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Verbessert "Open Science" die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten?

96 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Theorie, Empirie, Open Science ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Verbessert "Open Science" die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten?

20.02.2017 um 10:41
Zunächst einmal will ich hier klarstellen, dass ich nicht wissenschaftlich tätig bin, meine Kenntnisse diesbezüglich entsprechen bestenfalls denen eines interessierten Laien, was mich jedoch nicht davon abhält, mich für Naturwissenschaften zu begeistern. Gelegentlich schlägt diese Begeisterung jedoch in Frust um, so auch gestern, und genau das hat mich auch veranlasst, diesen "Frustthread" zu eröffnen, aber nicht ohne den Hoffnungsschimmer mit einzuarbeiten, den ich heute morgen beim lesen der täglichen News entdeckte.

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Open-Science-Forscher-brechen-aus-dem-Elfenbeinturm-aus-3630380.html

"Open Science" stimmt mich insofern hoffnungsvoll, dass ich mir von der neuen Transparenz einen breiteren Zugang zu aktuellen Forschungsergebnissen erhoffe, was gleichzeitig auch eine bessere Überprüfbarkeit und in Verbindung mit den Rohdaten auch eine bessere Reproduzierbarkeit ermöglicht. Und genau das ist es, was ich für enorm wichtig halte, die Verbindung von Theorie und Experiment.

Jedem wird klar sein, wenn ein Experiment die Theorie nicht bestätigt, gehört sie in die Tonne. Aber was ist mit Theorien, die erst gar kein Experiment zur Überprüfung anbieten? Muss man so was Jahrzehnte lang mit sich schleppen, oder gibt es auch einen Punkt an dem man feststellt, dass diese Theorie uns keinerlei Vorteil oder Nutzen bringt?


Mir geht es im Wesentlichen um folgende Punkte:

1. Wann ist eine Theorie tot?
2. Welchen Wert haben Theorien, die sich jeglicher Empirie entziehen?
3. Welchen Stellenwert haben solche Theos gegenüber den Standardmodellen?
4. Ist "Open Science" geeignet, um Ordnung in das "gefühlte" Chaos zu bringen?

So weit erst einmal die Kurzform, mehr dann in einer hoffentlich friedlichen und dennoch angeregten Diskussion.


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Verbessert "Open Science" die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten?

20.02.2017 um 15:26
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:4. Ist "Open Science" geeignet, um Ordnung in das "gefühlte" Chaos zu bringen?
Also, ganz ehrlich...Open Science nervt genau in dem Punkt. Es wird soviel Unsinn publiziert, da wird man auch mit nicht Peer Review geprüfte Thesen in Diplom und Doktorarbeiten belästigt. Meine Diplomanden müssen bei solchen Angaben die Prüfstelle nennen, da kenne ich kein Pardon.
Gute Idee...aber...


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Verbessert "Open Science" die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten?

20.02.2017 um 16:30
@Abahatschi

So hatte ich es noch gar nicht betrachtet, meine Vorstellung war eher, wenn jeder seine Arbeiten veröffentlicht (also noch mehr als bisher), dann gäbe es vielleicht weniger "Unsinn" als vorher, und das was trotzdem durchkommt, unterliegt einer noch kritischeren Bewertung als zuvor.

Unser Frust scheint aber ähnlich geartet zu sein, nur bei mir ist es eher Hobby, du hingegen verdienst dir deine Brötchen damit. Da meine Interessen weit gefächert sind, lese ich hier auch in sehr vielen Threads mit, und da kommt es häufig vor, dass ich mir beim lesen denke "Was für ein Bullshit". So schreibe ich es natürlich nicht immer hin, meine gute Erziehung lässt mich dann eher nach den Quellen fragen, oder ob es neue Erkenntnisse oder Theorien gibt, die das bestätigen können.

Ich rechne dann auch nicht ernsthaft mit einer Antwort, und trotzdem findet sich in letzter Zeit immer irgend wer, der mir aus den Tiefen des Internets ein "Paper" verlinkt, in dem genau der zuvor kritisierte "Bullshit" für möglich gehalten wird. Es scheint im Netz ein ominöses Archiv zu geben, in denen wirklich jede mögliche Variante, die nicht irgendwie ausgeschlossen werden kann, zu Papier gebracht, und abgespeichert wird, um es mir bei Bedarf unter die Nase halten zu können :D.

Mal ein fiktives Beispiel: in einem Thread behauptet jemand ohne weiter Angabe von Quellen, Elektronen sind aus genau 3 Tachyonen aufgebaut. Da läuten bei mir natürlich sofort alle Alarmglocken, da mir mein laienhaftes Halbwissen sagt: Mooooment mal, Elektronen sind Elementarteilchen, und Tachyonen jibbet nicht. Ich verspreche dir, es dauert keine 5 Minuten, da präsentiert dir jemand eine lupenreine mathematische Herleitung, in der Tachyonen Lösungen der Speziellen Relativitätstheorie sind, und sich selbstverständlich nach Theorie X und Y zu Elektronen verbinden können. Der Autor des Papers ist zudem nicht irgendwer, sondern die absolute Koryphäe auf seinem Gebiet mit einer Reputation, die ganze Bände füllen würde. So, ... und dann sag mal was dazu :D

Ich habe fast den Eindruck, solche Sammlungen von "Papers" werden nur angelegt, damit der Verfasser das wieder rauskramen kann, wenn es sich irgendwann vielleicht einmal doch bewahrheiten sollte. Denn dann kann er der ganzen Welt sagen, "Hier schaut her, ich habs ja schon immer gewusst!", um es mal überspitzt auszudrücken. Mein Dilemma ist nun, ich weiß einfach nicht mehr, wie ich damit umzugehen habe. Einerseits tauchen Tachyonen im Teilchenzoo unserer Standardmodelle nicht auf, andererseits kann man sie auch nicht gänzlich ausschließen. Wie geht man damit um? Und darum auch meine Frage nach dem Stellenwert solcher unbelegten Thesen...


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Verbessert "Open Science" die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten?

20.02.2017 um 18:37
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:Mein Dilemma ist nun, ich weiß einfach nicht mehr, wie ich damit umzugehen habe.
Naja, nur mal so eine Idee von einem weiteren Leien.. weiter oben hast du von einer lupenreinen mathematischen Herleitung gesprochen. Kannst du sie denn wirklich so ohne Weiteres nachvollziehen, und sie auch tatsächlich als lupenrein abhacken? Wenn ja, dann hast du doch ein gutes Fundament, um die Theorie als zumindest soweit stabil anzusehen. Wenn nicht, müsstest du dir vllt erstmal diese Mathe-Kenntnisse aneignen, um hier weiter zu kommen. 


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Verbessert "Open Science" die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten?

20.02.2017 um 18:43
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:Ich habe fast den Eindruck, solche Sammlungen von "Papers" werden nur angelegt, damit der Verfasser das wieder rauskramen kann, wenn es sich irgendwann vielleicht einmal doch bewahrheiten sollte.
Yepp. Es wird leider mehr veröffentlicht, was ich begrüße, aber ich möchte auch das geprüft wird - und das wird als Ruf nach Zensur empfunden.
Stelle Dir vor Keshe und Roschis veröffentlichen eine FE Arbeit, das kriegst Du aus dem Internet nicht weg.


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Verbessert "Open Science" die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten?

20.02.2017 um 19:38
@Peter0167
Ich kenne einige dieser Fördergesellschaften aus dem medizinischen Bereich.
Und bei denen ist es manchmal alles Gold was glänzt, wenn es um medizinische Innovationen und das dazugehörige geistige Eigentum geht. Ein bisschen mehr Skepsis was all das Zusammenführen von Informationen umfasst wäre ratsam.


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Verbessert "Open Science" die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten?

20.02.2017 um 19:53
Tach auch @Philipp

Leider ist die Mathematik nicht mein Ding, ich wünschte, es wäre anders. Wäre ich 30 Jahre jünger, würde ich mich da auch noch mal richtig reinknien, aber so bin ich schon zufrieden, wenn ich den geistigen Verfall wenigstens nicht selbst bemerke. Bei mir gilt inzwischen der Spruch: "Ich habe bereits mehr vergessen, als andere wissen" :D

Aber zurück zu ... ähm ... der Sache mit den Zahlen ... ach ja, die Mathematik. Die Mathematik bietet uns vielfältige Lösungen, auch solche, die wir eigentlich gar nicht brauchen. Um mal ein einfaches Beispiel zu nennen, die Sache mit dem Dreieck. Dank Pythagoras wissen wir heute, dass die Länge der Hypotenuse sich aus der Quadratwurzel der Summe der beiden Kathetenquadrate bestimmen lässt. So weit so gut, wäre da nicht die Sache mit der negativen Lösung :D

Quadratwurzeln haben nämlich die blöde Angewohnheit, in der Regel zwei Lösungen anzubieten, eine positive und eine negative. Zum Glück ist jedem klar, eine Hypotenuse kann keine negative Länge haben, also entscheidet man sich glasklar für die positive. Aber es gibt auch Theoretiker, die sind der Meinung, dass eine mathematische Lösung, die in der Natur nicht realisiert zu sein scheint, eine Verschwendung wäre. Und so grübeln sie Tag und Nacht, verkreuzknurpseln alles an Theos was sie in die Finger bekommen, und ... tataaaa: in der 8. Dimension haben ALLE! Hypotenusen eine negative Länge. Und das Beste, mathematisch ist alles bis ins kleinste bewiesen, alle Dreieckskoordinaten 8fach kontravariant Lorentztransformiert und mit samt Inertialsystem Zeitdilatiert und Matrixvektoriert. Das muss man den Jungs lassen, sie habens echt drauf.

Tja, und dann kommt so ein Dummdödel wie ich daher, und fragt: "Was soll das alles?"

Und bei den Tachyonen verhält es sich ähnlich, sie stellen zwar eine mathematische Lösung der Gleichungen der SRT dar, sind aber in der Natur nicht realisiert. Es ist ja nicht so, dass wir nicht gesucht hätten, es gab sogar Vorhersagen, wenn es sie denn gäbe, dann könnte man sie so und so finden, hat man aber nicht. Muss man deswegen nun immer die Möglichkeit in Betracht ziehen, oder kann man sie nicht endlich in irgend einem Archiv verschwinden lassen. Und was ist mit den Strings? Wird man auch in 100 Jahren noch nach eindimensionalen Fäden in den Quarks suchen?


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Verbessert "Open Science" die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten?

20.02.2017 um 20:07
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Es wird leider mehr veröffentlicht, was ich begrüße, aber ich möchte auch das geprüft wird - und das wird als Ruf nach Zensur empfunden.
Zumindest an den Uni´s wird der "Nachwuchs" inzwischen aufgefordert, es den "Alten" zu zeigen. Man will geradezu, dass alles auf den Prüfstand landet, um kaputt getestet zu werden. So habe ich es zumindest bei meinen laienhaften Recherchen mitbekommen. Wie es später im "echten Leben" aussieht, vermag ich nicht zu beurteilen ... :D
Zitat von JoschiXJoschiX schrieb:Ich kenne einige dieser Fördergesellschaften aus dem medizinischen Bereich.
Jepp, der Link aus meinem EB geht da auch spezifisch drauf ein. So hat eine Überprüfung von Studien und Experimenten aus dem Bereich Psychologie ergeben, dass mehr als jede zweite nicht reproduzierbar war. Hier verspreche ich mir in Hinsicht auf "Open Science" sehr viel.


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Verbessert "Open Science" die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten?

20.02.2017 um 20:31
Bevor ich jetzt Ärger mit der Mathematikerzunft bekomme, ich weiß natürlich, dass man per Konvention festgelegt hat, dass eine Wurzel immer eine positive Lösung hat, aber als Beispiel ist das einfach zu gut, um drauf zu verzichten :D

http://gfs.khmeyberg.de/Materialien/IMathematik/Wurzeln-quadratischeGleichungen.pdf


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21.02.2017 um 08:21
@Peter0167
Es ist auch ein Wandel in was Studierende als Arbeit verstehen - also Copy&Paste soll es nicht sein ;)
Ich hätte auch gerne einen Index/Wert um zu erkennen wie viel ist Eigenanteil und wie viel Zitate. 


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21.02.2017 um 10:34
Heute morgen entdeckt:

https://www.heise.de/newsticker/meldung/ESA-stellt-eigene-Inhalte-unter-Creative-Commons-Lizenz-3631073.html

Der "Open Science"-Gedanke setzt sich so langsam durch :D


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Verbessert "Open Science" die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten?

21.02.2017 um 10:53
Schönen guten Morgen @Peter0167 

Open Science und Open Data, sind imho sehr zu begrüssen.
Wie oft habe ich schon nach Antworten gesucht und musste feststellen, schei..e nicht frei zugänglich...
Wissenschaft ist nun mal keine Holywood Veranstaltung, bei der die Stars unendlich reich werden und dabei so dumm wie ein Stück Brot bleiben, nur weil Geld, statt Wissen, die Welt regiert.

Wissenschaft ist auch kein Weg der nur so oder so gegangen werden kann. Wissenschaft ist ein Weg der sich selbst bahnt, stets neu beleuchtet, stets neu eingeschlagen und frisch beschildert werden muss. Hier lang, da lang, Achtung Einbahnstrasse, all das muss erst erarbeitet und auch durch harte Arbeit entdeckt werden... Denn nicht jeder Stein lohnt sich umzudrehen um die Wahrheit oder Gott zu finden, und doch muss es getan werden. Selbst die Sackgassen, die dabei natürlicher Weise produziert werden und wurden, von denen selbst die Natur nicht frei ist, sind somit Teil diese Geschehens. Ein nach vorne oder oben Irren wie unser lieber Lesch dass fomulierte.

Lassen wir mal Einstein sprechen:
Als Einstein Examina abnahm, fragte ihn einmal ein Student:
"Sie stellen in diesem Semester ja genau die gleichen Fragen wie beim letzten Mal."
Darauf Einstein: "Das ist wahr. Nur die Antworten sind diesmal anders." 
Albert Einstein

LG


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21.02.2017 um 12:09
Dir auch einen Guten Morgen @Z.

erst einmal kann ich dich beruhigen, mein Gemütszustand ist wieder im grünen Bereich. Wenn ich mir meine eigenen Beiträge so durchlese, wundert es mich sogar, dass mich keiner des Wissenschafts-Bashing bezichtigt hat :D

Der Thread ist nun mal aus einer Frustphase heraus entstanden, heute muss ich davon einiges relativieren, insbesondere nachdem ich gestern Abend mal wieder sehr viel Zeit auf der Seite der Max-Planck-Gesellschaft verbracht habe. Den Link hast du übrigens selbst in einem anderen Thread eingesetzt, und nachdem ich gestern von Selbstzweifeln geplagt beschlossen hatte, meine Haltung gegenüber gewissen Theorien zu überdenken, war das genau der richtige Ansatzpunkt. Die Grundlagenforschung hat halt ihre eigenen Gesetze, was da unnütz ist, oder nicht, kann ich als Außenstehender gar nicht beurteilen. Den letzten Absatz aus dem Artikel will ich hier mal zitieren:
Eine Beantwortung dieser faszinierenden Fragen der Grundlagenforschung wird viel zu einem besseren Verständnis der Materie und ihrer Wechselwirkungen beitragen. Es soll jedoch auch erwähnt werden, dass die dabei entwickelten Methoden, insbesondere die Verwendung der konformen Symmetrie, auch in anderen Bereichen der Physik Anwendung finden können, zum Beispiel in der Festkörperphysik bei der Beschreibung magnetischer Systeme. Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Grundlagenforschung einen wichtigen Motor der Forschung insgesamt darstellt.

https://www.mpg.de/821537/forschungsSchwerpunkt1
So wie es aussieht, ist nicht jede Idee, die in einer Sackgasse feststeckt, vollkommen wertlos. Es kann auch lohnend sein, sie wieder auf den Weg zu bringen, und weiter zu entwickeln, und sei es nur des besseren Verständnisses wegen. Aber wenn ich deinen vorherigen Beitrag richtig deute, war dir das längst klar :D


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Verbessert "Open Science" die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten?

21.02.2017 um 13:06
Lieber @Peter0167


ich wünschte ich hätte nun mehr Zeit für eine ausführliche Antwort, denn wir beide liegen in unseren Anschauungen über sinnvolle und vermeintliche sinnlose Behandlung, betreff Ergründung eines Themas, gar nicht soweit auseinander. Im Gegenteil merke ich, dass wir beide wohl eine, eher klassische, konsequente Denke gemein haben. ;) Die ich sehr begrüsse.

Wer sich mal ein Drama erster Güte in Sachen Wege der Wissenschaft an tun will, soll auf diese Seite aufmerksam gemacht werden.
Wikipedia: Kritik an der Relativitätstheorie#Hundert Autoren gegen Einstein
Dort finden sich Irren und Wirren zu Hauf... und da sind wir noch lange nicht raus... wie sagt HAL 9000 so schön

Youtube: 2001 A Space Odyssey human error
2001 A Space Odyssey human error
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HLG Z.


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22.02.2017 um 17:42
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:So hat eine Überprüfung von Studien und Experimenten aus dem Bereich Psychologie ergeben, dass mehr als jede zweite nicht reproduzierbar war. Hier verspreche ich mir in Hinsicht auf "Open Science" sehr viel.
Davon habe ich auch schon mehrfach gelesen. 
Die Ursache dafür ist wohl auf den Ausdruck publish or perish zurückzuführen, womit im Moment alle zu kämpfen haben.

Ich kenne und erlebe das jetzt nur aus der Sparte Mathematik. Altgediente Professoren beklagen den Zustand, dass man heut selbst die kleinsten Fortschritte am besten sofort aufschreiben und veröffentlichen sollte. Denn im akademischen Bereich ist die Liste der Publikationen ein entscheidendes Kriterium bei der Arbeitsplatzsuche.
Unabhängig davon was man publiziert hat, wenn die Liste (zu) kurz ist, dann kann allein das schon ein Grund dafür sein, dass man beim Auswahlverfahren für eine Professur aussortiert wird.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf stehen Forschende einerseits unter dem ständigen Druck irgendetwas unter ihrem Namen zu veröffentlichen, andererseits beeinflusst dies auch die Art und Weise wie geforscht wird. Ein Problem oder Projekt, aus dem man potentiell gleich mehrere Veröffentlichungen herausholen kann, wird dann unter Umständen nur deswegen anderen vorgezogen.
Dann gibt es öffentliche Listen darüber, wer wie oft von anderen zitiert wurde. Teilweise gibt es regelrechte Rankings, in die einfließt wie oft man Hauptautor war. (siehe zum Beispiel: Wikipedia: Journal ranking )
Auch kann es durchaus innerhalb einer Fakultät zu geldpolitischen Auseinandersetzungen kommen, wenn jemand meint, dass er mehr Förderung verdient, weil er mehr publiziert hat bzw. ein besseres Ranking hat als seine Kollegen.

Auch angehende Forscher, also Doktoranden, sind davon nicht unberührt. In der Mathematik ist man mit 10 Publikationen zum Ende der Promotion eine sehr überdurchschnittliche Ausnahme. 4 bis 6 scheint eher die Regel zu sein, aber das muss man erst einmal schaffen. 
Wenn man aber wiederum nur mit seinem Doktorvater publiziert hat, dann ist das auch schon wieder negativ behaftet.


Grundsätzlich ist Open Science aber nicht verkehrt. 
Vor 100 Jahren war es durchaus noch möglich, dass im Abstand weniger Jahre verschiedene Mathematiker unabhängig voneinander das selbe Resultat bewiesen und dies erst Jahre später bemerkt wurde, weil die Kommunikation (insbesondere die internationale) viel langsamer war als heute. Heutzutage gibt es für Mathematiker beispielsweise das https://arxiv.org/ Portal (gesprochen wie das englische Wort 'archive'), wo man unmittelbar einen Zeitstempel hat.
Bei aller Schnelligkeit und Häufigkeit wird aber in der Mathematik schon darauf geachtet, dass nur seriöse Arbeiten auch am Ende in den namenhaften Zeitschriften veröffentlicht werden.

Insgesamt würden aber die meisten wohl mit den Ohren schlackern, wenn man plötzlich nur noch die Forschungsergebnisse aus der näheren Umgebung zur Verfügung hätte und sich nur auf Tagungen über den internationalen Stand der Dinge informieren könnte.


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Verbessert "Open Science" die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten?

22.02.2017 um 22:21
@BlackFlame 

Papers produzieren ist heute Grundlage für´s voranschreiten.
Was diesen Falles, dabei alles abgeht, um die zu produzieren, will wirklich keiner wissen. :)
Irgend ein System muss halt anliegen. Bisher hat`s ja so, auch "funktioniert".

Aber keine Sorge, aus Breighton zB., ist zu hören, dass bei Vorträgen grundsätzlich gechattet wird :D

NG z.


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28.04.2017 um 22:06
@Peter0167

Ich bin schon mehrfach an deinem interessanten Thread hängen geblieben. Schade, dass es hier nicht so recht voran geht. Open Science ist ein vielschneidiges Schwert. 

Zum einen der Punkt "Open Access". Aus wissenschaftlicher Sicht, wäre dies eine super Sache. Das Problem ist, dass Open Access in der Regel sehr teuer ist. Viele Wissenschaftler -mich eingeschlossen- wären froh, wenn sich auch interessierte Laien für die eigene Arbeit interessieren würden und Zugriff darauf hätten. Selten besteht aber ein Interesse von Seiten der Geldgeber und auch der eigene Lebenslauf bleibt von Interesse. So ist eine schnelle und finanziell abgesicherte Publikation häufig der Way to Go.

"Open Data" ist sehr relativ zu betrachten. In meinen Versuchen generiere ich beispielsweise ellenlange csv-Files. Diese arbeite ich dann entsprechend auf. Die Rohdaten hätten keinen Mehrwert, wenn ich meine Daten ohnehin im Paper verarbeite. Interessanter wäre hier die Daten zu veröffentlichen, wenn das Experiment eben nicht die erwarteten/erwünschten Ergebnisse zeigt. Diese Arbeiten werden so gut wie garnichts veröffentlicht (Stichwort: Publication bias). 

Wissenschaftskommunikation ist ebenfalls ein großer Punkt für sich. Wenn man nicht gerade Krebs erforscht ist es extrem schwer ein öffentliches Interesse zu erwecken. Ich mache Grundlagenforschung am Gehirn. Die einzigen in der Öffentlichkeit, die sich dafür interessieren sind Tierschutzorganisationen. Und genau dann wird man vorsichtig, was man wo kommuniziert. Ich habe mir den Elfenbeinturm also nicht ausgesucht, sondern werde praktisch hineingesteckt. 


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Verbessert "Open Science" die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten?

29.04.2017 um 01:01
Zitat von AtroxAtrox schrieb: Open Science ist ein vielschneidiges Schwert.
Jepp, Open Science ist ein sehr "weites Feld", für dessen Bearbeitung allerdings die guten alten Pflugscharen besser geeignet sind, als Schwerter, womit dieser uralten Forderung zugleich ein aktueller Bezug zuteil wird. Schwerter haben zudem irgendwie etwas endgültiges, und werden allgemein assoziiert mit abgeschlagenen Köpfen und/oder Gliedmaßen. Pflugscharen hingegen brechen alte verhärtete Strukturen auf, und schaffen den Raum, auf dem das Neue wachsen und gedeihen kann. :D

Was ich damit sagen will, mit "Hau-Ruck"-Aktionen von "oben" verordnet ist keinem geholfen. Ein solcher Prozeß braucht Zeit und es gibt unendlich viel, was bedacht sein will. Wissenschaftler haben vermutlich eine andere Vorstellung davon als Laien, und diejenigen die grundsätzlich gegen alles sind, werden ihr Kreuz ganz sicher nicht beim "Ja" machen, was wiederum diejenigen nicht tangieren wird, denen eh schon immer alles egal war. Wie du schon sagtest, Kosten und Lebensläufe spielen eine Rolle, ebenso die Interessen von Investoren, geht es um Grundlagenforschung oder komerziellen Kram, etc.pp.

Das alles wird sich kaum unter einen Hut bringen lassen, trotzdem muss man irgendwo damit anfangen. Ein guter Ansatzpunkt wären aus meiner Sicht die Bereiche, die zum Teil oder komplett öffentlich finanziert werden. Je nach Zielgruppe müssen geeignete Platformen geschaffen werden, auf denen das Material entsprechend aufbereitet zugänglich gemacht wird. Sicher gibt es da bereits zahllose Beispiele, wo das bereits realisiert wurde, aber es gibt auch noch vieles, was ich vermisse. Z.B. bieten weltweit viele Universitäten ganze Vorlesungsreihen nicht nur als Script zum Download an, sondern auch als Videos in astreiner HD-Qualität. Leider ist das im deutschsprachigen Raum noch nicht allgemein üblich. Ich bin mir sicher, es gibt neben mir nicht wenige, die ihren Wissensdurst gern auf diese Weise löschen würden.

Selten war Wissenschaft so spannend wie heute, und noch nie zuvor war es (technisch) so einfach, die Menschen zu erreichen, wir sollten also langsam mal anfangen, diese Potentiale auch zu nutzen. :D


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Verbessert "Open Science" die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten?

29.04.2017 um 08:30
@Peter0167

Die Wissenschaft kann schon ein ziemliches Haifischbecken sein :) Da geht man auch mal mit dem Schwert schwimmen. 

Prinzipiell stimme ich dir aber absolut zu. Es braucht Impulse, um die Wissenschaft zu öffnen und es braucht Feedback. MIT und Co fahren wirklich gut damit, ihre Lehre über das Internet zu verbreiten. Allerdings stehen die finanziell auch auf ganz anderen Beinen als die deutschen Unis. Rein durch öffentlichen Finanzierung ist es schwer möglich solche Ideen umzusetzen. Und selbst wenn, wäre dieses Angebot höchstwahrscheinlich englischsprachig.

Ich bin im Moment in der frühen Planungsphase meine Forschung über die sozialen Medien zu verbreiten. Also wenn du da aus deiner Perspektive Ideen hast, immer her damit ;)


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Verbessert "Open Science" die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten?

29.04.2017 um 09:43
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Also wenn du da aus deiner Perspektive Ideen hast, immer her damit ;)
Moin moin Atrox,

etwas wirklich Neues kann ich leider nicht anbieten, aber ich kann dir sagen, was mich (aus der Perspektive eines Laien) unter den bereits vorhandenen Angeboten besonders interessiert und beeindruckt hat. Mein Interesse in den Naturwissenschaften ist zwar recht breit gefächert, aber mein Hauptaugenmerk liegt bei Themen aus der Kosmologie, der Teilchenphysik, Astronomie und Astrophysik. Und jeder Laie, der sich dafür begeistert, der kommt an einer Plattform nicht vorbei:

https://urknall-weltall-leben.de/

Dort findet man nahezu alles, was das Laienherz begehrt. Die Sache begann vor einigen Jahren in einem kleinen Rahmen und wurde seither kontinuierlich ausgebaut. Man ist zwar auch mit einem eigenen Kanal auf YT vertreten, aber die Entscheidung, etwas Eigenes aufzubauen, war aus meiner Sicht genau richtig. YT mag viele Vorteile bieten, aber vieles passt da auch nicht, und ich möchte auf der Suche nach Beiträgen zur Quantenmechanik keineswegs über Videos stolpern, in denen Teenager zeigen, wie sie sich ihre Pickel ausdrücken, oder besoffene Primaten nach der Party auf Gehwege reihern. Ein solcher Rahmen ist einfach nur unwürdig.

Harald Lesch und Josef Gaßner sind gerade dabei, etwas ganz Großes aufzubauen, und wie du sicher bemerkt hast, bin ich kaum imstande, meine Begeisterung im Zaum zu halten. Und genau darum geht es im Grunde auch: Begeisterung! Wissenschaftler sind nämlich die wahren Stars, und sie sollten daher auch wieder verstärkt im Rampenlicht stehen und die breite Öffentlichkeit suchen, damit sich die Jugend am Samstagabend nicht mehr zum Komasaufen verabredet, sondern statt dessen ins Planetarium geht, um sich eine Vortragsreihe zu Vakuumfluktuationen "reinzuziehen" :D

Lesch und Gaßner sind natürlich 2 "Schwergewichte" auf diesem Gebiet, ich kenne nur wenige, die imstande wären ein breites Publikum mit Vorträgen über primordiale Nukleosynthese oder relativistische Quantenfeldtheorie zu fesseln, aber wie heißt es so schön, Abwechslung belebt das Geschäft, von daher finde ich es toll, dass dort auch junge Wissenschaftler in Gastauftritten zu Wort kommen, und über ihre aktuelle Arbeit berichten.

Wie gesagt, mich persönlich spricht diese Art der Präsentation von Wissen extrem an, und wenn ich sehe, was dieses Team in so kurzer Zeit geschaffen hat, lässt sich schon erahnen, was da noch alles auf uns zukommt. Diese Art der Verbindung von Unterhaltung und Wissensvermittlung ist schon einzigartig, und es wäre wünschenswert, wenn dieses Beispiel Schule macht.


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