Hat Gott seine Schöpfung vergessen?

Immer wieder stellen sich Gläubige die Frage, warum läßt Gott das Böse zu?

Findige Religionsstifter haben darauf die verschiedensten Antworten parat und somit eine Entschuldigung für den lieben Gott.

Als Atheist, der selbst mal "gläubig" war, interessiert mich die Frage, wie unsere religiösen Hardliner hier die Sache sehen.

Ich erlaube mir die These von Epikur (341-271 v. u. Z.) zu Grunde zu legen, die besagt:

Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht, oder er könnte es, will es aber nicht. Kann er es nicht beseitigen, ist er demnach nicht allmächtig, will er es aber nicht, ist er nicht gut.

Eine besonders prekäre Gewichtung bekommt letztere Vermutung (das Gott nicht gut ist), die durch das AT, die Worte Jesu und die Offenbarung sogar problemlos geführt werden kann.

Meine Freage wäre jetzt:
Hat die Religion (im speziellen Fall die Christenheit) ein falsches Bild von Gott?
Ist unter diesen Umständen die Bibel möglicherweise falsch?
Und: Wenn Gott nicht gut ist, ist Satan dann doch ein "Engel des Lichts"? Schließlich verdanken wir ihm wenigstens den freien Willen....

@darknemesis
Die Christen sagen doch immer, dass Gott sich nicht in die Belange der Menschheit einmischt. So weit so gut, aber warum beten die Menschen dann überhaupt, wenn er sich sowieso nicht einmischt? Ist doch dann witzlos. Wenn ich weiß, dass mir eine Person aus Prinzip nicht hilft, warum erbitte ich dann Hilfe? Vielleicht kann mir das mal einer erklären. Versteh ich so nicht.

@darknemesis

Ohne ein Hardliner zu sein antworte ich Dir folgendermassen:

Ein permanentes direktes eingreifen Gottes widerspricht dem Konzept des freien Willens total. Würde er ständig korrogierend eingreifen, wäre 1984 wie eine Gute Nacht Geschichte zu lesen, nicht einmal annähernd schlimm wäre diese Vorstellung, wie sie Orwell aufgreift. Es wäre ja auch die totale Gedankenkontrolle. Die Ursache für das Böse ist bei den Menschen zu suchen, das macht auch Jesus deutlich. Es liegt also an uns, täglich für eine bessere Welt einzustehen.

@Lug

Er greift nicht permanent und vor allem nicht planlos ein. Die Frage ist wohl eher, wieso ist man mit den kleinen Eingriffen und Zeichen nicht zufrieden und erwartet immer die allergrössten Wunder? Gottes Reich ist nicht von dieser Welt. Da läuft vieles auf einer anderen Ebene ab aals der Unseren.

@darknemesis

Nachtrag: Und wo greift denn Luzifer wegweisend ein?

@Fuchs76

In 1. Joh. 5:19 wird gesagt: Wir wissen, daß wir von Gott stammen, aber die ganze Welt liegt in der [Macht] dessen, der böse ist

Wenn wir jetzt von Gott stammen, warum läßt er zu, das Milliarden seiner Geschöpfe leiden? Wie du jetzt auf Gedankenkontrolle kommst, weiß ich nicht (wobei das im Kontext zur Religion sehr nahe liegend ist) aber das Gott kein Fan von unserem freien Willen war, ist ja kein Geheimnis. Doch was ist mit der Ankündigung über die Segnungen durch sein Königreich??? Damit könnte er ja helfen (Off. 21:3,4). Er macht es aber nicht....


@Lug
Versteh ich auch nicht ganz, aber der klevere Klerus hat sich dabei was gedacht! Aber die Antwort überlasse ich mal den Fanatikern hier.... ;)

@Fuchs76
Bisher hab ich immer gehört, dass er überhaupt nicht eingreift. Wäre doch auch unfair, wenn er nur manchen Menschen hilft oder nicht? Oder hilft er nur bei den kleinen Dingen und lässt die schlimmen Dinge durchgehen, was ja wiederrum etwas pervers wäre.

@darknemesis
naja... jeder hat doch seinen freien Willen... und Gott greift da nicht ein... denn dann wäre ja der Wille nicht mehr frei...

Gott schenkt uns diese schöne Welt... und wenn wir sie uns zur Hölle machen, dann war das unser freier Wille! ;)

Und wenn wir durch diese Hölle umkommen, dann entscheidet sich doch ob man in den Himmel oder ins Fegefeuer kommt! :D

Qurans Kapite 13, Ver 11:

"Gewiss, Allah verändert die Lage eines Volkes nicht, solange sie sich nicht selbst innerlich verändern."

@darknemesis

Einzelne Bibelstellen als Beleg für eine Meinung zu nehmen, entschuldige bitte, hat für mich etwas von den Zeugen Jehovas. Willst Du jetzt Zitate hin und her werfen? Ich kann Dir nur meinen Gesamteindruck schildern. Und das ständige eingreifen Gottes wäre ja die totale Gedankenkontrolle, das ist für mich absolut logisch.

Wenn man jede einzelne Bibelstelle für sich alleine betrachtet, müsste ich mir schon beide Augen ausgerissen haben und meine beiden Hände abgehackt haben, wobei ich erst mal nur eine problemlos vom Unterarm trennen könnte :).

@Fuchs76

1. Mose 3 schildert ja den Sündenfall. Satan konnte es nicht mit ansehen, wie Adam & Eva für JHWH wie willenlose Zombies den Haustier-Job erfüllten. Die Grundlage für die Befreiung durch Satan legte JHWH ja selbst, als er diesen dusseligen Baum in Eden aufstellte - und unbewacht ließ! Satan nutzte die Gunst der Stunde und befreite die Menschen durch die Gabe des freien Willen, was JHWH nun so gar nicht schmeckte. JHWH führte daraufhin den Tot ein, Schmerzen und Elend. Also ist JHWH - der Gott der Bibel - der Stifter von Leid, Elend und Tot. Wäre er nämlich so "liebevoll" wie die Bibel sagt (Paulus z. B. sagte, die Liebe deckt alle Sündne zu) hätte er Adam und Eva vergeben und sie weiter so gelassen, wie er sie erschuf. Das konnte der Gott der beleidigten Leberwurst aber nicht auf sich sitzen lassen und so kam das Verderben in die Welt.

Darum kann man Satan getrost als Engel des Lichts bezeichnen, weil er nichts damit zu tun hat. Er hat Adam und Eva lediglich befreit....

@Lug

Bete für die rchtigen Dinge, zum Beispiel (achtung, ich bin kein Katholik) dass sein Liebesplan, den er für Dich bereithält, zum tragen kommt.

Gegenfrage: Wie könnte er verhindern, dass sich die Sunniten und Schiiten gegenseitig umbringen im Irak? Was müsste konkret passieren, um das zu vermeiden?

Genau für solche Fragen existiert ein Gott überhaupt.
Wenn mal ne Weile alles glatt läuft - denkt man dann "Gott gibt auf mich Acht"?
Nein. Nur wenn was schlecht läuft, denkt man "So kann ein Gott nicht sein..."

Hier mal eine Geschichte für euch - vllt bringt sie euch ein Stück weiter:

Eines Nachts hatte ich einen Traum: Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn. Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten, Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben. Und jedesmal sah ich zwei Fußspuren im Sand, meine eigene und die meines Herrn.

Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte, daß an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens.

Besorgt fragte ich den Herrn: „Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, daß in den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?"

Da antwortete er: „Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen."

@darknemesis

Ja klar... Du hast also Theologie studiert?

@The_Styx

Steht diese Ansicht in krassem Gegensatz zu dem, was Jesus predigte? Hat er nicht gesagt, das Reich Gottes würde die Menschheit befreien? Und das Gott unser freier Wille zu wider ist, ist kein Geheimnis. Ab da ging es nämlich mit der Menschheit bergab. JHWH haßte ALLE Menschen - obwohl nur Adam & Eva sündigten, nein, er verdammte die gesamte, zu dem Zeitpunkt noch ungeborene Menschheit!

@Fuchs76

Gut, dann werde ich mal längere Passagen anführen... Ist ja nicht so, das wir nur einige Stellen bräuchten, die Bibel ist ja voll davon. Um es mit den Worten der ZJ zu sagen: Das Thema "Königreich Gottes" zeht sich wie ein rotes Band von 1. Mose bis Offenbarung durch die Bibel.... Wir werden aus den 66 Büchern schon was rauskitzeln, was dich anspricht - auch ohne Selbstverstümmelung... ;)

@Fuchs76

Nein, ich war fast 30 Jahre ZJ, das sollte reichen... :)

Mein eigenes Leben kommt mir schon mal nicht als Verdammnis vor. Was aber brutal ist, dass in der gleichen Zeit während wir hier im Luxus schwelgen und schreiben, dutzende Menschen verhungern. Was ist jetzt naheliegender, dass Gott Manna vom Himmel regnen lässt oder dass wir uns kurzerhand kurzschliessen und beschliessen etwas für das Überleben der Hungernden zu tun?

Das Leben ist kein Pustekuchen Leute.
Ihr könnt doch nicht wirklich glauben, dass euch da oben einer an den Schnüren hält und euer Leben führt - und dabei alles ins positive wanken lässt. Wie würden wir das positive erkennen wenn es kein negativ gäbe?

Wenn es einen Gott gibt, wollte er dass wir uns selbst finden und dies können wir nur, wenn wir Handlungen und Taten selbst ausführen. Wenn irgendwann der Atomkrieg ausbricht, sollten wir uns nicht fragen "Warum lässt ein Gott das zu" - sondern - "Warum leben die Menschen nicht nach den Geboten?"

Du sollst nicht lügen/töten/begehren deines nächsten xyz/ehebrechen/..

Nichts davon wird eingehalten. Absolut gar nichts.
Wenn man sich nicht an die Glaubensgrundsätze hält, wie kann man dann darauf bestehn Hilfe zu bekommen?

@darknemesis

Dann erklärt sich aber Deine gänzliche Aversion vom psychologischen Standpunkt aus von alleine. Wenn Dir jetzt Luzifer plötzlich als hehre Lichtgestalt vorkommt, kommst Du vom Regen in die Traufe. Du fällst von einem Extrem ins Andere. Die Wahrheit liegt aber irgendwo dazwischen...

@Fuchs76

Ist es nicht das, was das Königreich vollbringen soll? Dem Leid der menschen ein Ende zu setzen? Richtig! Aber nur für die, denen Gott gnädig ist! Also werden auch durch Gottes Königreich die Menschen nicht alle gerettet (wie immer man das jetzt interpretieren mag...)

Also, warum sollen wir für etwas geradestehen, was der ALLMÄCHTIGE Gott zu verantworten hat? Ich hab Adam und Eva schleißlich nicht aus dem Paradies vertrieben, oder etwa du?

@darknemesis
ich hab nur versucht, dass so wieder zu geben, wie es mir meine Tante einst versucht hat zu erklären... :D ...Die hat so ein Theologiezeugs Studiert...
Ich bin eher ein Fan der Naturvölker und deren Auffassung von Gott und der Welt...

@belphega

Das Schöne ist ja, dass man trotzdem noch Hilfe erfährt. Das nennt sich dann Gnade...

@Fuchs76
Und das ist ja meine Frage. Greift Gott nun ein oder nicht? Wenn er überhaupt nicht eingreift, verstehe ich halt nicht, warum Menschen beten und etwas von ihm wollen. Er fühlt sich bestimmt geschmeichelt, wenn man an ihn denkt, aber dann ist doch das beten (verbunden mit Wunsch nach Hilfe) schwachsinnig. Darum geht es mir.