Mann aus Bayern mit Wohnmobil verschwunden

Ich könnte mir auch ganz simpel einen Wanderunfall vorstellen. Nach Jedermannsrecht gecampt in den Weiten der schwedischen Wälder, wo es gerade kein Handynetz gibt.

Nicht mehr zum Fahrzeug zurück gefunden oder aufgrund körperlicher Probleme gekommen. Vielleicht wurde der VW-Bus bisher nicht entdeckt oder jemand bemerkt nicht, dass er schon länger abgestellt ist.

@Thordis

Ich hätte jetzt vermutet, dass man regelmäßig in einem solchen “Wohnmobil“ übernachtet und nicht im Zelt irgendwo im Wald, unter Zurücklassung des Fahrzeugs. Sonst könnte man ja auch in einem normalen PKW reisen, was bestimmt preiswerter wäre.

@Lichtgestählt
Ich meinte schon gecampt im VW-Bus, irgendwo, wo kein Netz war und tagsüber gewandert.

Man bleibt ja nicht die ganze Zeit im Bus, sondern nutzt die Möglichkeiten, die sich tagsüber bieten.

Dazu müssten wir wissen, ob es Michael P.s Gewohnheiten entspricht, alleine an abgelegene Orte zu fahren und sich dort tief in die Wälder zu schlagen. Genauso wichtig wäre es zu wissen, ob er für gewöhnlich längere Zeit nicht per Handy erreichbar ist. Dass die Familie ihn erst so spät als vermisst meldete, ist an diesem Fall besonders. Vielleicht liegt darin der Schlüssel und kann auch als Erklärung hergenommen werden, dass VW die GPS-Daten nicht herausgibt.

@WatchDogs2
Schweden als Reiseziel und ein Camper als Unterkunft spricht für Interesse an der Natur. Wer das nicht mag oder sich für andere Dinge interessiert, wird im Großen und Ganzen andere Reiseziele wählen.

@Thordis

Das heißt nicht zwangsläufig, dass Michael P. die Abgeschiedenheit gesucht hat. In Schweden gibt es ausreichend Natur, die man zeitgleich mit anderen Touristen genießen kann. Außerdem hat Schweden wunderschöne Städte, die einen Besuch wert sind. Manche Menschen nutzen ein Wohnmobil schlichtweg, um nicht im Hotel schlafen zu müssen und möglichst flexibel zu sein.

Mir ist bei Sichtung der Vermisstenmeldung ins Auge gefallen, dass Michael P. mit 1,60 m Größe vermutlich nicht besonders wehrhaft ist und auch nicht besonders abschreckend auf mögliche Täter wirken könnte. Die 70-75 kg in Kombination mit dem eher etwas runden Gesicht lassen ebensowenig auf einen auffällig trainierten Menschen schließen. Insgesamt also nicht das schwierigste Ziel für jemanden, der ans Auto möchte.

WatchDogs2 schrieb:Dass die Familie ihn erst so spät als vermisst meldete, ist an diesem Fall besonders.

Angesichts seiner Urlaubsplanung (vier Wochen solo) gehe ich stark davon aus, dass er Single ist und dass es sich bei der Familie um seine Eltern oder Geschwister handelt, die er nicht täglich sieht oder ständig mit ihnen kommuniziert. Kaum eine Partnerin hätte fünf Wochen komplette Funkstille einfach so hingenommen.

VanDusen schrieb:Kaum eine Partnerin hätte fünf Wochen komplette Funkstille einfach so hingenommen.

Insbesondere dann nicht, wenn (kleine) Kinder involviert sind, die ihren Papa vermissen.

Als Ausnahme kann ich mir nur eine Lebenskrise vorstellen, bei der in Absprache mit der Partnerin eine Auszeit vereinbart wurde, in der es wenig Kontakt gibt. Das ist allerdings höchst spekulativ und wohl auch sehr selten in der Praxis zu finden.

WatchDogs2 schrieb:Und um diese zu beantragen, muss man seinen Pass vorlegen. Vielleicht kann @Bussi007 Genaueres zu Schweden sagen?

Um zum Arzt zu gehen, brauchst du nur deinen deutschen Personalausweis. Allerding brauschst du eine schwedische Personnummer, wenn du Verträge machen willst: z.B. Konto eröffnen.
Das hier nicht mal ein Artikel über ihn in den Zeitungen erschienen ist, wundert mich.
Was mich interessieren würde ist die Frage, ob er schon mal in Schweden war und vielleicht hier Kontakte hat. Aber ich glaube, das werden wir nicht erfahren. Vielleicht ist er auch nicht mehr in Schweden ...

WatchDogs2 schrieb:Ich gebe allerdings zu bedenken, dass hier auch die Existenz des Autoverleihers bedroht sein könnte, sollte es sich um einen Teil einer kleinen Flotte aus Eigenkapital handeln. Bis jetzt ist gar nicht bekannt, ob der vermisste Wagen tatsächlich ein Leasingmodell darstellt.

Richtig. Nur wenn das Wohnmobil Eigentum des Autoverleihers ist, dürfte ein Diebstahl bzw. ein nicht wieder auftauchen über die Versicherung bezahlt werden. Und in dem Fall hätte wohl der Autoverleiher den Auftrag eines GPS Tracking an VW erteilt. Was dann werkseitig so verbaut ist, dass ein stilllegen des Signals oder des Fahrzeuges so gut wie unmöglich macht. Ich gehe stark davon aus, dass ein GPS Tracker aus Datenschutzgründen werkseitige nicht zur Standart Ausführung gehört.

Lichtgestählt schrieb:Bisher ist die Raub-/Diebstahlstheorie nur ein Szenario von mehreren. Diese Theorie wurde hier im Forum entwickelt.

So auch, dass dem Vermissten was schlimmes zugestossen sein könnte.

VanDusen schrieb:Angesichts seiner Urlaubsplanung (vier Wochen solo) gehe ich stark davon aus, dass er Single ist und dass es sich bei der Familie um seine Eltern oder Geschwister handelt, die er nicht täglich sieht oder ständig mit ihnen kommuniziert

Darum vielleicht auch die relativ späte Vermisstenanzeige.

WatchDogs2 schrieb:Das ist völlig richtig - Die Unversehrtheit des Vermissten sollte oberste Priorität haben.

Was natürlich keine Frage ist.

Was die Vermissten Anzeige angeht habe ich da die Vermutung, dass man bei einem Campingurlaub im Camper natürlich keine Chance hat eine Anfrage/Anzeige in dieser Richtung zu "platzieren", weil ziemlich sicher jeder Beamte eine solche Anzeige nicht aufnehmen würde.

Wenn ich mit einem Camper nach Schweden fahre, liegt es in der Natur der Sache auch mal ein paar Tage mehr keinen Kontakt zu haben, nicht erreichbar zu sein und auch selbstverständlich nicht zurück zu kommen während der Reise.

Ein zwei Tage später zurück zu kommen, sollte auch völlig im Rahmen des normalen sein.

Von daher wird eine frühere Vermisstenanzeige schlicht nicht möglich sein, bzw nicht angenommen werden.

Davon abgesehen möchte wohl niemand, wenn er/sie sich ein paar Tage Urlaub gönnt, von der Polizei gesucht werden und Bilder von sich im Internet sehen!

Stichwort: Selbstbestimmung und Persönlichkeitsrechte/Datenschutz usw

schluesselbund schrieb:Nur wenn das Wohnmobil Eigentum des Autoverleihers ist, dürfte ein Diebstahl bzw. ein nicht wieder auftauchen über die Versicherung bezahlt werden.

@schluesselbund

Dabei muss zwischen Diebstahl und Unterschlagung differenziert werden. Besagter Wagen wurde ja zuerst einmal in Zustimmung des Autovermieters an Michael P. herausgegeben. Der Tatbestand eines Diebstahls wird hier nicht erfüllt und somit greift eine Diebstahlversicherung idR nicht. Wenn der Verleiher nun keine Versicherung gegen Unterschlagung abgeschlossen hat, sieht es wohl schlecht für ihn aus. Dazu mehr von der Webseite kfz-versicherungen.com:

Eine Unterschlagung kann nur stattfinden, wenn der Täter bereits die Verfügungsgewalt über das Fahrzeug besitzt und es sich anschließend rechtswidrig aneignet. Nur weil im strafrechtlichen Sinne eine Unterschlagung vorliegt, besteht noch lange kein Versicherungsschutz. Ausgeschlossen ist eine Leistung des Versicherers gemäß A.2.2.2 AKB 2008, wenn der Versicherungsnehmer dem Täter das Fahrzeug zum Gebrauch in seinem (des Täters) eigenen Interesse, zur Veräußerung oder unter Eigentumsvorbehalt überlassen wird. Eine Überlassung im Interesse des Täters liegt insbesondere dann vor, wenn der Versicherungsnehmer dem Täter eine eigenständige Verfügungsgewalt einräumt. Das ist der Fall, wenn der Versicherungsnehmer sein Fahrzeug vermietet. Bei Unterschlagung durch Mieter und Leasingnehmer besteht generell kein Versicherungsschutz. Kein ersatzpflichtiger Entwendungsschaden liegt auch vor, wenn der Versicherungsnehmer einem (angeblichen) Kaufinteressenten das Fahrzeug zum Zwecke einer Probefahrt überlässt und der vermeintliche Interessent nicht zurückkehrt./

Quelle: https://kfz-versicherungen.com/kaskoversicherung/versicherte-gefahren/

Forester schrieb:Ein zwei Tage später zurück zu kommen, sollte auch völlig im Rahmen des normalen sein.

@Forester

Diese zwei Tage sind längst überschritten, denn mit seiner Rückkehr hatte man am 11.10. gerechnet. Das sind immerhin zwei ganze Wochen! Spätestens jetzt wäre eine offizielle Suche auch in Schweden gerechtfertigt.

@WatchDogs2
Dankeschön für die gute Aufklärung zum Thema Unterschlagung.

Unterschlagung ist in der Tat nicht unbedingt automatisch abgesichert, auch nicht in der Vollkasko.

WatchDogs2 schrieb:Diese zwei Tage sind längst überschritten, denn mit seiner Rückkehr hatte man am 11.10. gerechnet. Das sind immerhin zwei ganze Wochen! Spätestens jetzt wäre eine offizielle Suche auch in Schweden gerechtfertigt.

Auch hier Zustimmung.(zum jetzigen Zeitpunkt)

Ich habe allerdings meinen Post auf die Frage "warum erst so spät eine Anzeige bei der Polizei gemacht wurde" bezogen.

Am 11. Oktober hätte er zurück sein müssen.

Bis zum 15. Oktober hat man noch mit einer Anzeige gewartet, bzw sie wurde ggf nicht aufgenommen, also vier Tage.

Dann nach dem Wochenende, also am 18. Oktober Montag wurde die Anzeige aufgegeben/aufgenommen.

Der Vermisste gab laut Polizei am 11. Oktober weder wie vereinbart das Fahrzeug an die Mietwagenfirma in Bamberg zurück noch erschien er auf seiner Arbeitsstelle. Am Montagvormittag (18. Oktober) meldeten Angehörige den 47-Jährigen als vermisst. Diese Umstände und der unbekannte Aufenthaltsort des Vermissten beschäftigen jetzt die Ermittler.

Quelle:

https://www.tvo.de/fuehrt-die-spur-nach-schweden-47-jaehriger-aus-burgkunstadt-seit-mitte-september-spurlos-verschwunden-549819/

Das erklärt sich für mich, wie beschrieben, damit, dass man bei einer solchen Reise von einem selbstbestimmten abwesend sein ausgehen muss und eine Vermissten Anzeige, bei einem Erwachsenen in dem Kontext, da zunächst nicht angebracht wäre.

Am 18. Oktober und erst Recht jetzt am 25. Oktober liegt es selbstverständlich auf der Hand, dass da etwas nicht stimmt!

Falls in Schweden tatsächlich immer noch nicht gesucht wird, wäre das wirklich seltsam.

Forester schrieb:Falls in Schweden tatsächlich immer noch nicht gesucht wird, wäre das wirklich seltsam.

Das ließe sich damit erklären, dass die schwedischen Behörden

a) nicht von einem Unglücks- oder Kriminalfall ausgehen (freiwilliges Verschwinden)

b) von Unterschlagung ausgehen, sich dafür aber nicht zuständig sehen (Mietwagenfirma und Unterschlagender beide aus D)

c) die Ermittlung noch gar nicht aufgenommen haben

Hat jemand noch weitere Ideen?

Selbstbestimmtes Reisen ja, aber die Angehörigen haben doch gleich versucht, den Vermissten zu erreichen und schon ab dem 16. September, also ganz am Anfang der Reise konnten sie keine Verbindung zu ihm herstellen. Nun mag es technische Gründen geben, abhängig vom dem Mobilfunkvertrag, den MP benutzte, dass er in Schweden von Deutschland aus gar nicht mehr erreichbar war. Das wäre noch erklärbar.

Dass aber dann aber auch irgendwann die GPS-Ortung des Gerätes auch noch ausfiel, ist ein weiterer Umstand, der von seinem Mobiltelefon unabhängig ist, und noch hinzukommt und der meines Erachtens vermuten lässt, dass der GPS-Tracker manipuliert oder gehackt wurde. Nun wissen wir nicht, wann und wo die Verbindung abbrach, ob das auch ganz am Anfang der Reise war oder erst viel später.

Forester schrieb:Falls in Schweden tatsächlich immer noch nicht gesucht wird, wäre das wirklich seltsam.

Naja, so seltsam auch wieder nicht. Es steht ja immer noch eine willentliche Aufenthaltsverlängerung in Schweden im Raum. Eine damit möglicherweise einhergehende Verletzung arbeitsvertraglicher Pflichten am Heimatort interessiert die schwedische Seite eher weniger. Und ein europäischer Haftbefehl wegen des dringenden Verdachts der Mietwagen-Unterschlagung dürfte in Stockholm erst recht nicht eingegangen sein.

Die schwedische Polizei ist vermutlich stark in den Kampf gegen die örtliche Bandenkriminalität eingebunden.

Da kann man - ohne weitere Anhaltspunkte - in einem größtenteils dünn besiedelten Land nur schwerlich nach einem einzelnen Menschen bzw. Fahrzeug suchen.

Es ist uns ferner unbekannt, wie häufig und unter welchen Voraussetzungen in Schweden zum Mittel der Öffentlichkeitsfahndung gegriffen wird.

Ich hab mal Freunde in Schweden gefragt ob sie etwas gehört oder gelesen haben. Haben sie nicht.
Aber werden mir Bescheid geben wenn sie etwas finden. Ich hab mal den Text der Suchmeldung übersetzt und weitergegeben nach Schweden.

Bei der Gelegenheit wurde mir gesagt das die Kriminalität inklusive Autodiebstahl sehr zugenommen hat in 2021 in Schweden, nicht nur in den Städten.

Weiß jemand, wie die grenzübergreifende Polizeiarbeit bei einem Vermisstenfall im Detail funktioniert?

Unter welchen Bedingungen dürfte die deutsche Polizei in Schweden selbst ermitteln?

Ich erinnere mich, dass beim Fall des in Griechenland vermissten Sergej Enns grosse Hürden auf die deutschen Ermittler zukamen; genauso wie im Vermisstenfall des geistig behinderten Jungen, den man im niederländischen Rotlichtmilieu vermutete.

WatchDogs2 schrieb:Hat jemand noch weitere Ideen?

Dass ja gar nicht klar ist, ob der Betreffende überhaupt noch in Schweden ist. In dem deutschen Fahndungsaufruf der Polizei wird gefragt:

Die Polizei bittet um Ihre Mithilfe:

Wer hat Herrn Pauler seit seinem Verschwinden gesehen?
Wer kann Angaben zu seinem Aufenthaltsort machen?
Wem ist das Wohnmobil aufgefallen?
Wer kann sonst sachdienliche Hinweise geben, die im Zusammenhang mit dem Verschwinden des Vermissten stehen?

Quelle: https://www.polizei.bayern.de/fahndung/personen/vermisste/017899/index.html

Es werden hier gar nicht gezielt Menschen angesprochen, die in Schweden waren oder sind. Es klingt so, als könnte er sonstwo sein. Und was bedeutet überhaupt Verschwinden? Er ist abgereist - mit dem Mobil. Ob und wann und wo er verschwunden ist, weiß doch keiner. Oder geht die Polizei von einem freiwilligen Abtauchen aus?