Tod einer Studentin in Halle
Polizei bildet Mordkommission „Neuwerk“
14.02.2014 11:36 Uhr | Aktualisiert 14.02.2014 22:23 Uhr
Eine Mordkommission ermittelt nun im Fall der in Halle erwürgten Studentin. Die Leiche der 29-jährigen BWL-Studentin aus Bulgarien war vor einer Woche in der Saale am Neuwerk entdeckt worden.
Eine Woche nachdem in einem Nebenarm der Saale in Halle die Leiche einer jungen Frau entdeckt worden ist, hat die Polizei die Mordkommission „Neuwerk“ gebildet. Ihr gehören nach Angaben von Sprecherin Ulrike Diener sieben Ermittler der Abteilung Zentrale Kriminalitätsbekämpfung an. Bei Bedarf könne die Mordkommission jedoch jederzeit personell aufgestockt werden. Unterdessen ist auch die Identität der Frau zweifelsfrei geklärt. Es handelt sich um eine aus Bulgarien stammende Studentin. Das bestätigte Staatsanwalt Klaus Wiechmann am Freitag unter Hinweis auf die Ergebnisse einer DNA-Analyse.
Angaben zur Todesursache machte er aus ermittlungstaktischen Gründen weiterhin nicht. Dass Mariya N. vor ihrem Tod Opfer eines Sexualverbrechens geworden ist, das wollte Wiechmann weder bestätigen noch dementieren. „Ich beteilige mich nicht an Spekulationen“, sagte der Staatsanwalt.
Mehr als 200 Befragungen
Nun ist es an der Mordkommission, alle Puzzleteile zusammenzusetzen. Dazu gehören die Auswertung von sichergestellten Spuren, das Sichten von Videomaterial, das mit einer speziellen 3-D-Kamera am Fundort der Leiche von Mariya N. angefertigt wurde, und weiteres „Klinkenputzen“, wie Diener sagte. „Wir haben mehr als 200 Personen befragt. Die Angaben müssen genau durchgesehen werden, damit keine Details, die eventuell für die Ermittlungen wichtig sind, übersehen werden.“ Auch am Freitagnachmittag haben Polizeibeamte am Mühlgraben Passanten befragt. Am Fundort der Leiche wurden inzwischen Rosen niedergelegt und eine Kerze für das Opfer entzündet. Auf dem Markt in Halle gab es eine Gedenkminute.
Die Ermittlungen sind mittlerweile auch Thema in der Landespolitik. Der Rechtsausschuss des Landtages verlangte am Freitag von Justizministerin Angela Kolb (SPD) dazu Auskunft - vergeblich. Kolb gab ebenfalls aus „ermittlungstaktischen Gründen“ keine Informationen und wollte sich auch gegenüber der MZ nicht äußern. „Wir wollen uns nicht in die Ermittlungen einmischen“, betonte der Ausschuss-Vorsitzende Ralf Wunschinski (CDU) zwar. „Wir werden aber im Nachgang Fragen stellen.“ Die werden sich konkret auf den Auftakt der Ermittlungen beziehen. „Es geht darum, warum kommt man nicht schneller auf die Idee, dass ein Verbrechen vorliegen könnte?“, so Sebastian Striegel (Grüne). Das ist durchaus von Belang. „Bei einem Verdacht auf eine Straftat sollte unverzüglich eine Obduktion erfolgen - meiner Meinung nach innerhalb eines Tages“, sagte Gudrun Tiedge (Linke).
Die Tote war am Freitag vor einer Woche gefunden worden. Nach MZ-Informationen sollen auf dem Totenschein Tod durch Ertrinken und Herzinsuffizienz vermerkt worden sein. Letzteres ist eigentlich erst durch die Öffnung einer Leiche bei der Obduktion feststellbar. Noch an jenem Freitag hatte die Polizei mitgeteilt, dass es keine Hinweise auf ein Verbrechen gebe; die Obduktion fand erst vier Tage später statt - und erst dann startete die umfangreiche Spurensicherung. „Es stellt sich die Frage, ob die Polizei früher das große Besteck hätte auffahren müssen“, so Tiedge.
Neuer Einsatz am Freitag
Am Freitagnachmittag löste der vermeintliche Fund eines Kondoms am Mühlgraben einen neuerlichen Polizeieinsatz aus. Allerdings entpuppte sich der Gummi als Teil eines Handschuhs der Rettungskräfte. Währenddessen joggen viele Frauen weiterhin entlang des Mühlgrabens - viele mit einem unguten Gefühl. „Ich habe den Weg tatsächlich zunächst gemieden, aber jetzt laufe ich doch wieder hier“, so die 16-jährige Stella Schumann. Beate Stoye und Annette Fürst joggen gemeinsam, aber nur bei Tageslicht. Wenn es dunkel ist, meiden sie den Weg am Mühlgraben. „Ich habe schon ein bisschen Angst“, sagte Fürst. Die 21-jährige Studentin Megan Janke sieht es dagegen gelassen: „So etwas kann einem überall passieren.“
http://www.mz-web.de/halle-saalekreis/tod-einer-studentin-in-halle-polizei-bildet-mordkommission--neuwerk-,20640778,26195934.html (Archiv-Version vom 09.04.2014)