Solingen: mehrere Kinder getötet, Mutter unter Tatverdacht

SkylarBlue schrieb am 11.07.2021:Für mich klang die Tat von Anfang an als einen Racheakt am Mann. Sie hat es ja sehr eindeutig geschrieben.. dann siehst du die Kinder nie wieder.
Das hat nichts mit Überforderung zu tun..

Meiner Meinung nach hat sie die Situation sehr wohl überfordert und das hat sich dann in Rache ausgedrückt. Wenn ich mit einer Situation klar komme, wozu dann Rache?

Mailaika schrieb:Schon damals, als der Missbrauch durch die Schule vermutet wurde, gab sie an, dass sie von einem Fremden verfolgt würde, weswegen sie nicht zur Schule kommen könnte.

Vielleicht ist das eine Masche von ihr, vielleicht Zufall.

Mailaika schrieb:Woher soll ich das wissen? Vll wäre sie bei dem Unfall geblieben, von dem sie dem ältesten Sohn erzählt hat. Wäre natürlich absolut nicht glaubwürdig gewesen, aber das ist der Fremde den sie vor Gericht anführt auch nicht.

Der Fremde ist immer noch "glaubwürdiger" als der Unfall. Für mich klingt der Fremde aber nach einer Schutzbehauptung.

frauZimt schrieb:Meinst du nicht, die Frau hat sich den Unfall mit dem Taxi selbst eingeredet?

Genau dafür braucht es einen Gutachter.

Wie soll ein Autounfall glaubwürdig sein, wenn die Verstorbenen in der Wohnung liegen?

AlteTante schrieb:Wie soll ein Autounfall glaubwürdig sein, wenn die Verstorbenen in der Wohnung liegen?

Nachdem was man mittlerweile weiß, ist der mysteriöse Fremde genauso unglaubwürdig, wie der Autounfall und darum ging es.

AlteTante schrieb:Wie soll ein Autounfall glaubwürdig sein, wenn die Verstorbenen in der Wohnung liegen?

Der Autounfall war die harmlosere Version für den Jungen.
Auch wenn sie wirklich (auf welche Art auch immer) selbst von dem Fremden überzeugt ist, dann muss sie das
ja nicht ihrem Sohn am Bahnhof erzählen kurz bevor sie ihn fragt, ob er mit ihr in den Tod gehen will.

Cpt.Germanica schrieb:Genau dafür braucht es einen Gutachter.

@Cpt.Germanica
Das sehe ich ganz genau so.
Ohne Gutachter kann dieser Fall nicht bewertet werden.
Auch für den überlebenden Sohn ist (überlebens)wichtig, über die Gutachten zu verstehen,
was mit seiner Mutter- und letztlich seinen Geschwistern - geschehen ist.

Warum muss ich immer wenn ich die Bezeichnung schwarzer Mann höre an einen Kinderreim "wer hat Angst vor dem schwarzen Mann...." denken?
Als Kind kann man sowas bestimmt als Realität wahrnehmen, aber als Erwachsener?
Als Kind hatte sie ja schon von einem schwarzen Mann geredet.

Mailaika schrieb:Das mag in einigen Fällen so sein, aber ich kenne auch Fälle, wo sich Leute im Erwachsenenalter bemühen Hilfe zu bekommen um vergangenes aufzuarbeiten und Traumata zu überwinden

Und das waren Leute, die mit 26 6 Schwangerschaften hinter sich und 6 Kinder zu versorgen hatten?
Das ist keine Entschuldigung, aber es ist doch wohl komplett unrealistisch anzunehmen, dass die Frau irgendwie in der Lage gewesen sein könnte, eine Therapie anzufangen.

amsel_1402 schrieb:Das ist keine Entschuldigung, aber es ist doch wohl komplett unrealistisch anzunehmen, dass die Frau irgendwie in der Lage gewesen sein könnte, eine Therapie anzufangen.

Sie hatte ja nicht schon immer 6 Kinder und wäre sie in einer vernünftigen Betreuung gewesen, wären es vll auch gar nicht sechs Kinder geworden. Ich vermute, dass die kleinen Kinder in so schneller Folge kamen, war ein Versuch die Beziehung zu halten. Das älteste der vier kleinen Kinder war 4(?) Jahre alt. Zwischen Kind zwei und drei wären einige Jahre Zeit gewesen um sich in Behandlung zu begeben.

Mailaika schrieb:... und wäre sie in einer vernünftigen Betreuung gewesen, ....

... was sie aber nicht war, weil das ihre Eltern nicht wollten. Also müßig, darüber zu philosophieren.
Dass man sich mit Eintritt der Volljährigkeit komplett gegen die Erziehungsgrundsätze der Eltern stellt, kann man wohl kaum erwarten.

frauZimt schrieb:Meinst du nicht, die Frau hat sich den Unfall mit dem Taxi selbst eingeredet?
Mit normalen Maßstäben ist doch nichts an diesem Fall zu messen.

Das kann man von zwei Seiten sehen. Einerseits die Verdrängung der eigenen Taten, deshalb kommt eine Alternativversion. Oder einfach nur der kaltschnäuzige Versuch, die eigene Schuld weit von sich zu weisen, um nicht lebenslang in den Knast zu gehen.

Ich glaube durchaus, daß es Missbrauch in der Kindheit gab. Aber ich glaube nicht an die von der Verteidigung angestrebte Persönlichkeitsstörung, die dann zur Schuldunfähigkeit führte. Bei der Beweis-und Sachlage bleibt der Verteidigung allerdings nicht viel mehr, um eine Verurteilung zur lebenslangen Haft, mit Erkennung der besonderen Schwere der Schuld, noch zu verhindern.

Was das psychiatrische Gutachten anbelangt, so geht es darum festzustellen, ob die Angeklagte zum Zeitpunkt der Tat schuldfähig, vermindert schuldfähig oder schuldunfähig war. Es geht dabei um psychische Störungen, Hirnorganische Störungen usw., die einen Einfluss gehabt haben könnten.

Das wird dem überlebenden Sohn kaum helfen, die Taten seiner Mutter zu verstehen.

https://www.sueddeutsche.de/panorama/prozesse-wuppertal-prozess-um-mord-an-fuenf-kindern-scharfe-kritik-an-gutachter-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-210714-99-380334

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Wuppertal (dpa/lnw) - ... Die Angeklagte habe bereits als Jugendliche bei einem Klinik-Aufenthalt in Viersen berichtet, Opfer sexuellen Missbrauchs und einer Vergewaltigung geworden zu sein, sagte Verteidiger Thomas Seifert am Mittwoch dem Wuppertaler Landgericht. Dies sei auch in der damaligen Behandlungsdokumentation enthalten, vom Gutachter aber "bewusst unterschlagen" worden.

Der Psychiater wehrte sich gegen die Vorwürfe: Die von den Verteidigern vorgelegten Unterlagen aus Viersen sehe er "zum ersten Mal". ...

"Man kann ihm das glauben, ich glaube es ihm nicht", sagte Rechtsanwalt Thomas Seifert. Der Gutachter müsse zwingend abberufen werden. "Das schreit alles nach einer Neu-Begutachtung", sagte er.

... Die Verteidiger sehen dagegen Anzeichen für eine schwere Persönlichkeitsstörung als Folge sexueller Übergriffe im Kindesalter. Dies könnte die Angeklagte vor einer Verurteilung zu lebenslanger Haft bewahren - zugunsten einer Einweisung in eine geschlossene Psychiatrie.

Warum auch immer. Die Verteidigung möchte die Angeklagte lieber in einer Psychiatrie denn in einer JVA untergebracht sehen.
Man wird sehen, wie die Kammer entscheidet, ob es einen neuen Gutachter geben wird, oder der Prozess wie geplant weitergeführt wird.

https://www.waz.de/region/rhein-und-ruhr/fuenffach-mord-in-solingen-verteidiger-kritisiert-gutachter-id232789055.html

Da scheint das Urteil doch noch in weiter Ferne zu liegen.

Weitere Verhandlungstage bis in die zweite Oktoberhälfte

Der Prozess soll am 11. August fortgesetzt werden. Das Gericht kündigte am Mittwoch weitere Verhandlungstage bis in die zweite Oktoberhälfte an.

emz schrieb:Warum auch immer.

Eventuell, weil sie da besser aufgehoben ist??

xy2017 schrieb:Eventuell, weil sie da besser aufgehoben ist??

Die Frage ist halt nur, warum sie und ihre Verteidiger meinen, dass sie dort besser aufgehoben ist. So eine Psychiatrie ist ja nun auch kein Ponyhof. Sie ist dort ebenso eingesperrt. Vor allem ist eben nicht so wie bei einer JVA-Unterbringung einzuschätzen, wann sie wieder raus kommt. So erstrebenswert ist das nicht unbedingt.

Mailaika schrieb:Sie hatte ja nicht schon immer 6 Kinder und wäre sie in einer vernünftigen Betreuung gewesen, wären es vll auch gar nicht sechs Kinder geworden

Klar. Es gibt ja das schöne Sprichwort: when in a hole, don't dig. Dummerweise hat sie, schon tief in Loch stehend, immer weiter gegraben bis es zur Katastrophe kam. Und offenbar war niemand daran interessiert, das zu verhindern.

Mailaika schrieb:Das älteste der vier kleinen Kinder war 4(?) Jahre alt. Zwischen Kind zwei und drei wären einige Jahre Zeit gewesen um sich in Behandlung zu begeben.

Es war 6 Jahre alt. Die Kinder waren maximal 3 Jahre auseinander, wann genau hätte sie sich um Therapie kümmern sollen, das ist doch völlig illusorisch.

emz schrieb:So eine Psychiatrie ist ja nun auch kein Ponyhof.

Das ist klar! Aber Meiner Meinung nach hätte es von Anfang an keine Wahl gegeben, wenn der
Gutachter seinen Job gemacht hätte und für den Ponyhof ist sie definitiv zu "krank".
Das ist ja aber auch noch so eine Frage, wieso ihm diese spezielle Akte nicht vorlag.

amsel_1402 schrieb:Es war 6 Jahre alt. Die Kinder waren maximal 3 Jahre auseinander, wann genau hätte sie sich um Therapie kümmern sollen, das ist doch völlig illusorisch.

Das ist doch Humbug.
Natürlich machen auch Frauen mit Kindern Therapien.

Allerdings hat sie offenbar die Notwendigkeit nicht gesehen.
Sie hat für sich ja eine Bewältigungsstrategie gefunden. Das Gründen einer eigenen Familie. Das heilt natürlich mitnichten die erlittenen Verletzungen. Aber das wird ihr nicht klar gewesen sein.

amsel_1402 schrieb:genau hätte sie sich um Therapie kümmern sollen, das ist doch völlig illusorisch.

Andersrum könnte man sagen, sie konnte dich nicht um eine Therapie kümmern, weil sie damit beschäftigt war Kinder zu bekommen. Deswegen meinte ich ja, hätte sie eine Therapie gemacht, wäre es vll gar nicht zu 6 Kindern gekommen.

@fischersfritzi fasst das ganz gut zusammen, finde ich:

fischersfritzi schrieb:Das ist doch Humbug.
Natürlich machen auch Frauen mit Kindern Therapien.

Allerdings hat sie offenbar die Notwendigkeit nicht gesehen.
Sie hat für sich ja eine Bewältigungsstrategie gefunden. Das Gründen einer eigenen Familie. Das heilt natürlich mitnichten die erlittenen Verletzungen. Aber das wird ihr nicht klar gewesen sein.

Danke, genau das meinte ich.

Ich bin gespannt, ob das Gericht dem Antrag der Verteidigung stattgeben wird und den Gutachter wegen Befangenheit austauscht. Aus dem Bauch raus - ich denke es nicht. Da der Prozess aber verlängert wurde und nicht im August endet, scheinen ja noch weitere Untersuchungen anzustehen, evt. auch die beantragte Untersuchung des Gehirns der Angeklagten.

xy2017 schrieb:Aber Meiner Meinung nach hätte es von Anfang an keine Wahl gegeben, wenn der
Gutachter seinen Job gemacht hätte und für den Ponyhof ist sie definitiv zu "krank".
Das ist ja aber auch noch so eine Frage, wieso ihm diese spezielle Akte nicht vorlag.

Was willst du dem Gutachter denn jetzt unterstellen ? Deiner Meinung nach ist die Angeklagte zu "krank" um schuldfähig zu sein ? Selbst wenn die fehlenden Unterlagen vorliegen, müssen sie nichts an der Schuldfähigkeit ändern.