Warum soll man moralisch handeln?

Wenn ich da mal von mir ausgehen darf ? !

Moral (Sittlichkeit) und Ethik sind für mich wichtige Grundpfeiler humanitären Handelns, ich will sie unbehaftet vom Dogma religiöser Überzeugungen sehen, da sie für mich eigenständige Begriffe sind um ein Regelwerk zu formulieren wie sich Menschen verhalten sollten !

Warum man nun moralisch handeln sollte, nun wenn man sieht wohin uns der Mangel an Achtung vor dem Gegenüber und dem anderen Mitgeschöpf geführt hat, welche Probleme aus unmoralischer Gesinnung erwachsen, dann sollte es jedem einleuchten, warum Moral und Ethik niemals "out" sein sollten, sondern vielmehr eine etwas entstaubte und reformiertere Deffinition in der Bedeutung für unsere Gesellschaft einnehmen sollte...sollte, weil man keinen dazu zwingen kann Dinge zu erkennen und zu ändern, wenn man ihm keine Alternativen anbietet um der Grundsituation die einen zu Unmoral und unethischem Handeln bewog aus eigener Kraft zu entkommen...

Es gibt natürlich auch die Schattenseite der Moral. Wenn einem immer wieder gesagt wird, was man nicht tun soll (weil man gar nicht auf den Gedanken gekommen wäre, etwas bestimmtes zu tun, was man sowieso nicht will), dann wird man gerade eben dadurch gedanklich mit eben genau dem beschäftigt, was man vermeiden soll. Und dann kann genau das dazu führen, dann man schließlich genau das macht, was man ja gerade nicht soll.

Beispiele: Pass auf, dass du nicht wieder deinen Schlüssel verlierst, du verlierst ihn ja sonst immer... Dann wird das Unterbewusstsein genau darauf programmiert, nämlich seinen Schlüssel zu verlieren. Oder: Fahr bloß vorsichtig... Dann wird im Unterbewusstsein der Unfall schon vorprogrammiert. Oder: Fang bloß nicht an zu rauchen... Dann wird Rauchen im Unterbewusstsein vorprogrammiert.

Wenn man versucht an etwas NICHT zu denken, wie zB. grüne Mäuse, dann wird man unbewusst genau das denken, nämlich an grüne Mäuse...

Moral hat wahrscheinlich deswegen so einen faden Beigeschmack, weil sie uns an diese Moralapostel mit dem erhobenen Zeigefinger erinnern, die uns wie eine Drohung vorkommen, und uns mit all den Dingen konfrontiert, die wir ja nicht tun sollen - und vielleicht gerade deswegen aber dann gerade tun, weil dadurch erst etwas in uns geweckt worden ist, woran wir sonst nie gedacht hätten...

Von daher kann ich verstehen, wenn viele von Moral nichts mehr wissen wollen. Wahrscheinlich sind geade diese von gewissen Moralaposteln schon halbtodmoralisiert worden... :D

Ein Schild mit der Aufschrift: Vorsicht Glätte - ist besser als die Worte mit schüttelndem Zeigefinger: Pass mal bloß auf, dass du nicht schon wieder ausrutschst... :D

@Fabius
Die Beispiele sind aber nicht die Ursache für das, warum viele nichtsmehr damit anfangen können, sondern der Mißbrauch der Gewohnheitsrechte und irgendwelcher sittlichen Einheitsregeln, welche der öffentlichen Ordnung früher dienten. Hat schon immer funktioniert - lassen wirs dabei. So einfach ist Moral.

Es scheint in Ordnung, wenn Onkel Hotte seine Pfeiffe im Beisein von Kindern schmauchte, das gehörte zum sonntägichen Familientreffen dazu. Rücksicht nehmen geht aber anders, d.h. der Hausherr hätte Hotte das Rauchen im Beisein der Kinder untersagen können und nicht andersherum die hustenden Kinder druckartig an das Passivrauchen zu gewöhnen. Ursachenverkehrung. Die Doppelmoral des Spießbürgers.

Wenn man einen klaren und unbefleckten und vor allem griffigen Begriff wünscht, dann ist Moral so ziemlich der letzte Begriff, der unbelastet, klar und griffig-konkret wäre, daher völlig ungeeignet um das gute, adqäquate Verhalten noch zu beschreiben. Warum reicht nicht einfach zu sagen, dem Threadtitel entsprechend: Warum soll man vorbildlich handeln?

Ein Vorbild müsste Eigenschaften aufweisen, die es ideell aus der Umgebung abheben, es strebt einem höheren Ziel zu, ist unmenschlich. Unmenschlichkeit ist eigentlich was Gutes, aber hier zeigt sich wiederholt dass ein neutrales Wort nicht mehr zu gebrauchen ist. Daher, das Vorbild wäre nicht von Menschlichkeiten befallen, die es herabziehen in den Sumpf der Launen und Willkürlichkeiten. Es würde nicht Scheinwissen als echte Wissen abgeben nur nur dort Rat geben, wo es um Rat gebeten wird. Es würde vor allem ein Ziel verfolgen, jede Stunde und jeden Tag und nicht viel Unsinn in Foren schreiben. Auch wenn die ganze Welt gegen das Vorbild wäre, liese es sich nicht von seinem Weg abbringen, lieber würde es dafür sterben als es anderen Recht zu machen und sich von Gewohnheiten fesseln zu lassen.

Damit will ich andeuten, wenn man fragt, dann muss man wissen ÜBER WAS man fragt, was lernt ihr eigentlich in der Schule? Worte die Kinder lernen und Fragen die Kinder stellen sind viel besser als dieser ganze Quatsch hier mit Worten, die ihr gar nicht mehr versteht. Wie weit muss man weg sein um gar nicht zu verstehen, dass der Kern der Ethik die gemeinsame Vision eines besseren und konkret guten Lebens für alle ist.

@mitras

Ich komme bei deinen Gedankengängen ehrlich gesagt nicht mehr mit. Wenn jemand vorbildlich handelt, dann handelt er auch moralisch. Wobei es natürlich auch das negative Vorbild gibt. Insofern wäre ein Vorbild kein besserer Ersatz für ein moralisches Handeln. Jeder kann ein Vorbild sein, in positiver wie auch negativer Hinsicht.

Du entmenschlichst nun auch noch das Vorbild und idealisierst es, damit wird es symbolisch zu einer Heiligenfigur, die so hoch über allem menschlichen hängt, dass sowieso niemand mehr dran käme und schon wird auch diese Funktion des Vorbildes genauso uninteressant wie die Moral...

Und unter Unmenschlichkeit verstehen wir im allgemeinen nicht gerade etwas Gutes. Du drehst hier ja alles um. Einer, der wirklich abscheulich handelt, wird eher zum Unmenschen als einer der sich durch besonders gute Eigenschaften vom Menschsein abhebt. Beide Fälle sind aber eben weil sie so oder so, aus dem menschlichen Rahmen herausfallen, uninteressant.

Man kann dem Menschen nicht etwas abverlangen, wozu er ohnehin nicht in der Lage wäre. Ob nun im unmenschlichen oder im, ich nenne es mal übermenschlichen Sinne. Eine Moral kann sich nur genau in der Mitte bewegen, also im menschlichen Bereich. Denn das ist ja der eigentliche Sinn und Zweck der Moral.

@james1983
Und was ist, wenn man nun durch die Moralische Handlung jemanden Schmerz zufügt? Dann kann der genauso als Hass wieder zurück kommen.

@PartOfAll

PartOfAll schrieb:Worte obliegen der Interpretation des Einzelnen.

ja freilich. es kann sich ja jeder selbst interpretieren was er will. Deswegen erübrigt sich darüber auch jedwede Diskussion.

@PartOfAll
http://www.dr-mueck.de/HM_Scham/HM_Scham-Allgemein.htm

@Bettman
es gibt weder ultimative moral noch ultimative gerechtigkeit

james1983 schrieb:es gibt weder ultimative moral noch ultimative gerechtigkeit

Genau. Die gibt es nicht. Und wenn es keine ultimative Moral gibt, warum soll man dann nach ihr Handeln?

@Bettman
weil ich für meinen teil sehr unmoralische dinge mit menschen tun werde die in meinen augen unmoralisch handeln. und weil es viele solcher menschen gibt. auch wenn mich selbst manchmal der zynismus überfällt. *g*

@Fabius
Die Orientierung an Vorbildern heisst nicht, dass man es so umsetzen muss, wie sie es tun, man selbst kann sich auch ein Vorbild sein, das heisst doch überhaupt nicht, dass man alles gleich erreichen muss.

Denn die Erfahrung zeigt, wer etwas erreichen möchte bewegt sich, egal wie hoch oder tief alles hier auf Erden ist, wer stehen bleiben möchte, der bleibt stehn und bei dem besteht mehr die Gefahr, dass er sich falschen Freunden anschließt.

Aber ich steig hier jetzt aus, das ganze Gerede über Moral halte ich für fruchtlos, wer etwas verbessern möchte, tut es oder bildet sich wenigstens weiter und redet nicht nur diskursiv drüber.

@mitras

Manchmal hast du ja ganz interessante Gedankengänge, aber beim Thema Moral komme ich echt nicht mit, was du schreibst. Ich kann es nicht nachvollziehen.

Eine Orientierung an Vorbildern besagt natürlich nicht, dass man alles so umsetzen muss wie sie es tun. Im übrigen wählt ja jeder seine Vorbilder selbst aus. Ausser vielleicht in totalitären Staaten, wo jedem Bürger das große Staatsoberhaupt selbst allüberall als das anzustrebende große Vorbild sozusagen aufoktruiert wird. Ansonsten wählt es jeder selbst für sich und strebt aus sich heraus seine Qualitäten an. Denn würde er das nicht, wäre es für ihn ja auch kein Vorbild...

Und trotzdem ist das Vorbild letztlich genauso Fremdbestimmend wie eine Moral, die zwar aus der Summe aller Menschen innerhalb einer Wertegemeinschaft entstanden ist, sofern das einzelne Individuum sich mit dieser aber nicht identifizieren kann oder will.

Man strebt ja immer das an, was man nicht ist. Denn wäre man es, würde man es nicht mehr anstreben brauchen :D



Dein letzter Satz in allen Ehren, du musst ja nicht hier diskutieren, wenn du nicht willst. Nur, ist das nicht eine versteckte Pauschalverurteilung aller User hier, die gerne über dies und das diskutieren möchten? Ich finde an sich, dass ein gegenseitiger Gedankenaustausch sehr fruchtbringend sein kann. Ich gebe dir allerdings auch Recht, dass so manche Diskussionen hier, wenig fruchtbringend sind und dass dabei nicht all zu viel dabei heraus kommt. Aber das hängt eben auch davon ab, wie und was der Einzelne selbst schreibt. Letztlich dienen mir all diese Diskussionen ja auch nur, um neue Impulse, neue Denkanstöße für mein Leben zu bekommen und mich darüber mit anderen auszutauschen. Und wenn ich für mich merke, es bringt mir nichts, steige ich eben aus. Die schlimmsten Diskutanten sind allerdings meiner Ansicht nach die, welche selber schon meinen, alles zu wissen und nichts mehr von anderen dazulernen möchten. Es ist sehr unterschiedlich, bei manchen Diskussionen finde ich für mich immer wieder gute neue Denkanstöße, bei anderen denke ich: Da hat es wenig Sinn, überhaupt einzusteigen oder am Ball zu bleiben. Manchmal tauchen auch wieder ganz neue Fragen auf, oder es regt einen an, über sein bisheriges Weltbild einmal neu nachzudenken. Dadurch entwickelt man sich schließlich auch weiter und bleibt nicht stehen. Jeder wie er meint... :D

@Fabius

Fabius schrieb:Im übrigen wählt ja jeder seine Vorbilder selbst aus. Ausser vielleicht in totalitären Staaten, wo jedem Bürger das große Staatsoberhaupt selbst allüberall als das anzustrebende große Vorbild sozusagen aufoktruiert wird.

Du meinst nicht zufäligerweise den vatikan? ;)

Den Vatikan meinte ich zwar nicht, aber auch der Vergleich hat etwas :D

@interrobang

Moral hat auch etwas Egoistisches.

Es gibt doch nichts Schöneres, als wenn man sich selbst im Spiegel
gerade in die Augen schauen kann!

Schon allein dieses Gefühls wegen verzichten viele auf kleinliche Rache
oder unmoralisches Handeln wobei "kleine schwarze Flecke auf der Seele"
mit Sicherheit entschuldbar und bei JEDEM zu finden sind.

@ramisha
Egoismus muss ja auch nichts negatives sein. Es wird nur immer als Negativ angesehen.

Kleine schwarze Flecken auf der Seele sind wie Sommersprossen im Gesicht und machen es daher interessanter, geben dem ganzen etwas Charakter :D

@interrobang
Wenn der Egoismus darin besteht, möglichst moralisch zu leben,
damit man sich selbst gegenüber kein schlechtes Gewissen hat,
ist das mehr als positiv - nicht nur für mich, auch für meine
Mitmenschen.

@ramisha
sehr extremes beispiel. aber wen es mir freude bereitet wen meine freundin glücklich ist dan werde ich sie glücklich machen und das ist im grunde auch eine egoistische tat.

@interrobang
Schon möglich - ich weiß ja nicht, wie deine Freundin sich revangiert! ;-)