine Überzeugung das Mass aller Dinge, noch will ich behaupten wirklich Alles verstanden zu haben, aber ich halte doch an Werten fest, die aus den abrahamitischen Religionen entstammen, weil sie für mich, wenn aufrichtig gelebt durchaus gute Richtlinien sind!