Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

The time has finally come, tomorrow I will speak out and reveal the truth

Ex-Stabschef Keith Schembri steht heute als Zeuge vor Gericht in dem Verfahren gegen Yorgen Fenech.

Gestern hatte er sein erstes Posting in diesem Jahr auf Facebook gemacht: „The time has finally come, tomorrow I will speak out and reveal the truth” (etwa: Die Zeit ist gekommen. Morgen werde ich reden und die Wahrheit aufdecken“). Das hat einige Erwartungen geweckt.

Momentan geht nichts, weil viel zu viele Menschen in den Gerichtssaal wollen, in dem wg. Corona strikte Abstandsregeln gelten. Man suhct wohl gerade nach einem größeren Sitzungssaal.

Ich werde hier zeitnah berichten, falls wir in den nächsten Stunden sensationelle Neuigkeiten hören sollten. Allein, mir fehlt der Glaube. Bisher hatte Schembri alles abgestritten, was immer da an Vorwürfen im Raum war.

Wer Zeit und Lust hat, kann der live-(-Blog-)Berichterstattung der Times of Malta und/oder der Malta Today unter folgenden Links folgen:

https://timesofmalta.com/articles/view/live-blog-keith-schembri-in-court-over-daphne-caruana-galizia-murder.800190

https://www.maltatoday.com.mt/news/court_and_police/103105/Keith_Schembri_Yorgen_fenech_compilation_20200622





Schembri, eben gerade (22.06.2020, 9:45 Uhr), auf dem Weg zum Gerichtsgebäude (Foto: The Times of Malta)

Wie befürchtet:

Keith Schembri sagt, er weiß nichts und hat auch nichts gesehen und nichts gehört. Niemals nie hat er Böses getan und niemals nie hätte er sich vorstellen können, dass Yorgen Fenech etwas Böses tun würde. Alles, was er von dem Fall weiß, weiß er nur aus der Presse. Und dass er verstrickt sein könne, habe er zu seiner Überraschung zum ersten Mal in einem Verhör durch die Polizei erfahren.

Ja, von den laufenden Ermittlungen habe er dienstlich wohl ab und an etwa mitbekommen, aber von Details habe er keine Kenntnis gehabt. Und mit Dritten darüber gesprochen, habe er sowieso nicht.

Eigentlich sei er ja nur ein weiteres Opfer. Aber wenn man so ein beliebter und erfolgreicher Politiker wie er ist, dann ist man eben auch vielen Anfeindungen ausgesetzt.

Würde man einen Besenstiel befragen, der Erkenntnisgewinn wäre vermutlich größer.

Ich fasse, die "Wahrheit", die er ja heute aufdecken wollte, später zusammen, aber es wird kaum lohnen.

OpLibelle schrieb:Keith Schembri sagt, er weiß nichts und hat auch nichts gesehen und nichts gehört. Niemals nie hat er Böses getan und niemals nie hätte er sich vorstellen können, dass Yorgen Fenech etwas Böses tun würde. Alles, was er von dem Fall weiß, weiß er nur aus der Presse. Und dass er verstrickt sein könne, habe er zu seiner Überraschung zum ersten Mal in einem Verhör durch die Polizei erfahren.

Erst das Platzen einer Atombombe ankündigen und dann einen Knallfrosch werfen. Ich hatte -ehrlich gesagt- nichts abweichendes erwartet. Wenn man in einem solchen Sumpf öffentlichen "Verrat" begeht, sind die Konsequenzen daraus sicher drastischer Natur. Zumal das Ausschalten missliebiger Personen scheinbar auch kein moralisches Problem für die Drahtzieher darstellt. Schade natürlich, bleibt abzuwarten, was die Ermittler ausrichten und zum Verfahren beisteuern können.

Slaterator schrieb:Wenn man in einem solchen Sumpf öffentlichen "Verrat" begeht, sind die Konsequenzen daraus sicher drastischer Natur. Zumal das Ausschalten missliebiger Personen scheinbar auch kein moralisches Problem für die Drahtzieher darstellt.

Aber Schembri dürfte ziemlich oben in der Nahrungskette stehen. Ich denke zwar nicht, dass man die ganze Herde bereits beisammen hat, aber doch den größten Teil davon. Ein schlagkräftiges Netzwerk dürfte kaum mehr existieren.


Ich wollte ja noch Schembris Aussage zusammenfassen. Aber viel kam da wirklich nicht. An einigen Stellen war es schon fast unfreiwillig komisch:

Auf die Frage, warum er sich einen Trust in Neuseeland zugelegt habe:
Früher habe er sein Geld bei der Bank of Valletta angelegt gehabt. Im Jahre 2013 habe es da aber ein Datenleck gegeben und jemand habe seinen Kontostand der Opposition durchgestochen. Deshalb habe er beschlossen, sein Geld ins Ausland zu transferieren.

So,so. 2013 soll es ein Datenleck gegeben haben - und kaum zwei Jahre später, legt er sich dann einen Trust in Neuseeland zu. Klar. Die Geschichte mit dem Datenleck ist völlig neu. Er hat nie Anzeige erstattet und die Opposition hat auch nie auf irgendwelche Vermögenswerte von ihm angespielt, auch nicht die Presse.

Auf die Frage, warum er Fenech Briefkastenfirma 17Black als zukünftigen Geschäftspartner seiner Panama-Firma genannt hat:
Er habe die Absicht gehabt, in späteren Jahren - nach seiner Zeit in der aktiven Politik - mit Yorgen Fenech in Geschäftsbeziehung zu treten.

Ich muss die Disziplin der Zuschauer im Saal bewundern. Spätestens an dieser Stelle hätte ich laut auflachen müssen.

OpLibelle schrieb:Spätestens an dieser Stelle hätte ich laut auflachen müssen.

Ich auch.

Bei diesen Aussagen müsste man das echt in einer Comedyshow zeigen , nicht in den Nachrichten.

Wenn es keine Hinweise auf ein Datenleck gibt , besteht nicht nach den Gesetzen dort die Möglichkeit seine Finanzen auf Steuergeschichten zu überprüfen ( und wenn es nur als offizieller Grund ist )und eventuelle Geldflüsse an die anderen zu verfolgen?

Danke @OpLibelle das du uns auf dem laufenden hälst

itfc schrieb:besteht nicht nach den Gesetzen dort die Möglichkeit seine Finanzen auf Steuergeschichten zu überprüfen ( und wenn es nur als offizieller Grund ist )und eventuelle Geldflüsse an die anderen zu verfolgen?

Doch, doch. Berichte über seine Geschäfte - auch und gerade mit Briefkastenfirmen (und auch über Mizzi) - gab es seitens der maltesischen Finanzaufsicht FIAU ( https://fiaumalta.org/ ). Einer der wenigen Behörden, die in diesem ganzen Sumpf noch einigermassen funktioniert haben. Die dürfen sogar mit geheimdienstlichen Mitteln ermitteln. Aber nur solange, bis sich ein konkreter Verdacht ergibt, dann müssen sie Sache der Polizei übergeben. Haben sie auch.

Der Mitarbeiter der FIAU, der vieles aufgebracht hatte, wurde gefeuert. Und sein Chef hat gekündigt, noch bevor man ihn feuern konnte. Der Vorgang lag dann beim Polizeipräsidenten, der ihn hat ablagern lassen und dann der Abt. für Wirtschaftskriminalität übergeben hat, wo er wieder abgelagert wurde. Schließlich kam man bei den meisten Vorfällen zu dem Ergebnis, dass kein hinreichender Anfangsverdacht für weitere Ermittlungen vorliegt. In einigen Sachen wird aber seit jetzt sechs, sieben Jahren ohne Ergebnis herumermittelt.

Daphne war mit der FIAU ganz gut vernetzt und hat so einiges an Informationen durchgestochen bekommen. Je frustrierter man da wurde, desto mehr ist durchgesickert. Aber damit hat man indirekt und ungewollt wohl ihr Todesurteil mitunterschrieben.

@OpLibelle

Meiner Meinung nach gehört bei sowas seitens der EU eine Kommission eingesetzt und sie MUSS die Rechte haben
dort richtig zu ermitteln und ,egal ob Steuergeschichten oder Mord , die Verantwortlichen vor ein Unabhängiges Gericht bringen.
Die EU regelt jeden Mist , aber es fehlt eine Behörde und Gericht das die Macht hat Fälle in denen der Verdacht besteht das Beamte , egal ob von Polizei oder Gericht und Politiker, ab einem gewissen Rang involviert sind , ermittelt und zur Verantwortung gezogen werden können

Schembri bei Falschaussage unter Eid ertappt?

Stolpert Schembri über Kleinigkeiten in seiner Aussage von Vorgestern? Mehrere Behauptungen von ihm, die sich eher auf Nebensächlichkeiten beziehen, stimmen wohl nicht. Hat er sich einfach falsch erinnert oder bewusst gelogen? Und falls letzteres der Fall ist, warum?

Schembri hatte bereits in eine gerichtlichen Anhörung am 18.12.2019 unter Eid, den Nachmittag des 16.10.2017, des Tages an dem Daphne getötet worden war, beschrieben. Vorgestern hatte er diese Aussage wiederholt und noch einige Details ergänzt:
Er, Schembri, habe mit Premierminister Muscat und dem damaligen Regierungssprecher (Kurt Farrugia) zusammengesessen, als der Leiter des Mater Dei Krankenhauses (Ivan Falzon) Muscats Büro informiert hätte, dass es in der Ortschaft Burmarrad eine Explosion gegeben habe. Muscat habe daraufhin versucht seinen Vater zu erreichen, der Burmarrad eine Fabrik zur Herstellung von Feuerwerkskörpern betreibt (das wusste ich bisher auch nicht).

Es wäre dann aber unverzüglich die Berichtigung gekommen, dass sich die Explosion nicht in Burmarrad, sondern in Bidnija ereignet habe. Wenige Minuten später sei dann die Nachricht eingetroffen, dass Daphne Caruana Galizia bei der Explosion zu Tode gekommen sein könnte. Alle wären schockiert gewesen. Schembri habe dann den Geschäftsträger der US-Botschaft auf Malta angerufen und gefragt, ob die USA bei den Ermittlungen helfen könnten. Die Botschaft habe geantwortet, das FBI habe einige Agenten in Rom und man wolle sehen, was man tun könne. Auf Nachfrage des Gerichts gab Schembri an, er habe die US-Botschaft binnen längstens 5 Minuten nach dem Anruf der Polizei verständigt.

Stimmt das? Es gibt drei Quellen, die unabhängig voneinander etwas Gegenteiliges berichten:

1.)
Der Malta Independent hatte unter Berufung auf TV Malta am Abend des Tattages berichtet, die diensthabende Untersuchungsrichterin, Consuelo Scerri Herrera, habe die Polizei angewiesen, ausländische Experten hinzuzuziehen.

2.)
Unter Bezug auf Schembris Aussage im Dezember, berichtete der Nachrichten-blog Lovin Malta bereits am 16.03.2020, nicht Schembri, sondern der Leiter der Terror-Abwehr auf Malta, Superintendent George Cremona, habe sich als erster mit dem FBI in Verbindung gesetzt. Und zwar habe er auf dem ganz kurzen Dienstweg direkt bei ihm persönlich bekannten Kollegen in Rom angerufen. Der Anruf sei etwa zwei Stunden nach der Tat erfolgt (also dann gegen 17 Uhr). Erst als ihm seine Kollegen aus Rom signalisiert hätten, dass sie wohl entsprechende Kapazitäten hätten, habe er sich mit Polizeipräsident Cutajar in Verbindung gesetzt, der dann den offiziellen Dienstweg über die US-Botschaft gegangen sei.


3.)
Cutajar hat diese Version mehr oder weniger in einem Interview am 16.10.2020 - also noch vor Schembris jetziger Aussage – bestätigt, und er macht auch eine Klammer zu der zeitnahen Berichterstattung, nach der eine Untersuchungsrichterin die Hinzuziehung angeordnet habe:
Cutajar sagt, einer der Beamten am Tatort – welcher wisse er nicht mehr – habe ihm vorgeschlagen, das FBI um Hilfe zu bitten. Er habe daraufhin sich mit einem Untersuchungsrichter Verbindung gesetzt und gefragt, ob es Seitens des Gerichts rechtliche Bedenken gebe. Nachdem dies verneint wurde, habe er die Botschaft angerufen.




Untersuchungsrichterin Scerri Herrera am Tatort, ca. zwei Stunden nach dem Anschlag. Foto: Malta Independent


Cutajar war am Tattag nicht am Tatort, wohl aber sein Terrorabwehr-Chef George Cremona. Und der dürfte auch einer der ranghöchsten Beamten in den ersten Stunden nach der Tat vor Ort gewesen sein. Die Untersuchungsrichterin Scerri Herrera war auch am Tatort, so etwa zwei Stunden nach dem Anschlag. Es wäre logisch, wenn sie sich einen Lagebericht von Cremona hätte geben lassen. Und der sagt so halblaut vor sich hin – Achtung: pure Spekulation von mir -, dass er ein paar gute Bekannte beim FBI hat. Und Herrera antwortet ihm, dass er sie dann doch herbeiholen möge. Und falls das so war, hätte dieser Superintendent George Cremona (in den weiteren Ermittlungen spielt er keine Rolle, ich kannte bis vorhin seinen Namen nicht), im Alleingang so viel Druck aufgebaut, dass Cutajar nicht mehr zurück konnte. Und auch Schembri und selbst ein Muscat konnten dann Cutajar nicht mehr zurückpfeifen, wie denn auch.

Arbeitshypothese von mir – muss nicht stimmen: Die Einschaltung des FBIs – dessen Funkzellenauswertung ja schließlich den Fall gelöst hat - war für die Drahtzieher des Attentats nicht vorhersehbar. Und falls zu den Drahtziehern auch Regierungsmitglieder gehören, auch nie geplant. Die ganze Bande wurde von einem einzelnen, mittleren Beamten überrumpelt, der ja vielleicht schon in der Stunde Null so ein Bauchgefühl hatte...

So, das ist aber nicht die einzige Unwahrheit, in Schembris obiger Aussage.

Tatsächlich war er nicht in einer Dienstbesprechung mit Muscat und dessen Regierungssprecher, als Muscat von dem Attentat erfuhr. Die Bombe, die Daphne tötete, explodierte ziemlich genau um 14:59. Muscat war – ohne Schembri und ohne Regierungssprecher, wohl aber mit Wirtschaftsminister Cardona – bei einem Presseevent der Softwarefirma Acronis in Sliema, welches er erst gegen 15:15 verlies. Das beweist dieses kleine Video auf Youtube:

Dr. Joseph Muscat, Prime Minister of Malta came to Parallels office

Externer Inhalt
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Bei Sekunde 57, ganz am Schluss, kommt eine Kamera ins Bild, auf der man den Timestamp erkennen kann: „16-10-2017, 15:13:35“:


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Selbst, wenn Muscat von Sliema direkt zu seinem Amtssitz in Valletta mit Sonderrechten gefahren ist (meisten war er mit zwei Weißen Mäusen unterwegs), konnte er im Montag-Nachmittags-Verkehr nicht vor 15:35 Uhr, eher 15:40 bis 15:45 Uhr in seinem Büro sein. Der Independent hatte die Story - wenn auch zunächst nur unter „Lokales“ mit der Überschrift „Person bei Fahrzeugbrand getötet“ - bereits um 15:52 Uhr online, wobei da schon völlig klar war, um welche Person es hier ging, und der Independent den Namen nur mit Rücksicht auf die Angehörigen, die ggf. noch nicht verständigt waren, nicht nannte.

Inzwischen hat sich Muscat dazu geäußert und einmal mehr versucht, Schembris Popöchen zu retten: Er, Muscat, habe von der Explosion während der Fahrt zu seinem Amtssitz erfahren. Dass aber Daphne das Opfer war, das habe er erst erfahren, nachdem er sich nach seiner Rückkehr zum Regierungssitz, mit Schembri und seinem Regierungssprecher zu einer Unterredung zurückgezogen habe.

Ob’s von der Sitzung wohl ein Protokoll gibt? Ich frag‘ ja nur...




Quellen:
https://lovinmalta.com/news/keith-schembri-absolutely-did-not-coordinate-fbi-involvement-into-daphne-caruana-galizia-investigation-lawrence-cutajar-says/

https://manueldelia.com/2020/06/which-other-bits-was-keith-schembri-lying-about/

https://timesofmalta.com/articles/view/watch-muscat-says-he-learnt-of-caruana-galizia-murder-with-schembri.800661

Es gibt da vielleicht noch eine psychologischen Aspekt bzgl. der Person der Untersuchungsrichterin, die noch am Tattag die Hinzuziehung des FBI angeordnet hat oder zumindest gutgeheißen hat, wobei ich mich hier mit meiner Küchenpsychologie weit aus dem Fenster hänge:

Scerri Herrera ist erklärte Anhängerin der Labour-Partei. Im Jahre 2011 liefen Ermittlungen gegen sie wg. des Verdachts auf Meineides in Zusammenhang mit einem Grundstücksgeschäft, die eingestellt wurden. Daphne hatte darüber berichtet.

Unter Muscat wurde ihr Bruder Umweltminister und Anfang 2017 wurde sie vom Justizminister zur Beförderung vom Rang eines "Magistrat"s zum "Judge" vorgeschlagen. Und fiel bei einer Auswahlkomission durch. Nicht wegen fachlicher Zweifel sondern wegen ihres ausschweifenden Privatlebens und ihrer privaten Finanzgeschäfte. An diesem höchst ungewöhnlichen Vorgang hatte Daphne sicher einen gewissen Anteil, die auf ihrem Blog eine ganze Menge über Herrera veröffentlicht hatte, z.B. dies hier:

Original anzeigen (0,2 MB)

Die Untersuchungsrichterin mit ihrem Bruder, dem Umweltminister



Herrera in Valletta - Quelle: Daphne Caruana Galizia

Das ist nun sicher grenzwertig. Auch Untersuchungsrichter haben ein Recht auf ein Privatleben. Daphne konnte durchaus auch biestig sein.

Ich könnte mir vorstellen, dass vor diesem Hintergrund sich Herrera, als sie nun einfach zufällig per Dienstplan diesen Fall bekam, sich nicht nachsagen lassen wollte, sie habe nicht alles zur Aufklärung getan.

Herrera wurde auf Antrag von Daphnes Familie alsbald von dem Fall abgezogen. 2018 wurde sie vom gleichen Justizminister, der gleichen Kommission wieder zur Beförderung vorgeschlagen, und diesmal hat es dann auch geklappt. Einerseits hat das natürlich Geschmäckle, andererseits kann man ja auch einen Richter nur deswegen nicht befördern, weil dessen Bruder Minister ist.

@OpLibelle

Wenn ich das alles soweit richtig verstehe, müßte die Richterin dann doch wegen Befangenheit von diesem Fall längst abgezogen sein oder ? Auch wenn es das Privatleben betrifft, sollte sie unter diesen Umständen mMn eher nicht mehr zu einem vollständig objektiven und neutralen Urteil in der Lage sein. Hat Malta da eine andere Rechtsprechung oder habe ich das falsch verstanden ?

Slaterator schrieb:Wenn ich das alles soweit richtig verstehe, müßte die Richterin dann doch wegen Befangenheit von diesem Fall längst abgezogen sein oder ?

Ja, natürlich. Ich schrieb doch:

OpLibelle schrieb:Herrera wurde auf Antrag von Daphnes Familie alsbald von dem Fall abgezogen.

Slaterator schrieb:Auch wenn es das Privatleben betrifft, sollte sie unter diesen Umständen mMn eher nicht mehr zu einem vollständig objektiven und neutralen Urteil in der Lage sein.

Meinst Du das ganz im Allgemeinen oder speziell im Fall Daphne? So oder so, ist das nicht ganz einfach. Party machen darf sie, wie jeder andere. Sich dabei fotographieren lassen, tja, ist ihre Entscheidung. Leidet ihr Ansehen darunter? Ich denke schon. Wenn sie da als Richterin zwei Jugendliche vor sich sitzen hat, die sie wg. irgendeinem überschaubaren Delikt verwarnt, ob die sie noch ernst nehmen? Leidet das Ansehen des Amtes darunter? Mhh..

Und andererseits: Muss ein Journalist die Bilder veröffenlichen? Mhh.. Wenn sie sich selbst in der Öffentlichkeit so gibt. Mhh.. Die Bilder sind ja nicht im Geheimen gemacht worden und sie hat auch nie eine Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte reklamiert.

OpLibelle schrieb:Ja, natürlich.

Oh,ist mir durchgegangen. Dann ist ja gut.

OpLibelle schrieb:Meinst Du das ganz im Allgemeinen oder speziell im Fall Daphne? So oder so, ist das nicht ganz einfach. Party machen darf sie, wie jeder andere. Sich dabei fotographieren lassen, tja, ist ihre Entscheidung. Leidet ihr Ansehen darunter? Ich denke schon. Wenn sie da als Richterin zwei Jugendliche vor sich sitzen hat, die sie wg. irgendeinem überschaubaren Delikt verwarnt, ob die sie noch ernst nehmen? Leidet das Ansehen des Amtes darunter? Mhh..

Ja, genau das meinte ich. Alles ziemlich "hmmmm..". Es ist doch echt wahnsinn, dass so gut wie jeder der mit dem Fall zu tun hat, irgendwie -und sei es über drei Ecken- in die Geschichte irgendwie involviert zu sein scheint. Was für ein Sumpf...

Was sind fünf Kleinwüchsige im Wald?
Die Sieben Zwerge, die unter Fachkräftemangel leiden.

Ja, ja, der Witz ist alt und platt. Aber er kam mir in den Sinn, als gestern und heute der inzwischen seines Amtes enthobene, ehemaliger Leiter der Abteilung für Wirtschaftskriminalität der Polizei auf Malta, ein Herr Ian Abdilla, vor der unabhängigen Untersuchungskommission aussagte.

Zwar habe ihm der Bericht der Finanzaufsicht vorgelegen, der konkrete Verdachtsmomente gegen den ehemaligen Energieminister Konrad Mizzi und den ehemaligen Chef des Stabes, Keith Schembri, auflistet, aber die beiden mal befragt – und sei es nur als Zeugen -, nein, das habe er nicht. Er habe einfach nicht genug Personal gehabt. Und so konkret wären die Vorwürfe ja auch wieder nicht gewesen. Und von einer Hausdurchsuchung, gar einer Beschlagnahme von Computerdaten oder dergl., da habe selbst der Generalstaatsanwalt abgeraten.

Aber jetzt, ja jetzt, nach der Festnahme des mutmaßlichen Mordauftraggeber Yorgen Fenech, da habe man nun konkreteres Material. Bei Fenech habe man nämlich diverse Dokumente zu seiner Briefkastenfirma 17Black in Dubai beschlagnahmt. Daraus würden sich Hinweise auf weitere Personen ergeben.

Und, hat er diese weiteren Personen denn nun vernommen oder sonst irgendetwas unternommen?

Vernommen hat er keinen, aber unternommen hat er schon etwas. Er hat die beschlagnahmten Dokumente nach Dubai geschickt, und die Behörden dort gebeten, zu prüfen, ob die denn auch echt sein. Wörtlich: „I cannot take a document that I had never seen the likes of before and say this is genuine… “. Antwort aus Dubai hat er noch keine.

Sorgfältige Arbeit, Herr Abdilla, weiter so! Ach ne, „weiter so“ geht ja gar nicht, er ist ja nicht mehr im Amt. Was für ein Verlust für die maltesische Polizei.

Quelle:
https://timesofmalta.com/articles/view/we-would-have-done-things-differently-now-ac-ian-abdilla-tells-inquiry.803691

https://www.maltatoday.com.mt/news/national/103482/live_public_inquiry_into_daphne_caruana_galizias_murder_continues




Konnte einfach kein Personal finden: Ian Abdilla auf dem Weg zur Anhörung


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Und wo wir gerade bei „Weiter so!“ sind: Damit hat auch gerade der Vorsitzende der oppositionellen Nationalpartei auf Malta, Adrian Delia, Wikipedia: Adrian Delia so seine Probleme: Seine Parlamentsfraktion, deren Vorsitzender er qua Amt auch ist, hat ihm nämlich gerade mit 19 zu 11 Stimmen das Misstrauen ausgesprochen. Aber deshalb zurücktreten? Ach nö, warum denn auch? Er klebt an seinem Stuhl.

Warum hat ihn seine Fraktion das Misstrauen ausgesprochen? Weil er im ernsthaften Verdacht steht, von Yorgen Fenech Schmiergeld im Empfang genommen zu haben, vielleicht sogar aktiv darum gebeten hat.

Mordvermittler Theuma hatte in einer seiner zahllosen gerichtlichen Anhörungen, mehr so am Rande ausgesagt, Fenech habe ihm erzählt, er habe – leider vergeblich – im Vorfeld der Europawahl versucht, die Nationalpartei zu bestechen. Fenech habe unbedingt verhindern wollen, dass der Europaabgeordnete David Casa wieder auf einen aussichtsreichen Listenplatz kommt.

Warum Fenech Casa nicht wieder im Europaparlament sehen wollte, ist unklar. Jedenfalls wurde Casa wiedergewählt. Er ist auch weiterhin Mitglied des Europäischen Parlaments https://www.europarl.europa.eu/meps/de/28122/DAVID_CASA/home
Ich hatte schon deswegen der Geschichte keinen großen Glauben geschenkt. Aber Keith Schembri griff die ganze Sache in seiner Vernehmung auch auf. Er behauptete, der Oppositionsführer sei aktiv an Fenech herangetreten und habe um € 50.000,- gebeten, um die Wiederwahl Casas zu verhindern. Fenech habe auch gezahlt.

Von hier aus ist es unmöglich zu beurteilen, was da nun Lüge und Wahrheit ist. Aber wenn eine Parlamentsfraktion ihrem Vorsitzender mit 19 zu 11 das Misstrauen ausspricht, dann müssen die, die da ganz nahe dran sind, zumindest ganz erhebliche Verdachtsmomente haben. Aber deswegen gleich zurücktreten? Delia wörtlich: „Back to work tomorrow“. Klar doch, Herr Delia, weiter so!



"Back to work tomorrow", Oppositionsführer Adrian Delia



Quellen und Bildquellen:
https://lovinmalta.com/news/surreal-press-conference-as-delia-vows-to-stay-on-as-opposition-leader-back-to-work-tomorrow/

https://www.maltatoday.com.mt/news/national/103463/delia_a_new_opposition_leader_and_the_constitution_understanding_the_road_ahead



Die Verhandlung gegen Fenech geht erst am 30.07.2020 in die nächste Runde, bis dahin wird's wohl eher ruhig bleiben. Fenechs Verteidiger haben den ehemaligen Polizeichef Cutajar in den Zeugenstand gerufen. Man rätselt, warum. Wir werden es sehen.

Melvin Theuma mit lebensgefährlichen Verletzungen aufgefunden

Mittelmann, Mordvermittler und Kronzeuge Melvin Theuma wurde am späten gestrigen Abend mit lebensbedrohlichen Stich- und Schnittwunden in seiner Wohnung aufgefunden. Die Polizei geht von einem Selbstmordversuch aus. Die Medien berichten einheitlich von einer tiefen Schnittwunde im Hals und mehren Stichwunden in Brust und/oder Unterkörper. Theuma wurde ins Mater Dei Hospital gebracht und wird zur Stunde operiert. Sein Zustand wird als kritisch beschrieben (Stand: 22.07.2020, 0:35 Uhr).

Theuma stand unter Polizeischutz. Ein Streifenwagen war rund um die Uhr vor seiner Wohnung in einem Mehrfamilienhaus platziert. Nachdem es seinem Anwalt nicht gelungen war, ihn telefonisch zu erreichen, informierte dieser die Polizei, die ihn dann in seinem Badezimmer gefunden haben soll.

Theuma hätte sich am heutigen Mittwoch im Rahmen der Vorverhandlung gegen Yorgen Fenech vor Gericht einem Kreuzverhör unterziehen sollen.

Ende vergangener Woche hatten Fenechs Verteidiger Andeutungen gemacht, Theuma habe möglicherweise den ehemaligen Polizeipräsidenten Cutajar mit € 30.000,- bestochen, um sich dessen Unterstützung zur Erlangung von Straffreiheit gegen seine Kooperation mit der Anklage zu erkaufen.

Ich hatte mein letztes Posting mit den Worten geschlossen:

OpLibelle schrieb am 10.07.2020:Fenechs Verteidiger haben den ehemaligen Polizeichef Cutajar in den Zeugenstand gerufen. Man rätselt, warum.

Des Rätsels Lösung ist wohl eben dieser Bestechungsvorwurf.

Angeblich soll eine von Theuma selbst gefertigte Tonaufzeichnung existieren, die die Vorwürfe belegt. Nur konnte Fnechs Verteidigung diese Aufzeichnung bisher nicht präsentieren. Die Sache klang verworren - und auch wenig glaubwürdig, da das Kronzeugen-Angebot für Theuma auf einer lange vorbereiteten Polizeistratgie beruhte, die letztendlich von Europol ausgearbeitet worden war.

Da ich heute tagsüber berufliche Termine habe, kann ich erst am Abend wieder berichten.


Video: Times of Malta


Dateianhang: timesofmalta.com - Melvin Theuma 'critical' with knife wounds to neck, chest.mp4 (2136 KB)




weitere Quellen:

https://www.maltatoday.com.mt/news/court_and_police/103707/police_melvin_theuma_attempted_suicide

https://timesofmalta.com/articles/view/melvin-theuma-hospitalised.806547

Ein weiteres tragisches Ereignis in diesem Konglomerat von Unglaublichem / Verkettungen- ehrlich gesagt fehlen mir die Worte...

Die NZZ, das ORF und Greenpeace berichten inzwischen auch auf Deutsch, hier die NZZ:
https://www.nzz.ch/international/malta-mittelsmann-nach-mord-an-journalistin-galizia-im-spital-ld.1567518

Nach Angaben der Polizei habe die Situation nach einem Suizidversuch ausgesehen. Der Fall wird allerdings noch untersucht. (...) Laut dem «Guardian» weist er schwere Stichwunden an der Kehle und am Oberkörper auf.

Er hat auf sich selbst eingestochen? Nicht unmöglich, aber schon schwer vorstellbar. Naja, es wird noch "untersucht"...

"Erste Anzeichen deuten darauf hin, dass Theuma die Verletzungen selbst verursacht hat, heißt es in der Polizeierklärung, wobei betont wird, dass die Ermittlungen noch laufen."

https://www.independent.com.mt/articles/2020-07-21/local-news/Large-police-presence-outside-of-Melvin-Theuma-s-home-6736225368

@OpLibelle

Dieser ganze Skandal ist mehr als filmreif. Nun also ein möglicher Suizidversuch des wichtigen Kronzeugen Theuma. Ich vermute schon das er nicht durch Fremdeinwirkung verletzt wurde, weil er zu recht befürchten kann/vlt. sogar muß, seines Lebens nicht mehr froh zu werden. Hoffentlich überlebt er das. Ohne ihn wird es schwerer sein, jemals auch nur annähernd gerechte Urteile zu fällen.

Das ist in meinen Augen sehr fragwürdig.
Wer bitte schön versucht sich selber mit einer Stichwaffe umzubringen ?
Stichwunden und Schnitte in Hals und Unterkörper ?
Entweder ist er sehr Schmerzresistent oder ist da doch wer in Panik wegen seiner Aussage
Ich hoffe mal das er Überlebt , oder ob noch etwas bekannt wird ob er selber sagte das es ein Suizidversuch war,
Glauben kann ich das nicht so richtig

itfc schrieb:Das ist in meinen Augen sehr fragwürdig.
Wer bitte schön versucht sich selber mit einer Stichwaffe umzubringen ?
Stichwunden und Schnitte in Hals und Unterkörper ?

Aus meiner persönlichen Erfahrung aus dem Bereich der Chirurgie kann ich berichten, dass derartige Suizidversuche zwar nicht Usus, aber auch nicht ungewöhnlich sind. Da geb es auch Patienten, die sich mit einer Bastelschere das Leben zu nehmen versucht hatten und sich dabei zig Stiche/Schnitte zugefügt hatten. Teilweise auch in sehr schmerhaften Bereichen. Ein anderer Fall in den USA wurde sogar als Mordfall behandelt, weil man nicht glauben konnte, dass ein Suizident nackt in den Wohnzimmerkamin steigt, um sich mittels des (sehr kleinen) Feuers zu verbrennen. Es war aber so... Von daher...

Theuma außer Lebensgefahr

In einer Pressekonferenz am gestrigen Tag, bezeichnete die Polizei den Gesundheitszustand des Kronzeugen und Mordvermittlers Melvin Theuma nach seinem mutmaßlichen Suizidversuch als stabil. Im Laufe des gestrigen Abends wurde er laut Zeitungsberichten ein weiteres mal operiert (an den Stimmbändern) und sei inzwischen bei Bewusstsein.

Über die Abläufe des Ereignisses sind viele Details bekannt geworden:

Theuma lebt zusammen mit seiner Lebensgefährtin, deren Sohn und auch der Mutter seiner Lebensgefährtin in einer im 3. Stock gelegenen Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Gemeinde Swequi. Zu seinem Schutz waren bis vor kurzem rund um die Uhr rei Bemat eabgestellt, davon einer ständig in der Wohnung. Dieser wurde jedoch vor einigen Wochen auf Bitten von Theuma selbst abgezogen. Damit verlieben dann zwei Beamte: Einer vor dem Hauseingang und einer vor dem Fahrstuhl / Treppenaufgang in der Garage. Damit weiß das jetzt nun wirklich jeder, aber ich gehe davon aus, dass man das Sicherheitskonzept ohnehin überarbeiten wird.

Theuma hatte am Nachmittag eine Besprechung mit seiner Anwältin, von der er gegen 18 Uhr zurück kam. Gegen 19:20 Uhr verliessen seine Freundin und deren Mutter die Wohnung, um das Kind (irgendwo) abzuholen. Später am Abend versuchte dann seine Anwältin ihn nochmals telefonisch zu erreichen. Nachdem ihr dies nicht gelang, rief sie dann den Chefermittler in der Mordsache Daphne, Keith Arnauld, an, welcher wiederum den Polizeiposten vor dem Haus kontaktierte. Da in dieser Minuten auch die Lebensgefährtin heimkehrte, konnte die Polizei die Wohnungstür mit deren Schlüssel öffnen. Dies war etwa um 21:30 Uhr.

Theuma wurde in einer Blutlache am Boden liegend im Badezimmer gefunden. In seiner rechten Hand soll er ein Messer gehalten haben.

Es gab keine Einbruchsspuren, keine Kampfspuren, Theuma hat keine Abwehrverletzungen und die Blutspuren befinden sich ausschliesslich im Badezimmer. Im Krankenwagen soll er vorübergehend bei Bewusstsein gewesen sein und angegeben haben, er habe sich selbst verletzt.

Gerade diese letzte Angabe, aber auch seine Verletzungen selbst, werfen aber Fragen auf. Theuma wurde mit Schnittwunden an der Innenseite des linken Handgelenks, sechs, teils tiefen Stichwunden im Abdominalbereich und einer tiefen Schnittwunde im Hals gefunden. Durch letztere wurde die äussere Drosselvene durchtrennt, die Schilddrüse im unteren Bereich gelöst und die Luftröhre aufgeschnitten.

Und bei diesem Verletzungsbild ergeben sich zwei Fragen, die ich gerne an @Slaterator und andere mit med. Erfahrungen weiter gebe:

1.) Kann man bei diesem Verletzungsbild noch mindestens 15 Minuten bei Bewusstsein sein und kann man noch sprechen?

2.) Kann man sich überhaupt noch einen Schnitt dieser Art am Hals selbst zufügen, nachdem man bereits sechs Stichwunden in unteren Bauchbereich hat?

Wie groß ist der Blutverlust allein durch die durchtrennte Drossevene? Und wie stoppt man eigentich notfallmäßig so eine Blutung?







Quellen:

https://timesofmalta.com/articles/view/critically-ill-melvin-theuma-unable-to-speak.806742

https://www.maltatoday.com.mt/news/court_and_police/103717/police_crime_conference_melvin_theuma

https://theshiftnews.com/2020/07/22/his-neck-was-in-two-pieces-medical-practitioners-explain-extent-of-melvin-theumas-injuries/