Der Fall Detlef Stagneht

Hartz IV gibt es erst seit 2005.
Zuletzt Hartz verstehe ich so, dass das erst "im Alter" war. Mit Ende 50 geht es auf dem Bau vielleicht nicht mehr so.

Naja, großartiges Geld wird er vermutlich als angelernter Bauhelfer nach der Wende kaum verdient haben. Auch wenn er diesen Job evtl. bis Mitte 50 Jahre gemacht hat. Wohlhabend wird man davon nun wirklich nicht.

Sherlocke schrieb:Zuletzt Hartz verstehe ich so, dass das erst "im Alter" war. Mit Ende 50 geht es auf dem Bau vielleicht nicht mehr so.

Das denke ich auch. Mit Ende 50 Jahre ist man bereits körperlich ganz schön verschlissen, wenn man evtl. schon 20 Jahre als Bauhelfer hinter sich hat.
Da wäre er keine Ausnahme, wenn diese Arbeit jetzt aus gesundheitlichen Gründen, nicht mehr gegangen ist. Kaputte Knie, Hüftgelenke und Bandscheibenvorfälle sind doch in der Branche häufig.

Mir ist gerade aufgefallen, dass das Kennzeichen des Audis die Initialen von DS beinhaltet.
Das Kennzeichnen ist LWL-DS 161
Das ist wahrscheinlich kein Zufall, sondern ein bestelltes Wunschkennzeichen, das extra bezahlt werden muss.
Für jemanden, der als so besonders sparsam beschrieben wird, wie der getötete DS finde ich das interessant.
Auch wenn es nur ein kleines Detail ist,... warum gibt DS, der als sonst so sparsam beschrieben wird, für so etwas unwichtiges Geld aus.

Kreuzbergerin schrieb:bestelltes Wunschkennzeichen, das extra bezahlt werden muss

Erstens kann das auch Zufall sein, zweitens ist das heute nicht mehr mit Kosten verbunden. War früher m.E. anders, weiß aber nicht, wie lange das her ist. Anders ausgedrückt: Wir wissen mal wieder nix. Auch nicht, wann DS das Auto angeschafft bzw. angemeldet hat.

Kreuzbergerin schrieb:Auch wenn es nur ein kleines Detail ist,... warum gibt DS, der als sonst so sparsam beschrieben wird, für so etwas unwichtiges Geld aus.

Na weil sein Auto sein Spielzeug war. Der einzige sichtbare Luxus, den er sich gegönnt hat (eenn das Auto als Neuwagen angeschafft wurde).

Sherlocke schrieb:Der einzige sichtbare Luxus, den er sich gegönnt hat (eenn das Auto als Neuwagen angeschafft wurde).

Das Auto ist Baujahr 2000 - 2004, also hat er auf ihn auf jeden Fall einige Jahre nach Auflösung der Sparbücher 1998 angeschafft.

Kreuzbergerin schrieb:Auch wenn es nur ein kleines Detail ist,... warum gibt DS, der als sonst so sparsam beschrieben wird, für so etwas unwichtiges Geld aus.

Ihm wird es wichtig gewesen sein. In manchen Gegenden war es damals aber auch so, dass man sich aus den freien Kennzeichen kostenlos eine Buchstabenkombination aussuchen konnte.

Vielleicht gibt es ja eine ganz alltägliche Erklärung für die Sparbücher:

Detlef S. könnte geerbt haben. Nicht wenige DDR-Bürger hatten recht viel gespart, ich las mal, dass das daran lag, dass die Lebenshaltungskosten nicht hoch waren.
Eine unverheiratete Tante, ein kinderloser Onkel, Großeltern, die ihr ganzes Leben lang gespart hatten und vielleicht sogar ein Häuschen besaßen, dass nach der Wende eine Menge Geld war, womöglich sogar Verwandtschaft im Westen, die beerbt wurde.
Da können schon 200.000 Euro zusammengekommen sein, so viel Geld wäre das nicht mal, wenn es tatsächlich eine vererbte Immobilie gegeben hätte. Und wenn der Bruder formal nur ein Halbbruder gewesen wäre, dann wäre es sogar möglich, dass er nichts oder eben von anderen Verwandten geerbt hätte.

Was die Sparsamkeit von Detlef S. betrifft:
Nachbarn können eigentlich nicht wissen, ob er wirklich sparsam war. Es könnte ja auch sein, dass er im Alltag nicht viel Geld ausgab, aber sich daran erfreute, Besonderes zu sammeln. Wenn er also zB kostbare Erstausgaben von Büchern gesammelt hätte oder etwas anderes, dem man den Wert nicht sofort ansieht, hätte das doch bestimmt niemand gemerkt.

Noella schrieb:Nicht wenige DDR-Bürger hatten recht viel gespart, ich las mal, dass das daran lag, dass die Lebenshaltungskosten nicht hoch waren.

Das wurde hier im Thread schon einmal kurz diskutiert.
Auch wenn die Lebenshaltungskosten im Osten niedrig waren, so waren auch die Löhne niedrig. Viele Ostdeutsche hatten zu Wendezeiten Erspartes, das dann in D-Mark umgetauscht wurde.
Falls es sich bei den 400000 D-Mark von 1998 um Vermögen aus DDR Zeiten handelte, reden wir hier allerdings von ca. 800000 Ostmark, soviel Ersparnisse hatte kaum ein DDR Bürger.

Kreuzbergerin schrieb:Falls es sich bei den 400000 D-Mark von 1998 um Vermögen aus DDR Zeiten handelte, reden wir hier allerdings von ca. 800000 Ostmark, soviel Ersparnisse hatte kaum ein DDR Bürger.

Ja, aber wenn Oma vielleicht ein Häuschen mit Grundstück, womöglich sogar an einem kleinen See, hatte, dann sähe das schon anders aus.

Noella schrieb:Ja, aber wenn Oma vielleicht ein Häuschen mit Grundstück, womöglich sogar an einem kleinen See, hatte, dann sähe das schon anders aus.

Das halte ich auch für eine der wahrscheinlichsten Möglichkeiten zur Herkunft seines Vermögens.

Meine Vermutung zur Herkunft des Vermögens geht in die Richtung, dass er vielleicht Land geerbt hatte, das in Bauland umgewidmet wurde und das er verkauft hat oder eine Immobilie, die er zurückübertragen bekam und er dann verkauft hat.

Beitrag von Kreuzbergerin (Seite 7)

Kreuzbergerin schrieb:Das halte ich auch für eine der wahrscheinlichsten Möglichkeiten zur Herkunft seines Vermögens.

Bleibt die Frage, wer ihn warum umgebracht hat.
Es ist ja nicht gesagt, dass das Geld tatsächlich in den leeren Videohüllen war, oder? Dann könnte er es ja auch schon längst verballert haben.

Noella schrieb:Es ist ja nicht gesagt, dass das Geld tatsächlich in den leeren Videohüllen war, oder?

Ganz meine Meinung.
Ich frage mich, wieso der Bruder darauf kam, dass in den leeren Videohüllen Geld versteckt war.
Meine Vermutung angesichts einer verwüsteten Wohnung mit einem Haufen leerer Videokassettenhüllen wäre, dass jemand Videobänder mit kompromittierendem Filmmaterial gesucht hätte.

Kreuzbergerin schrieb:Ich frage mich, wieso der Bruder darauf kam, dass in den leeren Videohüllen Geld versteckt war.

Ja gut, der Bruder findet beim Aufräume der Wohnung Sparhefter welche aufgelöst waren. Da liegt doch die Vermutung nahe, dass das Geld in den Videohüllen versteckt war. Zumal eventuell auch die Kassetten fehlten. Und zum 400'000 zu verstecken braucht es da auch nicht soviel Videohüllen.

Kreuzbergerin schrieb:Meine Vermutung angesichts einer verwüsteten Wohnung mit einem Haufen leerer Videokassettenhüllen wäre, dass jemand Videobänder mit kompromittierendem Filmmaterial gesucht hätte.

Das dachte ich auch schon. Zumal das Opfer schon in einem Alter war, in dem zum Beispiel Beziehungen zu Männern nicht so selbstverständlich ausgelebt wurden, wie das bei Jüngeren der Fall war. Das jetzt aber wirklich nur als Beispiel. Alternative Lebensentwürfe offen auszuleben wäre für Jüngere sicher einfacher gewesen als für jemanden, der schon in einem gesetzteren Alter war.

Was die Unordnung auf dem Bild-Foto betrifft, habe ich mir eine durchwühlte Wohnung immer anders vorgestellt, aber das Thema hattet ihr ja auch schon.

Die Sache mit der Erbschaft hat meiner Meinung nach einen Haken:
Falls DS geerbt hätte, wäre sein Bruder damals höchstwahrscheinlich „Miterbe“ gewesen.. somit müsste der Bruder wissen, woher das Geld stammt...

Allerdings spielt die Herkunft in diesem Fall vermutlich keine Rolle, wie hier auch schon diskutiert wurde... kaum ein Mitwisser würde >20 Jahre abwarten, bis er sich das Geld „holen“ würde...

@mike_N

Die Sache mit der Erbschaft hat meiner Meinung nach einen Haken:
Falls DS geerbt hätte, wäre sein Bruder damals höchstwahrscheinlich „Miterbe“ gewesen.. somit müsste der Bruder wissen, woher das Geld stammt.

Meine Überlegung dazu war vor einigen Tagen, ob der Bruder vielleicht Halbbruder war..
Dann hätte DS das Geld oder eine Immobilie väterlicherseits erben können.
Sein Halbbruder wäre da nicht erbberechtigt gewesen.

Noella schrieb:Ja, aber wenn Oma vielleicht ein Häuschen mit Grundstück, womöglich sogar an einem kleinen See, hatte, dann sähe das schon anders aus.

Und genau das halte ich für recht unwahrscheinlich.
Bei einer Erbschaft wäre auch der andere Bruder involviert.
Selbst wenn er enterbt/ erbunwürdig gewesen wäre. ( rein hypothetische Annahme!) Vom Erbfall an sich hätte er gewusst.


Es ist schon rätselhaft woher das Geld wohl stammte.

vargas schrieb:Bei einer Erbschaft wäre auch der andere Bruder involviert.

Nicht unbedingt, wenn die beiden Halbbrüder wären, dann hätten sie zwar die gleiche Mutter, väterlicherseits aber unterschiedliche Großeltern, Onkel, Tanten und so weiter.

@Noella
Stimmt, du hast recht. Schade, dass nicht mehr über die familiären Verhältnisse bekannt ist.
Ganz allgemein finde ich die Informationen recht spärlich. Man findet so wenig über diesen Fall.