CaiaLia schrieb: Mich verwundert es, dass hier noch niemand auf den Fall Fridolin Pfanner verwiesen hat.
FP war ein angesehener Bankmitarbeiter, zuverlässig, erfolgreich, dazu eine Partnerin, ein Freundeskreis und (Musik-)Verein.
An ihn habe ich tatsächlich gedacht - aber sein Verschwinden war ja relativ genial geplant und kam so überraschend, dass man einfach von einem Verbrechen ausging und dann überrascht wurde, dass es keins war. Hier könne ja alles oder nichts passiert sein: Suizid - Unfall - Mord - freiwilliges Verschwinden. Bei Pfanner war ja das spannende, dass man ziemlich klar dachte, dass Mord das Szenario war und von freiwilligem Verschwinden überrascht wurde.
Grillage schrieb: Wobei er da dann ein konkretes Zeil, also einen ganz bestimmten Trinkkumpel oder ein bestimmte Kneipe im Blick gehabt haben müsste, weil er schon maasiv drauf bestanden hat, unbedingt in Augsburg aussteigen zu wollen. Was ja eben im Anbetracht der Entfernung zum Wohnort durchaus ein Problem bzw. einen großen Aufwand für die Rückfahrt am nächsten Morgen bedeutet hat.
Das ist auch irgendwie spätpubertär. Er war nun schon den gesamten Tag mit dem Freund unterwegs. Wen er jetzt noch die Nacht durchmacht, ist das Wochenende irgendwie gelaufen, ohne dass Familienleben etc. stattfand. Daher kann ich auch die Einschätzung, er sei ein guter Vater gewesen, nicht teilen.
brigittsche schrieb:Naja, aber wenn man von dem Szenario ausgehen will "der hat sich abgesetzt" (evtl. auch noch mit der wenn auch unrealistischen Ergänzung "und lebt bis heute irgendwo versteckt"), dann ist das aber schon mehr als ein "Tunnel".
Mit Tunnel habe ich mehr gemeint, dass er auch Suizid begangen haben könnte. Er trinkt, bekommt den Moralischen und setzt seinem Leben in Augsburg ein Ende - nur ist die Innenstadt dort vermutlich ein denkbar schlechter Ort und der Lech läuft bestimmt noch durch zig Wehre, die eine Leiche zu Tage bringen.
brigittsche schrieb: Oder anders ausgedrückt: Da wäre mit nüchternem Kopf und der überraschenden Feststellung, dass man dummerweise auch im sonnigen Spanien a) für sein Geld arbeiten muss und b) ohne solches auch dort das Leben eher unangenehm ist, schon wieder die Sehnsucht nach zu Hause aufgekommen.
Ich glaube nicht, dass er von einer Auswanderung einen Vorteil gehabt hätte: Dort hat er im Arbeitsmarkt ja ein Problem mehr: Er kennt die Umstände nicht, spricht die Landessprache vermutlich nicht - eher ein "Ausweichtraum".
louis1949 schrieb:Offenbar war Demel ein liebenswerter Mensch, aber wohl auch ein Individualist in vielerlei Hinsicht. Etwa was seine Hobbys angeht und den Umgang mit seinen Mitmenschen. Bei der Arbeit scheint er einen sehr guten Ruf genossen zu haben.
So liebenswert wird er aber nicht dargestellt, vielleicht hatte er im direkten Kontakt einen guten Unterhaltungswert, ja. Aber weder Freund, noch Frau, noch Kind werden im Filmfall fair behandelt.
Grillage schrieb:Finde ich krass, für mich ist das in dem Film total gegenteilig rübergekommen. Wenn ich ihn nach dem Sehen des Films beschreiben müsste, wären "zuverlässig" und "clever" so ziemlich die letzen Eigenschaften, die mir in den Sinn kämen. Gleich zu Beginn des Filmes erklärt er der Freundin ziemlich nebenbei, dass er anders als offenbar verabredet den Sohn nicht abholen kann, den Führerschein hat er "verloren" und beim Ausflug mit dem Freund setzt er sich ab und taucht sturzbetrunken und schwankend wieder auf. Das alles würde ich jetzt eher als Hervorhebung seiner Unzuverlässigkeit verstehen.
So geht es mir auch. Aber auch die Freundin kommt schlecht weg. Hier sind ja beispielsweise einige Zitate im Thread, die doch darauf hinweisen, dass er Giftschlangen im Haus hatte. Das ist mit einem 5jährigen Kind ohnehin ein hohes Risiko. Ich habe durch Bekannte etwas Einblick in die (heutige) Szene, da ist es bei allen Schlangenhaltern von Giftschlangen so, dass sie im Keller eine Sicherheitstür verbaut haben und die schließen. Kommt es zu einem Unfall, weiß man wenigstens, dass sich die Schlange in dem einen Raum befindet. Daher ist es mehr als leichtsinnig, bei offener Kellertür mit den potentiell tödlichen Tieren zu hantieren. Ich würde auch nicht wollen, dass jemand, der gerade noch tote Mäuse angefasst hat und eventuell Giftschlangenexkremente aus dem Terrarium geräumt hat, ohne Händewaschen die Wurst beim Abendessen anpatscht. Sie wirkt ja wie eine Mutter, die ein Querulantenkind maßregeln muss.
brigittsche schrieb:Das denke ich auch. Aber hier ging es ja darum, warum die Angehörigen nicht im Nachhinein die Öffentlichkeit mobilisiert haben um ihn zu finden. Und da ist es dann schon vorstellbar, dass man nach dem Grundsatz handelt: "Der kann mir gestohlen bleiben, haut einfach ab und lässt mich mit dem Kind einfach sitzen, der ist für mich gestorben!"
Das zeigt doch, dass es am Anfang für alle im Bereich des Möglichen schien, dass er eben eine Partynacht hinter sich hatte und irgendwo bei entfernten Bekannten versumpft war. Da möchte man keine Öffentlichkeitsfahndung, die Leute erinnern sich ja noch Jahre später daran.
goldenerReiter schrieb:ich frage mich übrigens was gewesen sein könnte wenn man ihn in seinem stark alkoholisierten Zustand vielleicht auch ein bischen pöbelig und dazu noch auch eventuell mit nicht gerade viel Geld in der Tasche erst gar nicht in diverse Lokale in Augsburg reingelassen hat?
Das hätte ziemlich gut sein können - zudem. Vermutlich wäre gegen 4 oder 5 Uhr Schluss gewesen. Er ist Ende Oktober verschwunden. Da ist es nachts bitterkalt. Von 4 bis 9 Uhr kann sehr lang und ungemütlich sein. Seltsam.