Welcher Kriminalfall beschäftigt euch besonders?

@abberline: Das finde ich fast noch erschreckender, als wenn da irgendein verkorkstes Psychoschema zugrunde liegt. Es gab vor einiger Zeit auch eine Dokumentation über Serienmörder. Einer der Mehrfachtäter sagte ähnliches. Und, dass es ihm vor allem um Macht ginge. Aber auch, dass er froh ist, in der Forensischen Psychiatrie verwahrt worden zu sein, denn er würde "draußen" sofort da weitermachen, wo er aufgehört habe. Nämlich Frauen auflauern, vergewaltigen und töten. Besonders erinnerlich ist mir eine Sache: ein Kriminalist schätzte, dass auf eine vollzogene Straftat ca. 30 Versuche kommen. Das heißt, so ein Täter liegt z.B. stundenlang im Gebüsch und wartet auf ein Opfer. Meist jedoch kommt dann ein Opa mit Hut und Hund, zwei Jogger, ect., sodass er seine Tat nicht ausführen kann. Man hat darüber wohl Straftäter befragt und eine Art Statistik oder Hochrechnung erstellt. Unwillkürlich fragt man sich da, wie oft man selbst wohl schon in Erwägung gezogen wurde...

My favorite
Der Fall
Stephanie Lazarus
( S. Interrogation Tapes Full Video )
Niemals habe ich so ein Verhör gesehen , was erst keines war.


- der kachelmann Prozess
Weil er so ein bezeichnendes Licht wirft auf schnelle Vorverurteilung , mediale Einmischung,
Und die schwerwiegenden Folgen für den Betroffenen und sein weiteres Leben.

calligraphie schrieb:- der kachelmann Prozess
Weil er so ein bezeichnendes Licht wirft auf schnelle Vorverurteilung , mediale Einmischung,
Und die schwerwiegenden Folgen für den Betroffenen und sein weiteres Leben.

Das stimmt! Der Fall hatte mich damals auch sehr berührt. Aber wenn man heute schaut, hat er sich ganz gut wieder aufgerappelt. Beste Wettervorhersage ever. Und im "Riverboat", was ich mir aus der Ferne sehr gern anschaue, präsentiert er sich auch ganz gut, finde ich.
Moralisch selbstverständlich verwerflich, wenn man über Jahre Beziehungen mit mehreren Frauen gleichzeitig pflegt. Aber dann eine Vergewaltigung "unterzujubeln" ist auch der Hammer.

@puntanorte
Man kann darüber streiten bzw diskutieren was moralisch aktzeptabel oder verwerflich ist. Aber in diesem Fall ist die Hysterie ausgebrochen medial. Er war gefedert und geteert , bevor er überhaupt gehört wurde. Wenn ich überlege wie sich Alice Schwarzer positioniert hat , und im Freispruch nochmal nachgetreten wurde .
Er hatte alles recht der Welt sich im Nachgang zu wehren und sich rechtlich Gehör zu verschaffen .
Davon erholt er sich nie ganz , auch wenn es den Anschein hat. Etwas bleibt immer haften im kollektiven Gedächtnis.

@calligraphie
Ich gebe Dir uneingeschränkt Recht. Es war fürchterlich!

calligraphie schrieb:Davon erholt er sich nie ganz , auch wenn es den Anschein hat. Etwas bleibt immer haften im kollektiven Gedächtnis.

Aber er macht es gut, finde ich.

@puntanorte
Was mich echt an dem Fall so geängstigt hat, war die Tatsache, wie schnell man auch in Deutschland ratz Fatz demontiert werden kann , wie rasant die Unschuldsvermutung ausgehebelt wurde , wie alle mitmachen und der Zug rollt . Und das alles in einem Land , wo menschenrechtler gerne Und oft Richtung US Justiz den Zeigefinger heben , wegen genau solcher Fehlurteile oder medienwirksamer Prozesse.

Tristan Brübach, weil ich früher zum selben Zeitpunkt um den Bahnhof herum aufgewachsen bin und selber einige nicht so schöne Erfahrungen am Bahnhof gemacht habe.
Das nimmt einen dann emotional besonders mit. Gerade das genau dieser Fall bisher nicht geklärt werden konnte macht mich wahnsinnig traurig...

@calligraphie
Aber das gibt es ja nun leider in mehreren Fällen, nicht nur in so einem medienwirksamen...
Ich möchte nicht wissen, wieviele zivilrechtliche Vefahren wegen Scheidung und Aufenthaltsbestimmung der Kinder aufgrund solcher "Aussagen" entschieden werden...
Der Zug rollt da immer, nur eben in kleinerem Rahmen und nicht so medienwirksam. Ich möchte hier bitte nicht falsch verstanden werden und auch nicht gegen irgendeine Regel verstoßen. Ich bin ein hochmoralischer (älterer) Mensch, wirklich. Aber man muss zugeben, dass eine Vergewaltigung leicht anzuzeigen und schwer nachzuweisen ist. Es gibt mit Sicherheit viele Zivilprozesse in DE dazu, von denen wir gar nichts erfahren. Leider.

Steppi84 schrieb:und selber einige nicht so schöne Erfahrungen am Bahnhof gemacht habe.

Was bedeutet das? Falls Du darüber sprechen möchtest...

@puntanorte

Naja ich weiß was damals in der Szene in und um den Bahnhof passiert ist.
Drogen, Dealerei, Stricherszene ( sehr oft waren Kinder und Jugendliche involviert und ich selbst leider auch bis zum Hals )

Habe das mit dem Mord damals mehr oder weniger Hautnah mitbekommen, mit Pech hätte es auch mich treffen können.
Ich war zwar beim Tatzeitpunkt nicht vor Ort, sondern in der Schule, aber Ihr wisst schon wie ich es meine...

Ich war eben auch einer der Kids die sich damals fast täglich dort rumgetrieben haben.

@Steppi84
Danke für Deine offenen Worte. Es tut mir leid, was Du erlebt hast. Aber es schaut so aus, als ob Du die Kurve gekriegt hast, gell?
Das würde mich sehr freuen.

@puntanorte

Ja ist Alles gut danke :)
Würde mich nur sehr freuen wenn dieser Fall endlich geklärt werden würde, damit die Vergangenheit endlich vergangen sein kann...

@puntanorte
Da bin ich völlig bei dir. Ich bin eine Frau und weiß wie explosiv u sensibel genau diese Thematik behandelt werden muss.
Aber es ist zwischenzeitlich Gottseidank zu beobachten , daß es eben auch mahnende stimmen genug gibt , die sagen. Lass uns das niemals verharmlosen aber lasst uns sehr genau hinschauen bevor wir vorverurteilen .
was genau passiert denn durch Skandale wie bei kachelmann ? .das alles wirkt sich auch auf die Glaubwürdigkeit tatsächlicher Opfer sexueller Gewalt aus. Ein Riesenschaden , angerichtet durch eine Frau die rachsüchtig war und die Justiz manipuliert hat . Ein Schlag ins Gesicht der Frauen , die wirkliche Opfer sind und sich nicht trauen die Täter anzuzeigen .

Besonders beschäftigt mich ein Fall, der in meiner Kindheit hohe Wellen schlug aber bis heute nicht aufgeklärt werden konnte. Vor Jahren bin ich durch Zufall wieder auf den Gedanken gekommen, mich damit zu beschäftigen und bin dadurch auf Allmy gestoßen. Urlaubsfahrt in den Tod heißt der Fall hier und ist mehr als nur ein wenig rätselhaft. Damals hat mich der Fall beschäftigt, weil wir recht nahe am 2ten Tatort wohnten.

Besonders beschäftigt mich der Karfreitagmord vom 4.4.1980 in Wien an Christine Schöllerl. Es passierte in einem unbeleuchteten Hausfllur in der Wiener Innenstadt unweit der Staatsoper. Der Täter hatte damals die Glühbirnen ausgeschraubt, das Lehrmädchen im Hausflur abgepasst und mit einem Messer erstochen.
Einige Tage später als ich vom Sporttraining spät abends nach hause kam funktionierte auch in unserem Haus die Beleuchtung nicht. Ich hatte damals ziemliche Panik. Auch heute noch ist mir in unbeleuchteten Gängen unwohl.
Ein damaliger Mitschüler ging mit Christine Schöllerl in die Volksschule.
Der Mord blieb bis heute ungeklärt.

Durch diesen Thread habe ich richtig viele Anregungen und massenhaft Lesestoff bekommen. Vielen Dank dafür! Man weiß kaum, wo man anfangen soll.

Der Mordfall Christine Schöllerl ist leider schon in Vergessenheit geraten, ist ja auch schon 39 Jahre her. Wer noch etwas darüber lesen möchte, das ist nur noch in den Folgetagen dieses Verbrechens unter
www.arbeiterzeitung.at
möglich. Ist kostenlos, man muss nur das Datum eingeben.
Der Mörder, von dem es ein Phantombild gab, konnte leider nie gefunden werden, bin mir nicht sicher, ob dieser Fall auch mal auf XY gezeigt wurde.

@Belvedere
Schön, dass sich hier auch jemand der ungeklärten Verbrechen aus Österreich erinnert. Dem Mord an Christine Schöllerl ging 1977 der an Margit Hartl und 1978 der an Maria Schwaiger voraus. Auch diese sind niemals geklärt worden.

joeyy schrieb:Durch diesen Thread habe ich richtig viele Anregungen und massenhaft Lesestoff bekommen. Vielen Dank dafür! Man weiß kaum, wo man anfangen soll.

Ich auch, viele Fälle waren mir neu. Anfangen werde ich mit dem hier:

calligraphie schrieb am 09.08.2019:My favorite
Der Fall
Stephanie Lazarus
( S. Interrogation Tapes Full Video )
Niemals habe ich so ein Verhör gesehen, was erst keines war.

Interrogation Tapes sind im Moment mein Ding; zuletzt habe ich mir die für die Verhörtaktik hochgepriesene Vernehmung von Russell Williams angesehen.
Kranker Scheißtyp. Der Stern Crime-Artikel über seinen Fall hängt mir immer noch nach.