So, hier sind wir wieder, im gleichen Gerichtsaal in Phoenix, AZ, dem Maricopa County Superior Court. Wir kennen auch schon die Hauptfiguren:
Lori, die Angeklagte, die wieder sich selbst verteidigt. Dabei wird sie von zwei zugelassenen Rechtsanwälten, einem paralegal und einem Investigator unterstützt, die aber nicht selbst vortragen werden.
Richter Justin Berensky, der m.E. ein sehr guter Richter ist.
Und Staatsanwältin Treena Kay, die wie schon im letzten Prozess einige sehr nervige Angewohnheiten hat, zum Beispiel ständig mit Einsprüchen zu unterbrechen. Während einem "opening statement" gilt das unter Anwälten als sehr schlechte Manieren, denn ein opening statement ist ja kein Beweis und kann nicht so verwendet werden. Aber Kay wird ihre Angewohnheit wohl nicht mehr ändern.
Die Anklage ist wieder eine "Verabredung ein Verbrechen zu verüben," dieses Mal den Mord an Brandon Boudreaux. Nach dem Gesetz von Arizona muss dazu bewiesen werden, dass mindestens zwei Personen, die beide den Willen haben, dass dieses Verbrechen verübt wird, sich verabreden, das zu tun. Wer am Ende das Verbrechen begeht ist dabei egal, es ist sogar egal, ob es überhaupt stattfindet, ob es bei einem Versuch bleibt usw.
15 Juroren hören zu, 12 von ihnen werden am Ende abstimmen.
Die opening statements waren kurz. Gleich danach ruft die Staatsanwältin das "Opfer" in den Zeugenstand, B. Boudreaux. Die eigentliche Tat, der Mordversuch, fand in Gilbert in Arizona statt, einem Vorort von Phoenix, und einer Nachbarstadt von Chandler, wo sich der Mord an Charles Vallow ereignete. Zumindest einige der "Taten," welche die "Verabredung" ausmachen, geschahen aber laut Staatsanwaltschaft im Bundesstaat Idaho. Dort hatten Lori und ihr Bruder Alex zur relevanten Zeit ihren Wohnsitz.
Beide Städte in Arizona gelten als Wohnorte der gehobenen Mittelklasse, Boudreaux sagte z.B. dass sein Haus mehr als eine Million Dollar Wert war.
Ich selbst wohne und wohnte damals zwar gar nicht weit vom Tatort entfernt, aber hatte bis vor Kurzem kein Wissen von diesem Fall.
Ein Jeep Wrangler, zugelassen auf Lori in Texas, wo sie früher wohnte, wird eine Rolle spielen. Melanie Boudreaux wird auch eine Rolle spielen, sie ist die Ex-Ehefrau von Brandon Boudreaux. Und auch Chad Daybell, später der Ehemann von Lori, wird eine Rolle spielen.
Hier noch eine Erläuterung: Eine solche Verabredung oder Verschwörung kann durchaus zwischen mehr Personen stattgefunden haben, als angeklagt sind. Diese nennt man dann "non-indicted co-conspirators." Die Staatsanwaltschaft nennt hier drei "Verschwörer," die nicht angeklagt sind: Alex Cox, weil er inzwischen verstorben ist, Melanie Boudreaux und Chad Daybell.
Angeklagt ist also nur Lori. Anders als in Deutschland, ist es in den USA der Staatsanwaltschaft überlassen, wen sie anklagt und wen nicht, selbst wenn Indizien dafür sprechen, dass sich mehr als die Angeklagten schuldig gemacht haben könnten.
Weiter will ich darauf jetzt nicht eingehen, aber das erklärt, warum bisher weder Melanie noch Chad angeklagt wurden.
Zur Vorgangsweise in diesem Fall gilt was auch im letzten galt: Die Staatsanwaltschaft beginnt mit der Beweisaufnahme. Wenn sie diese beendet, kann die Verteidigung ebenfalls Beweise einbringen. Alle Beweise müssen zuvor beiden Seiten bekannt gemacht werden und in der Verhandlung muss der Richter bei jedem Beweisstück erst zustimmen, dass es eingeführt wird.
Wenn ein Zeuge eine Aussage macht, hat erst der Anwalt das Recht Fragen zu stellen, der den Zeugen einbringt, dann hat sofort die Gegenseite das Recht Fragen zu stellen (cross-examination) und dann, noch einmal die "erste" Seite (re-direct) und ggf. noch einmal die Gegenseite (re-cross).
In allem gelten die Vorschriften des Beweisrechts (evidence law) und über die Einhaltung dieser hat der Richter zu wachen. Man erinnert sich, dass Lori im ersten Prozess Schwierigkeiten hatte, die Vorschriften zum Hörensagen (hearsay) zu verstehen usw.
Hier die opening statements und die Vernehmung des ersten Zeugen, Boudreaux.

LIVE: AZ v. Lori Daybell Conspiracy Trial, Day 1
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