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Sufismus

330 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Islam, Muslime, Mystik ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Sufismus

19.03.2008 um 22:27
der Sufismus ist ein wunderschöner Glaube, schade, dass diese Diskussionen schon älter sind, aber man kann ja neue führen.
Gibt es unter euch welche, die mit dem Sufismus zu tun haben? Würd mich interessieren.
Ich bin kein direkter Anhänger dieser Glaubensrichtung, ich muss erst noch mehr forschen, aber ich bin eine gewöhnliche, gläubige Muslimin

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Sufismus

20.03.2008 um 00:26
islam hat viel mit sufismus zu tun beides gehört zu sammen, denn saudi araber sind wahhbitn=euro islam =miligöres und co.

wahrer islam hat seine fundamentale auch in sufismus, außer euro islam und wahhbism us das hand in hand geht.

diese beiden euro islam und wahhbismus sind sekten und haben nichts mit wahren Islam zu tun.


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Sufismus

20.03.2008 um 00:53
dr@

Ihre Diagnose scheint mir ungenau zu sein - prüfen sie noch einmal die Messinstrumente ;)

Wahhabitentum und "Euro- Islam" (Was das genau sein soll, hat nicht einmal Bassam Tibi gesagt ...) haben allenfalls gemeinsam, dass sie mit der Tradition teilweise brechen - wobei meiner Meinung nach die Wahhabiya/Salafiya im Prinzip auch nur traditionelle Lehrinhalte wiedergibt - aber unter zu großer Missachtung der Spiritualität.
Die Muslimbrüder (wozu ich im weitesten Mili Görüs rechnen würde, die allerdings auch starke Wurzeln im Sufismus haben) kann man auf keinem Fall mit der Wahhabiya vergleichen, sie lehnen bsp. den Sufismus nicht pauschal ab, sind aber gegen Stillstand ...

na ja langes Thema ;)


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Sufismus

06.05.2008 um 08:20
So ein schönes Thema und 95% Islamspam, hammer.

Ich bin über ein Gedicht auf den Sufismus gestossen. Ich muss sagen Hut hab, sie haben den Buchreligionen einiges voraus.

Zehn Sufi Gedanken entnommen aus, http://www.sufiorder.org/ten_thoughts.html (Archiv-Version vom 28.03.2008) :

I.
There is One God, the Eternal, the Only Being; none exists save He.
The God of the Sufi is the God of every creed, and the God of all. Names make no difference to him. Allah, God, Gott, Dieu, Brahma, or Bhagwan, all these names and more are the names of his God; and yet to him God is beyond the limitation of name

II. There is One Master, the Guiding Spirit of all Souls, Who constantly leads His followers towards the light.

III.
There is One Holy Book, the sacred manuscript of nature, the only scripture which can enlighten the reader.

IV.
There is One Religion, the unswerving progress in the right direction towards the ideal, which fulfills the life's purpose of every soul.

V.
There is One Law, the law of reciprocity, which can be observed by a selfless conscience, together with a sense of awakened justice.

VI.
There is One Brotherhood, the human brotherhood which unites the children of earth indiscriminately in the Brotherhood of God.

VII.
There is One Moral, the love which springs forth from self-denial and blooms in deeds of beneficence.

VIII.
There is One Object of Praise, the beauty which uplifts the heart of its worshippers through all aspects from the seen to the unseen.

IX.
There is One Truth, the true knowledge of our being, within and without, which is the essence of all wisdom.

X.
There is One Path, the annihilation of the false ego in the real, which raises the mortal to immortality, in which resides all perfection.




Was mir besonders auffällt, kein Drohfinger, kein Personenkult, Selbsterkenntnis sind wichtig.

Chapeau!



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Sufismus

06.05.2008 um 12:47
@belenus
Zitat von belenusbelenus schrieb:Was mir besonders auffällt, kein Drohfinger, kein Personenkult, Selbsterkenntnis sind wichtig.
Den Drohfinger als auch Personenkult gibt es auch im Sufismus.

Man darf nicht vergessen, dass die Basis des Sufismus immer noch das Glaubensleben des Muslims bildet (sprich: die Sharia), mit allen Gesetzen und Regeln! Ich frage mich immer wieder wie man darauf kommt, dass der Sufismus nur Friede, Freude und Eierkuchen ist?!?

Keiner, aber wirklich keiner der großen Sufimeister die Geschichte geschrieben haben, war unachtsam der islamischen Normen gegenüber, weder Mevlana Rumi, Jilani, Ghazzali noch sonst irgendjemand. Nein, das höchste Ziel im Sufismus ist nach einigen dieser, die Entfaltung der Glaubenswahrheiten und die Vervollkommnung der Einhaltung der Sunnah des Propheten sav.

Sollen sich die Menschen die solche Behauptungen aufstellen erkundigen, was Mevlana ra. in Bezug auf Scharia, Tariqa und Haqqiqa sagte.

"Die Scharia gibt dem Menschen die Grundlage, und die Erfüllung seiner Bestimmung erreicht er durch Tarika. Sharî‘a führt zur Ka‘ba, dem Hause des Herrn, Tarîka führt zum Herrn des Hauses. Die ständig notwendige Erneuerung des Verständnisses der offenbarten und überlieferten Scharia erfordert Verstand und Intelligenz, aber auch Demut und oft auch eine Portion Mut. Der Gläubige ist weise, unterscheidend, verstehend, verständig (Mevlana, Fihi ma Fihi)"

Quelle: http://www.mevlana.ch


Selbst der im Westen verbreitete Jarrahi Orden vertritt nicht so eine Vorstellung.

Ohne gelebten Islam (Scharia), keinen originalen Sufismus....! Vielleicht eher wischiwaschi oder Esoterik-Sufismus, was eher in den Abgrund führt, als zu Gott...


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Sufismus

06.05.2008 um 13:16
Auch wenn jemand sich den Sufis oder einem Sufi-Meister anschliesst, wird er oder sie nicht darumhinkommen, an sich selber zu arbeiten. Auch unter den Sufi-Adepten gibt es Extremisten und einfach stinkfaule oder Heuchler.
Es gibt nach meiner Ansicht immer nur wenige, die wirklich zu einer höheren Wahrheit gelangen, darunter gab es etliche Sufi-Meister.
Wie weit diese Wege heute noch authentisch sind, muss ein jeder für sich selbst prüfen, der sich für eine Führung in diesem Weg interessiert.
Selbst die literarisch überlieferten Lehrern können uns vieles auf so besondere Art lehren, wie ich es sonst selten finde. Im Christentum gibt es auch einige Weisheitslehrer oder Heilige, die ich von ihrer Herzensausrichtung als Sufis bezeichnen würde-ihr Herz ist weit offen.

Wer für sich beansprucht, zu wissen, wer oder was die Propheten oder der Prophet Muhammed saws. ist oder war oder was die 'wirklichen' Sufis, also Heilige oder Gottesfreunde sind oder waren, der muss schon selbst einer sein.

Ansonsten gibt es wie immer, Angehörige, Sympathisanten oder Gegener eines Weges.

Jedenfalls bieten auch die ausgeflipptesten Dervische einen schönen Ausgleich zu den Gesichtern vieler 'strenger Muslime', die von sich glauben, dass sie absolut auf dem richtigen Weg sind. Ein Sufi-Adept wird seine Wahrheit doch eher etwas relativieren und in einen Gesamtzusammenhang setzten.

Mir sind jedenfalls koranschwingende Hosenhochkrempler-Salafis zumeist ziemlich zuwieder. Aber vielleicht ist das ja Geschmacksache :)
(Noch gibt es ja hier keine offizielle Religionspolizei)


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Sufismus

06.05.2008 um 13:23
@bism

Ein sog. Meister wird auch an bestimmte Kriterien gemessen. Dazu gehört zu allererst die Einhaltung der Sharia und die Vervollkommnung der Sunnah.


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Sufismus

06.05.2008 um 13:33
Leider ist das Wort Sharia oder Djihad heute besetzt und erzeugt Widerwillen und Brechreiz, was mir nur zu verständlich ist bei den Vorbildern von Staatsislam in Saudi oder wahnsinnigen Talibanis.
Aber es ist richitig darauf hinzuweisen, dass alle grossen Sufi-Sheikhs ihre Basis auf göttlichem Gesetzt, das bedeutet ja Sharia, und Djihad, also persönlicher Anstrengung und Behmühung auf dem Weg, haben und hatten.
Nur werden wir nicht verstehen, wie sie wirklich damit umgingen, solange wir nicht ihren Wegen folgen. Und sie sind die wirklichen Nachfolger der Propheten. Diejenigen, die uns seit der Zeit des letzten Propheten zu unserer Anleitung zur Seite stehen.
Sie vereinbaren inneres und äusseres Wissen zu einer zeitgemässen, lebbaren Form des Islam, ohne jemals von den Grundfesten der Tradition abzuweichen.


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Sufismus

06.05.2008 um 13:35
moin!

Ohne gelebten Islam (Scharia), keinen originalen Sufismus....! Vielleicht eher wischiwaschi oder Esoterik-Sufismus, was eher in den Abgrund führt, als zu Gott...

... sprachs und verschwand wieder hinter seinem heiligenschein.

das bedeutet also daß alle mir bekannte muslime wischiwaschi-esoterik betreiben sobald sie sich mit sufismus beschäftigen ohne die scharia -wortwörtlich ausgelegt- zu leben?

mein eindruck ist eher der, daß fundamentalisten nicht grade zu den "üblichen" sufis gehören - ganz im gegenteil!

analog dazu wäre also auch christliche esoterik ein direkter weg in den abgrund (und weg von gott) solange man sich nicht strikt an die 10 gebote, oder sogar an das hält, was im alten tastament steht?

hahnebüchenes und dogmatisches passen wirklich hervorragend zusammen, findet ihr nich auch?

gruß
A


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Sufismus

06.05.2008 um 13:39
Das Ziel des Sufi ist die Vereinigung mit dem Geliebten (Gott). Diese Vereinigung wird als ein Zustand der Reinheit, der Ganzheit oder der Vollkommenheit beschrieben. Um das zu erreichen, muß das Ego, der eigenmächtige Trieb (nafs), bekämpft und überwunden werden.

Irgendwie hört sich das gar nicht so toll an.
Ich behalte lieber mein Ego und existiere als Individuum in Gottes Reich.

Schliesslich ist jedes Lebewesen etwas Einzigartiges. Warum sollte man dann sein Ego und seine Persönlichkeit aufgeben?


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Sufismus

06.05.2008 um 13:44
Irgendwie hört sich das gar nicht so toll an.
Ich behalte lieber mein Ego und existiere als Individuum in Gottes Reich.

Schliesslich ist jedes Lebewesen etwas Einzigartiges. Warum sollte man dann sein Ego und seine Persönlichkeit aufgeben?


um sein wahres ich zu erkennen?
um all das abzulegen, von dem man nur dachte das wäre man selber?
um sich dem göttlichen zu öffnen und dadurch teil von etwas zu werden, daß größer ist als unser kleines, selbstsüchtiges ego?


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Sufismus

06.05.2008 um 13:45
@kurvenkrieger
Zitat von kurvenkriegerkurvenkrieger schrieb:das bedeutet also daß alle mir bekannte muslime wischiwaschi-esoterik betreiben sobald sie sich mit sufismus beschäftigen ohne die scharia -wortwörtlich ausgelegt- zu leben?
Deswegen verwies ich auf diejenigen Mystiker, die den Sufismus getragen haben.
Keiner dieser vertrat die Ansicht, dass der Sufismus ohne Scharia geben würde.
Bei einigen heutigen Esoterik Sufis mag das vielleicht der Fall sein.
Aber Mevlana und Co., vertraten nicht solche Ansichten...

Es geht nicht um meine persönliche Meinung, sondern ich stütze mich dabei auf Personen die Sufi-Geschichte schrieben...


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Sufismus

06.05.2008 um 13:52
@bism
Zitat von bism_7_8_6bism_7_8_6 schrieb:Aber es ist richitig darauf hinzuweisen, dass alle grossen Sufi-Sheikhs ihre Basis auf göttlichem Gesetzt, das bedeutet ja Sharia, und Djihad, also persönlicher Anstrengung und Behmühung auf dem Weg, haben und hatten.
Jaaa, deswegen habe ich schon fast gezögert das zu erwähnen, weil die meisten leider ein falsches Bild von diesem Begriff (Scharia) haben. VIele verstehen darunter nur die Strafen....


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Sufismus

06.05.2008 um 14:01
Jaaa, deswegen habe ich schon fast gezögert das zu erwähnen, weil die meisten leider ein falsches Bild von diesem Begriff (Scharia) haben. VIele verstehen darunter nur die Strafen....

moin Freestyler!

ja, muß ich zugeben - mir war das jetzt auch nich so klar, daher der etwas übers ziel hinaus geschossener einwand...

gruß
A.


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Sufismus

06.05.2008 um 14:10
@kurvenkrieger

Scharia ist grob formuliert: Ethik, Gebet, Jenseit, Tugendhaftigkeit, Rechte und Pflichten Gott gegenüber, einem selbst und den Menschen gegenüber. Ein kleiner Teil ist die Sache des Staates...


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Sufismus

06.05.2008 um 14:14
Äusserliches Glaubensbekenntnis-innere Realität des Glaubensbekenntnisses-da besteht zumeist grosse Diskrepanz.
Ich möchte auf eine demütige Haltung hinweisen, ein gesundes Selbstvertrauen ist ja gut, doch kann man als bekennender Muslim nicht davon ausgehen, dass man dadurch einfach 'auf der sicheren Seite steht'. Diese Haltung kenne ich von etlichen Muslimen, das sehe ich als Arroganz an.
Bei den Dervishen erwarte ich da eine etwas andere Ausrichtung.


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Sufismus

06.05.2008 um 14:28
@bism
Zitat von bism_7_8_6bism_7_8_6 schrieb:Äusserliches Glaubensbekenntnis-innere Realität des Glaubensbekenntnisses-da besteht zumeist grosse Diskrepanz.
Ich möchte auf eine demütige Haltung hinweisen, ein gesundes Selbstvertrauen ist ja gut, doch kann man als bekennender Muslim nicht davon ausgehen, dass man dadurch einfach 'auf der sicheren Seite steht'. Diese Haltung kenne ich von etlichen Muslimen, das sehe ich als Arroganz an.
Ja, das würde ich guten gewissens unterstreichen. Aber die Anerkennung bzw. Bestätigung eines Muslim mit dem Herzen könnte ausreichen. Jedoch birgt das seine Gefahren mit sich! Glauben und gute Werke tun. Weiterhin nicht die guten Taten vollbringen für einen selbst, sondern nur allein um Gottes Wohlgefallen (ikhlas) zu erlangen...

In einer Überlieferung wird sinngemäß folgendes gesagt:
"Alle Menschen werden zu Grunde gehen außer den Wissenden und auch die Wissenden gehen zu Grunde außer denen, die nach diesem Wissen handeln, und auch diese werden zu Grunde gehen außer den Wahrhaftigen (Mukhlisuun), und diese sind in großer Gefahr."


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Sufismus

06.05.2008 um 14:30
moin!

so wie ihr hier die scharia verkauft, könnte ich mir diese ebenso auch bei den christen vorstellen, die nichts auf die bibel geben.
grade diese reduktion aufs wesentliche kommt ohne dogmen aus und fordert den gläubigen stattdessen auf an seinem verhältnis zu gott zu arbeiten.

das ist mir schwer sympatisch. :)

gruß
A


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Sufismus

06.05.2008 um 14:36
Weiterhin nicht die guten Taten vollbringen für einen selbst, sondern nur allein um Gottes Wohlgefallen (ikhlas) zu erlangen..

was mich wieder an eine aussage der bibel erinnert.
sinngemäß wird da ähnliches formuliert (den genauen wortlaut hab ich nich parat):

strebt nicht nach anerkennung der menschen, sondern ausschließlich nach der von gott.


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Sufismus

06.05.2008 um 14:43
@kurvenkrieger
Zitat von kurvenkriegerkurvenkrieger schrieb:so wie ihr hier die scharia verkauft, könnte ich mir diese ebenso auch bei den christen vorstellen, die nichts auf die bibel geben.
grade diese reduktion aufs wesentliche kommt ohne dogmen aus und fordert den gläubigen stattdessen auf an seinem verhältnis zu gott zu arbeiten.
Das darf man nicht falsch verstehen. Die Scharia baut auf Koran und Sunnah auf, es
Die Sunnah des Propheten sav. ist meiner Meinung nach die beste Anleitung dafür tugendhaftes Verhalten zu erlernen und natürlich auch die beste Anleitung dafür ein strukturiertes Glaubensleben zu haben.

"Die Scharia wird oft als "offenbartes Gesetz" verstanden. In Tat und Wahrheit handelt es sich aber nicht um eine Gesetzessammlung, sondern um ein Kompendium von Rechtsprinzipien, aufgrund denen Gesetze formuliert werden können. Die Scharia ist die Rechtsgrundlage für die Gesetzgebung der islamischen Tradition: ein soziales und gesetzgeberisches Werk, das durch verschiedene islamische Schulen ausgebaut und beschrieben wurde. Sie basiert auf den Aussagen des Korans und der Sunna und zieht daraus Schlüsse für ein rechtschaffenes Verhalten im gesellschaftlichen Leben. Sharî‘a bedeutet wörtlich "Strasse, die zum lebensnotwendigen Wasser in der Wüste führt", denn in der Wüste ist es für jedermann notwendig, dem wohlausgetretenen Pfad zu folgen, um nicht umzukommen. Die daraus abgeleiteten Gebote und Verbote, die Gott dem Menschen auferlegt hat, sind da, damit er - an ihnen entlang gehend und ihnen nachdenkend - seinen Schöpfer kennenlernt. Die Fähigkeit, Gebote und Verbote einzuhalten, unterscheidet den Menschen vom Tier. Insofern ist die Scharia der Schlüssel zum Menschsein. Wer allein seinen Trieben folgt und nur das tun will, was gerade für ihn gefühlsmässig "stimmt", der bleibt - vermeintlich in Freiheit - verhaftet im Gefängnis des eigenen Wohlbefindens und des Mit-sich-selbst-beschäftigt-seins. Kranke Menschen, die ja gerade durch ihre Krankheit dazu gezwungen werden, sich mit sich selbst zu beschäftigen, werden von den meisten Pflichten der Scharia entlastet.

Einen Weg gehen, der nicht nur gerade die eigenen Bedürfnisse und momentanen Gefühle befriedigt, bedingt eine Anstrengung. Auf allen Wegen, die in heiligen Büchern empfohlen werden, wird vom Menschen eine Anstrengung gefordert. Diese Anstrengung soll ihm ermöglichen, auf dem schmalen aber geraden Weg zu gehen. Das arabische Wort für dieses "Gehen auf dem schmalen Pfad" ist Tarîka. Tarika ist kein Katzbuckeln in der Angst vor Strafpunkten; nein, es ist ein aufrechtes Gehen inmitten unserer modernen Gesellschaft - es ist ein "aufrichtiges" Gehen. Tarika ist weit mehr als das Einhalten der Scharia, die - mit der Änderung der Welt - ohnehin immer wieder neu zu interpretieren ist. Aber: ohne Scharia gibt es keine Tarika, denn der enge Pfad leitet sich von der breiten Strasse ab. Die Scharia gibt dem Menschen die Grundlage, und die Erfüllung seiner Bestimmung erreicht er durch Tarika. Sharî‘a führt zur Ka‘ba, dem Hause des Herrn, Tarîka führt zum Herrn des Hauses. Die ständig notwendige Erneuerung des Verständnisses der offenbarten und überlieferten Scharia erfordert Verstand und Intelligenz, aber auch Demut und oft auch eine Portion Mut. Der Gläubige ist weise, unterscheidend, verstehend, verständig (Mevlana, Fihi ma Fihi). Wo der Mensch mit seinen Fähigkeiten an die Grenzen stosst, soll und kann er auf Gott vertrauen. "

http://www.mevlana.ch


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