Mysteriöser Tod einer dreiköpfigen Familie in Kalifornien

Ich denke, es ist weniger ein Mysterium als eine tragische Fehleinschätzung. Uns ist beim Wandern auch schon ähnliches passiert (und wir sind erfahrene Wanderer, haben auch mehrere Mehrtagestouren gemacht). Dennoch haben wir im Urlaub eine Karte fehlinterpretiert und waren plötzlich mit 4 Kindern im Vor- und Grundschulalter auf einem ausgesetzten Bergpfad unterwegs, in der prallen Sonne und ohne genug zu trinken und v.a. ohne die Möglichkeit, umzukehre oder abzukürzen. In unserem Fall ist es gut ausgegangen, weil die Bedingungen nicht ganz so extrem waren und wir letztlich Trinkwasser in einem Bergbach fanden, aber es war eine Mist-Situation.

@orakel09
Vielleicht kannst du ja dann erklären warum man Kleinkinder auf solche beschwerliche Wanderungen mitnehmen muss? Das hat sich hier im Thread auch noch keiner erklären können.

LOleander schrieb:Vielleicht kannst du ja dann erklären warum man Kleinkinder auf solche beschwerliche Wanderungen mitnehmen muss?

Das wüsste ich auch gerne.
Wenn man auf die Karte sieht, kann man in diesem Fall auch nichts fehlinterpretieren. Dass da kein Schatten ist, sieht man auf einen Blick und dass es steil ist auch. Bei über 40 Grad würde ich gar keine Wanderung machen, weder mit noch ohne Kleinkind.
Die beiden müssen einfach völlig ahnungslos gewesen sein, und dass passt halt nicht zu der Aussage, sie seien wandererfahren gewesen. Das waren sie offensichtlich nicht.
Sehr traurig. So junge Leute.
Leider passiert das immer wieder.
Ich habe auch schon Leute bei aufziehendem Gewitter in T-Shirt und Sandalen die Berge hochlaufen sehen. Wenn man was sagt, werden die sauer.

Niilanaya schrieb:um dann beim Devils Gulche zeitgleich zusammenzubrechen

Das ist nicht klar. Das Kind kann ja z.B. eine Stunde früher gestorben sein, die Frau später als der Mann, das wissen wir nicht.

Ich hab auch schon trotz Ermahnungen der einheimischen /schilder Leute mit Flip Flops in Schluchten wandern sehen und dergleichen mehr, die Liste ist endlos. Weiss auch nicht warum Schilder und Warnungen gerne konsequent ignoriert werden. Gibt es irgendeinen "Kick" dabei, den ich nicht nachvollziehen kann?

@LOleander
Ich glaube, das ist eher eine Art Phantasielosigkeit. Die wissen zwar theoretisch, es gibt Erfrierungen, Abstürze, Tod durch Blitz usw., aber sie können sich nicht vorstellen, dass ihnen persönlich so was passiert.
Es gibt auch jeden Herbst wieder Menschen, die Knollenblätterpilze essen und daran sterben. Ich bin jetzt nicht die Pilzexpertin, aber einen Knollenblätterpilz kann ich ganz sicher von einem Champignon unterscheiden. Das ist auch nicht schwer, ein Blick ins Pilzbuch reicht da. Also wenn Leute so einen Pilz essen, müssen die wirklich völlig ahnungslos sein. Und jeder weiß doch, dass es tödlich giftige Pilze gibt. Aber manche Leute können sich in dem Moment, wo sie davor stehen, nicht vorstellen, dass das eine Realität ist und bei ihnen genauso wirken wird wie bei anderen auch. So ein Mechanismus in etwa. Selten ist das nicht.

Folgender Wanderweg wurde präsentiert.


Quelle:Sfchronicle

Die Pfeile sollen zeigen in welche Richtung gewandert wurde. Allerdings seien das auch nur Vermutungen!! Was ist, wenn die Familie zb genau andersrum startete und es gar nicht erst bis zum Fluss schaffte?! Vllt auch gar nicht vor hatte so weit zu wandern? Dann könnte man die 2,5 L Wasser-Reserve schon eher nachvollziehen.
Woher will man nun wissen, ob die Familie links oder rechts rum gelaufen ist, nachdem das Auto geparkt wurde? Gab es Zeugen? Ließen sich die Daten auf dem Handy (ohne Empfang auf dem Trail) später vllt doch wiederherstellen und Wegpunkte zu bestimmten Zeiten rekonstruieren? Dazu gibt es keine Info.

Hätten sie, so wie es aktuell dargestellt wird, tatsächlich den längsten Streckenabschnitt hinter sich gebracht, dann ist das schon eine beachtliche Leistung zu dritt in der Hitze mit 2,5 L. Die wären doch dann schon früher auf dem Trail gestorben, oder nicht ?!

@Niilanaya
Dann wären das höchstens 1,5 Meilen also keine 2,5 km gewesen. Auf so einer Strecke verdurstet man mit zweieinhalb Liter Wasser nicht, denke ich mal.
Bei 40 Grad, 10km Strecke, schattenlos und teilweise beschwerlich, 4 Personen - dafür genug Wasser mitzuschleppen geht ja kaum. Will man da einen 10 Liter Kanister mitschleppen? Da bleibt man doch besser gleich zu Hause.

Tritonus schrieb:Dann wären das höchstens 1,5 Meilen also keine 2,5 km gewesen. Auf so einer Strecke verdurstet man mit zweieinhalb Liter Wasser nicht, denke ich mal.

Wenn sie den Weg tatsächlich in die Richtung angetreten haben wie die Richtungspfeile auf der Map oben zeigen, dann wären sie mit 2,5 L Wasser trotzdem weit gekommen, wenn man den Auffindeort beachtet.

Zudem heißt es nicht, dass sie verdurstet sind.
Hyperthermie ist auch nicht eins zu eins der Hitzeschlag, sondern kann auch durch andere Ursachen ausgelöst werden. Zum Beispiel manche Pestizide.
Sie können lediglich sagen, dass die Todesursache "heat-related" war.

Woher weiß man denn, dass sie überhaupt diesen Trail so abgelaufen sind??

Für mich passt am ehesten Blitzschlag.

@Watt
Du solltest erst lesen, dann schreiben. 😉

Man darf auch nicht vergessen, dass ein Hitzetod nicht einfach nur durch viel trinken verhindert werden kann. Es kann auch mit guter Waserversorgung zu extremen Hitzestau im Körper kommen und viel trinken hilft bis zu dem Punkt, wo man auch noch genug ausschwitzen kann.

Zu viel Hitze innerlich und natürlich noch von außen, legt beizeiten einige Körperfunktionen lahm. Meist zuerst im Gehirn, wodurch Schwindel und Desorientiertheit folgen. Irgendwann kann man nicht mehr schwitzen, der Kreislauf macht immer mehr schlapp. Das ist jetzt natürlich auf die Schnelle banal erklärt.

Da die Familie auch keinerlei Abkühlung in irgendeiner Form hatte, war das wohl dann aussichtslos.
Dass alle ziemlich zusammen lagen, könnte auch daran gelegen haben, dass sie zusammen "da durch" wollten. Vielleicht war zuerst das Kleinkind tot. Da kommt dann bei den Erwachsenen noch der totale seelische Ausnahmezustand zum körperlichen Defizit dazu. Mann und Frau machten sich gegenseitig Mut, komm vorwärts, weiter, wir müssen hier weg, wir schaffen das. Eine Trennung ist da (glaube ich) das, was die Wenigsten in der Situation tun würden. Es scheint ja auch so, als ob die Frau die letzte war, die starb.

@Tritonus
Danke für die Erläuterungen, das klingt plausibel. Eine völlig irrationale Selbstüberschätzung. Das kennt man ja auch zb von Studien mit Autofahrern, die ihre Fähigkeiten standardmäßig zu hoch einschätzen.

Investigators say they were able to determine that Gerrish had decided on the route for their eight-mile hike on Saturday night, using an app on his phone to plot it out — but the app did not calculate either the trail mileage or the elevation changes.

Quelle: Oxygen.com

An dieser Info orientieren sich die Ermittler. Jedoch haben sie das nicht selbst herausgefunden - wie gesagt - sie versuchen immer noch auf die Inhalte des Handys (von John Gerrish) zuzugreifen und das bisher ohne Erfolg. Die Info stammt also von dieser (namentlich nicht erwähnten) App, deren Funktion wohl darin besteht Routen festzulegen, ohne sinnvolle Details wie zb Höhenunterschiede oder Entfernungsangaben in Kilometer oder ähnlichem anzugeben. Die Firma der uns unbekannten App hat die "Info" aus freien Stücken an die Ermittler weitergegeben. Könnte also immer noch sein, dass John Gerrish hinterher eine andere App verwendete, nachdem er feststellte, dass diese eine App nicht so aufschlussreich war.

Wieso ist der Inhalt seines Handys eigentlich noch wichtig, wenn doch im Kollektiv ohnehin beschlossen wurde, dass es heiß war und keine Ahnung halt "dumm gelaufen" im wahrsten Sinne des Wortes. Die scheinen ja selber nicht dran zu glauben.

Die Todesursache wurde wohl geklärt:

Artikel

Die Familie soll an Hyperthermie gestorben sein.

Diesem Artikel nach soll zunächst das Baby an Hyperthermie gestorben sein, was die Eltern in Panik versetzt haben soll.

"the parents more than likely panicked in their efforts to help the baby, who began suffering from symptoms first,”

Quelle:

https://www.insideedition.com/new-details-emerge-in-death-of-california-family-in-sierra-national-forest-report-71759

es ist so tragisch.
ich verstehe nicht, wie eltern ihr wirklich kleines und noch sehr empfindliches Kind diesen Strapazen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Sonne) aussetzen konnten. Für mich wirklich unbegreiflich.

Was trieb die Eltern zu der Aktion?
Jede Familie nimmt Rücksicht auf die Kinder. Auf das verletzlichste, jüngste allemal. Warum in diesem Fall nicht?
Gab es keine Verantwortlichkeit für das Kind?
Dachten alle, dass das Kind diese Wanderung im Tragegurt mal einfach so wegsteckt?
Wurde die Strecke unterschätzt?
Fragen über Fragen. Wobei ich denke, dass die Eltern ganz einfach keine Ahnung von den Widrigkeiten auf der Strecke hatten.

Das Kind ist nun tot, was sehr schlimm ist, da es nicht vor der Gefahr - ausgehend von den Eltern - geschützt werden konnte.

Ich kann mir nur vorstellen, dass die vollkommen ahnungslos waren, die wussten einfach nicht, dass ein Kind (und sie selbst) diese Hitze nicht aushalten können.
Ich habe schon mehr als einmal Leute in der Sommerhitze ihr kleines Kind ohne Kopfbedeckung (!) durch die Gegend tragen oder schieben sehen. Die Kinder haben furchtbar geschrien, aber die Eltern sind überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass das an der Hitze lag. Wenn man was sagt, wird man angemeckert.

Sehr tragisch, aber immerhin konnte man die Ursache bestimmen.
Letztendlich war es die Schuld der Eltern, aber ich denke, es war einfach eine komplette Fehleinschätzung der Gesamtsituation. Wahrscheinlich waren sie grundsätzlich schon verantwortungsvolle und voraussendende Eltern, aber irgendwie muss es wohl an diesem Tag irgendwie ausgesetzt haben.

Ein tragisches Beispiel, dass wir Menschen immer wieder fatale Fehler begehen, auch wenn man das Verhalten im Nachhinein niemals nachvollziehen kann.

Der Sheriff hat jetzt seinen Abschlussbericht vorgelegt.
Es war definitiv Tod durch Überhitzung.

Authorities were able to pull a text message from Gerrish's phone at 11:56 a.m. asking for help. It was never received due to lack of cell service in the area.
"Can you help us," the text read.
"On savage lundy trail heading back to Hites cove trail.
No water or ver (over) heating with baby."

About 13 minutes following the unsuccessful text, Gerrish's phone showed that he tried calling multiple numbers, not including 911, but again, due to lack of service, the calls never connected, authorities said.
The first call was made at 12:09 p.m. following four subsequent calls at 12:35 p.m. within one minute of each other.

Quelle:
https://edition.cnn.com/2022/02/18/us/california-family-yosemite-final-moments-trnd/index.html

Das ist sehr tragisch. Wie verzweifelt die Lage gewesen sein muss, dass man unter all den Anrufversuchen nicht ein einziges Mal die Polizei/Rettung versuchte zu erreichen. Es ist schwer sich vorzustellen, dass es die ganze Familie samt Hund quasi zeitgleich traf. Anfangs war die Rede davon wie Erfahren sie im Wandern gewesen sein sollen... Irgendwie scheint es sich bei vermissten Wanderern laut Zeitungen meist um "erfahrene" Leute gehandelt zu haben, aber am Ende (wenn es zu einer Auflösung eines Vermisstenfalls kommt) hinterlässt es leider einen ganz anderen Eindruck.
Mögen sie in Frieden ruhen.

Warum wurde eigentlich das FBI hinzugezogen obwohl es keine Anzeichen auf äußere Gewalt gab?
Dauern Obduktionen immer so lange wie in diesem Fall?
Und warum gab es zuerst die Information. daß auf dem Handy des Mannes keinerlei Hinweise zu finden waren, daß er versucht hätte Hilfe zu holen, wenn er es aber doch tat?
Wie schwer ist es auf einem Handy Textnachrichten und angewählte Nummern zu finden?
Warum hat der Vater versucht alle möglichen Leute anzurufen, aber nie den offiziellen Notruf?
Weiß das jemand?