Mord an Frauke Liebs

Das denke ich auch, dass es eine Zwischengeschichte gegeben haben muss.
Diese Disco auf dem einen möglichen Heimweg würde da doch perfekt passen. F war ja selbst öfter dort und kannte somit andere Stammgäste- wenn auch nur vom Sehen.

karajana schrieb:könnte in einer Bar einfach zwei Bier geholt haben und sich dann mit ihr auf eine Parkbank gesetzt haben. Dort hat man dann getrunken und sich unterhalten.
Es war ja Sommer und noch warm.

Die Idee nach Nieheim zu fahren entstand dann aus dem Gespräch und der Laune heraus, aus welchen Gründen auch immer.

Ohnehin glaube ich nicht, dass sie direkt in ein Auto gestiegen ist und beide sofort nach Nieheim gefahren sind.
Da muss es noch irgendeine Geschichte "dazwischen" geben.

Sehr interessante Gedanken! Und auch wesentlich realistischer, als dass sie sofort in ein Auto eingestiegen ist.
Aber müsste es dann keine Zeugen gegeben haben, die sie gesehen hätten...?
Ich weiß nicht wann die ersten Photos von Frauke nach dem Verschwinden veröffentlicht wurden?
Aber gut, es war ja auch nach 23 Uhr und schon dunkel...

curious13 schrieb:Diese Disco auf dem einen möglichen Heimweg würde da doch perfekt passen. F war ja selbst öfter dort und kannte somit andere Stammgäste- wenn auch nur vom Sehen

Ich kenne mich mit den Örtlichkeiten nicht aus, könnte mir aber auch vorstellen, dass sie jemand traf den sie aus der Disco kannte, jemand der auf dem Weg dorthin war oder sich davor aufhielt.

Auschliessen kann man aber wahrscheinlich, dass sie in die Disco gegangen ist. Dann würde man sich sicher an sie erinnern, vor allem wenn sie öfter dort war.

Maria78 schrieb:Aber müsste es dann keine Zeugen gegeben haben, die sie gesehen hätten...?
Ich weiß nicht wann die ersten Photos von Frauke nach dem Verschwinden veröffentlicht wurden?
Aber gut, es war ja auch nach 23 Uhr und schon dunkel...

Die Fotos wurden meines Wissens schon am nächsten Tag veröffentlicht.
Man darf aber nicht vergessen, man hat hauptsächlich nach Frauke alleine Ausschau gehalten.

Wenn sie in Begleitung war, die beiden etwas abseits saßen und er ihr vielleicht noch seine Jacke gegeben hat, da es kühl wurde, konnte man sie auch nicht mehr an dem roten Shirt erkennen.

Und Gesichter erkennt man nachts im Dunkeln ja auch nur aus der Nähe.

karajana schrieb:Ich kenne mich mit den Örtlichkeiten nicht aus, könnte mir aber auch vorstellen, dass sie jemand traf den sie aus der Disco kannte, jemand der auf dem Weg dorthin war oder sich davor aufhielt.

Auschliessen kann man aber wahrscheinlich, dass sie in die Disco gegangen ist. Dann würde man sich sicher an sie erinnern, vor allem wenn sie öfter dort war.

Die Disco ("Capitol") war an dem Abend geschlossen.

Ich denke oft an eine Sache, die mir als Kind passiert ist. Ich war mit meiner Oma oft in einem Wald spazieren, wo angrenzend ein altes, bisschen verwahrlostes Haus stand, wo ein sehr altes Ehepaar lebte - man kannte sich vom sehen. Eines Tages kam der alte Mann auf uns zugelaufen und sagte, seine Frau wäre gestürzt, ob wir helfen könnten, sie wieder in den Rollstuhl zu setzen. Wir sind also mit in das Haus, meine Oma hat dem Mann geholfen, die Frau wieder in den Rollstuhl zu setzen, dann fragte die Frau, ob meine Oma nicht, wenn sie schon da sei, dies und jenes kurz noch helfen könne, ob ich nicht noch mit den Katzen spielen will, ob wir nicht noch einen Tee wollen, wir könnten doch nicht einfach so gehen, man wolle uns ja für die Hilfe danken, „nur noch ein Glas Tee“, usw. - aus Höflichkeit blieben wir noch, aber es war offensichtlich, dass die beiden uns nicht gehen lassen wollten. Und meine Oma war sehr freundlich und hilfsbereit. Ich denke oft, hätten die uns was Böses gewollt, eine Waffe oder Medikamente gehabt, einen jüngeren Verwandten, der zufällig vorbei kam - man hätte nie die Verbindung hergestellt. Und: Wir sind zunächst freiwillig und „gern“ dort gewesen, bis es uns unangenehm wurde.

Warum erzähle ich das? ;) Weil ich mich frage, ob es in diesem Falle so gewesen sein könnte - erst freiwillig und hilfsbereit „gern“ da gewesen, dann subtil zum bleiben überredet, ein bisschen emotional erpresst, dann „nur noch heute, morgen kannst du gehen“. „Und bitte sag es keinem, morgen kannst du nachhause, du kannst auch anrufen und Bescheid sagen.“ Es würde für mich zumindest einiges erklären, wenn auch nicht alles. Vielleicht war es einfach eine fremde Person (oder jemand vage vom sehen bekanntes), die bei etwas Hilfe benötigte/Rat suchte, und es hat sich von einem Tag auf den anderen gezogen, ohne, dass es von Anfang an so geplant war?

@ Minderella,

so merkwürdig diese Geschichte ist, so wenig passt sie zu dem hier vorliegenden Fall. Ich denke, man sollte Ereignisse, die für sich genommen eine eigenartige Wendung beinhalten, wie in dieser Begebenheit mit diesem einsamen alten Pärchen, was ihre Dankbarkeit schlecht ausdrücken kann, für sich selbst sprechen lassen.

Ich glaube, Frauke Liebs ist nicht an ihrer Hilfsbereitschaft zugrunde gegangen, sondern wurde von einem durchtriebenen Täter oder mehreren Tätern in eine Falle gelockt, und es ging diesem Täter nur um seinen eigenen Vorteil - Frauke war nur Mittel zum Zweck.

Konnte der Todeszeitpunkt eigentlich anhand der sterblichen Überreste bis auf Tage genau eingegrenzt werden?
In öffentlichen Artikeln wird als Todesdatum meist das Datum des letzten Kontakts genannt.

@Eifel86
Nach Monaten kann man das nicht mehr genau sagen. Nur dass es halt mehrere Monate her ist. Also um den Zeitpunkt des letzten Anrufs. Aber ob sie noch zwei Tage länger gelebt hat, wird man nicht mehr feststellen können.

@FritzPhantom
Dankeschön für die Erklärung.

Minderella schrieb:Weil ich mich frage, ob es in diesem Falle so gewesen sein könnte - erst freiwillig und hilfsbereit „gern“ da gewesen, dann subtil zum bleiben überredet, ein bisschen emotional erpresst, dann „nur noch heute, morgen kannst du gehen

Zumindest könnte ich mir vorstellen, dass Frauke über die Masche "geködert" wurde. "Ich brauch jemanden zu reden, magst du noch auf ein Bier mitkommen".
Dass er sie damit tagelang hält, glaub ich eher nicht. Ich denke es ist dann schnell in etwas unfreiwilliges übergegangen.

Scott78 schrieb:So willenlos wie das hier manche darstellen wollen, macht GHB nicht.

Was genau wird eigentlich hier gerade thematisiert?
Eine ganz bestimmte Substanz (GHB?), oder jene sogenannten "K.-o.-Tropfen", die mannigfaltig variativ sind?

Ich habe gerade ein sehr berührendes Interview aus 2020 von Fraukes Mutter auf Radiowestfalica gehört. Sie hat letztes Jahr Akteneinsicht beantragt. Zum einen, weil sie jetzt erst in der Verfassung dazu sei und zum anderen, weil sie pensioniert sei und einfach die Zeit habe, sich die Akten in Ruhe anzuschauen.

Frau Liebs glaubt nicht an das perfekte Verbrechen. Sie geht davon aus, dass irgendwo der Schlüssel ist, vielleicht nur ein kleiner Baustein, den man mit alten Kenntnissen kombinieren muss, um den Fall doch noch aufzulösen.

Sie hofft auf Mitwisser (bewusste oder unbewusste), die den Täter entweder schützen wollten oder die erst rückblickend bestimmte Vorkommnisse in ihrem damaligen Umfeld kombinieren.

Frau Liebs sagt, dass sie nicht an ein geplantes Verbrechen glaubt. Vielmehr müsse im Laufe der ersten Nacht etwas passiert sein, dass den Täter dazu veranlasste Frauke nicht gehen zu lassen. Den Entschluß sie zu töten, habe der Täter irgendwann gefasst, um einen persönlichen Nachteil abzuwenden.
Am Ende des Interviews richtet sie persönliche Worte an einen möglichen Mitwisser. Sinngemäß sagt sie, schützen sie nicht den Täter, denken Sie an das Opfer und die Familie. Der Täter hat möglicherweise bis jetzt ein gutes Leben geführt, hat vielleicht selber Kinder. Fraukes Familie hingegen muss immer noch leiden.

In erster Linie möchte sie wissen, warum der Täter den Entschluss fasste, Frauke zu töten und sie nicht frei ließ. Dann erst geht es ihr um die Bestrafung des Täters.

Das Interview ist sehr berührend. Ich hoffe, dass sie Akteneinsicht bekommen hat. Weiß das hier vielleicht jemand?
Sie steht immer noch im Kontakt mit dem Östermann. Für den muss es schlimm gewesen, berichtet sie, in den Ruhestand gegangen zu sein, ohne den Fall gelöst zu haben.

Maria78 schrieb:Frau Liebs sagt, dass sie nicht an ein geplantes Verbrechen glaubt. Vielmehr müsse im Laufe der ersten Nacht etwas passiert sein, dass den Täter dazu veranlasste Frauke nicht gehen zu lassen. Den Entschluß sie zu töten, habe der Täter irgendwann gefasst, um einen persönlichen Nachteil abzuwenden.

Damit teilt sie meine Vermutung.
Ich glaube an genau dieses Szenario.

Maria78 schrieb:Das Interview ist sehr berührend. Ich hoffe, dass sie Akteneinsicht bekommen hat.

Ich hoffe (auch für die Angehörigen), dass unsere Behörden die Mittel bekommen, solche Fälle auch nach Jahren nicht "vergessen zu müssen". Also, dass ausgebildetes Personal weiter ermitteln kann, wenn es dazu entsprechende Ansätze gibt.
In diesem Fall scheint es offenbar aber aktuell leider keine Ansätze zu geben.

Eifel86 schrieb:Ich glaube an genau dieses Szenario.

Beim Glauben ist wie bei der Kunst. Ohne einen Empfänger hat es keine weitere Bedeutung.
Die Kunst wäre hier, den "persönlichen Glauben" auch anderen vermitteln zu können.

AnNevis schrieb:Die vermittelte "Kunst" wäre hier, den "persönlichen Glauben" anderen auch vermitteln zu können.

Das hatte ich ein paar Seiten zuvor bereits versucht.

Letztendlich sollte der Glaube aber auch frei empfunden werden dürfen und sollte nicht erzwungen werden.
Soll jeder das glauben, was für ihn am schlüssigsten erscheint.
Für mich ist dies die einzige Theorie, die alle offenen Fragen beantwortet.

Maria78 schrieb:Ich habe gerade ein sehr berührendes Interview aus 2020 von Fraukes Mutter auf Radiowestfalica gehört. Sie hat letztes Jahr Akteneinsicht beantragt. Zum einen, weil sie jetzt erst in der Verfassung dazu sei und zum anderen, weil sie pensioniert sei und einfach die Zeit habe, sich die Akten in Ruhe anzuschauen.

§ 475 StPO - Auskünfte und Akteneinsicht für Privatpersonen und sonstige Stellen

(1) 1Für eine Privatperson und für sonstige Stellen kann unbeschadet des § 57 des Bundesdatenschutzgesetzes ein Rechtsanwalt Auskünfte aus Akten erhalten, die dem Gericht vorliegen oder diesem im Falle der Erhebung der öffentlichen Klage vorzulegen wären, soweit er hierfür ein berechtigtes Interesse darlegt. ...

Quelle: https://dejure.org/gesetze/StPO/475.html

Ob der Anwalt von Frau Liebs Akteneinsicht bekommen hat, wissen wir nicht.

Der Fall Frauke ist bereits in die Cold-Cases-Datenbank aufgenommen worden:

Bereits seit 2017 baut das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt (LKA) eine Datenbank für ungeklärte Tötungsdelikte auf. In diese Cold Cases-Datenbank sollen alle ungelösten Tötungsdelikte aus den vergangenen 50 Jahren aufgenommen werden. Alleine seit 1970 sind das insgesamt 1.160 Fälle, die von LKA-Fallanalytikern digital erfasst und anschließend analysiert werden. Bislang wurden 261 Fälle in die Datenbank aufgenommen und 23 Fälle neu aufgerollt.

Auch aus OWL sind einige Fälle unter den Cold Cases. Zum Beispiel der Mord an der Schwesternschülerin Frauke Liebs, die 2006 während der WM in Paderborn verschwand. ...

Quelle: https://www.lz.de/owl/23061290_Ungeloeste-Mordfaelle-in-NRW-Polizei-setzt-auf-pensionierte-Ermittler.html

Eifel86 schrieb:Letztendlich sollte der Glaube aber auch frei empfunden werden dürfen und sollte nicht erzwungen werden.
Soll jeder das glauben, was für ihn am schlüssigsten erscheint.
Für mich ist dies die einzige Theorie, die alle offenen Fragen beantwortet.

Wir wissen eben leider nicht wirklich viel. Das ist das Problem und Ursache für persönliche Mutmaßungen oder auch einem Glauben.
Und auch ich habe fragend so manch Mutmaßungen. Diese sind aber derart "mit der heißen Nadel gestrickt", dass ich diese entsprechenden immer auch einnorde. Daran "glauben" werde ich daher nicht, da ich auch nicht derart die Wahrscheinlichkeit faktisch einordnen kann.
Oder anders: Ich "glaube" nicht (bzw. bin nicht davon überzeugt), dass meine (in welcher Richtung auch immer) Mutmaßungen eine bedeutende Relevanz in der Sache haben. Dafür sind die bekannten Indizien/Fakten einfach zu dünn ... auch nach derart vielen Jahren ohne neuen Ermittlungsergebnisse.
Über den Fall sich nachdenken austauschend, interessiert mich aber dennoch.