Lori Vallow, die vermissten Kinder und toten Ehepartner

@Grillage
Wenn ich das richtig verstehe, die zwei „ entlassenen“ Juroren, müssen sich zumindest noch in Stellung halten, falls einer der 12 restlichen ausfällt? Das bedeutet, sie dürfen also noch nicht über ihre Eindrücke reden zb mit der Presse?
Warscheinlich kommt das ( wie üblich) erst nach dem verdict. Der Richter dankt den Juroren und entlässt sie mit dem Zusatz, sie können nun reden mit wem sie wollen oder auch jede Anfrage ablehnen, von wem auch immer sie kommt.
Gottseidank f die Juroren, war das hier tatsächlich kein so langer Prozess. Nur eben war es ein spezieller trial, wegen der „ Prominenz“ der Protagonistin und ihrer Doppelrolle in dem Stück.
Ich bin tatsächlich gespannt. Wer obsiegt? Lori mit ihrem Eingangssatz : „eine Familientragödie ist kein Verbrechen“ , oder die Anklage mit dem Satz „ it must have been Ned, before we got rid of him „
Ned war der Name für Charles angeblichen Dämon oder so.
Ihr nächster Prozess startet im Mai?
Hoffentlich lässt sie sich da wenigstens ordentlich vertreten und macht den Job nicht wieder selbst.

Grillage schrieb:Sind die anderen zwei denn während der Beratung dabei und dürfen nur nicht mit beraten? Manche Jurys beraten ja tagelang, da kann es ja sein, dass auch während der Beratungstage noch jemand ausfällt. Oder sind die zwei jetzt "nach Hause entlassen".

siehe hier:

Grillage schrieb:Ich habs mir gerade angeschaut, der Richter erklärt es ja sogar, dass sie im Notfall noch mal hinzugezogen werden können, wenn jemand ausfällt.

Genau.

calligraphie schrieb:Wenn ich das richtig verstehe, die zwei „ entlassenen“ Juroren, müssen sich zumindest noch in Stellung halten, falls einer der 12 restlichen ausfällt? Das bedeutet, sie dürfen also noch nicht über ihre Eindrücke reden zb mit der Presse?

So ist es. Bis zum Urteil unterstehen sie noch den Anweisungen des Richters, die auch bisher galten.

Lori Vallow wurde schuldig gesprochen.

https://idahonews.com/news/local/lori-vallow-daybell-guilty-of-conspiring-to-murder-estranged-husband-in-arizona-trial

Tag 10

Nach relativ kurzer Beratung hat die Jury ihr Urteil gefällt: Schuldig im einzigen Anklagepunkt der Verabredung zum Mord 1. Grades.

Lori scheint das Urteil recht unbewegt aufzunehmen.

Anschliessend muss nach kurzer Beratung die Jury noch entscheiden, ob es "strafverschärfende Umstände" gibt. Sollte die Jury das bejahen, kann die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe sein. Diese kann nicht vor Ablauf von 25 Jahren zur Bewährung ausgesetzt werden.

Die Staatsanwältin will in der Hinsicht zwei Zeugen vernehmen. Jedoch noch eine Überraschung: Lori stimmt zu, dass strafverschärfende Umstände vorliegen. Damit wird eine weitere Zeugenvernehmung überflüssig und die Jury wird entlassen.

Die letzte Phase des Prozesses ist dann die Entscheidung über das Strafmass. Ausser in Fällen der Todesstrafe, wo die Jury entscheidet, ist dies eine Entscheidung des Richters. Dazu werden in der Regel psychologische Untersuchungen usw. eingebracht, so genannte "pre sentencing reports." Um diese zu erstellen, muss man Zeit haben, daher ist die Verkündigung des Strafmasses in der Regel etwa 30 Tage nach dem Urteil, manchmal auch später. Der Richter aber bietet ihr an, das erst nach dem nächsten Prozess zu tun, dem stimmt sie zu.

Und das war es zunächst.

Tja, zum Schluss erlaube ich mir einen kurzen Kommentar: ich bin nicht überzeugt, dass die Staatsanwältin tatsächlich eine Verabredung Loris mit Alex zum Mord 1. Grades zweifelsfrei nachgewiesen hat.

Ich will nicht behaupten, dass ein professioneller Verteidiger ein anderes Urteil erreicht hätte, aber ich halte es zumindest für möglich. Loris Verteidigung hingegen war einfach nicht auf dieses Thema fokussiert und zu chaotisch.

So kann ich das Urteil der Jury nachvollziehen.

Tja, was für eine Tragödie.

Die Kamera war den ganzen Tag an, die "action" ist daher erst am Ende des Videos:

VERDICT WATCH: Doomsday Cult Mom Murder Case — AZ v. Lori Vallow Daybell — Day Ten

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Und noch ein bonus: Ein hochinteressantes Interview mit einigen Mitgliedern der Jury nach dem Urteil:

Anscheinend waren bereits 10 der 12 am Beginn der Beratung recht überzeugt von Loris Schuld. Wichtig ist, tatsächlich wusste kein Mitglied der Jury von den Morden an ihren Kindern und dem Urteil von Idaho. Mehrere Mitglieder wunderten sich, warum Tochter Tylee nicht aussagte.

Lori machte einen verheerenden Eindruck auf die Jury: sie schien die Sache nicht ernst zu nehmen, sie lachte und lächelte zu unpassenden Momenten usw. Also was wir hier auch schon bemerkt hatten. Auch ihr "non-chalant"es Verhalten in der ersten Vernehmung durch die Polizei machte wie erwartet keinen guten Eindruck.

Und am Eindrucksvollsten blieb das statement der Staatsanwältin: "when we got rid of them." Das hatte ich erwartet.

Jurors speak following Lori Vallow Daybell's guilty verdict

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@Rick_Blaine
Irgendwie bin ich absolut nicht überrascht. Als ich das Urteil heute Nacht registriert habe, dachte ich, 3 h nur musste die Jury beraten, was für ein vorhersehbares outcome. Lori scheint auch so gar nicht überrascht gewesen zu sein.
Selbst als Laie muss ich Dir unbedingt zustimmen, das alles aus der Sicht eines professionellen Strafverteidigers betrachtet, war vermutlich höchst deprimierend. Sie selbst, hat sich jeglicher Möglichkeiten beraubt, der Jury wenigstens etwas mehr berechtigte Zweifel an die Hand zu geben. Was nun, hat sie mit ihrem Stunt für sich selbst getan? Nichts, im Gegenteil. Warscheinlich hat sie keinerlei Selbstreflexion, wie sie zb auf die Juroren gewirkt hat, mit ihrem Grinsen und Lächeln und ihrer Technik der Zeugenbefragung.
Vielleicht hat sie innerlich längst begriffen, dass es sowieso alles egal ist. Nichts und niemand wird sie jemals mehr in die Freiheit befördern.
Resignation? Mal sehen, was im nächsten Prozess passiert. Verteidigt sie sich nochmal selbst, oder vertraut sie dieses eine letzte mal, nochmal einem Profi?
Die Interviews der Juroren waren nochmal sehr ernüchternd. Lori selbst war es, die den Juroren ihre Entscheidung nicht schwer gemacht hat.
Ich denke wirklich, dass man Lori mit einem guilty verdict nicht mehr beeindrucken kann. Sie ist so gefangen , in ihrer eigenen bubble, das wird sich auch im nächsten Prozess nicht ändern.

Das scheint mir auch so. Lori ist ihr grösster Feind.

Mal sehen, was im Mai so passieren wird.

calligraphie schrieb:Warscheinlich hat sie keinerlei Selbstreflexion, wie sie zb auf die Juroren gewirkt hat, mit ihrem Grinsen und Lächeln und ihrer Technik der Zeugenbefragung.

Zumal das ganze ja so gar nicht zu ihren Schlussplädoyer passte, wo sie der Jury weißmachen wollte, dass das alles "nur" eine schlimme Familientragödie war. Dazu passt das Grinsen halt nicht.

Ich verstehe solche Menschen wirklich nicht, dass sie sich offenbar so wenig in andere Menschen hineinversetzen können, dass ihnen klar ist, dass sie damit ihr ganzes Lügengerüst offenkundig machen. Das gleiche gilt für die Situation, als die Ermittlerin berichtete, wie sie Lori die Todesnachricht überbracht und sie dann mit ihr im Polizeiauto gefahren ist und Lori die ganze Zeit am "chattern" war, also wohl völlig unbekümmert und gut gelaunt small talk gemacht hat.
Wieso gelingt es diesen Leuten tortzdem, andere so um den Finger zu wickeln, dass sie ihr bisheriges Leben für sie über Bord werfen und sogar für sie töten, damit der Beziehung zu ihr nichts mehr im Wege steht?!

@Grillage
Warscheinlich muss man sich von der Vorstellung lösen, dass Lori normal tickt, um es mal freundlich zu umschreiben.
Der religiös verbrämte Wahn, hat sie fest im Griff, damit kann sie sich alles rechtfertigen. Das schützt sie sozusagen davor, die Realität anzuerkennen. Ihre Realität ist ja nun keine besonders erstrebenswerte. Dreimal life Long plus noch ein guilty, plus eine Menge Tote entlang ihres Weges. Family Tragödie ist kein Verbrechen, sagt Lori. Alles nur Verquickung unglücklicher Umstände. Psychopathen eben.
Zwischendurch ist man immer geneigt, sie doch recht normal wahrzunehmen. Aber am Ende, enttäuscht Lori dann doch wieder das Publikum. She can‘t help her Self.
Warten wir mal ab. Ihr erstes Urteil wann? 2023, jetzt Nummer zwei und im Juni womöglich Nummer drei. Und dann mal sehen, ob Lori im nächsten großen Prison Interview immer noch so lächelt.
Lebenslang muss bei ihr erst mal sacken. Das kann dauern.
Arme Lori, aber gut für kommende Straftäter, eine Mahnung, besser nicht den eigenen Verteidiger zu spielen. Das war ein Schuss ins Knie.

So, jetzt wissen wir, warum Lori schuldig befunden wurde: das unfaire Justizsystem. Es hat ihr nicht erlaubt, eine Verteidigung vorzubringen!

Sagt: unsere Super-Verteidigerin Lori! Es gibt ein Interview im Gefängnis nach dem Urteil, in dem sie darstellt, dass das "System" ihr nicht erlaubt hat, irgendetwas vorzubringen.

Das ist natürlich kompletter Quatsch, aber sie ist überzeugt. Alles klar?

Nach etwa 10 Minuten sagt sie: Ich bin ja keine Anwältin, ich war total überrascht, dass ich das und dies nicht sagen durfte. Tja. Ob es vielleicht besser gewesen wäre, einen Anwalt zu haben? Nur so mein Gedanke :)

VOLLSTÄNDIGES INTERVIEW: Lori Vallow-Daybell reagiert auf ihr Schuldurteil in Arizona

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@Rick_Blaine
„ Lori, we told you so“
Sie lernt es anscheinend nur, durch eigenes Erleben. Aber nach diesem Interview, bezweifle ich sogar das.
Wobei ich ja befürchte, Lori ist da beratungsresistent. Wie sie da so fröhlich plaudert.. als ob nichts gewesen wäre. Außer, dass sie nun endlich mal ausschlafen konnte, nach ihrem Knochenjob, als Lori die Verteidigerin.

Ja, Lori scheint sich abgefunden zu haben mit ihrem Schicksal. Sie ist nicht dumm, sie weiss genau, mit drei lebenslangen Freiheitsstrafen, nun möglicherweise einer weiteren und einem weiteren Prozess der noch kommt, sind ihre Aussichten, jemals wieder in Freiheit zu sein geringer als einmal im Lotto zu gewinnen. Sie scheint nun jeden Moment Aufmerksamkeit zu geniessen, der die Langeweile im Gefängnis durchbricht.

In ein paar Jahren wird sie vergessen sein. Schade um sie. Aber selbst schuld.

"Its harder than its looks" Lori zu ihrer eigenen Verteidigung. Wenn nicht Menschen zu Tode gekommen wären, könnte man echt lachen.

LORI VALLOW The SHOCKING Truth Revealed by Body Language

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Soderla, es gibt wieder etwas Neues. Im amerikanischen Rechtsystem gibt es neben der juristischen Revision, die ähnlichen Regeln unterliegt wie eine deutsche, noch weitere Rechtsmittel gegen ein Urteil.

Eines davon ist ein Schritt, der zeitlich vor einer Revision beim Appellationsgericht liegt. Wie jeder weiss, dauert heutzutage eine Revision eine lange Zeit, oft Jahre, bis über sie entschieden wurde. Der Gedanke, eine Person könnte juristisch unschuldig diese Zeit in Haft verbringen müssen, hat zu einem weiteren, schnelleren Rechtsmittel geführt: der "motion for a new trial" (in manchen Bundesstaaten auch unter anderen Namen bekannt).

Hier kann bzw. muss der Verurteilte zügig nach dem Urteil einen Antrag stellen, der zeigt, aus welchen Gründen das Urteil aus einem unfairen Verfahren hervorgegangen ist. Sie richtet sich an den Richter, welcher das Verfahren geführt hat. Man appelliert hier also an den ausgebildeten Juristen, der selbst erkennen soll, dass etwas schiefgelaufen ist, und der deswegen kurzfristig das Urteil aufheben soll, lange bevor ein Appellationsgericht sich damit befassen kann.

Ein klassisches Beispiel wäre, wenn nach dem Urteil festgestellt wird, dass ein Jurymitglied bestochen wurde, sich vor Ende des Verfahrens eine Meinung gebildet hat, auf äusseren Einfluss gehört hat und so weiter.

Genau so einen Antrag hat Lori nun eingebracht und begründet ihn mit mehreren Punkten. Ich fasse das mal schnell zusammen:

1. Mindestens ein Jurymitglied wusste von dem Urteil gegen sie in Idaho. Das Gericht hatte versucht, genau das zu verhindern.
2. Unfaires Verhalten der Staatsanwältin indem diese versucht hat, die Jury unfair gegen Lori zu beeinflussen
3. Fehler bei der Beweisoffenlegung - im amerikanischen System muss die Anklage alle Beweise vor Beginn der HV der Verteidigung vorlegen und die Verteidigung muss genug Zeit haben, diese zu bewerten
4. Fehler des Richters beim Ausschluss von Beweismitteln, vor allem, weil dieser nicht erlaubt hatte, Aussagen von Alex Cox und Tyree hier einzubringen

Die Punkte 2-4 lagen alle in der Zuständigkeit des Richters.

Und das bringt uns nun zu den Erfolgsaussichten: es ist recht üblich, dass eine Verurteilte einen solchen Antrag nach einem Urteil vorbringt. Und es ist ebenso üblich, dass dieser abgelehnt wird: welcher Richter gibt gerne zu, dass er einen Fehler gemacht hat?

Der Richter muss entscheiden, aber vorher muss freilich auch die Anklage zu den Punkten gehört werden.

Wird der Antrag abgelehnt, was nicht unwahrscheinlich ist, hat Lori aber die Gelegenheit, alle diese Punkte noch einmal in der Revisionsbegründung vorzutragen.

Lori Vallow Daybell files motion for a new trial based on these five reasons

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@Rick_Blaine
Lori hat anscheinend schnell dazugelernt…was meinst Du, hat sie den Rat von Experten Deiner Zunft genutzt, oder denkst Du, das ist auf ihrem „ Mist“ gewachsen?
Die gute Lori, im Interview nach dem Urteil, klang sie irgendwie noch ganz anders.

Verstehe ich es richtig, der Richter, an welchen jetzt ihr „ Anliegen“ übergeben wurde, der wird nun auch darüber entscheiden, ob dem stattgegeben wird?
Die Punkte, welche Lori anführt, sind ja durchaus übliche Argumente in regulären Appeals, oder?
Der Punkt mit dem Juror… woher könnte sie davon wissen? Es gab ja nach dem Urteil Juroren, die sich vor der Presse geäußert haben. Meinst Du, das bei den Interviews sowas geäußert wurde?
Die eine Jurorin vor dem Gerichtsgebäude ist ja regelrecht überrumpelt worden, etwas zu sagen.

Das der Richter angegriffen wird, bzgl seiner Entscheidungen während d Prozesses, ist ja nichts unübliches.
Aber die Sache mit dem Juroren könnte durchaus ein Punkt sein ( so sie es beweisen kann), der heikel werden kann.
Ich erinnere mich an Scott Peterson, der wegen einer „übereifrigen“ Jurorin mE nach aus der Todeszelle kam.
Räumst Du dem Antrag Erfolg ein?
Lori gibt nicht kampflos auf, das muss man ihr lassen. Nochmal ein Prozess, in gleicher Sache mit Lori als Verteidigung?

Ich hab mir den Antrag noch nicht gründlich durchgelesen, aber er ist juristisch formuliert und wird wohl das Produkt der beratenden Anwältin sein.

Einige Punkte sind auch durchaus ernst zu nehmen, die Ausschlüsse von Beweismitteln, Aussagen usw. sind schon diskutabel. Das hat man schon während dem Prozess gesehen. Und was den Juroren angeht, er hat das selbst in einem Interview zugegeben.

Eine andere Frage ist die Bewertung. Richter haben in unserem System einen sehr grossen Ermessensspielraum, so dass ich nicht glaube, dass dieser Richter, den ich für recht gut halte, nun solche Gewissensbisse haben wird, dass er dem Antrag stattgegeben wird - was ja einen komplett neuen Prozess bedeuten würde.

Die gleichen Punkte werden in der Revision vorgebracht werden, und da wiederum werden die Revisionsrichter dem Tatrichter eben diesen grossen Ermessensspielraum einräumen. Wo sie die Grenze ziehen, wird man dann sehen.