@Nuvola_ Vielen Dank für diese Tonexperimente. Ich glaube, um auf neue Gedanken zu kommen, ist das vielleicht nützlich. Aber je komplexer so eine Software arbeitet, umso eher hätte ich auch den Verdacht, dass Artefakte generiert werden?
Bei diesem "gehauchten" Wort "Kinder" habe ich mittlerweile, auch mit Deinen Bearbeitungen, das Gefühl, dass das gar nicht zu dieser AB-Aufnahme gehörte. Möglicherweise war das von einer Aufnahme, die noch vor Frau Lohmeier aufgezeichnet wurde? Kassettenrekorder haben ja Löschköpfe, und die gibt es in einfachen und sehr hochwertigen Ausführungen, und löschen auch wohl nie absolut 100%ig. Anrufbeantworter haben normalerweise keine hochwertigen Löschköpfe gehabt. Der Löschkopf wurde beim Aufnehmen an das Band geschwenkt. Möglicherweise war bei diesem Gerät das nicht zuverlässig. Ich habe auch in Erinnerung, dass man diese Geräte sowieso mit eher billigen Bändern bestückt hat, irgendwann waren die "durchgenudelt" und man hat ein neues genommen. Das hatte ja nie HIFI-Ansprüche, alleine schon durch das kleinere Kassettensystem. Evtl. hat das Gerät von Herrn Linzmaier also nicht immer zuverlässig gearbeitet? Dann wäre das ein Artefakt, was mit der Frau Lohmeier nichts zu tun hat.
Meiner Erinnerung nach hat man damals den AB und die Kassette sichergestellt (Frau Marx sagte in der XY-Sendung interessanterweise "die Kassetten", Plural, verbesserte sich dann zu "Aufnahmen"). Die Kassette hat man bei der Kripo behalten, den AB wohl zurückgegeben (stimmt das?). D.h. als man kürzlich dann die Kassetten auswertete, gab es den Rekorder ja gar nicht mehr. M.E. hätte man nochmal frisch schauen müssen, ob die Löschfunktion des Geräts einwandfrei war?
Auffällig mit Deiner Bearbeitung ist, dass die männliche Version schon recht natürlich klingt.
Trotzdem denke ich nach wie vor:
- die Stimmverstellung der ersten Aufnahme ist m.E. dem Anrufer/Anruferin besser gelungen;
- diese Dielektfärbung wirkt immer irgendwie unnatürlich;
- beide Aufnahmen starten irgendwie nasal, also fast wie Nase leicht zugehalten, das nimmt aber dann ab;
- bei der zweiten Aufnahme komme ich auf mehr als 10% stottertypisch auffällige Silben, ab 3% wäre auffällig für Stottern, allerdings ist die Stimmprobe zu kurz, man würde für eine Diagnose gerne ab 300 Silben aufwärts haben wollen und verschiedene Sprechsituationen, das ist hier ja nur eine;
- trotzdem auffällig: die erste Aufnahme zeigt diese Sprechauffälligkeiten nicht, wirkt aber mehr geschauspielert, das passt wiederum für Stottern, weil die Symptomatik beim Schauspielern oft besser wird bis ganz verschwindet;
- bei diesem "Tschüss" laut Untertitel in der XY-Sendung höre ich irgendwie mehr ein "ich"? ob da die Aufnahme evtl. abbrach oder nachfolgendes gelöscht worden ist? Irgendwie fehlt mir in der Aufnahme auch inhaltlich was. Der Anrufer entschuldigt sich, sagt aber nicht, für was überhaupt - wir nehmen an, dass er das erste Date hat platzen lassen -, kündigt an, dass er erst Donnerstag zurück ist, streut den Hinweis auf "Grömitz", aber was dann? Will er nochmal anrufen, soll Linzmaier ihn anrufen? Das bleibt offen, deswegen der Eindruck, hier fehlt was.
Prinzipiell musste der Anrufer Linzmaiers Vertrauen gewinnen. Wie gelang ihm das m.E.?
- Anruferin statt Anrufer, Linzmaier scheint ja seine Kundinnen etwas bevorzugt behandelt zu haben (Kuchen backen);
- "wir": klingt nach Familie, Hausherrin ruft an;
- "Grömitz": Ostseeheilbad, Eindruck soll erweckt werden, Anruferin möglicherweise vermögend, wohl schon etwas älter, zusätzlich zur Stimme, aber kein langer Aufenthalt geplant, klingt eher, als schaue man nach dem Rechten in einer Immobilie; evtl. soll Linzmaier den Eindruck bekommen, der Auftrag drehe sich um ein Objekt dort;
- "entschuldigen": höflich, Geschäftsbeziehung auf Augenhöhe mit beiderseitigem Respekt soll aufgebaut werden
Dieser Dialekt, der Hinweis auf Grömitz sollen evtl. in eine Richtung lenken, die wir vom Sessel aus nicht nachvollziehen können.
Beispiel: Handwerker A ruft an und streut Hinweise Richtung Handwerker B.