Der Fall Pilnacek (Causa Pilnacek)

Christian Pilnacek (1963 - 2023) war ein österreichischer Karrierejurist und hoher Beamter im Justizministerium.
Im Oktober 2023 kam er unter bis heute ungeklärten Umständen ums Leben. Seine Leiche trieb in der Nähe des Donauufers bei Rossatz (Donau-Altarm).
Offiziell ging man schnell von einem Selbstmord (oder Unfall) aus, obwohl Gesicht/Hals ungewöhnlich blau waren und der Körper ca. 20 Verletzungen aufwies.
Ungereimtheiten wurden unter den Tisch (Fluss?) gekehrt und Ärzte und weitere Skeptiker von den Ermittlungsbehörden an Nachforschungen gehindert.

Mit der Zeit stellten sich aber immer mehr Fragen, so dass investigative Journalisten und Politiker, darunter der berĂĽhmte Peter Pilz von https://zackzack.at/ sich die Sache genauer anschauten und darĂĽber publizierten.

Bis heute ist nicht klar, was wirklich geschehen ist, aber im Wiener Parlament könnte sich ein Untersuchungsausschuss mit der Causa beschäftigen.
Momentan gibt es aber noch verfahrenstechnische Bedenken und Blockadeversuche.

Der Verdacht: Pilnacek, der gerade wieder seine einst durch die grĂĽne Justizministerin Alma Zadic verlorene Machtposition wiedergewinnen wollte, wurde bei einer Trunkenheitsfahrt von der Polizei erwischt und bat danach - vielleicht mit zuviel Nachdruck - seine politischen Kompagnons von der konservativen Ă–VP um Hilfe, den Fall unten zu halten.
Es ist bekannt, dass Christian Pilnacek, der als Beamter schon häufiger der ÖVP geholfen hat, sehr viele über die Partei und auch über ihre dunkle Seiten wusste. Möglicherweise deutete er an, dass er Kompromat veröffentlichen könnte, was ÖVP-Vertreter als direkten Angriff auf ihre politische Existenz ansahen.
Pilnacek soll immer einen USB-Stick mit heiĂźem Politmaterial mit sich gefĂĽhrt haben, bei seiner Leiche wurde aber nichts dergleichen gefunden.
Auch um Pilnaceks Smartphone und Laptop entbrannte ein Streit.

Wie seht ihr das?

Interessant, dass seine Witwe Caroline List, Präsidentin des Straflandesgerichts in Graz, sein Smartphone mit einem Bunsenbrenner vernichtet hat!!!

Davon abgesehen beschäftige ich mich etwas intensiver mit der Österreichischen Politik und stelle immer wieder fest, dass die Begriffe Bananenrepublik und Filz dort allgegenwärtig sind.
Stichworte sind: Egisto Ott, Jan Marsalek, H.J. Strache und Ibiza-Affäre, Sebastian Kurz, Karin Kneissl, René Benko etc..

@Momjul
Könntest du ein paar Links einstellen, was die Presse so darüber schreibt?

Auch der Wikipedia-Eintrag und die weiterfĂĽhrenden Links zum Fall Pilnacek geben einen Ăśberblick:

Wikipedia: Christian Pilnacek

Also für mich ist das alles verschwörungstheoretischer Unfug von P. Pilz, zumal er ja nicht Mal benennt, was seiner Vorstellung nach passiert sein soll. Oder soll man ernsthaft glauben, Dutzende Beamte lassen sich (von wem?) zur Vertuschung (wovon) anleiten?

Dass C. List das Smartphone vernichtet hat, lässt sich mit der österreichischen Tradition erklären, Inhalte daraus abzugreifen (Causa Ott), zu verkaufen und zu leaken und isolierte Verdachtsmomente gegen alle Welt in den Raum zu stellen.

Felix80 schrieb:Interessant, dass seine Witwe Caroline List, Präsidentin des Straflandesgerichts in Graz, sein Smartphone mit einem Bunsenbrenner vernichtet hat!!!

Daher wurde sie von Peter Pilz zur "Frau Bunsenrichterin" befördert.

Felix80 schrieb:Davon abgesehen beschäftige ich mich etwas intensiver mit der Österreichischen Politik und stelle immer wieder fest, dass die Begriffe Bananenrepublik und Filz dort allgegenwärtig sind.
Stichworte sind: Egisto Ott, Jan Marsalek, H.J. Strache und Ibiza-Affäre, Sebastian Kurz, Karin Kneissl, René Benko etc..

Und in früheren Jahrzehnten gab es Udo Proksch (Club 45) mit der Lucona-Affäre (und vielen weiteren) und die Noricum-Affäre mit den von Gerald Bull patentierten Geschützen für den Iran-Irak-Krieg, bei der mindestens Herbert Amry und Heribert Apfalter so pünktlich starben, wie man das heute nur von Russland kennt.

Dieses Video der Kronen-Zeitung gibt eine gute EinfĂĽhrung in das Thema:

Der rätselhafte Tod eines Justizinsiders – Was geschah mit Christian Pilnacek? | krone.tv CLUB 3

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@Momjul
Nicht umsonst war und ist Wien die Hauptstadt der Spione. Das hat natürlich etwas mit der Neutralität zu tun.

Felix80 schrieb:Nicht umsonst war und ist Wien die Hauptstadt der Spione. Das hat natürlich etwas mit der Neutralität zu tun.

Und auch damit, dass die politisches Lavieren, Agentengeschichten und Verbrechen gerne mit etwas Schmäh, Eleganz und ihrer Hofburg überzuckern. :)

Spannend sind die Affären so oder so. Udo Proksch wurde in "Der Fall Lucona" (1993) sogar verfilmt.
In oder bei seinem Club 45 soll er mächtige Poliiker beim Bumsen gefilmt und dann erpresst haben. Epstein lässt grüßen.

Es gibt noch weitere ungeklärte Todesfälle, z. B. die von Karl "Lü" Lütgendorf, der in der Nazizeit mit Reinhard Gehlen zusammengearbeitet und sich dann (mit Gehlen) den US-Diensten angeboten hat.

Wiki bringt die Anekdote:
Als Karl LĂĽtgendorfs Vater die Mitteilung ĂĽber die Ernennung seines Sohnes zum Verteidigungsminister erhielt,
soll er zu seinem Sohn am Telefon gesagt haben: „Ich schäme mich. Denn du dienst keinem Kaiser, sondern einer Republik.“

Es geht weiter im Fall Pilnacek:

Seine Smartwatch, die die Kriminalpolizei angeblich nicht auswerten konnte, wurde und wird jetzt von der WKStA ausgewertet.
Genauer gesagt: Eine Sicherungskopie.

Es wird angedeutet, dass die Smartwatch in der Todesnacht Bluetooth-Kontakte hatte. Pilnacek hatte sein Smartphone aber nicht bei sich.
Zu wem hatte die Smartwatch dann Kontakt? War Pilnacek nicht alleine am Donauufer oder wo auch immer er war?
Ist Pilnacek gegen 4 Uhr nachts gestorben?

Das verrät uns die Pilnacek-Smartwatch!

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War Pilnacek in seiner Todesnacht doch nicht allein?

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Vielleicht noch ergänzend:

Gleich vier Polizeibeamte, darunter Bundespolizeichef Michael Takacs, wollen Pilz’ Buch Pilnacek - Tod des Sektionschefs vom Markt nehmen lassen.

Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000282851/pilnaceks-witwe-wollte-vor-gericht-nicht-sagen-wer-bei-handyvernichtung-dabei-war?ref=article

Ăśbrigens soll Pilnacek auf dem RĂĽcken, mit dem Gesicht nach oben, im seichten Wasser gelegen haben, die Stelle an derer Suizid begangen haben soll, ist eher ungeeignet.

dass der Donauarm, in dem Pilnacek gefunden wurde, recht seicht und ruhig ist. Am Tatort fanden sich Fußabdrücke, die Pilnacek eher nicht zugeordnet werden konnten. Die Notärztin sprach gegenüber dem »Standard« davon, dass sie solche Wunden »noch nie gesehen habe«, und dass ihre Anregung einer Obduktion auf »massiven Widerstand« der Polizei getroffen sei.

Quelle: https://www.spiegel.de/ausland/oesterreich-neue-thesen-zum-mysterioesen-tod-des-justizbeamten-christian-pilnacek-a-99dad679-02f2-4ac0-970f-d4b548e492b7


Lauter Wunderlichkeiten in diesem Fall, jedenfalls hätte eine korrekte und umfassende Untersuchung stattfinden müssen mEn - schliesslich war er ein hoher und einflussreicher Beamter der österreichischen Justiz.

Nicht umsonst ist Wien die Hauptstadt der Spione. Da braut sich etwas im Hause Ă–sterreich zusammen...

klara.verstand schrieb am 09.07.2025:Dass C. List das Smartphone vernichtet hat, lässt sich mit der österreichischen Tradition erklären, Inhalte daraus abzugreifen (Causa Ott), zu verkaufen und zu leaken und isolierte Verdachtsmomente gegen alle Welt in den Raum zu stellen.

Oder damit, dass Chats noch andere Dinge auslösen und ans Licht bringen können.

Die bisher bedeutendsten Funde machte man bei Thomas Schmid, der einst im Finanzministerium als Generalsekretär tätig war. Nach der ersten Durchsuchungswelle in der Causa Casinos, die den einstigen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache betraf, war Schmid offenbar nervös. Er wollte seine Daten löschen, vergaß aber, ein Backup zu löschen. Dort fanden Ermittler zahlreiche Kommunikationen mit Unternehmern wie Siegfried Wolf, mit dem damaligen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), dessen Umfeld und so weiter. Die Schmid-Chats lösten mehrere bedeutende Verfahren aus, unter anderem die Inseraten- und Umfragenaffäre, die den Rücktritt von Kurz nach sich zog.

Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000133753280/welche-chats-die-heimische-politik-erschuettern

Felix80 schrieb:Nicht umsonst ist Wien die Hauptstadt der Spione. Da braut sich etwas im Hause Ă–sterreich zusammen...

Ach ja, im Land in dem Laptops mit dem Kinderwagerl spazieren geführt werden (Blümel), Beamte die zur Hausdurchsuchung kommen mit Kaffee und Kuchen begrüsst werden (Tojner) und dem Ex-Kanzler dem als Alternative „Alkohol oder Psychopharmaka“ einfallen, bei dem die armen (Kinder) halt Hamburger essen sollen (Nehammer)…. Der Ex-Kanzler davor darum bittet ein Bundesland aufhetzen zu dürfen… (Kurz)

Hat ein bisserl Glanz und Glorie verloren die Spionagehauptstadt…

Wenn man eh nichts (mehr) erwartet und dennoch enttäuscht wird ;)

Es gibt ja nicht nur das Buch von Peter Pilz ("Pilnacek. Der Tod des Sektionschefs").

Gernot Rohrhofer, der in "Er muss weg! Der Fall Pilnacek" wesentlich moderatere SchlĂĽsse zieht als Pilz,
hat selber in Interviews zugegeben, dass er bei Recherchen Berichten begegnet sei,
dass Pilnacek sich in seiner Todesnacht mit einer Gruppe von Männern getroffen habe.
Er meinte aber, diese Gerüchte hätten keine ausreichend soliden Grundlage.

Vielleicht doch - wenn ich mir jetzt die Smartwatch-Auswertungen anschaue!?

Es sieht auch so aus - was zu vermuten war - dass der USB-Stick mit den Smartwatchdaten manipuliert war:

https://www.derstandard.de/story/3000000284949/wksta-entdeckte-geloeschte-daten-file-des-landeskriminalamts-bei-pilnacek-daten

Interessant in dem Zusammenhang auch, dass die ÖVP noch im Herbst letzten Jahres der WKSTA die eigenständige Geräteauswertungen entziehen wollte. Sie wollte dies nur noch durch die Polizei durchführen lassen.

Allerdings dürfte es doch zu keiner Trennung bei der Aufbereitung und Auswertung von Datenträgern kommen und die Staatsanwaltschaft Herrin des Verfahrens bleiben. Gegen zuvor gewälzte Pläne, Kompetenzen an eigene Einheiten der Polizei zu verlagern, hatte es zuletzt Proteste aus der Justiz gegeben.

Quelle: https://orf.at/stories/3376542/

Momjul schrieb:Es sieht auch so aus - was zu vermuten war - dass der USB-Stick mit den Smartwatchdaten manipuliert war:

Zumindest wird das ein Thema sein müssen was da passiert ist - auffällig auch hier mEn der Zeitpunkt dieser temporären Datei:

„Jemand hat auf dem Stick, wo die Sicherung liegt (nicht auf der Uhr) eine Excel Datei mit dem Namen „Report Gelöschte Daten“ angelegt. Beim Abziehen des Sticks vom Computer war diese Datei in Excel am Computer noch offen, deshalb wurde sie nicht gelöscht. Erstellt wurde diese Datei am 24.6.2024 um 17:07 Uhr.“

…

Am 24. Juni lag die Sicherungskopie der Pilnacek-Smartwatch im Landeskriminalamt in St. Pölten. Am 17. Juni hatte Pfandler dem BAK die Herausgabe der Smartwatch-Daten verweigert.

…

„Alle anderen Dateien weisen Erstellzeitstempel im Intervall 2024-01-03 14:22:21 bis 2024-01-03 14:40:35 aus.“ Am 2. Jänner 2024 hatte das Bundeskriminalamt von 13.02 bis 14.44 Uhr eine Sicherungskopie von Pilnaceks Smartwatch erstellt und abgespeichert. Auf 1275 Seiten hatten sie in dieser einen Stunde und 42 Minuten alles, was im Jänner 2024 noch auf Pilnaceks Galaxy Watch 3 war, kopiert und am 3. Jänner auf den USB-Stick überspielt.

Alle Zeitstempel von der Erstellung der Kopie stammen von diesem Tag – mit einer Ausnahme: dem 24. Juni 2024.

Quelle: https://zackzack.at/2025/08/26/pilnacek-smartwatch-geloeschte-daten

Man muss davon ausgehen, dass dem toten Pilnacek die Smartwatch abgenommen ist, als die Leiche schon in Obhut der Polizei war, und dann Daten darauf manipuliert worden sind. Das muss bereits am Tage seines Todes oder kurz danach passiert sein.