Bewusstseinsentwicklung

@jimmybondy

jimmybondy schrieb:Es war dies eine beobachtende Instanz in mir.

Gut, gehen wir davon aus, dass es diese beobachtende Instanz gibt. Nun sagst du, dass du damit dein Selbst gefunden hast.

Es ist unbestritten, dass man nur dann etwas beobachten kann, wenn es einen Unterschied zu etwas anderem gibt. Was von beiden bist du denn nun wirklich? Die beobachtende Instanz, oder das, was du mit ihrer Hilfe als unterschiedlich zu ihr bemerken konntest?

Gibt es dieses Gelassensein immer, oder nur manchmal? Wenn du es immer nur dann bemerkst, wenn du deine Aufmerksamkeit darauf richtest, indem du meditierst, dann wirst du bestätigen müssen, dass du niemals das bist, worauf du deine Aufmerksamkeit auch immer richtest.

Ich suche immer noch das Gedicht von Goethe welches beschreibt, wie sich ihm in der Kindheit das Ich manifestierte. Kennt es einer?

Das berührte mich sehr weil ich mich auch bei mir noch daran erinnere.

Einmal, vielleicht war ich 6 Jahre alt, das weiss ich nicht mehr so genau, aber einmal kam da der Gedanke angeflogen, "Ich bin ja Ich". Eine unglaubliche Faszination ging davon aus.
Es schien die erste Gewissheit in meinem Leben überhaupt zu sein.
Tage lag ich freudig erregt Abends im Bette, mir immer wieder den Spruch wie ein Mantra zuflüsternd: "Ich bin ja Ich, Ich bin ja ich"
Niemals nie wollte ich es vergessen, niemals nie wieder hergeben.

Viele Jahre später erkannte ich, das diese Gedanken falsch waren und es war sehr schwer zuzugeben, grade weil es ja so etwas freudiges regelrecht heiliges war, ich auch das innere Kind nicht verletzen wollte und vieles mehr. "Ich bin ja Ich".

Das Ego war aber letztlich eben doch tapfer und erkannte also das es nicht die Basis ist.

@TheLolosophian
Hallo, auch wieder da, schön, na da wird es nun wirklich interessant, für mich wieder ein Lekerbissen an Lehre lach...

@TheLolosophian

Den Mantel ausziehen: kannst du mir mal bitte erklären, wie du das m a c h s t und ich sämtlicher Eigenschaften zu entledigen und auf der Wolke des Nichtwissens zu schweben? :)

Ich habe zunächst gelernt, dass ich es bin, der Mäntel erschafft. Ich benutze sie für unterschiedliche Situationen und genieße jeden Mantelstoff intensivst, denn das ist ihr jeweiliger Zweck. Aber ich habe zudem gelernt und erfahren, dass ich etwas anderes bin, als der jeweils übergestreifte Mantel. Das könnte man als Befreiung bezeichnen. Denn wer sich als Mantel fühlt, ist nicht frei, sondern begrenzt sich selbst durch ihn.

Immer wenn ich einen Satz mit den Worten "Ich bin ..." beginne, weiß ich, dass ich Unsinn rede. :)

@jimmybondy
Du meinst von Goethe nicht: "Vom Vater hab ich die Statur..."?

Was war an deinem Ich-Erwachen falsch? Ist doch ein tolles Erlebnis, wie du es so beschreibst!

oneisenough schrieb:Gut, gehen wir davon aus, dass es diese beobachtende Instanz gibt. Nun sagst du, dass du damit dein Selbst gefunden hast.

Es ist unbestritten, dass man nur dann etwas beobachten kann, wenn es einen Unterschied zu etwas anderem gibt. Was von beiden bist du denn nun wirklich? Die beobachtende Instanz, oder das, was du mit ihrer Hilfe als unterschiedlich zu ihr bemerken konntest?

Gibt es dieses Gelassensein immer, oder nur manchmal? Wenn du es immer nur dann bemerkst, wenn du deine Aufmerksamkeit darauf richtest, indem du meditierst, dann wirst du bestätigen müssen, dass du niemals das bist, worauf du deine Aufmerksamkeit auch immer richtest.

Ich bin in "Wirklichkeit" beides nur hat das Eine davon einen illusionären Charakter weil es sich für den Cheffe hält, für riesig und für unsterblich, während das Selbst darunter nichtmal wertet.
Die Entdeckung des Selbst war gleichsam meine Entdeckung des Ruhepols in mir selber.

Vorher war ich ein sehr unausgeglichener Mensch, musste mich jederzeit mit irgendwas beschäftigen, schlief niemals ein ohne das das TV lief und einiges mehr.

So kann ich also sagen das die gemeinte Gelassenheit immer da ist. Aber dennoch bin ich auch dem Ego noch unterworfen, ich kann Leid empfinden und das alles.

@jimmybondy
@oneisenough
Auszug:
(Wygotski, 78). Er meint, daß man kaum in der Lage ist, mit Worten ein Kunsterlebnis auszudrücken: Die Ursachen für die Wirkung von Kunst sind im Unbewußten verborgen. Da ein dynamischer Zusammenhang zwischen Bewußtsein und Unbewußtem besteht, liegt es für Wygotski nahe, daß sich die objektiven Tatsachen des Unbewußten durch Kunstwerke am klarsten äußern

@natü

Leider nicht, ich suche ein Gedicht wo es explizit um die Erwachung des Ich-bewussten geht.
Aber besten Dank.

Die Vorstellung das man sein Ich seie erzeugt Leid in vielerlei Hinsicht weil es da Diskrepanzen gibt.

Man wähnt sich ewig, ist es aber nicht, man wähnt sich groß, ist aber klein usw.

@jimmybondy

jimmybondy schrieb:Die Entdeckung des Selbst war gleichsam meine Entdeckung des Ruhepols in mir selber.

Jede Entdeckung benötigt zwei Elemente, den Entdecker (1) und das, was er entdeckt (2). Ein Seefahrer entdeckt ein fremdes Land, doch das Land ist etwas anderes als der Seefahrer.

Wenn du dich also als Entdecker bezeichnest, und du ein Selbst gefunden hast, dann kannst du dieses Selbst deswegen niemals sein, weil es dich als Entdecker bereits gibt.

Deswegen frage ich andauernd, WOMIT du solche Entdeckungen machst. Aber mehr als "da ist eine Instanz" bekomme ich nicht als Antwort.

@Kybalion7

Oh das gefällt mir. Zum einen bin ich Hobbyfotograf der künstlerich seine Selbstentfaltung dokumentiert und zum anderen erinnert es mich an Schopenhauer.

http://krohde.wordpress.com/article/schopenhauers-philosophie-der-kunst-xk923bc3gp4-46/ (Archiv-Version vom 25.03.2013)

“Nicht bloss die Philosophie, sondern auch die schönen Künste arbeiten im Grunde darauf hin, dass Problem des Daseyns zu lösen. Denn in jedem Geiste, der sich ein Mal der rein objektiven Betrachtung der Welt hingibt, ist …… ein Streben rege geworden, das wahre Wesen der Dinge, des Lebens, des Daseyns, zu erfassen.”

“Allein die Künste reden sämmtlich nur die naive und kindliche Sprache der Anschauung, nicht die abstrakte und ernste der Reflexion…..”

“Jedes Kunstwerk ist demgemäss eigentlich bemüht, uns das Leben und die Dinge so zu zeigen, wie sie in Wahrheit sind, aber, durch den Nebel objektiver und subjektiver Zufälligkeiten hindurch, nicht von jedem unmittelbar erfasst werden können. Diesen Nebel nimmt die Kunst hinweg.”

“Die …. zum Genuss eines Kunstwerkes verlangte Mitwirkung des Beschauers beruht zum Theil darauf, dass jedes Kunstwerk nur durch das Medium der Phantasie wirken kann…” ….. “Hierauf beruht es, dass die Skizzen grosser Meister oft mehr wirken, als ihre ausgemalten Bilder; wozu freilich noch der andere Vorteil beiträgt, dass sie aus einem Guss, im Augenblick der Konception vollendet sind;…”

Jede Entdeckung benötigt zwei Elemente, den Entdecker (1) und das, was er entdeckt (2). Ein Seefahrer entdeckt ein fremdes Land, doch das Land ist etwas anderes als der Seefahrer.

Wenn du dich also als Entdecker bezeichnest, und du ein Selbst gefunden hast, dann kannst du dieses Selbst niemals sein, weil es dich als Entdecker bereits gibt.

Wenn ich zum ersten mal im Spiegelbild sehe das ich einen Flecken auf der Backe habe, dann habe ich lediglich etwas entdeckt was ja ohnehin ist.
Mein Selbst war ja nichts fremdes, nur weil ich es vorher nicht zur Kenntnis genommen habe.

Es ist und wahr immer da, es ist die unveränderliche Komponente in mir.

@jimmybondy
Ich denke, mein Ich ist meine Seele, und die ist unsterblich. Wer und wie sie eigentlich ist, weiß man wohl erst, wenn man sich nach dem Tod vor Gottes Angesicht sieht. Vorher hat man Illusionen, die bereits unsere Mitmenschen enttarnen.

Ein Selbst habe ich persönlich in mir noch nicht gefunden, suche auch nicht danach. Habe schon mit meinem Ich genug am Hals.

Immer wenn ich es mal wieder suche, hängt es bei Allmy ab und labert andere Leute voll...:(

@jimmybondy

Ich frage mich, was so unverständlich daran ist, wenn ich sage: Du kannst niemals das entdeckte Selbst sein, weil es dich als Entdecker bereits gibt.

Das gilt sogar für deine "Instanz", die du erwähnst. Wenn du eine solche Instanz bemerkst, dann musst du dich fragen, WOMIT habe ich sie jetzt bemerkt? Und wenn du aufmerksam bist, dann wirst du auch hierbei feststellen, dass du niemals das Gesuchte sein kannst, weil es dich als Suchenden bereits gibt.

Das ist offensichtlich unglaublich schwer zu verstehen. Aber ich kann diese Tatsache nunmal nicht ignorieren oder sie sonstwie wegbekommen. Entweder man versteht sie, oder eben nicht.

@natü

Dann scheinst Du am falschen Ort zu suchen, wiewohl dieses Selbst auch keine Belastung ist sondern der Punkt in Dir, der dich ohnehin liebt. Ob Du das nun zur Kenntnis nimmst oder nicht.

Das Ich ist es was sich unsterblich wähnt, genau davon rede ich. :D

@natü
Nur jener Mensch der den Mut aufbringt sich von vielen Ich-Zwängen zu befreien und in kontakt mit seinem innersten Ich tretet, wird die Möglichkeit haben, auf die Frage "wer bin ich" eine Antwort zu finden.

@oneisenough

Da sehe ich einen Fehlschluß. Das Selbst beginnt doch nicht erst zu existieren, wird doch nicht erst erzeugt, wenn ich es zur Kenntnis nehme.

@jimmybondy

Nochmal die Frage: WOMIT nimmst du es zur Kenntnis?

Allein dass es eine solche Möglichkeit gibt, zu hinterfragen, WOMIT du ein solches Selbst bemerken kannst, sollte alle Glöckchen bei dir klingeln lassen. Aber da klingelt (noch) nix ... :)

@oneisenough

Ich nehme es mit meinem Bewusstsein zur Kenntnis. Nein da klingelt nichts...

@oneisenough
@jimmybondy
Was klingelt nun stärker, das bewußte Ich oder das Unbewußte, das Selbst?

@jimmybondy
@oneisenough
ich konnte vielen Gefahren austellen, weil es irgenwie klingelte, nun ich weis...daß nicht ich klingelte