Ebola-Virus

@exul
Du kannst das wiederholen, so oft Du willst, aber es sind halt nicht die Bedingungen wie im Tropeninstitut. Man tut, was man kann, also stecken sich nicht alle Helfer an. Aber wenn man unter nur mässig sterilen Bedingungen arbeitet, dann ist das Ansteckungsrisiko eben höher, als wenn man unter Idealbedingungen arbeitet.
Man wird trotzdem Helfer finden, die dort helfen wollen, denn manche Menschen werten ihr eigenes Leben nicht so hoch wie das ihrer Patienten. Was immer man über westliche Hilfsorganisationen sagen mag, aber: Es gibt immer solche Menschen, die sehr viel riskieren, um anderen zu helfen.
Sonst wäre diese Seuche längst noch viel weiter verbreitet, als sie ohnehin schon ist.
Anstatt also zu nörgeln, sollten wir zu unserer persönlichen Instanz ein Gebet schicken, dass dieser Arzt seine Infektion überleben und immun werden möge, aufdass er noch sehr vielen Patienten helfen kann. Auch unter den mangelhaften Bedingungen, unter denen er sich angesteckt hat.

Würden aber die Hilfsorganisationen alles Personal abziehen, wie Du nahelegst, wenn es sich um ein "Himmelfahrtskommando" handelt, dann wird sich die Seuche todsicher weiter ausbreiten und auch Länder ausserhalb Afrikas bedrohen.

Möchten wir das?

@FF
Ich hätte von Anfang an einen anderen Kurs eingeschlagen. Aber der Tenor geht ja in eine vollkommen andere Richtung. Bitte mich nicht falsch zu verstehen. Ich habe großen Respekt vor dem Altruismus dieser Menschen. Ich bin eben mehr Utilitarist.

@exul
Und welchen anderen Kurs hättest Du eingeschlagen?
Ich meine, unter den jeweilig herrschenden Bedingungen, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln (die Spenden kommen übrigens immer erst, wenn die ersten emotionalen Bilder und Kommentare zur Verfügung stehen), mit dem zur Verfügung stehenden Personal: Was hättest Du besser gemacht?

@FF
Nun ja, ich möchte es neutral formuliert wissen: Ebola ist ein afrikanisches Problem. Durch die Einmischung des Westens, könnte es im unglücklichsten Falle, ein Problem des Westens werden. Daraus ergibt sich alles weitere.

Ja genau, lassen wir Seuchen anderswo sich ungehindert ausbreiten, das geht sicher gut... so kurzsichtig muss man auch erst mal sein.

@Thawra

mich dir anschliesse, da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln.

@Thawra
Ich schrieb ja, das sich aus dieser Betrachtungsweise alles weitere ergibt. Was im Klartext heißen würde rigorose Ein- und Ausreiseverbote in bzw. aus Ebola verdächtigen Regionen. Zu Deutsch: die Seuche daran hindern "den großen Teich" mittels moderner Transportmittel zu überqueren. Ich sage es frei heraus: Ich habe Ebola lieber begrenzt in Afrika als weltweit gestreut. Aber das ist nur meine Privatmeinung.

@exul

Ein und Ausreise ist ja gut , man muss trotzdem den Menschen helfen...

man kann sie ja nicht alle gnadenlos verecken lassen.. ohne die Ärzte die dort runter fahren bzw fliegen.. würde es sicher noch übler aussehen.

@MiaJinn
Sicher klingt das recht zynisch und egoistisch. Aber warum sollte ich lügen? Eine tödliche Seuche am anderen Ende der Welt lässt mich ruhiger schlafen, als eine die vor meiner Haustüre vorbeizieht.

@exul

Oder aber man versucht, was gegen Ebola zu unternehmen... langfristig effizienter.

@exul

hmm.. sicher das du ruhig schlafen kannst .. ich meine aus moralischer sicht???

Thawra schrieb:Oder aber man versucht, was gegen Ebola zu unternehmen... langfristig effizienter.

Wenn's denn gelingt. Sicherlich. Doch wer sagt, dass dieser Durchbruch in diesem Fall erfolgen wird? Ich glaube ehrlich gesagt nicht daran. Zumindest nicht solange die Einheimischen in diesem präzivilisatorischen Zustand verharren. Ebola fiel nämlich auch nicht vom Himmel. Aber das setze ich als bekannt voraus.

MiaJinn schrieb:hmm.. sicher das du ruhig schlafen kannst .. ich meine aus moralischer sicht???

Sicherlich sorgt das für moralische Konflikte. Dennoch halte ich nichts von Altruismus, der nur funktioniert indem man sich selbst akut gefährdet. Die Grenze zwischen Wohltätigkeit und Lebensmüdigkeit scheint mir in diesen Fällen sehr dünn.

@exul

du fragst dich wie sich der renommierter Arzt anstecken konnte.. wie ja schon hier oft erwähnt wurde, ist es schon ein riesiger unterschied.. ob die hier in den Hochsicherheitslaboren (isokrankenhäuser) mit dem Virus rumhantieren oder eben in Afrika ich nicht so gut ausgerüssteten Krankenhäusern.

Da ja der (blöde) Virus auch über mehrere Stunden sogar Tage ( hab ich hier im Thread + link gelesen) an der Luft überlebt , reichen wohl auch Gegenstände etc aus um sich zu infizieren.

Was ist Leichtsinn daran wenn Ärzte ihre Pflicht tun wollen?

Eher müssen bessere Sicherheitsvorkehrungen her ( angefangen bei den Einmal Handschuhen und Schutzklamotte u.s.w.)

@MiaJinn
Ja, das war in der Tat eine Frage, die ich mir gestellt habe. Und ich akzeptiere die Antwort auch. Doch möchte ich folgendes hinzufügen: momentan schauen alle gebannt nach Hamburg und zu diesem Experten. Insgeheim wohl in der Hoffnung, dass er überlebt und man aus seinem Blut resp. Antikörpern einen Impfstoff/Medikament herstellen könnte. Der große Sieg der Medizin über die Natur.

Aber wer sagt uns, dass dieser Mann gesundet? Sollte er sterben haben sich a) die Hoffnungen auf einen Impfstoff zerschlagen und b) die Welt einen Ebola-Experten verloren.

Das sind mir zu viele Variablen in dieser Gleichung. Und zu viele "wenn" und "falls".

@exul

Da muss man natürlich abwarten ob er gesundet ( hoffen wir es mal) -

wenn nicht ist es natürlich ein herber rückschlag .. aber man soll nicht aufgeben, dann hat Ebola nämlich gewonnen.. nein sie müssen dann weiter Forschen.

Und klar wenn er Stirbt , ist es ein Experte weniger und echt schade drum.. das risiko müssen sie jetzt nun mal eingehen ( der Mann hat es selber entschieden dort hin zu Fliegen auch mit dem wissen das er sich infizieren kann.)

Eigentlich kann man meine Position auf einen Satz herunterbrechen: solange Ebola sich nicht Richtung Europa ausbreitet halte ich es für eine wahrhaft schlimme Sache, kann aber relativ gut damit leben.

Ich weiß das klingt zynisch. Aber ich bin überzeugt viele Menschen teilen diese Meinung, auch wenn sie es nicht kundtun.

@exul

na wenn es sich woanders hin ausbreitet ist es ne frage der zeit wann es dann doch in Europa .. Tag sagt ;)

also Jacke wie Hose...

das Zeug (Ebola) muss überwindbar werden! Ausgerottet ist sogar viel besser.

exul schrieb:rigorose Ein- und Ausreiseverbote in bzw. aus Ebola verdächtigen Regionen.

Blöd bloss, das sich der Alltag nicht an rigorose Verbote hält. Da gibt es doch tatsächlich Personen, die seit ewigen Zeiten Grenzen einfach so überschreiten und Armeen, die dagegen machtlos sind, weil sie keine Mauern mit Selbstschussanlagen gebaut haben. Blöd sowas.
Und es gibt Leute, die trotz aller Verbote sich in Boote setzen und bei Wind und Wetter über das Meer schippern.

exul schrieb: momentan schauen alle gebannt nach Hamburg und zu diesem Experten. Insgeheim wohl in der Hoffnung, dass er überlebt und man aus seinem Blut resp. Antikörpern einen Impfstoff/Medikament herstellen könnte. Der große Sieg der Medizin über die Natur.

Aber wer sagt uns, dass dieser Mann gesundet? Sollte er sterben haben sich a) die Hoffnungen auf einen Impfstoff zerschlagen und b) die Welt einen Ebola-Experten verloren.

Ja, das ist die Entweder-Oder-Ansicht von Hollywood-Filmen á la Outbreak.
Geht ja innerhalb von Stunden, so ein Antikörper-Serum herzustellen. Wir sehen die blonde Krankenschwester den noch schlappen Arzt, der aber auf dem Wege der Besserung ist, in die Arme schliessen. Oder wir sehen Präsidenten mit ernster Mine verkünden, dass alle Notfallpläne in Kraft treten und wir uns auf sehr, sehr schwere Zeiten einstellen müssen, während im Hintergrund gepanzerte Fahrzeuge auffahren und Leute in Schutzanzügen herausspringen.

Die andere, realistischere Version wäre, dass die WHO sowieso verpflichtet ist, den Ärzten die bestmögliche Versorgung zukommen zu lassen und dass das Tropeninstitut vielleicht einen Schritt weiter kommt mit der Entwicklung eines Impfstoffes oder Serums.
Wenn er stirbt, dann deshalb, weil er nicht schon im Frühstadium ein Serum bekommen konnte. Aber vielleicht lässt sich dennoch eines entwickeln, und vielleicht wird es sogar eine Impfung geben.

FF schrieb:Geht ja innerhalb von Stunden, so ein Antikörper-Serum herzustellen.

Hat niemand behauptet. Im Gegenteil. Ich bin davon überzeugt, dass dieser Prozess äußerst kompliziert ist. Daher mein Pessimismus. Selbst wenn dieser Arzt überleben sollte. Inwieweit ein fakultativ gewonnenes Serum dann in der Praxis angewendet werden kann steht auch auf einem anderen Blatt.

exul schrieb:Ebola ist ein afrikanisches Problem. Durch die Einmischung des Westens, könnte es im unglücklichsten Falle, ein Problem des Westens werden.

"Neutral"?
Wenn der Westen sich nicht einmischt und die Seuche da bekämpft, wo sie herkommt, dann wird das leider sehr schnell ein weltweites Problem.
Der Westen muss sich schon deshalb einmischen, weil ohne die Ressourcen und das Personal keine Medizin dagegen entwickelt werden kann.
Schonmal darüber nachgedacht, dass ein Tropeninstitut von einem Infizierten auch Proben aller Art ohne Umwege bekommen kann und besser an einem Gegenmittel arbeiten könnte?

exul schrieb:Ich bin davon überzeugt, dass dieser Prozess äußerst kompliziert ist. Daher mein Pessimismus. Selbst wenn dieser Arzt überleben sollte. Inwieweit ein fakultativ gewonnenes Serum dann in der Praxis angewendet werden kann steht auch auf einem anderen Blatt.

Also sollte man die hier bereitstehenden Ressourcen lieber brach liegen lassen, und sich auf die Selbstheilungskräfte der Afrikaner verlassen.
Auch eine mögliche Haltung ... aber leider nicht besonders pfiffig, wenn man heutige Transport- und Übertragungswege bedenkt.