Lacey Fletcher - Tod auf der Couch

Die Sun schreibt unterm 21.07.was von einem „Major update“ was vom Gericht bekannt gegeben wurde zur Quelle
Ich weiß nicht was die Sun vorher wusste, aber ein Update ist das nicht, es ist aber der aktuelle Stand darin zusammengefasst, deshalb verlinke ich das hier.

Die Aussagen der Eltern vom Januar sind nochmal zusammengefasst:

In a January interview with the police, Lacey's parents stated that she refused to leave the living room couch.
They claim to have brought Lacey her meals, even saying that she would urinate and defecate in towels or on the floor because she was afraid to leave the couch.
Clay and Sheila also claimed that Lacey had not seen a doctor in 10 years because she had not been sick.

Wenn ich das jetzt mit zeitlichem Abstand lese ist das irgendwie noch unbegreiflicher.

The couple's attorney told KTBS that he believes in the innocence of his clients.

However, District Attorney Sam D'Aquilla told the outlet that he has a solid case against the Fletchers.

So so, der Verteidiger glaubt also echt daß die Unschuldig sind? Mir als völlig Unbeteiligter reicht die Beschreibung:

• Sie wollte die Couch nicht verlassen keinen Arzt o. andere Hilfe ins Haus geholt
• Auf, vor, neben die Couch urinieren und defäkieren lassen UND sie in diesem Ambiente essen lassen bis die Mahlzeiten halt peu a peu weniger wurden…
• 10 Jahre keinen Arzt weil nicht krank (Zahnarzt? Vorsorgen? Check ups? Krebsvorsorgen beim Gyn?) der Körper bzw. die Dekubitusgeschwüre widersprechen ja dieser Behauptung, spätestens als die anstatt zu heilen schlimmer wurden hätte wenn man sich gekümmert hätte erkannt werden müssen, daß sie krank ist oder einen Arzt braucht
• Die Beschreibung der Auffindesituation, verhungert mit ungekämmten Haaren, Ulcera und quasi in der Couch festgewachsen und verklebt mit ihren Ausscheidungen
• Die absolut unwürdige und unmenschliche Situation daß ihr noch nichtmal ihr Shirt über die Brust gezogen wurde oder sie nicht wenigstens mit einem Leintuch zugedeckt wurde als die Mutter den Tod festgestellt hat

Wie kann man da ernsthaft an die Unschuld derjenigen glauben, die mit Lacey im gleichen Haus lebten?

Hypothese unter der Prämisse daß die psych. Erkrankung von LF vielleicht so gewesen ist, daß sie teilweise aggressiv reagierte. Als Beispiel: die Eltern versuchten vlt zu Beginn sie von der Couch weg zu bekommen gaben aber irgendwann auf, weil Lacey mit Wutausbrüchen reagierte und damit ihren Willen und das Weiterbleiben auf der Couch durchsetzen konnte.

Damit wäre die Erklärung der Eltern „sie wollte das so“ erstmal verständlicher

Der Verteidiger könnte auf sowas seine Strategie aufbauen, daß es Lacey wollte und seine Mandanten es irgendwann aufgaben weil sie die Wutausbrüche satt hatten oder fürchteten.

Vielleicht als weitere Strategie dann, daß seine „armen“ Mandanten gar nicht erkannt haben, daß Lacey aufgrund ihrer Erkrankung selbstgefährdendes Verhalten zeigt?! Und schwupps wären Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit der Eltern da. (Anders bringt er die mMn da auch nicht raus, und selbst das steht auf extrem wackeligen Beinen)

margaretha schrieb:Wie kann man da ernsthaft an die Unschuld derjenigen glauben, die mit Lacey im gleichen Haus lebten?

Geht einfach nicht. Meine Meinung. Die Eltern standen im Leben und hätten m.E. den sehr gefährlichen Zustand ihrer Tochter erkennen müssen!!!!!

-> Warum haben sie das nicht erkannt?
- Tochter nicht im Sinne der Eltern, da anders!

-> Warum haben sie nicht Hilfe geholt?
- Weggesehen, kein Interesse an einer in ihrem Sinne "unbrauchbaren" Tochter????

-> Warum ließen sie ihre Tochter so dahinvegetieren?
- NULL Interesse mehr an der Tochter, da sie nicht "verwertbar" war für die Eltern.


Die Eltern handelten absolut selbstsüchtig und ihre Tochter (die verstarb und hier erwähnt wird) war ihnen hilflos ausgeliefert.

margaretha schrieb:Clay and Sheila also claimed that Lacey had not seen a doctor in 10 years because she had not been sick.

Das ist natürlich wirklich eine unglaubliche Begründung und zeigt, dass die Eltern kein Interesse daran hatten, ihrer Tochter zu helfen.

Ganz schlimm, dass die Eltern frei herumlaufen dürfen. Es wundert mich nur immer noch, dass sie die tote Tochter nicht einfach haben verschwinden lassen.

@Lane1988
Die müssen beide ganz extrem gestört sein. Kein normaler Mensch verhält sich so. Ich habe den Eindruck, die sehen gar nicht, was da passiert ist, finden das irgendwie normal. Einem fehlen da wirklich die Worte.

@Tritonus
Ich habe anfangs überhaupt nicht verstanden, dass Lacey die ganze Zeit da sitzt und keiner etwas unternimmt.

@Lane1988
Vermutlich konnten sie sie nicht verschwinden lassen, sei es wegen Behördenkram oder einfach aus (Entschuldigung!) „logistischen“ Gründen.
Die ganze Geschichte wird eine eigene Dynamik entwickelt haben, und je mehr man sich an einen Zustand gewöhnt desto schneller geht die Abwärtsspirale los.
Und zack hast du eine Parallelwelt in deinen eigenen 4 Wänden.

@Tritonus
Das befürchte ich auch, dass sie überhaupt nicht realisieren, was sie damit getan haben. Man muss schon extrem gefühlskalt sein, um so etwas durchzuziehen. Fragt sich nur, ob beide gleich kalt waren oder ob einer der beiden vielleicht lieber Hilfe gesucht hätte. Wird man im Nachhinein nur vermutlich nie rausfinden, weil sich die Eltern nicht gegenseitig belasten werden.

Ist bekannt, ob die Eltern einem oder mehreren psychiatrischen Gutachtern vorgestellt wurden?

Dieses ganze Szenario kann man ja nur mit ungeheuer viel Ignoranz oder "nicht wahrhaben-wollen" durchleben/ertragen.

Das geht einem ja als Außenstehender schon enorm an die Nieren.

@Shot
Ich habe hier schon mehrmals geschrieben, dass ich das einfach nur krank finde, und ich bleibe auch dabei. Anders ist so ein Verhalten nicht zu erklären. Meine Meinung.
Dem widerspricht überhaupt nicht, dass die Eltern anderen gegenüber ganz normal waren und niemandem was an ihrem Verhalten aufgefallen ist. Ich habe so was schon mehrfach beobachtet (jetzt nicht ganz so extrem wiebei Lacey, aber mir hats gereicht): außen heile Welt, innen die Hölle.

Shot schrieb:Dieses ganze Szenario kann man ja nur mit ungeheuer viel Ignoranz oder "nicht wahrhaben-wollen" durchleben/ertragen.

Mich würde es ehrlich gesagt nicht überraschen, wenn sich herausstellen würde, dass eher das Gegenteil der Fall war.
In meiner Wahrnehmung stellt sich das nicht als Verdrängung dar, sondern ich vermute bewusste Handlungen.
Menschen können sehr grausam sein.

margaretha schrieb am 19.07.2022:Prozess beginnt am 06.02.2023.

margaretha schrieb am 20.07.2022:Treffen mit einem Richter bei dem über das Datum der Verhandlung entschieden wird , evtl. auch Festsetzen der Verhandlungtage, und es werden erneut über die Auflagen der Beschuldigten entschieden die zuvor vom Gericht festgelegt wurden, wie z. B. Hausarrest oder Heimüberwachung.

Und weiß man nun schön Näheres?
Wie wird denn nun genauer mit den Eltern verfahren? Dürfen die bis zum Prozess frei herumlaufen?

Skorpiusa schrieb:Wie wird denn nun genauer mit den Eltern verfahren? Dürfen die bis zum Prozess frei herumlaufen?

Mal nach den Maßstäben des deutschen Rechts gedacht, warum sollte man sie einsperren?

Wiederholungsgefahr: liegt nicht vor, Lacey ist tot, „Zugriff“ auf eine andere Person haben sie nicht.

Fluchtgefahr: kann man regelmäßig begründen, wenn hohe Haftstrafen drohen. Man kann aber auch die Pässe einziehen und Auflagen machen.

Verdunklungsgefahr: das Opfer ist tot, echte Zeugen für mögliche Taten gibt es nicht, die man beeinflussen könnte, Beweise sind alle gesichert.

Auch eine Monika Weimar war vor ihrem letzten Prozess auf freiem Fuß, obwohl über Mord verhandelt wurde.
Die Eltern einzusperren, als vorweggenommene Strafe, geht in einem Rechtsstaat nicht. Man braucht schon einen triftigen Grund, und wenn der hier nicht vorliegt, dann bleiben sie auf freiem Fuß.

Ja, alles legitime Überlegungen, die Eltern NICHT in Untersuchungshaft zu stellen.
Es gäbe auch noch der Grund auf "Verdacht eines Schwerverbrechens".

Ilvareth schrieb:Fluchtgefahr: kann man regelmäßig begründen, wenn hohe Haftstrafen drohen. Man kann aber auch die Pässe einziehen und Auflagen machen.

"Regelmäßig begründen" bedeutet in dem Fletcher-Fall was genau?
"Pässe einziehen" ist ´ne Möglichkeit.
Welche "Auflagen" gäbe es noch als Möglichkeit Deiner Meinung nach?

Danke jedenfalls für die Info. Bin da absolute Laiin.

@Skorpiusa

In den USA gibt es ja zum Beispiel die Möglichkeit, Leute unter Hausarrest zu stellen, oder mit einer elektronischen Fußfessel zu überwachen, damit man jederzeit weiß, wo sie sind.
Man kann, wie in Deutschland auch, Meldeauflagen machen. Dann hat sich der Betreffende nach festgelegten Regeln auf der für ihn nächsten Polizeiwache zu melden. Zum Beispiel immer Mittwochs, oder Montag, Mittwoch und Freitag, oder drei mal die Woche, oder täglich. So lange weiß man, derjenige hat sich nicht abgesetzt.
So ähnlich funktioniert ja auch die Kaution in den USA. Man hinterlegt im Prinzip einen Pfand.

Regelmäßig bedeutet hier quasi, dass man eine Fluchtgefahr einfach immer erst mal annehmen kann. Also bei Mord zum Beispiel das Wissen, dafür droht einem lebenslang, das kann man immer als Fluchtanreiz sehen, egal, was derjenige sonst noch in die Waagschale werfen kann (soziale Bindungen zum Beispiel, die eher zum Bleiben als zur Flucht animieren würden).

Wie man in den USA eine U-Haft begründet haben muss, kann ich dir aber nicht genau sagen. Aber auch da muss das ja zur Sicherung des Verfahrens passieren und nicht als vorweggenommene Strafe. Sonst ist es ja keine Untersuchungshaft, sondern Strafhaft.

Wenn ich den Fall jetzt nach der hier gültigen Einteilung beurteilen sollte, kann meiner Ansicht nach alles dabei rauskommen, von fahrlässiger Tötung (die haben wirklich nicht verstanden, worauf ihr Handeln bzw.. Nicht-Handeln hinausläuft) bis zum Mord (grausam als Mordmerkmal), und alles was der Bereich Tötungsdelikte dazwischen noch so zu bieten hat. Für eine fahrlässige Tötung würde keine Haftstrafe in einer Höhe drohen, dass man darin einen Fluchtanreiz sieht.

Aber genau das war es doch bereits, was sie die letzten Lebensjahre erleiden musste. Die reinste Folter. Erklären lässt sich sowas in der Tat kaum, wie bei so vielen menschlichen Abgründen.

Ilvareth schrieb am 27.09.2022:Verdunklungsgefahr: das Opfer ist tot, echte Zeugen für mögliche Taten gibt es nicht, die man beeinflussen könnte, Beweise sind alle gesichert.

Ob es keine Zeugen gibt, im Sinne von Menschen, die über die Zustände im Fletcher Hause Bescheid wussten, wissen wir ja nicht. Das muss und wird der Prozess erst klären. Verdunklungsgefahr sehe ich jetzt tatsächlich aber auch nicht mehr. Wenn es etwas in diese Richtung gab, wurde das alles bereits erledigt. Die Zeit bis zur ersten Verhaftung, bis die Grand Jury zusammentrat und Anklage erhoben wurde, umfasste ja mehrere Monate.

@Photographer73
Wir empfinden halt so ne Untersuchungshaft immer als vorweggenommene Strafe, weil derjenige oder diejenige halt moralisch gefühlt schnell weggesperrt gehört und so jemand doch nicht in Freiheit bleiben darf. Aber dafür ist die U-Haft eben nicht da, diese Entscheidung wird erst im Prozess getroffen. Das fühlt sich aber in vielen Fällen einfach falsch an.

der Prozess Fletcher wird verschoben, vom 6. Februar auf den 19. Juni.
Quelle: https://www.newsbreak.com/news/2865691920852/louisiana-parents-charged-in-daughter-s-death-get-new-trial-date

Das die auf nicht schuldig plädieren wussten wir ja schon, jetzt sickerte das durch:

D’Aquilla said defense attorneys are expected to introduce experts to explain that the Fletchers had medical conditions that hindered their ability to care for their daughter.

Ich denke mal die machen wie bereits vermutet auf Unzurechnungsfähig, auf Anraten der Verteidigung. Auch das war klar! Hier kann man nur hoffen, dass die Anklage das auseinandernimmt, weil das zwei Personen fast zwei Jahrzehnte gleichzeitig und permanent die Zustände und vor allem die Tragweite nicht ein einziges Mal erkennen kann ich mir nicht vorstellen. Zumal die ja 1) berufstätig und in der Gemeinde aktiv gewesen sind 2) das Ganze fast zwei Jahrzehnte exzellent vertuschen konnten und 3) als LF tot war dann doch noch 911 anrufen konnten und die Situation mit Puder, Augentropfen und Handtüchern als „pflegend“ darstellen konnten.

D’Aquilla added he’s ready to take the case to court, will not accept plea deals.

Das ist schonmal super

@margaretha
wenn man das liest, wird man verdammt wütend! also nicht, dass sich der prozess verzögert (das ist ja öfters so) aber, dass da keine einsicht, keine reue gezeigt wird. hauptsache man kann seinen arsch retten. ich verstehe einfach nicht warum solche menchen kinder in die welt setzen. selbst wenn lacey pflegebedürftig war, sie war doch ihre tochter, ein mensch. bitte berichtet, wenn es etwas neues gibt. hoffentlich bekommen sie eine gerechte strafe und kommen damit nicht durch.