Verbrechen in Höxter

E.A.Poe schrieb:Ich schrieb, dass "Mord durch Unterlassung" die richtige Anklage ist. Das habe ich immer gesagt. Der einzige, der immer "Körperverletzung" in den Raum wirft, bist du.

Das ist es aber doch, was den Prozess so in die Länge zieht. Die Mordanklage.
Auf der einen Seite monierst du die unzähligen Gutachten. Aber ohne diese Gutachten ist diese Mordanklage eben nicht haltbar.

emz schrieb:Das ist es aber doch, was den Prozess so in die Länge zieht. Die Mordanklage.

Dadurch, dass in Mehrheit festgestellt wurde, dass Susanne F. hätte leben können, hätte man einen Arzt geholt, ist die Sache doch klar.
Stattdessen untersucht die Staatsanwaltschaft einen Brief des als "schwachsinnig" erachteten W., um was zu beweisen? Dass er nicht schwachsinnig ist? Wobei der "Schwachsinn" auf dem Gutachten von Frau Saimehh beruht.
Im Gutachten von Osterheider wird dem Angeklagten "sexueller Sadismus" attestiert. Eine Sache, die mir auch glaubwürdig erscheint, wenn man Frauen vaginal mit Gegenständen penetriert. Aber vielleicht haben die Opfer das auch nur geträumt. Zwei können kein Zeugnis mehr geben, denn sie sind tot.

monkll schrieb:Wenn man euch beide so liest, erinnere ich mich an den Kannibalen von Rotenburg.
Damals war die Justiz mit den Geschehnissen auch überfordert.
Wie es aussieht, ist unser Strafgesetzbuch auf solche Menschen nicht ausgerichtet.
So etwas ließe sich auch kein Krimiautor einfallen. Zumindest nicht diese Horrorstory aus Höxter mit all den perversen Details

Doch, das Strafgesetzbuch gibt die Anklage Mord durch Unterlassung durchaus her. Allerdings ist davon bislang von den Anklägern eher kein Gebrauch gemacht worden. So zumindest hat es mir ein Jurist, der hier früher aktiv war, mal erklärt. Aber auch er konnte nicht allzu viel dazu sagen, weil es eben so gut wie keine vergleichbaren Prozesse gibt. Aber gerade deshalb ist es notwendig, diesen Prozess so akribisch wie möglich zu führen.

Eigentlich befürchtete man, die Mordanklage sei schon unwiderbringlich verloren, als das erste Gutachten zur Todesursache von Susanne vorlag. Nur hat da Staatsanwalt Meyer nicht lockergelassen.

monkll schrieb:So etwas ließe sich auch kein Krimiautor einfallen. Zumindest nicht diese Horrorstory aus Höxter mit all den perversen Details

Krimiautor vielleicht nicht, aber Thriller/Psychothriller/ Hardcore- Autor schon. Gibt es auch in der Literatur, die ich lese, zur Genüge. Und es ist auch True Crime- mäßig nicht "einmalig", es gibt eine Menge ähnlicher Fälle in anderen Ländern.

@IamSherlocked: Schon klar. Ich wollte damit nur das Grauen zum Ausdruck bringen.

@emz: ja so super klappt das ja nun mit dem Mord durch Unterlassen nicht.
Man mag gar nicht darüber nachdenken, was dieser gigantische Prozeß an Steuergeldern verschlingt hat und noch verschlingen wird.
Für zwei Personen, die selber kaum bisher einen Cent Steuern gezahlt haben, sich sogar scheiden ließen, um die staatliche Unterstützung zu sichern/aufzubessern.
Diese Idee ist gewiss nicht dem "auf allen Kanälen" schwachsinnigen W.W. eingefallen.
Eins ist Fakt, @IamSherlocked, diese Geschichte gibt genug Material für Bücher und Verfilmungen her.
Als Andenken für die Opfer geht das auch in Ordnung.

E.A.Poe schrieb:Stattdessen untersucht die Staatsanwaltschaft einen Brief des als "schwachsinnig" erachteten W., um was zu beweisen? Dass er nicht schwachsinnig ist?

Selbstverständlich wird vom Staatsanwalt die Korrespondenz der Angeklagten auf Inhalte hin kontrolliert. Von einer irgendwie gearteten Untersuchung ist mir jedoch nichts bekannt.
Was du dir unter dieser Untersuchung vorstellst, müsstest du genauer erklären.

E.A.Poe schrieb:Im Gutachten von Osterheider wird dem Angeklagten "sexueller Sadismus" attestiert. Eine Sache, die mir auch glaubwürdig erscheint, wenn man Frauen vaginal mit Gegenständen penetriert. Aber vielleicht haben die Opfer das auch nur geträumt. Zwei können kein Zeugnis mehr geben, denn sie sind tot.

Bei den erwähnten Sexspielchen verwechselst du die ausübenden Personen. SpoilerLaut ihrem Geständnis beging Angelika W. die meisten Misshandlungen selbst. Ihr ehemaliger Ehemann habe sie nicht dazu gezwungen, sagte sie aus. Sie habe die Frauen gequält, weil sie geglaubt habe, dass Wilfried W. das von ihr erwarte; es habe keiner konkreten Anweisungen bedurft. Eine der vielfältigen Torturen sei gewesen, den Opfern Gegenstände in die Vagina einzuführen.
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/hoexter-mutmassliche-taeterin-schildert-grausame-details-a-1091063.html
Susanne F. war laut Obduktion nicht sexuell missbraucht worden.

monkll schrieb:Man mag gar nicht darüber nachdenken, was dieser gigantische Prozeß an Steuergeldern verschlingt hat und noch verschlingen wird.

Weißt du, wenn es um Kosten geht, dann erschrecken mich andere Zahlen weitaus mehr:
https://www.mags.nrw/massregelvollzug-fragen-und-antworten

Der Bau einer forensischen Klinik mit 150 Plätzen kostet rund 45 Millionen Euro. Für Patientinnen und Patienten in einer Maßregelvollzugseinrichtung zahlt das Land rund 255 Euro pro Tag.

monkll schrieb:diese Geschichte gibt genug Material für Bücher und Verfilmungen her.
Als Andenken für die Opfer geht das auch in Ordnung.

Vielleicht vorher trotzdem erst mal fragen, ob das die Rechteinhaber also Erben auch so sehen.
Ich täte so einen Film über meine Mutter nicht haben wollen.

@emz: In guten Verfilmungen ist die Opferfamilie involviert. Gibt es leider wenig, aber im Fall Micro war das so und hat zu einem guten Film geführt, der die Ereignisse nicht reißerisch darstellte.
Nur als Beispiel.
Die Kosten für die Unterbringung in einer forensischen Anstalt kann ich mir vorstellen. Schau dir die gigantische Anlage in Eickelborn einmal an.

monkll schrieb:In guten Verfilmungen ist die Opferfamilie involviert.

Wenn wir uns ansehen, was der Ehemann von Susanne F. vor Gericht über seine Frau aussagte, kein Kind will diese Vorgeschichte der Mutter in einem Film vorgeführt bekommen. Sie war keine starke Persönlichkeit, hatte Probleme. Auch die Schilderung der Geschehnisse in Bosseborn muss man nicht in der Öffentlichkeit breittreten. Hier waren die Medien wohltuend diskret und das sollte auch so bleiben.

@emz: Welche Informationen glaubst du, haben die Medien denn zurückgehalten?
Also ich persönlich hätte auf manches Detail (zB Plastikplane) gut verzichten können.

Wie man, stilvoll und ohne die Würde der Opfer zu verletzen, einen Kriminalfall inszeniert, haben die Verfilmungen vom Fall Mirco mit Heino Ferch oder die des Schwarzen Mann Martin N. mit Tobias Moretti in der Hauptrolle gezeigt.
Negativbeispiele gibt es wenig. Glücklicherweise. Im Fall des Kannibalen von Rotenburg war es so.

Aber so weit sind wir hier noch nicht.
Erstmal sollen die ein Urteil bekommen, mit dem wir alle leben können.

monkll schrieb:In guten Verfilmungen ist die Opferfamilie involviert.

Der Sohn ist nicht beim Prozess anwesend. Also sollte man es für ihn dabei auch belassen.

monkll schrieb:Erstmal sollen die ein Urteil bekommen, mit dem wir alle leben können.

Das Urteil wird unseren Gesetzen entsprechen. Ich muss damit nicht leben können.

Wie der Terminsübersicht des Landgerichts Paderborn zu entnehmen ist, geht es nächsten Dienstag weiter:

28.08.2018 09:00 Uhr Fortsetzungstermin Schwurgerichtsverfahren 205 Ks 53/16

monkll schrieb am 11.08.2018:Erstmal sollen die ein Urteil bekommen, mit dem wir alle leben können.

Aber so was von ...
Jedoch noch vor ein paar Seiten zurück wurde darüber spekuliert wo der angebl. Schwachsinnige besser "aufgehoben" wäre u. wo er besser "zurecht" kommen würde. U.a. stellte man fest dass ihm die Haft wohl gut taugt. Dass Angelija sich im Knast wohlfühlt wissen wir ja schon länger, aber schön dass Wilfrieds Bedürfnisse auch berücksichtigt werden

Wie nennt man das nochmal ? Täter-Opfer Verdrehung ? Komm grad nicht auf den passenden Terminus.

MR________X schrieb:... aber schön dass Wilfrieds Bedürfnisse auch berücksichtigt werden

Wie nennt man das nochmal ? Täter-Opfer Verdrehung ? Komm grad nicht auf den passenden Terminus.

Worum geht es beim Strafvollzug? Sicher geht es um eine Strafe für begangene Taten. Das Ziel ist allerdings:

„Die Verfassung gebietet es, den Strafvollzug auf das Ziel der Resozialisierung auszurichten. Der einzelne Gefangene hat einen grundrechtlichen Anspruch darauf. Dieses Gebot folgt aus dem Selbstverständnis einer Rechtsgemeinschaft, die Menschenwürde in den Mittelpunkt ihrer Wertordnung stellt und dem Sozialstaatsprinzip verpflichtet ist.“

Wikipedia: Resozialisierung als Vollzugsziel#Gesetzliche Grundlagen

Bei Prozessen, die so lange dauern, fragt man sich, ob die Beteilgten überhaupt noch wissen, was sie ehedem gesagt oder gehört haben.
Ich halte das für ungünstig.

E.A.Poe schrieb:Bei Prozessen, die so lange dauern, fragt man sich, ob die Beteilgten überhaupt noch wissen, was sie ehedem gesagt oder gehört haben.

Das ist nicht anzunehmen, auch bei kürzeren Verfahren.
Aber dafür gibt es Aufzeichnungen, die allen beim Erinnern helfen.

emz schrieb:Aber dafür gibt es Aufzeichnungen, die allen beim Erinnern helfen.

Wenn sie denn nicht schwachsinnig sind. Dann können sie sich vermutlich nicht erinnern.

@E.A.Poe

Da sei ganz zuversichtlich. Die Wenigsten am Gericht dürften schwachsinnig sein.
Und jetzt ist Schluss mit TriTraTrollala :troll:

emz schrieb:Da sei ganz zuversichtlich. Die Wenigsten am Gericht dürften schwachsinnig sein.
Und jetzt ist Schluss mit TriTraTrollala :troll:

Dir ist klar, dass ich den Angeklagten W. meinte, der von der Sachverständigen S. als "schwachsinng" eingestuft wurde. Ein "Schwachsinniger" wird kaum einem Prozess folgen können, der wochenlang ausgesetzt wird. Wäre ich Anwalt von W. - was ich nicht sein will - würde ich das sofort reklamieren.

@E.A.Poe
Wilfried muss dem Prozess nicht folgen können, dafür hat er seine Anwälte.