Ohne Religion keine Zivilisation?

Forschungswahn und ethisch, moralische Werte ist ein gutes Stichwort. Ist das die Aufgabe der Religion in der Zukunft?

Ich sehe die Krise der Religionen immer mehr als Bedrohung für die Zivilisation. Sind wir zu tolerant zu den Religionen oder eher zu intolerant?

hödur schrieb:Braucht Zivilisation einen Gott?

ich denke nicht, zumindest rein technisch nicht. um ein optimales miteinander zu erreichen muss man nicht an gott glauben und man braucht auch keine religion, die einem vorgibt, was gut und was böse ist. es reicht die erkenntnis, dass dinge wie mord, diebstahl und falschheit(also meist dinge, die die religionen auch verurteilen) einem guten miteinander letztendlich und langfistig nicht dienlich sind. diese erkenntnis stellt sich bei den meisten menschen aber nur sehr schleppend von selbst ein. in diesem sinne wäre religion als wertekatalog sicher sinnvoll aber da ich nicht an gott glaube und mir bestimmte werte anerzogen wurden denke ich nicht, das es grundsätzlich religion braucht.

Gegen Religion ist in Ihrem Grundsatz nichts zu sagen.
Aber gegen machtgeile Menschen, die Religionen benutzen um Menschen in die von Ihnen gewünschten Bahnen zu lenken, und diese nebenbei noch mit Dogmen bombadieren.
Religionen haben Kulturen erschaffen, und die selbsternannten religiösen Führer haben Sie wieder zerstört.

Wer die Naturwissenschaften zur Religion erhebt, und dies ist leider bei dem Großteil der westlichen Bevölkerung der Fall, sollte sich im Klaren sein, dass das was die Wissenschaft heute als gültig und erforscht preist, morgen Sie wieder wiederruft.
Was auch ganz im Sinne der Evolution so sein muß. Die Wissenschaft allerdings durch religiöse Dogmen auszubremsen ist nicht die Lösung.
Der Mensch erforscht die Materie... warum nicht.
Der Mensch findet durch die Erforschung der Materie zurück zum Geist... warum nicht.

Religion war seit Jahrtausenden eine Säule der Zivilisation. Laufen wir nicht Gefahr das uns alles um die Ohren fliegt wenn wir Gläubige als Rückständige bezeichnen und Ihren Glauben ins lächerliche ziehen.
Warum ist es so schwer ein friedliches Nebeneinander zu erreichen?

hödur schrieb:Laufen wir nicht Gefahr das uns alles um die Ohren fliegt wenn wir Gläubige als Rückständige bezeichnen und Ihren Glauben ins lächerliche ziehen.

was könnte passieren?

... naja sieh dir z.B. die Entwicklung in Amerika an --> christlicher Fundamentalismus oder nimm den islamischen Fundamentalismus... das wird sich in der Zukunft noch ganz gewaltig aufschaukeln.
Muss es nicht in unserem Interesse sein die gemäßigten Kräfte in den Religionen zu unterstützen um ein Abtriften in den Radikalismus zu verhindern.

Fakt ist doch, dass sich seit der Zeit der Kreuzzüge wenig in den Motiven für die Kriege und den Terrorismus geändert hat. Religion spielt dabei immer eine wichtige Rolle. Ich denke wir tuen uns da keinen Gefallen das zu ignorieren. Die Überwindung der Religionskonflikte ist nach meiner Meinung eine zentrale Aufgabe in der Gegenwart. Religon ist nach wie vor ein ernst zunehmender Machtfaktor.
Religion lässt sich einfach wunderbar instrumentalisieren... es ist und war immer ein perfektes Mittel um die Massen zu mobilisieren.

aber sie werden doch nicht radikal, weil man ihren glauben lächerlich macht, oder sie als rückständig bezeichnet. für aufmerksamkeit sprengen die sich in bagdad nicht in die luft.

AMR schrieb:aber sie werden doch nicht radikal, weil man ihren glauben lächerlich macht, oder sie als rückständig bezeichnet. für aufmerksamkeit sprengen die sich in bagdad nicht in die luft.

bezog sich auf diesen post:

hödur schrieb:... naja sieh dir z.B. die Entwicklung in Amerika an --> christlicher Fundamentalismus oder nimm den islamischen Fundamentalismus... das wird sich in der Zukunft noch ganz gewaltig aufschaukeln.
Muss es nicht in unserem Interesse sein die gemäßigten Kräfte in den Religionen zu unterstützen um ein Abtriften in den Radikalismus zu verhindern.

jetzt zum nächsten:

hödur schrieb:Religion lässt sich einfach wunderbar instrumentalisieren... es ist und war immer ein perfektes Mittel um die Massen zu mobilisieren.

eben, deswegen würden die regierungen aller staaten gut daran tuen den einfluss ihrer kirchen auf ein minimum zu beschränken

Stolz auf die eigene Kultur und damit auch auf den eigenen Glauben ist ein Grund. Wenn seit Jahrhunderten gewachsene Moralvorstellungen als falsch bezeichnet werden regt das natürlich zum Widerstand.
Es ist die Toleranz die fehlt... auf allen Seiten.

@AMR

"eben, deswegen würden die regierungen aller staaten gut daran tuen den einfluss ihrer kirchen auf ein minimum zu beschränken"

... und wie soll das funktionieren? Das haben schon die römischen Kaiser erfolglos versucht. Der Vatikan z.B. ist heute eine der mächtigsten Institutionen der Welt... mit Anhängern in aller Welt. Religion ist grenzüberschreitend... und was ist mit Staaten wie dem Iran?

...nimm z.B. diese Disukussion:
Der Koran hat Recht, die Bibel nicht---> Der Koran hat Recht, die Bibel nicht? ... diese Diskussion zieht sich nunmehr über endlose 480 Seiten... und es werden noch 4000 werden. Ein gutes Spiegelbild unserer heutigen Probleme.
...wie soll man darüber denken?

@hödur

hödur schrieb:Es ist die Toleranz die fehlt... auf allen Seiten.

tollerieren kann man religion, solange sie niemandem schadet und das funktioniert in deutschland doch oder?

hödur schrieb:und wie soll das funktionieren? Das haben schon die römischen Kaiser erfolglos versucht. Der Vatikan z.B. ist heute eine der mächtigsten Institutionen der Welt... mit Anhängern in aller Welt. Religion ist grenzüberschreitend... und was ist mit Staaten wie dem Iran?

ich will da garnicht auf so extreme beispiele wie den iran kommen, denn da handelt es sich ja ganz klar um eine eskalation.

betrachtet man deutschland, wäre es zum beispiel mal an der zeit, den einfluss der kirche dinge wie die stammzellenforschung bzw. die forschung allgemein zu korrigieren. da lässt man bischöfe reden(in talkshows auf ard und zdf wohlgemerkt), deren wissen über die genauen vorgänge in der stammzellenforschung bestenfalls als unzureichend bezeichnet werden kann, diskutiert dann aber wegen genau diesen leuten und wegen der kirche, die sie vertreten darübber, mob man die forschung weiterführen sollte oder nicht. dabei dürfte es eigentlich keine frage sein, da es hier um die leben von kranken menschen geht, die im gegensatz zu den zellen WIRKLICH leiden und durch die forschung gerettet werden könnten. aber man diskutiert lieber weiter mit kirchenvertretern und sieht zu, wie der wissenschaftliche vorsprung, den man sich hätte erarbeiten können flöten geht.

hödur schrieb:...nimm z.B. diese Disukussion:
Der Koran hat Recht, die Bibel nicht---> Der Koran hat Recht, die Bibel nicht? ... diese Diskussion zieht sich nunmehr über endlose 480 Seiten... und es werden noch 4000 werden. Ein gutes Spiegelbild unserer heutigen Probleme.
...wie soll man darüber denken?

ich muss gestehen, dass ich diese diskussion kam verfolgt habe, aber was soll man schon dazu sagen? das einzige, was man dort findet sind doch argumente beider seiten, die den glauben der jeweils anderen auf welche art und weise auch immer diffamieren.

aus meiner sicht ein eigentor für alle gottesgläubigen aber sonst nicht besonders interessant.

...

oder etwas anderes: der ein oder andere könnte das buch "Wo bitte geht's hier zu Gott"
kennen, welches wegen antisemitischer inhalte auf den index kommen sollte. komischerweise wurde die frau ministerin erst auf das buch aufmerksam, als ich christliche und nicht jüdische vertreter an sie wandten.

wer das buch gelesen hat weis, das nicht gerade zimperlich mit den religionen umgegangen wird, aber auf den index gehört das teil keinen fall. sieht für mich eben stark nach einflussnahme der kirche auf eine partei(CDU) aus.

Wenn wir uns jetzt mal mit Religion beschäftigen, so ganz allgemein, dann fällt als ertes, noch vor dem Verhaltenskodex das Ritual auf, und dem symbolischen Gehalt der meisten Rituale verschiedener Religionen nach, scheint das ganze auf eine ekstatische Auflösung des Egos abzuzielen, quasi eine Affektive Versöhnung mit unseren Trieben, die, gesellschaftlich bedingt, nicht mehr auslebbar sind (kein Affe würde 8 Stunden am Fließband stehen, wenn er keine Lust mehr hat, geht er weg).
Daher ist Religion tatsächlich notwendig für das Glücklichsein in der patriarchalisch-autoritäre Zivilisation, und damit auch für den erhalt derselben.
Aber die patriarchalisch-autoritäre Zivilisation ist nicht die einzige für Menschen mögliche!

Deswegen gibts jetzt auch soviele Depressive, Manische und andere, der Druck des Systems wird zu hart spürbar...

religion ist aber nicht der einzige weg zum "Glücklichsein".